da auch mildernde Umſtände zugebilligt wurden, eine Gefängnißſtrafe von 2 Jahren gegen ſie erkannt, ebenſo zahlt ſie die Koſten. Ruhig wie ſie den Plai⸗ doyer's des Staatsanwalts und ihres Verheidigers gefolgt, hörte ſie das Urtheil an, nur hin und wieder einen ſchmerzlichen Blick nach der Richtung werfend, wo Weſtermann ſtand. 12. Fall. Marie Heller 38jährige Näherin von Weinheim wegen Brandſtiftung. Es wird den Geſchworenen eine Schuldfrage geſtellt. Herr Staats⸗ anwalt Duffner vertritt die Anklage, während Herr Anwalt Geismar die Vertheidigung führte. Die Geſchworenen verneinten die Schuldfrage, worauf Freiſprechung erfolgte. 13. Fall. Jakob Röth, 32 Jahre alt, Tag⸗ löhner von Altlußheim, wegen Meineids und Jakob Seemuth, 31jähriger Taglöhner von da wegen An⸗ ſtiftung hierzu. Die Geſchworenen bejahten die Schuldfrage bezüglich des Angeklagten Röth, ver⸗ neinten die Schuldfrage bezüglich des Angeklagten Seemuth, worauf Röth wegen wiſſentlichen Mein⸗ eids in eine Zuchthausſtrafe von 3 Jahren und 5 Jahre Ehrverluſt verurtheilt wird. Außerdem wird gegen ihn dauernde Eidesunfäbigkeit ausgeſprochen und trägt er die Hälfte der Koſten. Der Angeklagte Seemuth wurde freigeſprochen. * Ladenburg, 8. Juli. (Einderſegen.) Wie ein Lauffeuer durcheilte heute morgen die Kunde die Stadt, daß eine Mutter dieſe Nacht von drei kräftigen Mädchen entbunden wurde. Anfänglich wurde dieſe Nachricht mißtrauiſch auf⸗ genommen, es iſt jedoch die reinſte Thatſache. Die Empfindungen bei dieſem Ereigniß waren ſehr ver⸗ ſchieden. Ein Theil kratzt hinter den Ohren in banger Erwartung was kommen wird, der andere heil nahm es hin mit frommen Wünſchen. — Mannheim, 7. Juli. Geſtern Nach⸗ ittag iſt beim Baden im Rhein, in der Nähe von eckarau, ein neun Jahre alter Knabe, Namens acker von Neckarau ertrunken. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht aufgefunden werden. N — Schwetzingen, 8. Juli. Die Gemein⸗ n Schwetzingen, Brühl, Friedrichsfeld, Ketſch und lankſtadt beabſichtigen die Errichtung einer gemein⸗ men Ortskrankenkaſſe nach § 43 Ab. 1 des Reichs ⸗ geſetzes über die Krankenverſicherung der Arbeiter. Ueber dieſe Anoelegenheit wird am nächſten Mittwoch der Bürgerausſchuß Beſchluß zu faſſen haben. — Neckarbiſchofs heim, 3. Juli. Unſere Stadt beging geſtern unter allgemeinſter Theilnahme des Bezirks in erhebender Weiſe ein Freuden⸗ und Ehrentag, das Feſt der Wiedererrichtung des Gr. Amtsgerichts dahier. Vor allem prangte das in jugendlicher Schönheit erſtrahlende neue Gerichtsge⸗ bäude in ſtolzeſtem Feſtgewande und von ihm zum Rathhaus glich die Hauptſtr. einer via triumpha- lis. Schon in der Frühe des eigentlichen Feſttages belebten ſich die Straßen mit frohgeſinnten Feſttheil⸗ nehmern und wurde das Bild ein noch farbenrei⸗ cheres, als um 9 Uhr eine Muſikkapelle ihre heitern Weiſen durch die Stadt marſchirend, ertönen ließ. Nachdem ſchon Abends zuvor der Vertreter der Staats⸗ regierung, Miniſterialrath Dr. von Jagemann, hier eingetroffen war, verſammelten ſich dieſer und die übrigen geladenen Feſtgäſte um 11 Uhr im Rath⸗ hausſaale hier. Vom Rathhaus bewegte ſich dann der Feſtzug unter Vorantritt einer Abtheilung Feuer⸗ wehr mit Muſik, an die ſich die Vertreter der Staats⸗ regierung, der Stadtvorſtand, Bürgermeiſter Neuwirth, die übrigen Feſigäſte, die Bürgermeiſter des Bezirks, der hieſige Gemeinderath, die Geiſtlichkeit, das Feſt⸗ komite und die hieſige Einwohnerſchaft, dazwiſchen auch der Kriegerverein und der Geſangverein Sing⸗ verein mit ihren Fahnen, anſchloſſen, unter Böller⸗ ſalven nach dem neuen Amtsgerichtgebäude, woſelbſt in dem prachtvoll verzierten Schöͤffengerichtsſaal der eigentliche Feſtakt und die Konſtituirung des neuen Amtsgerichts vor ſich ging. — Altona, 4. Juli. Vor dem hieſigen Schwurgericht hatten ſich heute die Arbeiter, die vor einigen Wochen die Demonſtration in Friedrichsruhe in Scene geſetzt hatten, wegen Aufruhr und Beam⸗ tenbeleidigung zu verantworken. Sämmtliche fünf Angeklagte werden zu je 4 Monaten Gefängniß ver⸗ urtheilt, von welcher ein Monat Unterſuchungshaft in Abrechnung gebracht wird. Der Staatsanwalt hatte 6 Monate bis 1 Jahr beantragt. §) Ladenburg, 7. Juli. Abermals wären wir in der Lage heute einen „Conſum⸗Artikel“ von Stappel laufen zu laſſen, als Erwiederung auf den Conſum⸗Artikel in Nr. 53 d. Bl.; allein da die Sache ſich zu ſehr hienausziehen würde, zogen wir vor, kurz auf das Thema zurückzukommen. Es muß von jedem Geſchäftsmann offen zu⸗ geſtanden werden, doß durch die Entſtehung der Conſumvereine der Preis der betr. Artikel etwas herunterging, jedoch für das drücken der Preiſe hätte man keinen derartigen Verein gebraucht, dafür ſorgen die Geſchäftskollegen, man erinnere ſich nur an den ſtüheren Guanohandel. Aber die Vereine als Ge⸗ ſchäfts⸗ oder Handelsmann . 8 billigen, das iſt eine gute Zumuthung, aber noch ſtärker iſt die Zumuth⸗ ung die man an die betreffenden Unterhändler ſtellt, in einen Gallapfel zu beißen und dem Conſum⸗ Verein Waaren zu liefern. Dem einzelnen Ge⸗ ſchäftsmann iſt es auch klar, daß er gegen dieſe Vereine nicht anſtürmen kann, ſolange der Staat die Geſchäfte gut verſteuert und die Conſumvexeine nicht verſteuert und noch unterſtützt werden. Die natürliche Folge davon iſt ſonnenklar und läßt keinen andern Schlußſatz zu als den, daß man den Einen hebt auf Koſten des Andern. Die Red. 1 Hopfenbericht aus dem „Schwetzinger Wochenblatt“. — Die gegenwärtige Witterung iſt für die Hopfenpflanzen günſtig und geſtalten ſich die Aus⸗ ſichten wieder beſſer, allein in der Zeit bis zur Ernte, wenn ſie auck nicht mehr ſehr lange iſt, kann noch manche Berechnung ſich als falſch erweiſen. In Siebenbürgen treten die Blattläuſe auf, die Aus⸗ ſichten auf Frühhopfen daſelbſt ſind ſchlecht. Allent⸗ gh le 1 1 dem a e J Kelet, E fel 3 I erk 1 kleine 10 Alnaage, 1 8 her nit Vorſte * Ii Hl. halben hoͤrt man von Verkäufen, wenn dies die aufe Pflanzer nur nicht zu bereuen haben. 2 — Edingen, 3. Juli. Trotz der ungeheuren — — Hitze ſteht unſer Hopfen doch ſehr ſchön und it ez Magen eine wahre Freude, durch unſereHopfenäcker zu wandeln. mt Die Rebe iſt vollkommen geſund und ungezieferfrei 0 und hat die Stangenhöͤbe bereits erreicht. — — Horb, (Mürttemberg), 2. Julf. Während Schör des Juni hatten wir eine ſehr kalte Witterung, welche unſeren Hopfengärten ungemein zuſetzte. Seit cg, 14 Tagen haben wir eine tropiſche Hitze ohne er⸗ friſchenden Regen, welche dem Schmarotzerheer der Pflanzen zu Gute kommt, denn die Hopfen ſind in einigen Lagen von Blattläuſen ſehr geplagt. Im Ganzen, insbeſondere, wenn recht bald Niederſchläge erfolgen, können wir aber mit dem Stande der Pflanze zufrieden ſein. Neueſte Nachrichten. f Wien. 7. Juli. Die „Wiener Alg Jig.“ berichtet: Dr. Koch erklärte, die Cholera ſei aus Cochinchina eingeſchleppt und hält ihre Ausbreitung für wahrſcheinlich. i 9 Marſeille., 7. Juli. Von geſtern Abend bis heute Abend ſind hier 31 Chole ratodes fälle dor⸗ gekommen In Toulon kamen in gleicher Zeit 17 Todesfälle vor, worunter eine Krankenſchweſter. — dimir zum Wegbleiben zu rathen; und nur um die Gräfin zu beruhigen, verſprachen ſie ihn zu begleiten und wieder zurückzubringen. VI. Bei dem Weinhändlar Petrowitſch. Am folgenden Tage war das Mittagsmahl bei der Gräfin Staſia traurig. „Was können ſie wollen?“ fragte die Gräfin; ſie liebte ihren Gatten trotz der Launen und Ei⸗ genheiten, von welchen er ihr ſchon ſo viele Beweiſe egeben hatte. Um acht Uhr pünktlich wie das Schickſal, ließ Ribowski, der übrigens ziemlich heiter war, Wla⸗ dimir ſagen, daß er ihn erwarte. Serge, Parlowna und Wladimir gingen hinab. 5 „Sieh einmal!“ ſagte Ribowski, „nicht allein, u haſt Dich entſchloſſen, Du haſt auch noch Deine reunde veranlaßt?“ „Ohne Zweifel zählte man nicht auf uns?“ gte Parlowna etwas bitter. „Ribowski,“ ſagte Serge, „Du haſt ohne mein iſſen gehandelt: Du verſprachſt mir, haſt mir ſogar as Gegentheil geſchworen. Wir werden den Vorfall um Austrag bei Petrowitſch bringen.“ „Es iſt nicht der Moment zu ſtreiten, ſpäter ielleicht!“ antwortete Ribowski. Sie riefen zwei Schlitten herbei und fuhren nach dem Waſſili Oſtrow. 1 Ausnahmsweiſe, ſcheinbar wenigſtens, waren aan dieſem Abend wenig Gäſte bei Petrowiſch. Das entresol war faſt leer; aber es gab noch einen weiten Eingang durch das Thor und wenn die Polizei zufällig einen Blick in die Keller geworfen hätte, ſo würde ſie durch den Anblick, der ſich ihr bot, nicht wenig überraſcht geweſen ſein. Ungefähr vierzig Studenten, oder beſſer geſagt Nihiliſten, waren da verſammelt beim trüben Schein von mit ſchlechtem Petroleum aufgehängten Lampen. Die Geſellſchaft war ſichtbar in Erwartung; man rauchte, ſprach ſehr laut, ſtellte Wetten an. „Er wird nicht kommen; er wagt es nicht zu kommen.“ „Serge muß raſend ſein.“ „Und Par⸗ lowna“, ſagten die Frauen, „die muß wie eine wüthen⸗ de Hündin die Zähne fletſchen.“ Bald wurde es ſo ziemlich ſtill in der Verſamm⸗ lung, Ribowski trat mit Wladimir ein, hinter ihnen Serge und Paxlowna. Eine gewiſſe Stille herrſchte plotzlich in der Verſammlung: die Neuhinzugekommenen fühlten, unbeſtimmt ſich angeklagt, und die Nihiliſten, auf dem Punkte, die Ankläger zu ſpielen, waren verlegen. Ribowski brach die Bahn, indem er ſich ent⸗ ſchloſſen in die Mitte ſtellte und während dem alle Andern ſitzen blieben, ſtehend rief: „Meine Freunde, die Thüre iſt geſchloſſen, Petrowitſch ſelbſt wird nicht eintreten, ſo laßt uns reden. Wir ha ben keine Zeit zu verlieren. Ihr wißt, was in den verſchiedenen Comitee's beſchloſſen wurde, von denen Ihr ſo zu ſagen nur die öffiziellen De⸗ legirten ſeid. Vorerſt eine Erklärung, wir haben mit Umgehung von Serge und Parlowna gehandelt, weil es uns geſchienen, daß auch ſie ohne uns han⸗ delten. Wir halten ſie nicht für verdächtig, im Ge⸗ gentheil, wir wollen gerne ihrer Leitung folgen, aber hoffen, Sie werden eine Warnung darin ſehen, daß wir die Initiative ergriffen haben.“ Dieſe Worte riefen eine lebhafte Zuſtimmung hervor. Weder Serge noch Parlowna fanden es am Platze zu antworten. „Was Wladimir anbelangt, ſo danken wir ihm für ſein Kommen. Wir begreifen, daß er uns nicht gerne bei ſich empfängt, es würde ihn und uns kom⸗ bromittiren. Aber er muß einſehen, daß, wenn er ſich immer von ſeinen Brüdern entfernt hält er nicht mehr von dem Stand ſeiner Geſchäfte und ſeinen Pflichten unterrichtet ſein kann, die ihm feine Stellung auferlegt, er wird bald nicht mehr wiſſen, welches die Bedürfniſſe der Revolution find. „Wir werden das Programm bon Zürich vor⸗ leſen. Sodann werden wir einige Fragen an Wla⸗ dimir ſtellen, ihm ſeine Verpflichtungen vorhalten.“ Nachdem Ribowski geſprochen hatte, ſetzte o nein oe ſich, und ein dumpfes Geflüſter folgte ſeinen Worten. Wladimir erhob ſich und antwortete: „Mir ſcheint die Art des Verfahrens gegen mich eine allzu knappe. Man behandelt mich wie eine Sache, wie ein Objekt ... Es iſt gewiß nicht einer unter Euch, der eine ſolche Beeinkrächts⸗ gung der perſönlichen Freiheit dulden würde.“ 1 „Wladimir würde vielleicht unter anderen un ſtänden Recht haben,“ ſagte ein junges Weib mit feſter und ſehr ruhiger Stimme. „Aber heule muß er ſich die Sache ganz klar machen. Ich erinnere ihn an die Artikel des Rituals, in welchen aus: drücklich geſagt iſt, daß wir bereit ſein müßten, den heiligen Sache Alles, unſere Perſon, unſere Leiden 5 ſchaften unſere Liebe zu opfern (Fortſetzung folgt.) i f . Redaktion, Druck und Verlag von Kark Molitet, orn. f unaufen bei Ir Neue amer Jepfelſ ue rupiſche Hardi 0 eu brſtehe ch ien gen- fen, Sich 10 ga