geschickt. die Waare jedoch auf der Rechnung nur als Dünger bezeichnet mit der Bemerkung: „Der Controlle jeder Verſuchsſtation unterſtellt.“ Die 2300 Mark waren ſofort bei der Volksbank in Crefeld zahlbar und wurden auch wirklich nach Ab⸗ zug von 64 M. für Fracht von P. Gröters be⸗ zablt, über welchen Abzug ſich Nathan Rothſchild ſehr beſchwerte. Dem Käufer kam die erhaltene Waare verdächtig vor, zumal die Säcke ihr volles Gewicht von 150 Pfd. nicht hatten und es ſandte deshalb Herr Gröters einen Sack dieſes Düngers zur Unterſuchung nach Bonn. Die Unterſuchung ergab, daß die Waare feuchter Düngerayps war, welcher in dem Zuſtande wie ihn Rothſchild ver⸗ kaufte 40 Prozent Gyps und 2—2½ Prozent ſchwer lösliche Phosphorſäure enthielt. 200 Zent⸗ ner haben alſo hoͤchſtens einen Werth von 200 M. Nathan Rothſchild verkaufte ſie dagegen für 2800 Mark. Ein einfaches Rechenexempel ergibt, daß man auf dieſe Weiſe durch Verkauf von jährlich 10 Wag⸗ gons über 20,000 M. verdienen kann. Man er⸗ ſieht hieraus aufs Neue, welchen Geſahren der Landwirth ausgeſetzt iſt, wenn er ſich damit be⸗ gnügt, daß der Händler auf ſeiner Rechnung oder auch auf ſeinen Säcken den Gebalt ſeiner Waare garant'irt, ohne daß der von ihm bezogene Dünger ſelbſt einer Unterſuchung unterworfen iſt. Dieſe Unterſuchung kann allerdings der Einzelne mit feinem Quantum nicht unentgeltlich von einer Ver⸗ ſuchsſtation verlangen, ſondern er muß ſich einem Verein anſchließen, welcher dieſe Waaren in Großem bezieht. Solche Vereine ſind die landw. Konſum⸗ Vereine, deren bis jetzt 50 in unſerm Lande be⸗ ſteben. Je mehr ſich ſolche Vereine bilden, um ſo beſſer und billiger werden mit der Zeit durchſchnitt⸗ lich die Waaren und mit einem um ſo geringeren Verdienſt werden ſich die Händler beanügen müſſen, aber zum Segen und Vortheil der Landwirthſchaft. — Aus Bruchſal, 18. Juni, ſchreibt man: Unter Vorſitz des Präſidenten des Landwirtbſchaft⸗ lichen Vereins in Baden, Herrn Domänenrath Roth⸗ mann, fand vergangenen Sonntag dahier eine Verſammlung von Ausſchußmitgliedern der Be zirks⸗ vereine des Pfinzgauverbandes, beſtehend aus den Vereinen Karlsruhe, Bruchſal, Bretten, Durlach, Ettlingen und Pforzheim ſtatt. In derſelben wurde u. A. auch beſchloſſen, zur beſſeren Förderung der Rindviehzucht auch in dieſem Jahre wiederum eine größere Zahl Farren Simmenthaler Race in der Schweiz anzukaufen und im September d. Js. an die Mitglieder der landwirkhſchaftlichen Vereine zt verſteigern. Für ein etwa dabei entſtehendes Defizit werden die Bezirksvereine eintreten. Mit dem An⸗ kauf der Thiere wurden beauftragt die Herren Be⸗ zirksthierarzt Berner in Pforzheim und Traubenwirth Zorn in Neuenburg, Amt Durlach. — Reichs⸗Verſicherungs⸗Bank Bremen. Im Monat Mai c. ſind neu eingetreten 306 Mitglieder mit M. 917,000 Verſicherungskapital gegen 246 Mitglieder mit M. 792,000 des Paralell⸗Monats 1883. 5 — Eberbach, 20. Juni. Wie wir ver⸗ nehmen, findet Sonntag den 13. Juli die Grund⸗ ſteinlegung an dem Neubau der katboliſchen Kirche ſtatt. — Aus Baden, 21. Juni. In Heudorf, A. Stockach hat ſich Frau Roth, welche geiſtesgeſtört war erhängt. — Der Acciſor von Hin delwangen iſt wegen Unterſchlaaung amtlicher Gelder in das großh. Amtsgericht Stockach eingeliefert worden. — Die epfleptiſche, 59 jährige ledige Barbara Merkt von Grießen bekam jüngſt am ſog. Mühlbach einen Anfall und ertrank. — Das über Mittag am 18. d. M. leer geſtandeue Sonnenwirthshaus in Ober⸗ eſchach wurde von zwei Handwerksburſchen, die ſich eingeſchlichen hatten, ausgeplündert. — In Villingen wurde dem „Schwarzw.“ zufolge am Donnerſtag der Litograph Sattler verhaftet, der im Verdacht ſteht, in Verbindung mit dem bereits feſta⸗nommenen Schildmacher Adolf Bechtold von Deißlingen falſches Geld angefertigt zu haben. Der Erſtgenannte wechſelte jünaſthin an den Kaufmann Ladner in Deißlingen 6 Stück Fünfzia⸗ markſcheine aus; hievon veräußerte Ladner 5 Stück an die Poſtanſtaſt Deißlingen, von wo ſie als Fal⸗ ſifikate erkannt und Anzeige bievon an die Polizei⸗ behörde erſtattet, in Folge deſſen die Verhaftung er⸗ folgte. Bechtold ward flüchtig. — Bei dem Transport der Militärſträflinge in Mainz zur Arbeit machte am Samſtag früh in der Nähe des Albanusberqes an der Citadelle einer der Sträflinge den Verſuch zu entfliehen! Der den Transport begleitende Gefreite von der 8. Comp. des 88. Infanterie⸗Regiments hatte den Flüchtigen kaum wahrgenommen, als er ſein Gewehr ergriff und dem Sträfling eine Kugel nachſandte, die d⸗m⸗ ſelben durch die Wade drang; der Davoneilende brach zuſammen, erhob ſich aber ſofort wieder und eilte in ziemlich raſchem Laufe davon. Mittlerweile hatte aller der Geſreite zum zweiten Male geladen und die andere Kugel, die er ihm nachſandte, durchbohrte den Leib des Unglücklichen, der hierauf zuſammenbraz Zum Tode verletzt wurde der Strafling alsdann 0 das Militärlazareth gebracht, wo derſelbe an d haltenen Verletzungen bereits verſtorben it, 5 Flüchtling hatte eine Zmonatliche Feſtungshaft wegen Fahnenflucht zu verbüßen. — Jugendlicher Raubmörder. In Wo e wurde am 19. d. M. der 19jährige Dien Hechler von Niederklingen vom Schwurgericht zu 15jährigem Zuchthaus verurheilt, weil er auf zie einſamen Wege den 70jährigen Nic. Sattler von Breitenbrunn meichlings mit einem Stein erſchlagen und ihm das Portemonaje mit ganzen 1 Mart 4 Pf. Inhalt geraubt hatte. Er bekannte offen, daß er den Plan des Ueberfalls ſchon eine Stunde bort in einer Schänke gefaßt, wo er mit dem Ermorbelen zuſammenſaß, und kam dennoch mit 15 Joe Zuchthaus davon! — Kaiſerslautern, 19. Jun ein er ſchütterntes Drama hat ſich dieſer Tage bier ereignet. Eine arme Maurersfrau zeigte ſchon ſet einige Zeit Spuren von Geiſtesſtörung. Der Wahnſiag in der ganzen unheimlichen Bedeutung dieſes Woriez muß fich nun aber in den letzten Tagen der un⸗ glücklichen Perſon bemächtigt haben, denn ſie nahm ihre beiden Kinder im Alter von 4 Jahre being 5 Monaten führte ſie an den hieſigen Weſher, Bleh⸗ hammer genannt, band dem älteren die Augen z warf es in's Waſſer und ſprang dann mit den jüngſten auf dem Arm in das naſſe Grab, De Leichen, ein Fall, wie er erſchütternder nicht gedacht werden kann. — Ueber die bereits erwähnte Löwenſagd geh der „Rot. Zta.“ folgender aus Roſtock, den 17. Juni datirter Bericht zu: „Heute hat ſich in unſerer Nähe eine veritable Löwenjagd abgespielt Der Me⸗ nageriebeſitzer Weidauer, welcher den hieſſgen Pfingf⸗ markt beſucht batte, zog in voriger Nacht dog her nach Ribnitz und Pommern weiter. Wie wir er⸗ fahren, iſt nun beim Häſchenbuſch, eig eige eie von hier, der Wagen, in welchem ſich die oe befand, von einem nachfolgenden Wogen angefahren und dadurch der Käfig zertrümmert, ei daß die Ine ſaſſin in's Freie gelangen konnte und ſich in das nahe gelegene Holz flüchtete. Die Runde ven diem Ereigniſſe verurſachte natürlich große Aufregung in der Umge gend. Als die Nachricht im Laufes des Vormittags ſich hier verbreitete, machten dich enge geübte Schützen auf den Weg, um das Thier Aae zuſpüren. Eine Abtheilung Soldaten wurde en er⸗ nenwald, der mit ſeinen dunkeln Maſſen einen Hügel bedeckt, bald ein Fluß mit hohen Ufern, ſtehende Sümpfe, blaugraue Felſen. Manchmal leuchteten wie Blitze aus der Ferne die vergoldeten Spitzen der Kirchthürme einer Stadt, an welcher man vor⸗ überfährt, zuweilen kommt man an einer zahlreichen Heerde vorüber. die längſt der Hecke weidet, Stiere erheben brüllend ihre Köpfe. Plötzlich hält der Zug auf offenem Felde, eine ferne, wilde Muſik ertönt, man beugt ſich aus den Fenſtern und ſucht mit den Augen nach der Urſache. Es iſt eine Bande von Zigeunern, dieſe luſtigen Zugvögel. Mit Pfeifen, Flöten, Tambourin und Violinen ſtimmen Männer und Frauen zuſammen eine Meladie aus dem Fabellande an, eine phan⸗ taſtiſche, herrliſche Symphonie, ein Gemiſch von herz⸗ zerreißenden Akkorden. Töne und Verzweiflung, plötz⸗ lich unterbrochen durch heitere Lieder, Triumpfgeſänge und als Finale wie bei einem Feuerwerk, ein Regen von Noten, die in Garben und Sternen niederfallen. Der Zug ſetzt ſich gleichſam mit Widerſtreben von Neuem in Bewegung und die Lokomotive ver⸗ doppelt ihre Kraft, denn es handelt ſich darum, die verſäumte Zeit wieder einzubringen. Auf den ruſſiſchen Eiſenbahnen iſt ſolches An⸗ halten bei unvorbergeſebenen Stationen nicht ſelten; ſie unterbrechen kürzen die Länge des Wegs. Staſia und Wladimir zu einander gebeugt, lächeln ſich an; in ihren Augen ſpiegeln ſich die von der Muſik erweckten Phantaſien. Die Zeit fliegt, der Raum iſt verſchlungen! Schon nähert man ſich den großen Waldungen, die Moksau umgeben. Kaum noch zwei Stunden ſind wir von dem Ziele entfernt; von Zeit zu Zeit hält die Lokomotive noch an; dann eilen aus den Wäldern, den nahen Dörfern, aus Hohlwegen hervor Knaben und Mädchen wunderlich koſtümirt herbei, ſteigen auf die Wagentritte, ſtoßen ſich ab, ſtrecken ihre ſchön gelockten blonden Köpfe zu den Fenſtern herein und bieten den Reißenden Erdbeeren an in Körbchen von Baumrinde, einfach aber reizend in ihrer Form, her⸗ vorgegangen aus der Hand des ruſſiſchen Muſchicks, des geſchickteſten Korbflechters, den es giebt. Manche der Kinder bringen ungeheuer große Strauße von Feldblumen, üppig und farbenreich wie die Blumen der tropiſchen Gegenden; die erhöhte Gluth der Farben von Kaſchmir iſt dorten ſchon zu erkennen an dem Himmel, dem Waſſer, dem Erdreich, dem Grün und den Blumen. Schon zeigen ſich die Thürme der dreihundert Kirchen, die den Stolz und die Pracht Moskau's ausmachen; nicht ſehr entfernt erblickt man den Kreml und nabe dabei die Jvan⸗Kirche, ein mehr barocker als origineller Bau, an welchem jeder Styl vertreten iſt und der keinen eigenen beſitzt. An was denkt Wladimir? Wie fern liegt ihm Petersburg! Die griechiſche Garklche! Sein Studen⸗ tenſtübchen ? Wladimir befindet ſich in der Lage eines Menſchen, deſſen Loos ſich verändert hat, der gendthigt iſt, alle ſeine Gewohnheiten aufzugeben und im Begriff, andere anzun hmen, erſtaunt und erfreut darüber iſt, wie gut ihm dies gelingt. Er giebt ſich völlig ſeinem momentan Glücke bin und jedesmal, wenn er ſeine Augen auf die Gräfin, ſeine Frau, richtet, läßt der Gegenſatz ihn noch tauſendmal mehr ſein Glück em⸗ pfinden, Und was denkt Staſia ? So wie die Miuuten verſtreichen, geht eine Uinwandlung ihres Weſes vor ſich; ſie liebt, das iſt gewiß, ja ſie liebt Wladimir. Sie ficli glücklich, ihm alles geopfert zu haben, Glaube, Mie mögen, ſich ſelbſt, ja auch ihren Namen, indem zie ihm zu Liebe ihren Titel aufgegeben; und paz e vor allem entzückt, iſt, daß im Gegenſat zu de Ruſſen, die ſie bei dem Grafen Roſtop haſfe keen lernen, ihr Gatte ein gebildeter Mann ſſt, voll Heß Seelengröße und edlem Herzen. In ihren Auge iſt Wladimir ein Liberaler; im richtigen Momente kann er ſeinem Lande, dem Zaren, dem Adel, ſelbſt dem Volke nützlich werden. 1 „Wenn nur,“ denkt im Geheimen die fel Gräfin, „wenn es mir nur gelingt, ſeine Viebs erringen!“ Mitten in dieſen Träumereien hält der Zug wir ſind angekommen: da iſt Moskau. Beim Ausſteigen erblickt auf dem Perron des Bahnhofes Staſia ihren Intendanten, ein Deutscher wie gewöhnlich, und hinter ihm einige Schritte url einen Rieſen, Semene, den Mann ihre Amme, ein ſchlichter Landmann der Ebene, der ihre King heit beſchützte. Während der Intendant mit kriechender, unter⸗ thäniger Miene ſich nähert, befindet ſich mit eien Sprung Sémene vor dem Waggon und um Staſia beim Ausſteigen behülflich zu ſein, umfaßt er ſie mit dem linken Arme. Einen raſchen Blick ließ er über Staff und Wladimir hingleiten. Sein neuer Herr machſe ihm einen guten Eindruck, denn ein Lächeln zeigſe 18 weißen Zähne und ſein breites, ehrliches Gig erheiterte ſich. ee (Fortſetzung folgt) 0 Nedattion, Druck und Berlag von Kart Jalltes, 8 5 bone A bahen 9105 . 0e ofen guben 10 egen d 1 20 40 Schade bal, id 0 venlb it ot füt d n 100 icht un 1 — Le id gemelde afandene? unde Ueber ſtsſtörunge 2 ehen. g ſhwenmung n Dfieſtet A anleger dn Schader — W 1 Hallzit die sie ſeit hemgeſucht neſſen Lin ſchrbar. die er Saglen uch Mense int perma!