2 — D Ae r 2 . ** ſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die Bei größeren Aufträgen ent⸗ ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. 8 Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeit gemacht werden. Nr. 51. Mittwoch, den 25. Zuni 1884. Qebonnements. Linladung. Mit dem erſten Juli beginnt ein neues Quar⸗ tal dieſer Zeitung und laden zu Neubeſtellungen er⸗ gebenſt ein. Die Expedition. Volitiſches. Karlsrube, 19. Juni. Die Karlsruher Zta. theilt als offizielle Hofnachricht mit, daß der Großherzog und die Großherzogin ſich etwas ſpäter als beabſichtigt nach Schweden auf Schloß Tullgarn begeben werden, nachdem die Reiſedispoſitionen durch die unerwartet raſche Geburt des jungen ſchwediſchen Prinzen verändert worden ſind. Das großherzogliche Paar wartet zunächſt den mehrtägigen Beſuch des Kaiſers zu Anfang Juli ab, da der greiſe Monarch auch in dieſem Jahr auf der Reife von Ems nach Gaſtein die gewohnte Ruhepauſe in dem berühmten Inſelſchloſſe am Bodenſee ſich gönnen will. Karlsruhe, 19. Juni. In dem Bericht des Abg. Klein zur „landwirihſchaftlichen Enquete“ war unter u. A. auch der Antrag geſtellt, es moͤge den ländlichen Conſum⸗ und Darlehenscaſſenvereinen geſtattet werden, die vieteljährlichen Anzeigen über den Ein- und Austritt von Genoſſenſchaftern in ein ⸗ facher ſchriftlicher Form zu erſtatten an Stelle der bisher vorgeſchriebenen Anmeldung durch perſönliches „Erſcheinen oder durch ſchriftliche Erklärung in be⸗ glaubigter Form. Dieſen Antrag, auf welchen man in den betreffenden Kreiſen großes Gewicht legte, iſt nunmehr von dem Juſtizminiſterium entſprochen worden Berlin, 21. Juni. Der Budgetcommiſſion des Reichstages iſt eine Zuſammenſtellung der Er⸗ gebniſſe des Reichshaushaltsetats vom Etatsjahr 883084 zugegangen, und zwar nur derjenigen Aus⸗ gaben und Einnahmen in abgerundeten Beträgen, welche auf das Abſchlußergebniß des Reichshaushalts von Einfluß ſind. Die an die einzelnen Bundes⸗ ſtaaten zur Ueberweiſung gelangenden Zoll⸗ und Steuerbeträge belaufen ſich an Zöllen und Tabak⸗ ſteuer auf 72 665,000 M., gegen den Etat weniger 6,751,000 M., an Stempelabgaben 13,094,000 M., gegen den Etat mehr 9,834,000 M., zuſammen 85,759,000 M., gegen den Etat weniger 5,767,000 M., an fortdauernden Ausgaben erforderten einen Mehrbetrag die Poſitionen Reichstag 35,000 M., Auswärtiges Amt 345,000, Marine 352,000, all⸗ gemeiner Penſionsfonds 195,000. Im ganzen ver⸗ ingerten ſich die Ausgaben gegen den Voranſchlag um 1.73 1,000 M. Die einmaligen Ausgaben ſind überſchritten bei dem Reichsheer um 1,683,000 M., bei der Marine um 7000, bei dem Reichsſchatzamt um 222,000, bei der Reichsſchuld um 98,000, bei der Eiſenbahnverwaltung um um 419,000 M., zu⸗ ſammen um 2,167,000 M. Im Ganzen ſind die Ausgaben unter Abzug der Minderanſätze Überſchritten um 436,000 M. Mehreinnahmen wurden erzielt bei der Salzſteuer gegen den Voranſchlag 1,025,000 M., bei der Brauſteuer 1,716,000 M., bei der Wechſelſtempelſteuer 277,000 M., an ſtatiſtiſcher Gebühr 46,000 M. Der Ueberſchuß der Poſt⸗ und Telegraphenverwaltung beträgt 441,000 M., der Eiſenbahnverwaltung 444.000 M. Mehreinnahmen wurden erzielt beim Bankweſen 423,000 M., durch verſchiedene Verwaltungseinnahmen 439,000 M., durch Zinſen aus belegten Reichsgeldern 643,000 M. Die Summe der Einnahmen betrug 450,673,000 M. (weniger 1,459,000 M.), die Summe der Aus⸗ gaben 452,578,000 M. (weniger 436,000 M.), mithin Fehlbetrag 1,905,000 M. Haag, 21. Juni. Der Prinz von Oranien iſt heute Nachmittag 2 Uhr geſtorben. Der Kron⸗ prinz der Niederlande, Wilhelm Alexander Karl Heinrich Friedrich, Prinz von Oranien, der Sohn des Königs Wilhelm III. der Niederlande und der am 3 Juni 1877 verſtorbenen Königin Sophie, Tochter des verſtorbenen Königs Wilhelm I. von Württemberg, iſt am 25. Auguſt 1851 in Haag geboren. Paris, 21. Juni. Der „Agence Havas“ zufolge theilte Ferry heute Vormittag dem Mimniſter⸗ conſeil mit, daß die Konferenz am 28. Juni in London zuſammentrete. Paris, 19. Junl. Aus Saigon vom 18. d. M. wird ein „großer Erfolg der franzöſiſchen Politik in Kambodſcha“ gemeldet. Es iſt nämlich dem Gouverneur gelungen die geſammte Verwaltung des Königreichs Kambodſcha in die Hände Frank⸗ reichs zu bringen. Die Zoll⸗ und Finanzangelegen⸗ heiten, das Heerweſen, die Rechtspflege, die öffent⸗ lichen Arbeiten werden in Zukunft von franzöͤſiſchen Beamten geleitet und die Sklaverei abgeſchafft wer⸗ den. Für den König und die königliche Familie werden jährlich 300000 Piaſter ausgeſetzt. Die Ent⸗ giltige Genehmigung des Vertrages bleibt dem Plä⸗ ſidenten der franzöſiſchen Republik vorbehalten. Verſchiedenes. §) Ladenburg, 24. Juni. Von der agri⸗ kulturchemiſchen Verſuchsſtation Bonn wird folgen⸗ der Fall einer Uebervortheilnng beim Ankauf von Dünger mitgetheilt: Herr Peter Gröters in Oppum beſtellte bei Nathan Rothſchild in Cöln, Urſulaſtraße 1, aufge⸗ ſchloſſenen Guano. Von dieſem Dünger wurden am 15. März d. J. 200 Zentner zum Preiſe von 2300 M. (1 Ztr. 11 ½ M.) von Coͤln ab⸗ * 0 9 n Die Nihiliſten. Hiſtoriſche Novelle nach Jules Lavigne von 5. With. 24. Fortſetzung. „Das Alles wollen wir mit Muße beſprechen,“ ſagte Parlowna nach einigem Nachdenken. „Für jetzt will ich Ihnen meine aufrichtige Meinung ſagen. Sie find in eine falſche Bahn gerathen, Sie geben nach, Sie ſind kein ächter Revolutionär mehr. Wenn Sie in dem Sinne handeln, wie Sie es vorſchlagen, ſo büßen Sie allen Einfluß ein, man wird Ihnen kein Vertrauen mehr ſchenken.“ „Ich möchte wohl wiſſen, weßhalb. Giebt es auf Erden Jemanden, der die Menſchen mehr liebt, als ich?“ „Darum handelt es ſich nicht. mit einer Schaar Ausgehungerter zu thun und Sie predigen Ihnen Geduld! Haben Sie nicht Monate lang ſich geduldet, bis Wladimir Staſia geheirathet haben würde, hielten Sie ſich nicht für berechtigt, in dieſer Heirath den Ausgangspunkt einer neuen Aera zu ſehen und jetzt wollen Sie ihnen von Me⸗ taphyſik ſprechen! Und weil Sie gerade daran ſind, warum ihnen nicht Vorleſungen über Geſchichte und Philoſophie halten? „Es iſt wahr, leider wahr! Aber es iſt nicht Sie haben es weniger richtig, daß, wenn die Revolution nicht eine andere Richtung einſchlägt, ſie verloren iſt.“ „Verloren? und was liegt uns daran? Wir Nihiliſten, was haben wir zu verlieren?“ „Freilich nicht viel, ſagte, ſpöttiſch lächelnd, Serge, der ſich lauter Unmöͤglichkeiten gegenüber befand. „Wir glauben an nichts, wir wollen nur das Eine, die Herrſchaft des Nichts gründen. Iſt die Ehe, die wir eingeſetzt, nicht zum Lachen, und gehört ſie nicht doch zu unſerem Glaubensbekenntniß?“ „Nun wohlan! ſo wollen wir uns das Leben nehmen!“ „Das wäre vielleicht das Beſte. Aber was nützt unſer Tod? Bleiben nicht nach uns noch Mil⸗ lionen Unglücklicher? Ebenſo gut können wir leben.“ „Wir reden Unſinn,“ ſagte Serge. „Wiſſen Sie, warum?“ „Eigentlich nein.“ „Sie haben, immer nur mit Staſta beſchäftigt Ihren Gedanken eine bis dahin fremde Richtung ge⸗ geben. Ich an Wladimir denkend, habe manchmal Anfälle von Verzweiflung. Ich bin Weib, mit einem Wort: das iſt ſehr ſchlimm! Aber ich vermag nichts gegen meine Nerven, gegen den beklemmenden Druck der Luft, der Klima's, der Jahreszeiten. Wenn Sie folgen wollen, ſo laſſen wir den Dingen freien Lauf.“ 1 „Was dies anbelangt,“ ſagte Serge entſchloſ⸗ ſen, „nein!“ In die Ecke des Salonwagens gedrückt, den die franzöſiſche Eiſenbahngeſellſchaft Wladimir zur Verfügung geſtellt hatte, ließ Staſia mit zerſtreutem Blick die Landſchaft an ihren Augen vorüberziehen, die raſche Aufeinanderfolge der Bäume, den eiligen Zug der Wolken. Staſia wiegte ſich in angenehmen Träumen, wie wohl fühlte ſie ſich, wie findet ſie das Leben ſchön. Den erſten Gebrauch, den ſie von ihrer Frei⸗ heit machte, war, einen Gemahl nach ihrer Wahl zu nehmen, jung und ſchön, wie ſie ſelbſt und, wie Staſia wähnte, ſo gut und wahr wie ſie. Wladimir ſcheint ſchon vollſtändig an ſein Glück gewöhnt. Er hatte ſich in ſeinen Träumen, ſeinen Phantaſien ſo oft ſchon im Vorgenuß ſeines künfti⸗ gen Schicksals gefühlt, er hatte ſich ſo oft im Geiſte Alles, was Neichthum, Lurus und Ueppigkeit bieten kann, vorgeſtellt, daß die Wirklichkeit ihm ſehr bekannt vorkam. Das edle Profil Staſia's betrachtend, erfüllte Stolz, beinahe Zärtlichkeit ſein Herz, wenn er ſich ſagte: Dieſes Weſen gehort mir. Ihr Geplauder iſt zärtlich, vertraulich; die erwachende Liebe lebt von Hoffnungen, Andeutungen, halbausgeſprochenen Worten. i O! wie ſchön iſt dieſe Reiſe! Welche Abwech⸗ lungen, welche Manigfaltigkeit an Landſchaftsbildern! Bald iſt es die Steppe, die bis zum Horizont ihren Teppich von jungem Grün ausbreitet, bald ein Tan⸗