1 Poſtpropiſion. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. . einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pfg. mit ikuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mk. 70 cl. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden di Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. 5 ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen Bei größeren Aufträgen ent⸗ Beſtellungen auf dieſe Jeilung können zu jeder Zeit gemacht werden. 1 5 Mark BR 5 . Samſtag, den 21. Zuni 1884 PDolitiſches. 1 5 10 0 Stoc holm, 18. Juni. Die Kronprinzeſſin Viktoria wurde in der vergangenen Nacht von einem Sohne entbunden. Berlin, 18. Juni. Der „Staatsanzeiger“ enthält die königlichen Erlaſſe betreffend die Ernen⸗ nung des Kronprinzen zum Präſidenten des Staats⸗ raths, ferner die Ernennung Bismarks zum Vize⸗ präfidenten, ſowie endlich betreffend die Genehmigung des Regulativs für die Verhandlungen des Staas⸗ raths, ſowie ein Verzeichniß der zu Mitgliedern des Staatsrath ernannten Perſonen. Unter den ernannten 71 Mitgliedern befinden ſich an hoheren Staats⸗ ſtalten entge — 5 ſatf ttblatt „Dun fiber Landwirt lands. erſchennt beamten allet Reſſorts 42, darunter Staatsſekretair Burchard, Stephan, Präſidenten Dechend, Rötger, f Captivi, Graf Walderſee; an Gelehrten 3, darunter r ich; fene Gneiſt, Schmoller; Geiſtliche 6, darunter Brückner, Hermes, Kögel; Biſchöfe Kopp und Krementz, Groß⸗ grundbeſitzer 10, darunter Minnigerode, Herzog von Ratibor, Schorlemer; Vertreter des Handels 6, 2 Zeitdang nd darunter Baare, Meviſſen, Neufoille, Oberbürger⸗ iebig en Otten meiſter Becker (Köln), Miquel, Landesdirektoren: doche 1 Nu Bennigſen und Levetzow. des Berl Berlin, 19. Juni. Der Bundesrath nahm heute das Stempelgeſeß mit den preußiſcherſeits be⸗ antragten Milderungen, namentlich bezüglich der Er⸗ höhung der Grenze der ſteuerpflichtigen Geſchäfte bis zu zehntauſend Mark an. Berlin, 16. Juni. Das „Berl. Tgbl.“ ſchreibt: In diplomatiſchen Kreiſen kurſiren in jüng⸗ ſter Zeit die verſchiedenartigſten Verſionen über die Urſache, welche unſern Kaiſer veranlaßt hat, den bereits beſtimmt in Ausſicht genommenen diesjähri⸗ gen Beſuch Wiesbadens aufzugeben. Keine der in Umlauf geweſenen Lesarten hat indeß auch nur an⸗ ns nähernd das Richtige getroffen. Wir hören hierüber vielmehr von einer Seite, die wir für wohlinformirt halten dürfen folgendes Nähere; In Elberfeld iſt dieſer Tage eine Frauensperſon in dem Augenblick verhaftet worden, in welchem ſie den Eiſenbahnzug verlaſſen wollte. Anlaß dieſer Verhaftung war Fol⸗ gendes: Vor längerer Zeit ſchon ſind die Sicher⸗ heitsbehörden des europäiſchen Kontinents warnend darauf aufmerkſam gemacht worden, daß mit einem der aus Amerika kommenden Paſſagierdampfer eine Perſon eintreffen würde, welche Attentate auszu⸗ führen e zu denen ſie auserſehen worden ſei, und daß dieſe Perſon vier Koffer bei ſich führe, welche Sprengſtoffe enthielten. In allen Häfen wurde daher auf die ſignaliſirte Perſon gefahndet, von welcher man annahm, daß ſie ein Mann ſei. Die bezüglichen Ueberwachungsmaßregeln erwieſen ſich je⸗ doch als vergeblich, bis endlich im Laufe der vorigen Woche in Bremen eine Frauensperſon eintraf, welche im Beſitz der den diesſeitigen Behörden bezeichneten vier Koffer ſich befand und mit der Eiſenbahn nach Elberfeld fuhr, wo ſie, wie geſagt, bei ihrem Ein⸗ treffen dingfeſt gemacht wurde. Wie verlautet, ſoll dieſe Perſon zunächſt mit der Ausfühung eines Attentats in Wiesbaden beauftragt geweſen ſein, und dieſer ſchon vorher bekannt geweſene Umſtand war die Urſache, daß unſer greiſer Monarch von dem diesjährigen Kurgebrauch in Wiesbaden Abſtand genommen hat. — Zur Ausſührung des fluchwür⸗ digen Verbrechens iſt von den Urhebern desſelben eine Frauensperſon auserſehen worden, weil man erwartet hat, daß dieſelbe weniger Verdacht auf ſich lenken würde, als ein Mann. Die Verhaftete wird uns als ein großes ſtarkes Frauenzimmer mit tiefer ſonorer Stimme geſchildert. Berlin, 18. Juni. Die „Norddentſche Allg. Zig.“ erklärt die geſtern vom „Berliner Tageblatt“ gebrachte Mittheilung, über ein in Wiesbaden beab⸗ ſichtigtes Attentat und die Verhaftung einer Frauen perſon in allen weſentlichen Punkten für erfunde Bremen, 18. Juni. Die „Weſer Ztg. ſchreibt: In der Angelegenheit des „geplanten At ⸗ tentats auf den Kaiſer“ haben wir ſowohl das ne⸗ gative Reſultat unſerer hieſigen Erkundigungen wie das Dementi der „Nordd. Allg. Ztg.“ mitgetheil Inzwiſchen erfahren wir doch von zuverläſſiger Seit daß vor vier Wochen, als der Dampfer „Neckar von Newyork ankam, hier und in Bremerhafen ein Eommiſſar und ein Wachtmeiſter der politiſchen Po⸗ lizei aus Berlin mehrere Tage anweſend waren und eifrig auf ein mit jenem Dampfer erwartetes Fraue zimmer und deſſen Gepäck fahndeten. Der Polizei hier und in Bremerhafen ſcheint das nicht bekannt geworden zu ſein. Die Nachforſchung ſoll jedoch nur ein negatives Reſultat ergeben, die in Elberfeld verhaftete Perſon vielmehr in Holland gelandet ſein und zwar mit einem Dampfer, der gleichzeitig mit dem Neckar Newyork verlaſſen hat. Die Nachricht des „Berl. Tgbl.“ ſcheint demnach doch nicht aus der Luft gegriffen zu ſein. Paris, 18. Juni. iſt in Paris eingetroffen. Verſchiedenes. 0 * Ladenburg, 20. Juni. Der Gauturn⸗ tag, welcher am 22. Juni in Ladenburg abgehalten werden ſollte, kann erſt ſpäter veranſtaltet werden. Der Hinternißgrund liegt darin, daß vor dem Gau⸗ turntage erſt eine Gauturnrathſitzung abzuhalten iſt, welche kommenden Sonntag in Heidelberg ſtattfindet. — Schwetzingen, 18. Juni. Das hieſige freiwillige Feuerwehr⸗Eorps hat einen neuen Kom⸗ Prinz Karl v. Baden 88 Nihiliſten. 3 von 5. With. 23. Fortſetzung. en ents. Einpt Fritſchen ſtotterte: f 55 . iſt es moglich? Ich kann es ) Poſt bote nicht glauben. Ich bin krank davon, Noſimof.“ 8 „Das nützt Sie nichts Unglückſeliger. Nehmen Sie die Sache mit Faſſung hin und laſſen Sie uns 8 1 frühſtücken.“ e „Aber wie kam es, daß ich gar nichts davon i erfahren habe?“ Henſan „Weil Sie es eben mit Frauen zu thun hatten, ö Neuling, der Sie ſind. Dieſe haben ſchlauere be⸗ rachsenel trogen, nun kam die Reihe an Sie, angeführt und 2 betrogen zu werden von einer Frau. Es geſchieht on Ihnen recht!“ a6. „Betrogen! betrogen!“ wiederholte Fritſchen Bläß.— verzweifelt. Es iſt nicht das erſtemal und wird nicht sia das letztemal der Fall ſein,“ ſagte Noſimof um den Baron zu tröſten. ichn A „Ich werde nicht zu der Hochzeit gehen,“ er⸗ jaltsgatult widerte dieſer. 4 Die Hochzeit fand am Schluß der Faſtenzeit Terkel. ſtatt; es iſt die Zeit der Luſtbarkeiten für ganz Ruß⸗ land. Wladimir und Staſia hatten ſomit ihre Zeit gut gewählt. Die Trauung wurde in der Iſaak⸗ Kirche vollzogen, dieſem wundervollen Bau, an welchem Alles reich und kunſtvoll iſt, und der Zeugniß giebt von dem, was Macht und Fanatismus herzuſtellen vermoͤgen. Der ganze Adel und Vertreter aller Stände I hatten ſich zu der Feierlichkeit eingefunden; auch die Nihiliſten waren in großer Zahl anweſend, es war kein Märchen, ſie konnten einen der Ihrigen in vollem Triumphe ſehen. Es hatte genügt, zu wagen. Als Staſia, aus dem Wagen ſteigend, die Teppiſche betrat, welche vom Portal bis zum Altar gelegt waren, erhob ſich ein Gemurmel der Bewun⸗ derung und Sympathie. Sie war ſo jung, ſo ſchön! ſie liebte und wurde geliebt. Die orthodox⸗griechiſche Trauung gleicht in allen Punkten der katholiſchen. Nachdem der Archimandrit das Paar eingeſegnet, die Ringe gegeben und der Gräfin eine goldene Krone auf das Haupt geſetzt hatte, richtete er einige Worke an die Neuvermählten, die mit Andacht angehört wurden. Der alte Prieſter war eigenthümlich bewegt dieſem weltlichen Glanze gegenüber und ſeine Ermahnungen waren mehr nur Ehrenbezeugungen. Bald begann der Geſang, der Weihrauch dampfte und erfüllte das Schiff der Kirche mit feſtlichem, heiligem Wohlgeruch. Es war geſchehen, das religibſe Band unzer⸗ reißbar geknüpft. Die Menge zerſtreute ſich, das Ereigniß vielfach beſprechend und auslegend. Parlowna auf der Treppe ſtehend, betrachtete ihr Werk; ſie war ſtolz darauf. Am Nachmittag reiſten Wladimir und Staſia nach Moskau ab. . Zweite Abtheilung. I. Begegnung von Parlowna und Serge im Winker⸗ Garten. Die Verheirathung Wladimir's rief bei den Nihiliſten die unſinnigſten und maßlos ehrgeizigſten Hoffnungen hervor. Die dritte Sektion war nicht beunruhigt; ſie wußte, daß zur Herrſchaft gelangt, der Demagoge zum ſtrengſten Konſervativen wird; daß es keinen ſchlimmeren Despoten giebt, als ein Revolutionär, den der Strom der Begebenheiten an das Steuer⸗ ruder gebracht hat. Ermuthigt durch die ſcheinbare Sorgloſigkeit der Polizei, die Ruhe, in der man ſie leben ließ, hatten die Nihiliſten korresſpondirt. Von Zürich nach Petersburg, von Petersburg nach Moskau, von Moskau nach Odeſſa fand ein fortgeſetzter Austauſch von Briefen, vertraulichen Mittheilungen und Ermahnungen ſtatt. Bei allen Parteien gibt es ein Oberhaupt und Untergebene. Serge hatte dies wohl erkannt. Schon