zu, wurde jedoch von einem menſchenfreundlichen Burſchen zweimal aus dem naſſen Element heraus⸗ gezogen und nach Doſſenheim gebracht, allwo er weiter trank und heute früh außerhalb des Orkes an einem Baume hängend kodt aufgefunden und abgeſchnitten wurde. Der Verlebte, 52 Jahre alt, hinterläßt nur wenig Vermögen, dagegen eine ſchwer geprüfte Wittwe mit 7 Kindern von ¼ bis 19 Jahren. — Heidelberg, 31. Mai. (Eine Robheit ſondersgleichen.) Der Schreiner R. aus Ziegelhauſen und deſſen Gattin kamen geſtern Abend gegen 8 Uhr hierher, um mit dem Mainneckarzug ſich nach Frankfurt zu begeben. Der Vater und Bruder Rs, hatte das Ehepaar zum Mainnackarbahnhof begleitet, wo dieſes die erforderlichen Billette löſte. Nach einiger Zeit begab ſich aber R., welcher etwas angetrunken und zerſtreut ſchien, wieder an den Schalter und erhalten habe. Der Schalterbeamte bedeutete ihm hierauf in höflicher Weiſe, daß dies eine irrige An⸗ nahme ſei und bat ihn, genau nachzuſehen, die Bil⸗ lete würden ſich dann gewiß vorfinden. Statt dieſen wohlgemeinten Rath zu befolgen, kam R. derart in Wuth, daß er zuerſt den Beamten mit Schmähungen überhäufte und ſchließlich durch das Schalterfenſter nach ihm griff. Schutzmann Schweikert, welcher den Bahnhofdienſt verſah, eilte, die Scene bemerkend. alsbald auf den aufgeregten Menſchen zu und gebot ihm, ſich zu mäßigen. Doch das ſollte ihm ſchlecht bekommen, denn ehe ſich's der pflichtaetreue Poliziſt verſah, hatte ihm der Renitent Fauſtſchläge ins Geſicht verſetzt, daß er blutete, worauf Schweigert zu deſſen Verhaftung ſchritt, wogegen ſich aber der Vater R.'s energiſch wiederſetzte und forkwöhrend den Verſuch machte, den Arreſtanten zu befreſen. An der Ecke des Mainneckargebäudes angelangt, drehte ſich R. plötzlich herum, packte den nichts ahnen⸗ den Schutzmann mit der einen Hand am Halſe und riß ihm mit der andern einen Theil ſeines Vollbartes heraus. Ein Packträger vom bad. Bahnhof und ein Kutſcher machten durch ihr Dazwiſchentreten der häßlichen Scene, welche bei der Frequenz jener Ge⸗ 5 eine Menge Menſchen herbeigelockt hatte, ein nde. — Rüdesheim, 1. Juni. Heute am Pfingſt⸗ ſonntag iſt die nach dem Niederwald hinaufgelegte Zahnradbahn dem öffentlichen Verkehr übergeben worden. Sie hat eine Länge von 2300 Meter, doch iſt die letzte Strecke von etwa 200 Meter durch den Wald bis zum Germaniadenkmal noch nicht fahrbar, ſodaß dieſelbe einſtweilen noch zu Fuße zu⸗ rückgelegt werden muß. Die ſtärkſte Steigung iſt behauptete, daß er die beiden bezahlten Billete nicht 1: 5 oder 20 pCt,, die ſchwächſte 1: 29. Am Adlerthurm, am obern Ende von Rüdesheim, ſteigt man in den Wagen, fährt zunächſt durch die Gra⸗ benſtraße und gelangt dann zwiſchen den Reben⸗ pflanzungen der „Hinterhäuſer“ und des „Enger⸗ weges“ in einer Curve von 300 Meter Radius bis an den Saum des Waldes. Man ſieht das Denk⸗ mal in der Ferne ſtets vor ſich und die Ausſicht auf das Rheinthal iſt ganz offen. Die Fahrt dauert 12 bis 15 Minuten. — An einem Zahngebiſſe erſtickt. Der „T. L.“ berichtet aus Peſt unterm 27. Mai: Heute Abend 8 Uhr promenirte in der Kronprinzengaſſe eine elegant gekleidete Dame. Vor dem Cafe Schöja ſtrauchelte die Dame plotzlich, ſie war auf eine Oran- genſchale getreten. Zwei Herren, welche des Weges gingen eilten der Dame zu Hilfe, doch konnten ſie es nicht verhindern, daß die Dame im nächſten Augenblick zu Boden ſtürzte. Man hob die Unbekannte auf, deren Geſicht ſich zu entfärben begann. Der praktiſche Arzt Dr. Löry, welcher zufällig des Weges kom, eilte auf die Dame zu, die mit einem Male zu röcheln anfing und wenige Sekunden ſpäter in den Armen der Umſtehenden ihren Geiſt aufgab. Dr. Eöry öffnete den Mund der Todten und be⸗ merkte einzelne Stücke eines künſtlichen Zahngebiſſes aus dem Schlunde hervorragen. Der Arzt entfernte wohl einige Zahnpartien, der größte Theil des Ge⸗ biſſes hatte ſich aber in Folge des Falles von den Kiefern losgelöſt und war in die Luftröhre hinab⸗ gerutſcht, was den Erſtickungstod der bedauerns⸗ werthen Frau zur Folge hatte. Einige Perſonen machten von dem tragiſchen Vorfall bei der Polizei die Anzeige, worauf der Leichnam der Frau mittelſt einer Tragbahre in die Leichenkammer des Rochus⸗ ſpitals transportirt wurde. Wenige Minuten ſpäter ſpielte ſich auf der Kerepeſerſtraße eine ergreifende Szene ab. Der Amtsdiener der Eskomptebank Jo⸗ hann Rada batte von einem Bekannten erfahren, daß ſeiner Gattin in der Kronprinzgaſſe irgend ein Unfall begegnet ſei. Er eilte ſofort zur Stelle und erfuhr, daß man ſeine Gattin ſoeben in die Leichen⸗ kammer übertragen habe. Der Mann lief laut jammernd und ſchreiend den Trägern nach, brachte dieſelben zum Steben und ließ ſich die Todte im Tragkorbe zeigen. Mit einem lauten Aufſchrei ſtürzte Rada beſinnungslos zu Boden. Er hatte in der Todten ſein geliebtes Weib erkannt. Während ſich mehre Perſonen um den Bewußtloſen bemühten, wurde der Leichnam der Frau in das Rochusſpital befördert, wohin bald darauf auch der wieder 5 Bewußtſein gelangte Rada folgte. Nur mit Mühe konnte man den Unglücklichen bewegen, die Leichen⸗ kammer zu verlaſſen, worauf derſelbe von mehreren Paſſanten geleitet, nach Hauſe wankte. Lille. 1. Juni. Der mit zwanzig er⸗ ſonen beſetzte Korb an dem auf der Esplanade der Eitadelle aufgeſtellten hydrauliſchen Aufzug ſtürzte heute aus einer Höhe von vierzig Metern herunter: vier Perſonen wurden getödtet, ſieben oder ach ſchwer verletzt. CLandwirthſchaftliche & gewerbliche Rachrichten Entfernen von Tintenflecken gus Holzfußböden. Die alten Fußböden von Schreib⸗ und Geſchäftsſtuben zeigen häufig größere Tinten. flecken, und es können ſolche leicht und gründlich entfernt werden, wenn man ſie mit wenig verdünnter Salzſäure überſchüttet, die Flüſſigkeit eine Zeit lang darauf ſtehen läßt und dann unter ſtetem Zugleßen von Waſſer aufwaſcht. Selbſt ganz veraltete der⸗ artige Flecken laſſen ſich in der beſchriebenen Wei beſeitigen.“ Verbeſſerung ſaurer Wieſen durch Ueberſtreuen mit Steinkohlenaſche. Daß ſaure Wieſen durch Ueberſtreuen von Steinkohlenaſche weſentlich verbeſſert werden können iſt zwar ſängſt bekannt, leider aber ohne daß es häufig angewendet wird. Es wird dabei empfohlen, ſolche Wieſen, be⸗ ſonders wenn ſie nicht leicht entwäſſert werden und das auf ihnen ſtehende Waffer eine gelbliche bon Oker herrührende Farbe bekommt, mit ſpatenſtichtieſen Gräben zu durchſchneiden, ſelbſt wenn aus dieſen das Waſſer nicht ablaufen kann. Durch mehrere Jahre wird, ſobald durch Thauwetter der Boden ſich öffne, die Wieſe mit der Feuchtigkeit und die Säure im Boden aufzehrenden Steinkohlenaſche beſtreuf und bei eintretender Dürre, wenn der erſte Schnitt ge⸗ nommen iſt, geegt. Mit jedem Jahre berſchwinden die Mooſe und die ſchlechten Gräſer mehr und mehr, um den ſüßen Gräſern und dem Klee Plat zu machen. Der nützliche Pflanzenwuchs kann durch Apſagt von Vogelwicken. Wieſenſchwingel, Fuchsſchwanz, Wieſen⸗ hafer etc. befördert werden. Neben der Mſigkeit beſteht ein weiterer Vorzug dieſes Milkels darin, daß bei der Anwendung desſelben nicht wie de einem Umbau der Wieſe auf einen ganzen Johresertrag verzichtet werden muß, ſondern daß ununkerbrochen alle Jahre und nur jedes Jahr ein beſſeres Fuer geerntet wird. So nützlich ſich die Sſeinkohlenaſte auf naſſen Wieſen erweiſt, ſo nachthetg wirlt ſie auf trockene. „Oh! Sie werden ihn wiederſehen. Sie können ſich jetzt zurückziehen. Gut Glück für Ihre Projekte. Gehen Sie, gehen Sie, mein Freund, ſollten Sie auch revolutionäre Ideen haben, das ſchreckt uns nicht: Sie werden ſich ändern. Warum ſind Sie nicht lieber unſer Freund? Ich werde dieſer Tage Fräulein Parlowna bitten, Sie hierher zu begleiten.“ Wladimir machte eine Bewegung, die eine eheime Furcht bekundete. Aber von tauſenden auf⸗ regenden und verſchiedenen Gedanken beſtürmt, beeilte ſich, zu grüßen und floh mehr, als er ging. Herr Philippi lächelte mit der Miene eines en, für den es kein Geheimniß mehr gibt. Drei Monate ſind verſtrichen. Die Ereigniſſe ſchritten nicht raſch voran; ſie gingen den gewöhnlichen Gang. In dieſer Welt iſt die Verwirklichung des einfachſten Planes tauſend Zufälligkeiten unterworſen; ein Nichts verändert ihn, lenkt ihn ab; ein Sandkorn reicht hin, da, wo man es am wenigſten erwartete, den ſchönſten Bau zum Fall zu bringen. Was die Ausführung des Planes Parlowna's verzögert hatte, war die Trauer der Gräſin Staſia. So lange dieſe die äußerlichen Zeichen ihres Schmerzes trug, war es unmöglich, etwas von ihr zu verlangen. Parlowna konnte nur die Nihiliſten mit dem Plane vertrauter machen, den ſie erdacht und welchen Was Staſia anbelangt, ſo war ſie in der Ein⸗ fachheit ihres großen Herzens meilenweit von dem Komplott entfernt, welches in ihrer Nähe angezet telt wurde. Man hätte es ihr enthüllen können und doch hätte ſie nicht daran geglaubt. Sie kannte die Welt nicht, wenigſtens nichts von ihrer Argliſt, ihren wilden Begierden und ihren tollen Berech⸗ nungen. Entſchieden war ihr nicht unbekannt, daß die meiſten Handlungen der Menſchen als Ausgangs⸗ punkt Eigenliebe und Intereſſe haben, aber ihre Seele, ihr Geiſt wendete ſich lieber höheren Idealen zu. Weit entfernt, die Umtriebe Parlowna's zu ahnen, hatte ſie vielmehr die Antipathie überwunden, I die ſie ihr früher eingeflößt hatte. Ueber das Benehmen der Lehrerin nachdenkend, 9 fand ſie darin nur Selbſtverleuanung und Chren⸗ haftigkeit, Beweiſe von Wohlwollen und Ergebenheit. Zu Lebzeiten des Grafen Roſtow war Parlowna wenig in das Haus gekommen; ſobald er todt war, eilte ſie herbei und bemühte ſich einigermaßen, die drückende Oede der erſten Tage nach einem Trauer⸗ fall zu mildern; ſie ſuchte ſich zu vervielfältigen, aber in beſcheidener Weſſe, ohne ſich vorzudrängen. Staſia hätte nicht ahnen können, daß Parlowna ſich aus Intereſſe ſo benahm. Aus Grundſatz und aus einer ihr eignen Art von Stolz begehrte die Lehrerin nie etwas für ſich. Und wir ſelbſt, die wir ihre Pläne kennen, können nur deren verwefliches Ziel tadeln, ein Bedenken, welches Parlowna nicht haben konnte, weil für dieſe Nihiliſten alles recht und gut war, ſobald es dazu diente, die Revolution und die Reformen zu fördern. Schließlich handelte Parlowna nicht für ſich ſelbſt, ſie gewann perſönlich nichts — durch die Lage, in welche Wladimir ſie bringen wollte.. Während der langen Stunden dieſer fangen Tage hatte Staſia viel nachgedacht und imer drängte ſich beharrlich ein Gedanke ihrem Geiſte uf; Dieſer Gedanke war übrigens ſehr maſhthcc und ging aus den Verhältniſſen ſelbſt hervor, „Ich bin allein,“ ſagte ſich Staſig, „und frog meiner Reichthümer und trotz des hohen Rangez, welchen ich, wenn ich wollte, bei Hofe einnehmen könnte, ſtehe ich allein, Niemand liebt mich wirklich, Niemand verſteht oder beſchützt mich. Geſellſchoften und Feſte ſind mir verhaßt; ich habe durchaz keinen Geſchmack daran, könnte da auch keine Role ſpielen. Von dieſer Seite iſt nichts zu hoffen ohne die größten Bemühungen und zu dieſen fühle ich nicht die Fähigkeit in mir.“ ö „Bei mir empfangen? Aber wen denne Meſne Freundinnen? Die ſind oberflächlich und gleichgüllh, autmüthig vielleicht, jedenfalls unbedeutend. Die Freunde des Grafen Roſtow? Der Arme hatke Freunde, die mir nicht gefielen. In ihren Gedanken und Betrachtungen dom Hunderttauſenſten in's Tauſendſte kommend, ble Gräfin Staſia bei dem Schluſſe ſteben, den ſie ſich aber ſelbſt nicht eingeſtand, aber nichtsdeſtoweniger ganz logiſch war: „Ich möchte lieben.“ i Staſia wußte ganz gut, daß ſie eine unbeſtimmte Unruhe empfinde, ein Bedürfniß nach Liebe; Tag und Nacht war ſie von dem Gedanken erfüllt, ohne ihn ſich zu klarem Bewußtſein bringen zu konnen, (Fortſetzung folgt.) — — F — Redaktion, Druck und Verlag von Kark Molſtese J Mi Ji H l Y ttt A1 255 am, wilde N El ba . ft u bt Aude z Fah unge d hen nenden in Nun an bene Für 5 wah ds ien ben! bund, n Bhf ih in win n za bar In h ae ö 0 9 aa Nahr g dann mg n N 5 1 a0, 066 00