e 775 8 e 1 0% l. 71 1 15 41 1 1 l a 1008 77 Poſtproviſion. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. 1 enbur eee, Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗ Anzeigen mit 6 Pfg., ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ ne urger 50 5 0 000 Etſcheint Mittwoch und Samstag und koßet vierteljährlich 1 M. 20 Pfg. mit ikugrirten Anterhaltungsblatt 1 Ak. 70 1 g 1 finden ſofortige Aufnahme und werden die Reclamen mit 20 Pf. berechnet. i 5 „ 77 e f ee 515 40 01. e 115 70 N . Bei größeren Aufträgen ent⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeit gemacht werden. Nr. 43. 1884. 5 Volitiſches. KNarlsruhe, 26. Mai. Heute ſollte die Zweite Kammer zunächſt die Berathung des Brau⸗ malzſteuergeſeßes zu Ende fühten, mußte dies Vor⸗ haben voterſt aber aufgeben, da allzuwenig Abgeor⸗ duete um / 412 Uhr anweſend waren. Es wurde daher der zweite Punkt der Tagesordnung, die Be⸗ talbung des von der erſten Kammer ſchon angenom⸗ menen Geſetzes, betreffend die öffentliche Hinterlegung von Geld und Werthpapieren, zuerſt vorgenommen. Das Geſictz wurde nach kurzen Bemerkungen ein⸗ ſtimmig angenommen. Jetzt folgte die Weiterberathung des Braumalzſteuergeſetzs. Die Kommiſſion bean⸗ trügt in §8 6: „Der Steuerfuß beträgt 10 M. für den Doppelcentner, jedoch ſoll behufs Ausgleichung für die geringere Ausnutzung des Malzes für die nächſten drei Jahre denj nigen Brauern, welche jähr⸗ lich nicht mehr als 600 Doppelcentner Malz ver⸗ brauchen; eine Rückvergütung für die erſten 300 Doppelcentner in einem entſprechenden Betrage be⸗ willigt werden.“ Die Minorität der Kommiſſion hatte 9,50 Mark Steuer beankragt und ſollte den Brauern, welche jährlich nur 300 Doppelcentner verſteuern, 50 Pfg. Rückvergütung gewährt werden. Nachdem der Finanzminiſter dieſen letztern Antrag für unannehmbar er klärt, wurde der Commiſſions⸗ vorſchlag angenommen. Die folgenden 88 werden ohne erhebliche Debatte angenommen, das ganze Geſetz aber ſchließlich mit 27 gegen 27 Stimmen abgelehnt, da ſich Präſident Lamey auch dagegen erklärte. Berlin, 25. Mai. Die Grundſteinlegung für das Reichstagsgebäude wird jetzt beſtimmt für den 9. Juni angekündigt. Philppsruhe, 24. Mai. Von gut unter⸗ richteter Seite wird der „Frft. Ztg.“ mitgetheilt: Indeſſen ſteht eine ſolche nahe bevor. Mittwoch, den 28. Mai Herzog Adolf von Naſſau wird der Trau⸗ ung des Erbprinzen von Anhalt mit der Prinzeſſin Eliſabeth von Heſſen und den damit verbundenen Feſtlichkeiten nicht bewohnen. Bekanntlich iſt eine Ausſöhnung zwiſchen der preußiſchen Königsfamilie und dem depoſſedirten Herzog bis heute nicht erfolgt. Es ſoll nämlich am Tage nach der Trauung die ſchon in den Blättern gerüchtweiſe erwähnte Verlobung der Tochtor des Herzogs, Prinzeſſin Hilda von Naſſau mit dem Erbgroßherzog von Baden, dem Enkel des Kaſſers, proklamirt werden, eine Ve erbindung. deren Zuſtande⸗ kommen ſelbſtverſtändlich eine Ausſöhnung mit ſich bringen müßte. Moskau, 23. Mai. Prinz Wilhelm iſt heute halb 11 Uhr hier eingetroffen. Auf dem Bahnhof, wo eine Ehrenkompagnie mit Muſik und Fahne aufgeſtellt war, wurde er vom deutſchen Könſul und einer Deputation der deutſchen Kolonie, ſowie den Spitzen der Behörden empfangen und be⸗ gab ſich mit dem Generalgouverneur Dolgorukow nach dem Kremlpalaſt. Unterwegs wurde er von der Bevölkerung ſehr ſympatiſch begrüßt. Der Prinz machte ſpäter Beſuche, beſichtigte die Sehenswürdig⸗ keiten des Kremls, ſowie mehrere Kirchen. Abends fand Galadiner im Kreml ſtatt, woran Dolgorukow, der Adels marſchall, der deutſche Konſul und andere Würdenträger theilnahmen. Verſchiedenes. (5% Ziegelhauſen, 26. April. Der hie⸗ ſige Geſangverein „Liedertafel“ hielt geſtern, vom ſchönſten Wetter begünſtigt ſein 25jähriges Stift⸗ ungsfeſt ab. Schon in aller Frühe prangte das ganze Dorf im herrlichſten Feſtſchmuck und trafen bald nicht allein die 35 theilnehmenden Vereine aus Nah und Fern, ſonderu auch eine große Anzahl Geſangsfreunde und Freundinnen ein, ſo daß unſer Dorf Nachmittags die Stätte allgemeiner Freude war. Der proteſtantiſche Ortsgeiſtliche hielt eine recht gediegene Feſtrede. Der Feſtzug bot einen impoſanten Anblick und vergnügten ſich nach demfel ⸗ ben die Feſttheilnehmer theils auf dem Feſtplatze, wo heitere Geſänge mit den Vorträgen der Heidel⸗ berger Militärkapelle abwechſelten und theils in den verſchienenen Biergarten, deren Ziegelhauſen ſo ſchöne befitzt. Insbeſondere zeichneten fich neben anderen Vereinen, welche recht Schönes im Reich der Töne leiſteten, die Ladenburger Sänger aus; ein fideles Voͤlkchen, welches ſich im Adlergarten niedergelaſſen hatte und durch ſeine vorzüglich einſtudirten Lieder mäniglich erfreuten. Das ganze Feſt verlief in ſchoͤnſter, des Geſanges würdiger Weiſe. — Mannheim, 26. Mai. Am Samſtag Nachmittag beſchäftigten ſich zwei Knaben an dem Lindenberger'ſchen Neubeu in H 2. Ein Bauſtein, an dem ſie ſich zu ſchaffen machten, fiel um und ſchlug dem etwa 12jährigen Sohn der Wiktwe Buß den Fuß ab. Herr Dr. Stehberger, der gerade vor⸗ beifuhr ließ den Verletzten mit ſeinem Wagen nach dem allgemeinen Krankenhauſe bringen. — Mannheim, 23. Mai. Ein früherer Notariatsgehilfe Namens Bürk aus Wiesloch, welcher aus Gnad und Barmherzigkeit als Bureaugehilfe in der Zimmer 'ſchen Fabrik über dem Neckar, in welcher er als Fabrikarbeiter eintrat, Anſtellung ge⸗ funden hatte, benützte das in ihn geſetzte Vertrauen⸗ die Summe von 3500 Mk., welche ihm zur Ein⸗ zahlung auf der Poſt übergeben wurde zu unterr ſchlagen und damit flüchtig zu gehen. In ſeiner Wohnung fand ſich ein ihm ebenfalls übergebene, couvertirter Wechſel im Betrag von 6000 Mk. 8 Die Nihiliſten. 5 55 b Novelle nach Jules e von §. With. 16. Fortſetzung. „Nun wohl — ſo wollen wir hinunter auf mein Bureau gehen.“ Sie gingen hinab, Noſimof zurücklaſſend. Dieſes Mal aber wachte er auf und ſich mit einem leichten Fröſteln ſchütielnd, wie ein Neufundländer, der noch verſchlafen iſt, ſtreckhke und dehnte er ſich ringsum blickend; ohne ſich weiter zu verwundern, ging er Paärlowna und Fritſchen hinunter nach. „Dieſer, im Begriff in ſein Kabinet zu kreten, drehte fich um. „Nun, Prinz, haben Sie gut geſchlafen?“ „Wie ein Murmelthier, ich danke Ihnen, ich gehe jetzt nach Hauſe.“ „ Vergeſſen Sie unſere Bedingungen nicht!“ „O, fürchten Sie nichts!“ Parlowna betrachtete Fritſchen von der Seite, 4 ſagen, ohne darum gebeten zu ſein. „Dies iſt der Prinz Noſimof, mein intimſter Freund. Ein wenig leichtſinnig, unbedacht, aber die perſonifizirte Tapferkeit und Ehrenhaftigkeit. Geſtern f haben wir bis in die ſpäte Nacht zuſammengeſpielt.“ welcher Übrigens von der Sorte Schwäzer, die Alles Indem er die Thüre ſeines Kabinets zumachte, ſagte er: „Jetzt ſind wir allein, Was wünſchen Sie?“ „Ihnen von der Gräfin Staſia zu Wehen . 8 Zufall zugeführt? Und Fritſchen. gewohnt zu ſpe⸗ 1 „Gewiß, ich kam nur deshalb.“ „Und ſagen Sie mir — entſchuldigen 800 wenn ich ſrage — kommen Sie im Auftrage der Gräfin?“ „Mit nichten. Die Gräfin weiß nicht und wird es wahrſcheinlich auch nie erfahren, daß ich hierher gekommen bin.“ „Es iſt eigen. dieſer Schritt. Sie mir wenigſtens, wer ſie ſind.“ „Ich bin eine intime Freundin der Gräfin, ich weiß, daß Sie dieſelbe lieben; ich weiß, daß der Prinz Noſimof ſie auch liebt, ich weiß, daß noch Andere ſie lieben. Ich gab der Gräfin Staſia deut⸗ ſchen Unterricht, ſie hat das groͤßte Zutrauen zu mir. Von allen, die nach ihrer Hand, ihrem Vermögen ſtreben, ſcheinen Sie mir, wenn nicht der Würdigſte, doch der Aufrichtigſte. Ich kann Ihnen nützlich ſein.“ „Ich verſtehe, verſtehe,“ ſagte Fritſchen verle⸗ gen. Er wurde es ſtets, wenn er irgend welche Anſprüche an ſeinen Geldbeutel befürchtete. „Ich verſtehe Und eine Miene tiefen Nachdenkens annehmend, überlegte er wirklich die Situation. Noch nie hatte er ſoviel an Staſia gedacht, als in den letzten vier⸗ Sagen undzwanzig Stunden. Alles ſchien darauf 1 wirken, ihn dem jugendlich ſchönen Bilde ſeiner Träume näher zu bringen. Dieſe Lehrerin, war ſie ihm nicht durch den kuliren, fand es nicht auffallend, daß alle dieſe Kon⸗ junkturen mit einem geheimnißvollen Schutz, der über ſeinem Schickſal waltete, zufammenhingen. „Wie heißen Sie?“ fragte er nach einiger Zeit. „Parlowna.“ „Sie ſind Nihiliſtin . ..“ „Ich weiß nicht, was ſie damit ſagen wollen.“ „Ich glaube,“ ſagte Fritſchen verlegen. „nach Ihrem Weſen, Ihrem Auftreten „Bitte, verſtricken Sie ſich nicht. Ich kann Ihnen dienen und komme, um Sie zu fragen, ob Sie meine Dienſte annehmen wollen. Sollte Letz⸗ teres der Fall ſein, ſo handelt es ſich darum, den Preis feſtzuſetzen. Ich bin arm und verlaſſen. Ich ſage es Ihnen ſchon im Voraus, ich verfahre ſehr offenherzig. So ſprechen Sie auch ohne Umſchweife, denn wenn Sie mich auch jetzt erſt kennen lernen, ſo kenne ich Sie doch ſchon ſeit langer Zeit.“ „Nun wohl, laſſen Sie mir ihre Adreſſe und wenn ich nachgedacht haben werde ...“ „Nein, nein, Sie müſſen ſich gleich entſchließen. Uebrigens hören Sie, was ich Ihnen vorſchlage: Sie eröffnen mir einen Kredit; wenn ich ihn miß⸗ brauche, wird es immer Zeit ſein, ihn aufzuheben.