„ 100% . 5 Nr. 42. n Ber, 7 n wieder⸗ Beltidl 12 U. ngenom⸗ n, G5 I Bot jeszeiten n Ehe Wochen. Zu afl 5 Reach die den ibringel. ag del Grund⸗ ind der⸗ 6 Hiſtoriſche Novelle nach Jules Lavigne 10 6700 Erſcheint Poſtprovifion. Jnſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die 8 einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ 5 Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Beſtellungen auf dieſe Zeikung können zu jeder Zeit gemacht werden. Samſtag, den 24. Mai 1884. c Fokttiſche s 1 N 2 4 66 Karlsruhe, 20. Mai. Die Zwelte Kammer beſchäftigte ſich heute mit der Petition von Gewerbe⸗ treibenden aus Mannheim und der Umgegend, welche in wenig verhüllter Weiſe, wenn auch unter allerlei anders lautenden Titeln eine Einſchränkung der Ge⸗ werbefreiheit will. Die Regierung theilt dieſe An⸗ ſchauungen keinesfalls und auch die Kammer ging nicht weiter, als daß ſie die Wünſche der Petenten der Regierung zur Kenntniß überwies, gleichzeitig aber ſprach die Kammer ihre Bereitwilligkeit aus, der Regierung eine entſprechende Summe zur Ver⸗ anſtaltung einer kleingewerblichen Enquste zu be⸗ willigen. Aehnlich wie im vorigen Jahr die Land⸗ wirthſchaft wird die Regierung eine ſolche probeweiſe einleiten. — Die Commiſſion für die Braumalzſteuer hat ihre Anſchauung geändert; ſtatt des Antrags auf Nichteintritt in die Verhandlung verſucht ſie einen Mittelweg in der Beſteuerung, nämlich für die erſten 300 Doppelcentner 9 Mk. und nur für den Mehrverbrauch 10 Mk., d. h. den Steuerſatz der Regierungsvorlage. Paris, 18. Maf. Augeublicklich tagt hier eine Sozialiſtenverſammlung, ähnlich der Kopenhagener Conferenz; Theilnehmer und Delegirte von Berlin, Leipzig. Bern. Zürich und anderen Städten ſind hier eingetroffen; die Zahl der auswärtigen Dele⸗ girten foll 12 betragen, darunter ſind Liebknecht und Georgi von Leipzig. Liebknecht traf vorgeſtern von London hier ein, wo er bemerkte, daß er von deut⸗ ſchen Gebeimpoliziſten überwacht wurde. Ich glaube, daß alle Delegirten der deutſchen Nationalität und der deutſchen Sozialiſtenpartei angehören. Die Mit⸗ glieder der anarchiſtiſchen und nihiliſtiſchen Parteien ſcheinen ausgeſchloſſen zu ſein. Es ſoll ſich darum handeln, wichtige Beſchlüſſe zu faſſen, die durch das leiſtete der Groß fürſt Thronfolger den Eid, treu zu Weiterbeſtehen des Sozialiſtengeſetzes ſowie durch gewiſſe Unterhandlungen begründet werden, die an⸗ geblich zwiſchen der ſchweizeriſchen Regierung und einem nicht bei der Schweiz beglaubigten deutſchen Diplomaten ſtattgefunden haben ſollen. Eine ange⸗ kündigte öffentliche Verſammlung in der Avenue des Gobelins, die für heute angezeigt war, und in welcher Liebknecht ſprechen ſollte, hatte nur den Zweck, die Polizei auf eine falſche Fähre zu locken. Eine vor⸗ läufige geheime Verſammlung fand geſtern bei einem Deutſchen in deſſen Wohnung im Foubourg Saint⸗ Antoine ſtatt; es wird verſichert, daß eine abermalige geheime Verſammlung dieſe Nacht ſtattfinden ſoll. Wenn die deutſchen Sozialiſten ſich über den ein⸗ zuſchlagenden Weg einigen, ſoll eine Delegation nach London abgehen und dort ein fernerer Congreß ſtattfinden, von dem man auch die mehr zu gewalt⸗ thätigen Maßregeln neigenden Mitglieder nicht aus⸗ geſchloſſen werden ſollen und der einen internationalen Charakter tragen würde. St. Petersburg. 18. Mai. Ueber den feierlichen Akt der Volljährigkeitserllärung des ruſf⸗ fiſchen Thronfolgers wird gemeldet: Um halb 1 Uhr erſchienen die Majeſtäten im Winterpalaſt, wo Prinz Wilhelm von Preußen dem Großfürſten Thronfolger die Abzeichen des Schwarzen Adler⸗ ordens überreichte. Alsdann erfolgte die Auffahrt zur Feier in der Palaſtkirche. Nachdem das diplo⸗ matiſche Korps und die übrig geladenen Gäſte ſich in der Kirche verſammelt hatten, begaben ſich die Majeſtäten, der Thronfolger und die fürſtlichen Gäſte, darunter die Königin von Griechenland, die Großherzogin von Mecklenburg Schwerin, Prinz Wil⸗ helm von Preußen, ſowie die Mitglieder der kaiſer⸗ lichen Familie, in feierlichem Zuge dorthin. Hierauf bleiben dem Kaiſer und dem Vaterlande und die geſetzliche Thronfolgeordnung zu bewahren. Während der Unterzeichnung des Gelöbniſſes ertönten 301 Kanonenſchüſſe. Aus der Kirche begab ſich der Zug nach dem St. Georgsſaale, wo der Thronfolger auf die Standarte des Leibgardekoſakenregiments, deſſen Hetmann er iſt, den militäriſchen Treueid leiſtete. St. Petersburg, 19. Mai. Der „Reichs⸗ anzeiger veröffentlicht ein kaiſerliches Manifeſt, wel ⸗ ches die Großjährigkeitserklärung des Thronfolgers und deſſen Ineidnahme auf den treuen Dienſt für den Kaiſer und das Vaterland mittheilt. Dasſelbe ſchließt: „Auf Gottes Gnade bauend, glauben wir, er werde unſer inbrünſtiges Gebet erhören. Möge Gott die junge Seele unſeres Erſtgeborenen und einſtigen Nachfolgers in den heiligen Gelübden für ſeinen von Gott angewieſenen hohen Beruf kräftigen und in ſein Herz und ſeinen Verſtand ſeine Wahr⸗ heit und Weisheit legen; möge ihm Gottes reichſter Segen werden zur Erleuchtung und Befeſtigung in jedem guten Vorhaben und jeder rechten That.“ Madrid, 19. Mai. Vor Kriegsgericht kommt in Badajoz der Aufſtand vom Auguſt vergangenen Jahres zur Verhandlung. Der Staatsanwalt de⸗ antragt Todesſtrafe für 153 Offiziere und Unter⸗ offiziere, 21 Korporale und 4 Civiliſten. St. Petersburg, 19. Mai. Die Kaiſerin reiſt heute heute Deutſchland zur Hochzeit des Groß⸗ fürſten Sergius und der Prinzeſſin Eliſabeth von Heſſen⸗Darmſtadt. Madrid, 20. Mai Die feierliche Eröffnung des Kortes fand durch den König perſönlich ſtatt, der die Königin, ſowie die Infantinnen beiwohnten. Die Thronrede konſtatirt, daß die Schwierig ⸗ keiten, denen ſich die Regierung noch gegenüber be ⸗ Die Nihiliſten. von §. With. 15. Fortſetzung. Sie fuhren aus ihrer Erſtarrung empor und noch ein wenig erſchreckt ſtiegen ſie aus. Eine Viertelſtunde fpäter, geſtärkt und erwärmt, noch plauderhafter, geſprächiger wie im Clnb, unter⸗ hielten ſich endlich der Finanzmann und der Mili⸗ tär von der Gräfin Staſta. „Ich überlaſſe Ihnen meine Chancen beim ecarte,“ ſagte Noſimof. Es handelte ſich ſelbſtverſtändlich um die Aus⸗ ſichten, welche Noſimof auf die Hand Staſia's haben konnte. „Ich würde ſie gerne annehmen,“ ſagte Frit⸗ ſchen, „aber ich habe ſchon geſagt, ich ſpiele nie.“ „Doch haben meine Chancen Werth...“ „Ich ſage nicht nein.“ „Sie ſind zäh wie ein Araber, mein lieber Fritſchen. Sie lieben die Gräfin nicht mehr, als ich dieſen Stuhl liebe. Ach! welch kalter Liebhaber! Wegen einer ſo geringen Summe zögern!“ „Eil welcher Summe? Wir haben nichts Der⸗ artiges gesprochen, daß ich wüßte“ „Sie ſpielen den Schlauen mein Freund. Ich kenne Sie ſchon, wie mich ſelbſt. Sie wollen, daß ich etwas nachlaſſe. Nie in meinem Leben! — — Ich glaube feſt daran, daß ich Staſia heirathen werde: ich bin deſſen gewiß, ich habe dafür ſpezielle Mittel, Geheimniſſe, die ich nicht verrathen kann. Wohlan, ich verkaufe Ihnen dies Alles in Bauſch und Bogen für eine geringe Summe, und Sie wollen nicht? Sie ſind nicht verliebter . ..“ „Nun, und dieſe Summe wäre“ „Nein,“ ſagte Noſimof, „ich bin kein Geld⸗ menſch, mein ganzes Leben hat es bewieſen. „Ich verlange nur ein Ding höflich, artig — Ihre Freundſchaft.“ „Ach! wenn es das iſt, ja“, ſagte Fritſchen. Aber da er ſchnell überlegt hatte, daß die Freundſchaft, mit der Noſimof ihn beehren wollte, ihm theuer zu ſtehen kommen könnte, theurer, als eine große Summe Geldes, fügte er bei: „Meine Freundſchaft allein wäre wenig. In was kann ich Ihnen gefällig ſein?“ „Mein Lieber, wir wollen nicht lange Umſtände machen; ſehen Sie, ſetzen Sie Ihre Unterſchrift auf einige Papierchen, deren Zirkulation fich ſchwer machen würde 10 hen n N 1 Noſimof zog aus ſeiner Brieftasche einig Wechſel; es war eine runde Summe; ſechstauſend Rubel. Aber Fritſchen, entſchloſſen die Sache durch⸗ ſetzen zu wollen, zoͤgerte nicht. Er unterſchrieb. „Es iſt felbſtverſtändlich,“ fügte Noſimof hin⸗ zu, daß, wenn dieſe Wechſel jemals an Sie zurlick⸗ kämen, Sie mich alſo gleich davon benachrichtigen würden.“ „Ach!“ ſagte Fritſchen, „davon iſt jetzt nicht die Rede, wir wollen lieber von Ihren Ausſichten reden: es ſind jetzt die meinigen.“ „Ja, und ich geſtehe Ihnen, ich halte Sie für nicht ſehr bedeutend.“ 5 Fritſchen lachte; aber er war einen Neben⸗ buhler los, er fand Alles köſtlich. Er ſah ſich ſchon allein in dem Palaſte der Gräfin, denn ſeit ſeinem letzten Beſuch fürchtete er ſehr den Prinzen. Er vermuthete ſtets, daß er ihm auf dem Fuße folge. Dieſer Sorge enthoben, athmete er leichter. Sich in ſeinem Fauteuil zurücklehnend, blickte er an die Decke und ſein Geſicht zeigte hoͤchſtes Entzücken. Er ſah mit ſtolzer Miene in ſeinem Schlitten ſich vor Staſia's Thüre, ſah ſich die große Treppe langſam und würdenvoll hinanſteigen. Dieſes Mal ließ man ihn nicht warten. Cr wurde von der kleinene Gräfin empfangen, in tiefer Trauer, aber reizend, edel in dieſem dunklen Anzug. Er küßte ihr ehrfurchtsvoll die Hand; er ſprach; die Worte floſſen mit ungewohnter Leichtigkeit; die Gräfin war anfangs erſtaunt, dann lächelte ſie und wurde ſchließlich nachdenkend, zuletzt, nach einem beredten Schweigen, zog er ſich zurück. Und welcher