Namen der Stadt warm begrüßt hatte, leitete der „Ge⸗ ſang⸗Verein Ladenburg“ die eigentliche Feſtfeier durch einen meiſterhaft vorgetragenen Weihegeſang ein. Turnwart Zentmayer gab in kurzer kerniger Rede in großen Zügen ein Bild der Entwicklung des Turnvereins und galt ſein „Gut Heil“ der Furnkunſt. Fräulein Lenchen Grohe übergab die herrliche Fahne mit einer kurzen ſinnigen An⸗ ſprache die von dem Fahnenjunker Rüger mit paſſenden Worten erwiedert wurde. Ein ſchoͤnes Lied, gleichfalls vom „Geſang⸗Verein Ladendurg“ vorgetragen, bildete den Schluß der Weihe. Vor Beginn des Preisturnens führte der feſtgebende Verein Stabübungen auf, die ſehr gut ausgeführt wurden. An dem nun beginnenden Preisturnen, zu welchem von der „Stadt Ladenburg“ ein prachtvoller Becher als „Ehrenpreis“ geſtiftet wurde, betheiligten ſich 84 Preisturner, eine Zahl, welche kaum auf einem Gaufeſt erreicht wird. Hier bekamen wir ſoviel des Schönen zu ſehen, daß das außerordentlich zahlreiche Publikum oft in laute Beifallsbezeugung ausbrach. Es iſt ganz erſtaun⸗ lich in welcher Weiſe ſich der Menſch ſeinen Körper unterthan machen kann. Gegen 6 Uhr wurde der Rückmarſch angetreten und brachte Turnwart Zentmayer auf dem Markt⸗ platze noch ein „Gut Heil“ auf ein fröhliches Wiederſehen bei dem Gauturnfeſt Waldhof aus, dem Herr Diesbach aus Weinheim mit bewegten Worten des Dankes folgte. Die kurze Zeit bis zur Preisvertheilung wurde mit Conzert im „Schiff“ und „Stern“ ausgefüllt und hatten die Preisrichter bis nach 9 Uhr Arbeit mit dem Feſtſtellen der Reſultate. Als Sieger ging Schuff Frankenthal mit 26 ¼ Punkten hervor, während Erler Mannheim ehrenvoll mit 26 Punkten unterlag. Die Unſitte bei einem Mißerfolg auf die übrigen Preiſe zu verzichten bürget ſich immer mehr ein und glaubte auch der Turnverein Mannheim auf die von ihm errungenen weiteren 5 Preiſe verzichten zu müſſen, und ſeiner Unzufriedenheit durch ſcandalöſen Lärm Ausdruck zu verleihen, was man dem Mannheimer Turnverein nicht zugetraut hätte. Hoffentlich wird auf dem nächſten Gauturntage dieſe Unſitte zur Sprache gebracht und dem Uebelſtande dauernd ab⸗ geholfen werden. Trotz dem äußerſt unangenehmen Zwiſchenfall, entwickelte ſich nach der Preisvertheilung ein flotter Ball. der die dableibenden Feſtgäſte bis zum frühen Morgen beiſammenhielt. Ganz beſondere Anſtrengungen zur Verherr⸗ lichung des Feſtes machte die „Geſellſchaft Gemüth⸗ lichkeit“, indem ſie einen von 4 Rappen gezogenen Wagen zu dem Zug ſtellte, der von 4 Pagen ge⸗ führt den Altmeiſter Jahn umgeben von Turnern und Genien in wirklich prachtvoller Gruppirung brachte. Das Feſt iſt als ein vollſtändig gelungenes zu betrachten und wollen wir hoffen, daß der ſtreb⸗ ſame Verein immer mehr zunimmt. N . Zu uuſerer größten Freunde hatten wir bei dieſem Feſte unſere zwei Nachbarsvereine Schfies⸗ heim und Hohenſachſen als Feſtgäſte, welche in ſtattlicher Zahl erſchienen waren. Möge ihnen dieſer Tag ein Vorbild ſein, was durch Ausdauer und tüchtiges Streben erreicht werden kann und wünſchen beiden Vereinen ſtetes Wachsthum an Zahl und die Kraft, ſich nach Außen Anſehen zu verſchaffen. — Mannheim, 19. Maj. Schon wieder hat das Waſſer ein Menſchenleben gefordert. Der 20jährige, in der Fabrik von Brink und Hübner beſchäftigt geweſene Taglöhner Bernhard Wachter von Neckarhauſen wollte vor zwei Collegen eine Probe ſeiner Geſchicklichkeit im Schwimmen ablegen und ſchwamm er geſtern früh oberhalb des Schlacht⸗ hauſes über den Neckar und wieder zurück. Etwa fünf Meter vom Ufer ſank er vor den Augen ſeiner Eollegen unter und kam nicht wieder zum Vorſchein. Dieſe mit dem tückſchen Element nicht vertraut, konnten ihm auch keine Hülfe bringen. Die Leiche iſt bis jetzt noch nicht aufgefunden. — Käferthal, 19. Mai. Eine größere Meſſeraffaire ſpielte ſich geſtern Abend in und vor dem Löwenwirthshaus hier ab. 7 bis 8 Perſonen wurden mehr oder weniger ſchwer verwundet, einer ſoll ſogar lebensgefährliche Verletzungen erhalten haben. Entſtanden iſt der Streit dadurch, daß die Gebrüder Bollmann, Söhne des Waſenmeiſters die Brüder Neff mit ihren Metzgermeſſern attaquirten. Unterſuchung iſt eingeleitet, doch mußte von Ver⸗ haftungen deshalb abgeſehen werden, weil die Be⸗ theiligten alle verletzt find. — Wien, 16. Maj. Gegen fünf Uhr brach im Innern des Stadttheaters ein Brand aus, welcher andauert. — Wien, 16. Mai. Das Stadttheater iſt bis auf die Grundmauer niedergebrannt. Der Brand entſtand im dritten Stocke des Zuſchauerraums. An⸗ rechtzeitig gerettet. Die 8 geblich vergaßen Arbeiter, welche mit der Ausbeſſerung des Gasrohres beſchäftigt waren, dort den Löthofen Der Zuſchauerraum wor in zwanzig Minuten 1 hellen Flammen. Nachdem die Plafonds eingeſtürzt wurde auch die eiſerne Courtine, welche weſßgllhend geworden, mitgeriſſen, worauf das Feuer ſich auß die Bühne verbreitete. Der Schaden wird auf eig eine halbe Million Gulden geſchätzt. Alles verbrannte: Kouliſſen, Garderobe, Bibliothek; nur einige Mö wurden gerettet. Etwa zwanzig Unglücksfälle did vorgekommen. Viele Menſchen fielen in Ohnmachf. Die benachbarten Häuſer ſind gerettet. Wien, 17. Mai. Erſt um 1 Uhr Nachtz konnte der Stadttheaterbrand gedämpft werden, Aus den im Parterre und Mezzanin befindlichen Geſchäftlokalitäten, ſowie aus der Garderobe, den Bureaux und den Privatwohnungen wurde gllez Privatwohnungen ſelbſt ſind durch die von den Theaterräumlichkeiten zeeh⸗ nenden Feuermauern und eiſernen Thüren ing geblieben. Das Innere des Theaters iſt in eigen Trümmerhaufen verwandelt, nur die Fagade fich noch aufrecht. Der eiſerne Vorhang ſchültzte die Bühnenräume, zwei Stunden lang vor den Flom⸗ men, die ſich dort erſt ausbreiteten, nachdem der Dachſtuhl, an welchem der eiſerne Vorhang befeſſgt war, einſtürzte. Es iſt konſtatirt, daß die Feuer⸗ meldung aus dem Theater 17 Minuten pater gegeben wurde, als von dem Thurme des Sage Stefans Doms. Vor 4 Uhr Nachmittags wurde ſchon Brandgeruch verſpürt. Von den perſchiedenen Verſionen über die Entſtehungsurſache gilt als die wahrſcheinlichſte, daß das Feuer in dem unler dem Dach befindlichen Maſerſaale ausgebrochen it, Aug ſämmtlichen Feuerwehren Wiens und der Vororte war die ganze disponible Polizei und nahezu Tou⸗ ſend Soldaten wie ein Theil der Juſtizwache auß geboten. Bei den Löſch⸗ und Reiſtungsarheiten wurden fünf Perſonen verletzt, denen die freiwillige Rettungsgeſellſchaft die erſte Hilfe ſeißeſe. Daz Theater iſt bei der Geſellſchaft Franco Hongroſe um viermalhunderttauſend Gulden berſſchert und dürfte wohl nicht mehr aufgebaut weiden, Die polizeiliche Vernehmung des techniſchen Thiolereer ſonals ſtellt nahezu als gewiß feſt, daß duch die Nachläſſigkeit eines auf dem Luſterbodemaun ze ſchäftigt geweſenen Zimmermanns brand verurſacht wurde. 5 Er that wohl daran, aber es war der Zufall, der ſein Cicerone wurde und ihn günſtig leitete. Fritſchen ging von der Aſſemblé der Adeligen in den Klub der Künſtler, von dem Künſtler⸗Klub in den Klub der Engländer und aus dieſem letzten Zirkel in den Klub der Kaufleute. Und, an dem Abend, an welchem er dahin ging, hätte er Noſimof beinahe nicht gefunden. Kaum unter die hohe Veranda getreten, hatte er ſeinen Pelzmantel dem Jäger auf dem Vorplatz zu⸗ geworfen, dann die brillant erleuchtete, auf beiden Seiten mit ſeltenen Pflanzen gezierte Treppe hinan⸗ ſteigend, war er am Eingang vom Saal ſtehen ge⸗ blieben, indem er nach rechts und Links forſchende Blicke ſandte. Eine große, gute Drehorgel wurde an einem Ende des Saales geſpielt, deſſen ganzer Länge nach eine ungeheuer große, mit Blumen und filbernen Rechauds geſchmückte Tafel ſtand. Mißgeſtimmt durch ſeinen Nichterfolg, ſetzte ſich Fritſchen, er hörte eine der weiblichen Arien aus der Oper Traviata an, — denn weder Ruſſe noch Deutſcher will die Muſik bei Tiſch entbehren; — er hatte ſich entſchloſſen, an einem Seitentiſch zu ſpeiſen, um ſeinen Gedanken nachhängen zu können, als er er einen Freudenſchrei ausſtieß, er hatte plötzlich den Prinzen entdeckt. Dieſer war ſorglos in einem großen Sammt⸗ fauteuil eingeſchlafen; die Orgel, die ſchlechte Muſik, die ſie ſpielte, das blendende Licht, die Hitze, das Geſumme der Sprechenden, endlich die Ermüdung eines vielleicht mit Suchen nach Geld zugebrachten langen Tages hatten ihn eingeſchläfert. Fritſchen näherte ſich leiſe dem Prinzen und berührte mit einem Finger ſeine Schulter. Noſimof ſchlug die Augen ruhig auf. „Sieh' da! Sie ſind ſind es, ich erwarte Sie, oder vielmehr ich ſuchte Sie ...“ „Wirklich. „haben Sie mir vielleicht Mittheilungen zu machen?“ „Nein, gar keine,“ erwiderte Nuſimof, nein, im Gegentheil, ich wollte von Ihnen Nachrichten über die Gräfin Staſia haben.“ „Iſt es möglich!“ rief Fritſchen im höchſten Erſtaunen; „aus dem gleichen Grunde ſuche ich Sie und ein glücklicher Zufall ...“ „Gut! Gutl wir wollen davon bei Tiſch plaudern.“ Ohne weitere Umſtände nahmen ſie an der Tafel Platz, woran ſich jeder nach Luſt und Laune geſetzt hatte. Das Diner war fein, von ſchweigſamen und aufmerkſamen Tartaren elegant ſervirt. Die beiden Nebenbuhler machten der Küche des Klubs Ehre und tranken langſam ihre Flaſche Keres⸗ wein. Zum Deſſert ließ Fritſchen, entzückt von der Gewandtheit und Offenherzigkeit Noſimof's, eine Flaſche Champagner erſter Marke bringen — und ihre Heiterkeit nahm immer mehr zu, ſie wurden mittheilſamer und bei den Cigarren waren ſie gute Freunde. Dennoch hatten beide über ihre geheimſten Gedanken, der Ihnen auf den Lippen brannte, ge⸗ ſchwiegen, keiner hatte ein Wort von der Gräfin Staſia geſagt. Erſt in dem Moment, wo die Spieltiſche ge⸗ richtet wurden, fürchtend, daß Noſimof ihm ent⸗ wiſchen könnte, ſagte Fritſchen ohne weitere Vorbe⸗ reitung plötzlich: „Nun! 10 .“ ſagte Fritſchen geſchmeichelt, ſind, wollen wir nicht von dem Gegenſtand unfenzz Liebe ſprechen?“ „So ſei es!“ ſagte Noſimimof; „ober e nach dem Spiel.“ l „Freilich, das iſt ſo ziemlich meine Gewohnhen; und eigentlich fange ich um Mitternacht erſt ah an, denn es dauert range, bis ich in Zug komme.“ „Hören Sie mich an,“ ſagte Fritſchen in weiches Stimmung durch den Genuß des Champagners, J will Ihnen einen Vorſchlag machen“ „Annehmbar?“ „Ich hoffe es. erſchreckt mich! Ein ſo braber Mann! Wir wolleh weggehen, eine Kroika nehmen und eine kurze Spi zierfahrt machen, dann kehren wir bei mir ein, wir das nöthige finden um uns zu ſtärken.“ „Nun wohl, ſei es darum! Aber ſie fi ſchuld, daß ich tauſend Rubel verliere.“ 5 „Warum nicht gar! Machen Sie ſich darlbes keine Sorgen.“ 1 Noſimof zog ſeinen Militärmantel an, Fritſchel ſeinen Pelzrock; der Jäger rief eine elegante Troll herbei; ſie fuhren in der Richtung des freien Felde, um zwei oder drei Werft unter dem geſtirnter Himmel zu machen. An jenem Abend ſchneite es nicht; die Nacht war heiter wie in der Polargegend und die feen. und ruhig. Anſtatt zu plaudern, ſchllefen ein. Ein plötzlicher Stoß weckte ſie auf. Sie be. fanden ſich auf der großen Moskoſa, einer der ſchönſten Straßen Petersburg, wo Fritſchen ſein Hotel bejaß; der Kulſcher hakt pünktlich die Inſtruk⸗ tionen des Bankiers befolgt. 5 (JFortſetzung folgt.) 1 tion, Druck und Verlag don Kark Molitor, der Theater Das Leben, welches ſie f ren, b Mit chte ud de Arlt 1 bi Lade — f 151 Hen ui da ain 1 Jerſone Node Nedathe Elle g Ale n bell Juni Aabok! laden wütde 90