— Freiburg, 12. Mai. lichen Unglücksfall mußten die hieſigen Mitglieder des Schwarzwaldvereins mit anſehen, die geſtern einen Ausflug unternommen und Nachmittags im Schützengarten in Endingen berſammelt waren. Dortſelbſt wurde von der Schützengeſellſchaft ge⸗ ſchoſſen. Der Sohn des Büchſenmachers von En⸗ dingen, der gleichfalls ſchoß, frug ſeine 21jährige Schweſter, ob ſie nicht auch ſchießen wolle. In demſelben Augenblicke jedoch, in welchem ſie das Gewehr wieder abſetzte, ging dasſelbe los und das Mädchen ſtürzte blutüberſtrömt zu Boden. Die Kugel war ihr in's Gesirn gedrungen, das theil⸗ weiſe ſofort austrat. Das anweſende Mitglied des Schwarzwaldvereins, Herr Oberſtabsarzt Martin, ſowie der Endinger Arzt leiſteten Hilfe, doch iſt das Mädchen ſchon nach einer Stunde ſeiner Ver⸗ letzung erlegen. Der Bater der Unglücklichen wurde in Bahlingen, wohin er zum Beſuch gegangen war, von dem furchtbaren Ereigniß in Kenntniß geſetzt. Das Bedauern mit der in tiefe Trauer verſetzten Familie iſt ein allgemeines. — Aus Baden, 14. Mai. Zwiſchen Hed⸗ desbach und Langenthal wurde der Schiffmann Al⸗ bert von Hirſchhorn mit eingeſchlagenem Schädel todt aufgefunden. Neben ihm lag eine Baumſtützee mit der offenbar die Unthat verübt wurde. Ueber den Thäter iſt z. Zt. noch nichts bekannt geworden. — Photograph Fickeiſen von Villingen iſt ſeit na⸗ hezu 14 Tagen mit Weib und Kind verſchwunden. Die Ueberſchuldung ſoll etwa 20,000 Mk. be⸗ tragen. — Deutz, 13. Mai. Ein brutaler Gewalt⸗ akt wurde geſtern gegen 2 Uhr Nachmittags hier⸗ ſelbſt im Glacis vor dem Mühlheimer Thore ver⸗ übt. Ein junger Mann aus Köln, der mit ſeiner Braut einen Spaziergang machte, wurde plötzlich im Glacis von zehn den Klaſſen der Fabrikbevöl⸗ lerung angehörenden Müßiggängern überfallen. Man ſchleppte ihn bei Seite und hielt ihn unter Miß⸗ handlungen feſt, während die Uebrigen das arme Mädchen in das Gehölz des dort belegenen Forts zertlen und ihm dort Gewalt anthaten. Die Un⸗ glückliche iſt ſo ſchrecklich zugerichtet, daß ſie in's Hospital aufgenommen werden mußte. Sofort an⸗ geſtellte polizeiliche Nachforſchungen führten zur Feſt⸗ nahme von fünf der Verbrecher; zwei ſind aus Deutz, drei aus Kalk. Dieſer ſchreckliche Fall iſt bereits der zweite, der hier innerhalb eines Jahres unter faſt gleichen Umſtänden vorgefallen iſt. In Einen ſchreck⸗ 3 dem erſten Falle wurden die Hauptthäter mit ach ahren Zuchthaus beſtraſt. N * A is wird unterm Geſtrigen berichtet! Geſtern Abend fuhr auf der Nordbahn in der Ebene von St. Denis an einer Kreuzungsſtelle ein Güter⸗ zug auf den von Boulogne anlaufenden Perſonenzug Der Maſchiniſt wurde ſofort getödtet; 26 Reiſende und 5 Bahnbeamte ſind mehr oder minder verletzt, konnten aber faſt alle die Reiſe fortſetzen. — London, 9. Mai. Ein ſchreckliches Un⸗ glück ereignete ſich geſtern in Nobel's Dynamitfa⸗ drik zu Ardeer in Ayrſhire (Schottland). In einer Hütte, wo vier junge Müdchen mit dem Füllen von Dynamitpratronen beſchäftigt waren, entſtand eine Exploſion, durch welche die vier Inſaſſen auf der Stelle getödtet wurden. Drei benachbarte Hütten geriethen in Brand und eine Zeitlang wurde be⸗ fürchtet, daß die Flammen ſich über die ganze Fa⸗ brit ausdehnen würden. Es gelang indeß, des Feuers binnen einer Viertelſtunde Herr zu werden. Die Szene wird als herzzerreißend geſchildert. Sechs Mädchen verbrannten vor den Augen ihrer Arbeitgeber, die keine Hilfe leiſten konnten und von den in den 4 Hütten beſchäftigten 15 Mädchen haben 10 ihr Leben verloren, während zwei ſolche Verletzungen davontrugen, daß ihr Aufkommen be⸗ zweifelt wird. Obſchon 150 Kilo Dynamit ex⸗ plodirten, iſt der angerichtete Eigenthumsſchaden nur unerheblich. Die Urſache der Exploſion iſt noch nicht ermittelt. Die durch dieſelbe verurſachte Er⸗ ſchütterung glich einem Erdſtoß und wurde in Ir⸗ vine, Troon und anderen benachbarten Orten ver⸗ ſpürt. — Konſtantinopel, 14. Mai. Starke Erderſchüteerungen zerſtörten geſtern das Dach der griechiſchen Kirche in Krevaſſa und einige Magazine in Pandesma; die Erdſtöße wurden auch in Kon⸗ ſtantinopel verſpürt. Verkäufe und Verpachtungen, Betheiligungen, eee eto. eto. werden am sichersten durch Annoncen in zweckentsprechenden Zeitungen zur Kenntniss der bez. Reflektanten gebracht; die einlau- fenden Offerten werden den Inserenten im Original zugesandt. Nähere Auskunft ertheilt die Annoncen-Expedition von Rudolf Mosse, Frankfurt a. M., Rossmarkt Nr. 3. Willkommgruß am Fahnenweihfeſt des Ladenburger Turn ⸗ Verein am 18. Mai 1884. Willkommen, Ihr Turner, mit Eurer Kunſt, Die Körper und Geiſt weiß zu ſchmücken Mit Kraft und Anmuth, der edelſten Gunſt, ei Daß ſtrahlt uns der Blick vor Entzücken. „ Picnde Die Turnkunſt in Griechenland war ſchon zu Haug 10 u F Wie ſollte ſie Wunder dort wirken: ein. . Feſtſpiele da glänzten, die Sieger rief aus 3 nin Man fröhlich in allen Bezirken. e e Ne Darnach man beſtimmte ſogar die Zeit — * Noch ſpricht man von Olympiaden; 1400 Und ſind wir getrenut durch Jahrtauſende weit, Dach bleibt uns die Turnkunſt in Gnaden. T Die jungen Germanen auch übten ſich ſchon Beke Im Turnen, in Waffen und Tänzen, 1 11 Und freuten ſich Über den herrlichen Lohn, J 5 Den reichten Jungfrauen in Kränzen. 5 ht Und was in der Jugend ſie hatten gelernt, ef ds 8e Im Kampfe mit Rom ſie bewieſen inn 12 3 bn Im Alter, mit Ruhm in den Schlachten beſternt Und jetzt noch ſo hoch uns geprieſen. Und wieder in Deutſchland der Vater Jahn . Rief auf zum Turnen die Jugend 1 e N Und führte ſie hin zur edelſten Bahn, Eule gepat Zum Kampfe für Freiheit und Tugend. 18 30, Deutſchand, ſa ſcheclich noch undändß be, Von grimmigen Feinden im Kriege, 1 N . 1 Wie ſtrahlt' es in neuem Morgenroth, 5 Wie jauchtz' es im ſonnigen Siege. 2 Wie treten die Knaben und Mädchen nun an Den Körper zu machen geſchweidig Und kräftig ausdauernd, dem Geiſt unterthan Und folgend behend ihm und freudig. Ja, lange ſoll blühen ſo froh das Geſchlecht, Das dankend der Turnkunſt die Weihe Und übt ſich ſo munter und ſtärkt ſich za tech, Daß bleibe der Geiſt ihm der freie. Willkommen, Ihr Turner, mit Eurer Kun, Die Körper und Geiſt weiß zu ſchmücken Mit Kraft und Anmuth, der herrlichſten Gun, Hoch ſoll Euch die Luft ſtets beglücken! 1 — hafter Gefährte zu ſein, in nichts den Engel zu verletzen, der bald. ..“ a „Ei! ei!“ antwortete Wladimir, „hälſt Du mich einen Tölpel, einen Flegel? Nein, nein, ich werde die Sache mit vollem Anſtand in's Werk ſetzen. Uebrigens, Du wirſt es ja ſehen. Du wirſt ſtets da ſein. Nicht wahr? Wir wollen wetten, daß ich ein Muſtergatte ſein werde.“ „Ja, Du biſt ſorglos; Du biſt, was man ſo nennt, ein guter Junge. Ich weiß es. Aber den⸗ noch, wenn ich Dir nicht Moral predigte, wäre mein Gewiſſen nicht beruhigt.“ In dieſem Moment erſchütterte ein Fußtritt die Thüre in ihren Angeln; das Fenſterchen fuhr dadurch von ſelbſt auf und durch dieſes ſtreckte ſich einige Centimeter weit eine Hand. Die beiden Stu⸗ denten waren Anfangs in die Höhe gefahren, aber die Hand beruhigte ſie wieder. Es war die Manier, mit welcher ſich Ribowski bei ſeinen Freunden ein⸗ führte. Immer athemlos, geſchäftig, feurig war der Pole Ribowski, wie er ſelbſt ſagte, geborener Ni⸗ hiliſt; er hatte weder Vater noch Mutter gekannt, von dem Zufall hin und her geſtoßen, war er auf⸗ gewachſen; von einem Waiſenhaus in das andere gebracht, hatte er ein unſtetes Leben geführt. Hatte gebend, wollte er keine andere Aufgabe, leine andere Arbeit. Sein größter Feind war todt, aber er ſprach von ihm wie von einem Lebenden und miſchte ihn bei jeder Gelegenheit in das Geſpräch: es war der Kaiſer Nikolaus. Im Uebrigen war er luſtig und mehr unterhaltend als geiſtreich. Das Leſen aller franzöſiſchen Bücher und Journale erleichterte ihm, ſeine Unterhaltungen mit Worten des ſogenannten Argot zu würzen und er ließ es nicht daran fehlen. „Guten Tag, meine lieben Kleinen, es ſind doch keine Damen da,“ fügte er bei, indem er ſich nach rechts und links umſah. „Was giebt es Neues,“ ſagten zu gleicher Zeit Wladimir und Serge. „Laß mich zu Athem kommen, mein Schäfchen. Oh, ihr könnt Euch rühmen, Spektakel in der Welt zu machen. Welche Aufregung auf der dritten Sektion! Schuwaloff iſt förmlich verblüfft.“ „Und von was?“ „Von den Plänen Parlowa's, von unſeren Machinationen.“ a „Was weiß er davon?“ fragte Wladimir ein wenig unruhig. „Er weiß Alles und das iſt ganz einfach. Iſt denn Parlowna nicht belauert? Iſt ſie nicht zu der er Ueberzeugungen, er wußte es ſelber nicht. Aber er fühlte in ſich einen Beruf; er hielt ſich für den erſten Poliziſten der Welt und entdeckte Geheimniſſe da, wo ſonſt Niemand etwas geſehen hatte. Er hatte noch eine andere Liebhaberei; er ſammelte ſorgfältig alle geſetzwidrigen Akten der ruſſiſchen Regierung und Alles, was ſeiner Anſicht nach Ein⸗ griffe in die Menſchenrechte waren. Es war keine leine Mühe. Er hatte überall Freunde, von denen 97 055 gegangen? Sie hat dorten zu Mittag ge⸗ geſſen.“ „Wenn einer von unſeren Plänen ſpricht, ſo man ſie nalürlich vereiteln.“ „Ganz richtig kalkulirt, mein; Junge, glücklicher wird Ribowsli. Dann ſich zu Wladimir wendend und leinen ernſten Ton annehmend: Weiſe für Euch iſt Papa da,“ ſagte kriumphirend mächtig, wirſt Du die Akten von Nikolgus, dem gekrönten Polizeidiener durchſehen!“ Du wier ſtreng bewachen! Du wirſt nichts vergeſſen ? Ben daran, daß ine Jahre 1848, als die Regierung err fuhr, daß die Studenten Zeitungen aus Fraue laſen, wo man gerade die Republick proklamiert halt ein General beauftragt wurde, die Schuldigen ein zuziehen, und daß dieſer ſo gut ſeinen Auftrag aus; führte, daß drei Monate ſpäter auf dem Marzi drei der Angeklagten in Leſchtücher gehüllt an Pfahle gebunden wurden, einer Abtheilung Soldaßen gegen über. Man kommandirte dieſen im Beiſein det Opfer ihre Gewehre zu laden. Sie legten an „ al ein Kourier erſchien, ein Papier über die Menge ſchwenkend. Die. Schöͤndlichkeit, man begnadigle e, um ſie nach Sibirjen zu ſchicken!“ Du wirſt dag nicht vergeſſen, daß unſere berühmteſten Dichter, Gelehrte und Künſtler jener Epoche kaum einig Luſtren lebten. Vouchkini, der älteſſe von Allen überſchritt allein die dreißig; Ryléyeff wurde gehenkt beim Beginn dieſer unheilvollen Regierung; Lermen, toff wurde, 36 Jahre alt, in einem Duell getödtet nach ſeiner zweiten Verbannung in den Kaukaſus; Pohejaieff, kaum der Kindheit entrückt, mißhandelt, geſchlagen, entwürdigt, ſtarb in ſeinem Gefüngniß an der Schwindſucht, nachdem er vor einem Kriegs⸗ gericht geſtonden; Chevtchenko, unſer Barde der Ütraine, freigegebene Leibeigene des Grafen Eher f meteff, wurde nach der Kirjhizes ſchen Steppe ber b bannt, einer Strafkolonie einverleibt. Unſer einziger nationaler Hiſtorikar, M. Nikolaus Koſtomaroff, no ganz jung, zpg ſich in ſeinem Gefängniß eine Kranl⸗ heit zu, an der er heute noch leidet. — — Gortſezung folgt.) Redaltion, Druck und Verlag von Karf Ne 0 litot.