90 plung jut ohne 1 Erſcheint Mittwoch und Samstag und kostet vierteljährlich 1 In. 20 Pfg. mit ikuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Nut. 70 ercl. u die ſichert eng . itte kann, Poſtproviſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. 5 einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqusé zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeit gemacht werden. Mittwoch, den 14. Mai 1884. Volitiſches. Karlsruhe, 9. Maj. Der vom Abg. Neu⸗ N 0 bronn eingebrachte Geſetzentwurf betr. die Einführung einer fünftägigen Reufriſt bei Kauf⸗ und Tauſch⸗ i verträgen über landwirthſchaftliche Liegenſchaften wurde nach dreitägiger Verhandlang mit 26 gegen 21 Stimmen angenommen. Berlin, 12. Maj. Der Reichstag hat in zweiter Leſung die Vorlage der Regſerung, betr. die Verlängerung des Sozialiſtengeſetzes, bei nament⸗ licher Abſtimmung mit 189 gegen 157 Stimmen angenommen. Berlin, 8. Mai. Wie der „Times“ aus Madrid, in Bezug auf die Errichtung einer deutſchen Kohlen⸗ und Konſularſtation auf Fernando Po mit⸗ * getheilt wird, gewährt Spanien Deutſchland nur den Platz für eine ſolche Station wie dies auch anderen Stationen gegenüber geſchehen iſt; aber in keiner Weſſe wurden damit ſouveräne Rechte an Deutſchland abgetreten, es wurden im Gegentheil die Rechte Spaniens. welche das Abkommen aus⸗ drücklich anerkenne, dadurch geſtärkt. Was das Kon⸗ ſulat betreffe, ſo ziehe Deutſchland vor, das von ihm ö an der Weſtküſte von Afrika beabſichtigte Konſulat lieber auf der genannten Inſel als auf dem Feſt⸗ lleande zu errichten. Aus Darmſtadk ſchreibt man der „N.⸗Zig.“: „Die öffentliche Meinung der Stadt und des Landes iſt durch die Ankündigung der Cheſchließung des Großherzogs ungemein erregt. Es macht ſich die Anſicht geltend, daß der Schritt auf einer Ueberei⸗ lung beruhe, daß die vielgewandte Dame den Groß⸗ herzog zu überraſchen gewußt hat, und eine Auf⸗ löſung des Ehebundes die angemeſſenſte und einzige Löſfung ſein würde. Wie man hört, iſt die Dame beteits nach Rußland abgereiſt, während der Groß⸗ herzog mit der Familie der Königin nach England abgereiſt iſt. Dem Staatsminiſter v. Stark wird es ungemein verdacht, daß er zu dem Alt der Civil⸗ Trauung mitgewirkt hat. Die Etablirung der je⸗ tzigen Gemahlin des Großherzogs in hieſiger Stadt würde geradezu unhaltbare Zuſtände hervorrufen.“ Berlin, 11. Mai. Die Grundſteinlegung zum Reichstagsgebäude ſoll nach der Rückkehr des Kaiſers von Wiesbaden vollzogen werden. — Am Montag beginnen hier zwiſchen den Vertretern Hamburgs und Preußens die Verhandlungen über die Erwerbung der Berlin ⸗ Hamburger Eiſenbahn durch Preußen. Paris, 9. Mai. Der General⸗Budget⸗Com⸗ miſſion iſt heute die Nachweiſung über die Einnahme an directen Steuern während der vier erſten Mo⸗ nate des Jahres zugegangen. Dieſe ergiebt gegen den Voranſchlag des Budgets eine Mindereinahme von 28 ½ Millionen Francs, in Bergleich zu den vier erſten Monaten des vorigen Jahres eine Min⸗ dereinnahme von 10 ¼10 Millionen. Die Commiſſion vertagte ſich bis nächſten Mittwoch. Konſtantinopel, 11. Mai. Midhat Paſcha iſt in Folge eines Karbunkelleidens., von dem er befallen worden war, geſtorben. Kairo, 12. Mai. Nubar Paſcha erhielt eine Depeſche des Kommandanten von Dongola, in welcher derſelbe zur Abſendung von Verſtärkungen auffordert. Die Aufſtändiſchen würden vom Scheik Hooden be⸗ fehligt, welcher vom Mahdi angewieſen iſt alle An⸗ hänger im Diſtrikt einzuſtellen, Dongola zu nehmen und auf Oberegypten zu marſchiren. Die Depeſche weiſt auf die geringe Stärke der Garniſon don Dongola, die zahlreiche Bevölkerung des Diſtriktes hin und konſtatirt, daß die irregälären Truppen durchaus unzuverläſſig ſind. Verſchiedenes. (J Ladenburg, 12. Mai. Vor einigen Tagen iſt ein Mann aus unſerer Mitte in einen andern Wirkungskreis verzogen, der es verdient an dieſer Stelle genannt zu werden; es iſt dies der Großh. Notor Herr Max Weber, welcher in gleicher Eigenſchaft nach Freiburg i. B. berſetzt wurde. Sowohl als Beamter als auch Privatmann gleich hoch geachtet, verliert die Stadt Ladenburg an ihm einen Mann, welcher es verſtand bei allen Schichten der Bevölkerung fich Sympathie zu er⸗ werben. Jeder Zeit bereit, einem Jeden hoch wie nieder, reich wie arm, mit ſeinem bewährten Nathe zur Seite zu ſtehen, iſt es ihm gelungen die Achtung und Verehrung aller die mit ihm in Be⸗ rührung kamen zu erwerben. In richtiger Würdigung dieſer Thatſachen hat ihm der Geſangverein Ladenburg als Zeichen der Verehrung und als Anerkennung für deſſen Ver⸗ dienſte ſpeciell auch um dieſen Verein ein Ständ⸗ chen gebracht und darauf im Gaſthaus zum Schiff in geſelliger Weiſe noch einige fröhliche Stunden verlebt. Moͤge Herr Notar Weber in ſeinem neuen Wirkungskreiſe ſich ebenſo die Sympathie der Be⸗ völkerung erwerben wie hier, möge es ihm und ſeiner Familie (welch letztere z. Z. noch in unſe ret Mitte weilt) in der ſchönen Stadt Freiburg wohl⸗ ergehen und ſich eines dauernden Glückes zu er⸗ freuen haben. — Ladenburg, 13. Mai. Einſender dieſes mochte die Frage anregen, ob wir noch in Adams Zeiten leben; und möchte, wenn dies verneint wird, die zweite Frage thun, ob es ein angemeſſener ode von S. With. 12. Fortſetzung. Auf dieſem ziemlich langen Wege defiliren die . Cquipagen: es iſt eine obligate Spazierfahrt und Jeder, der Anſprüche macht, der Geſellſchaft angehören zu wollen, darf dorten nicht fehlen. Man ſieht ſich da, man erkennt ſich, grüßt ſich und macht ſeine Bemerkungen über einander. Unter den Pelzen kann man keine neue Moden zeigen. Die Damen können ihter Eſtelkeit nur genügen, indem ſie die verſchie⸗ denſten Kopfbedeckungen zur Schau tragen. Uebrigens iſt der Geſammteindruck ein ſehr hübſcher; gegen zwei Uhr erhellt ein eigenthümlich mattes Licht den ruſſiſchen Boulevard; es iſt die Sonne, welche ſchüchtern verſucht, die Wolken zu durchbrechen; dann färbt ſich der Himmel in den vetſchiedenſten befremdlichen Farben, die man in einem Bilde unwahrſcheinlch nennen würde, ſo ſchroff ſtehen die Töne neben einander, zartes Roſa neben Indigo, Purpurroth und Theegelb. Man hält den Tag für ſchön; die Luft ſcheint heiter und klar wie Kryſtall. Plötzlich fällt Schnee in dicken Flocken und bedeckt all dieſe Eleganz wie mit einem Reif: Das iſt der rechte Moment; in Rußland liebt man den Schnee; man findet ihn überall, nicht allein auf der Erde und in der Luft, ſondern auch in allen Unterhaltungen, in allen Gedanken. Da ſieht man Großfürſten und Würdenträger zu Pferd; hier in ihrer Troika eine berühmte fran⸗ zoͤſiſche Schauſpielerin, dort ein Lebemann, bekannt durch ſeine abſonderlichen Einfälle; neben ihm ein gewöhnlicher Wucherer, oder ein reicher deutſcher Banquier, oder irgend ein dicker Kaufherr, der mit Hülfe ſeiner Rubel verſucht, ſich Amt oder Adel zu verſchaffen. Plötzlich tritt Stille ein, die Equipagen fahren zur Seite; in einem einfachen beſcheidenen Schlitten, in braunem Offiziersmantel fährt ein Mann mit finſtrer Miene vorrüber; er legt die Hand an ſeine weiſe Mütze: es iſt der Kaiſer. Einige Schritte weiter hinter ihm in einem ganz gleichen Schlitten ſteht ein Mann mit weißem Schnurrbart, weißen Kopfhaaren, harten beinahe grauſamen Anſehens, die Hand gebieteriſch ausſtreckend, ertheilt er den Gardevoi Befehle, es iſt der Polizeipräfekt, General Trépoff. Was dieſer offiziellen Spazierfahrt fehlt und weshalb ſie bald langweilig wird, es iſt die Ab⸗ wechslung; ausgenommen einige Unfälle, beſchäftigt nichts Unerwartetes den Geiſt oder Blick. In Paris wechſeln die Perſönlichkeiten, eine ganze Welt bewegt ſich um die beiden Seen und auf den Boulevards. In Pe.ersburg iſt dem nicht ſo, es ſind ſtets die⸗ ſelben Theater-Figuren auf der gleichen Bühne. r Dieſe ausländiſchen Hauptſtädte ſind wie große Dörfer oder Großſtädte in der Provinz. Es war alſo dieſe Promenade, welche Staſia einwilligte in Begleitung Parlowna's zu machen; ſie hatten ſie ſchon oft zuſammen beſucht, aber heute ſchien es der Cinen wie der Andern, als ob ſie die⸗ ſelbe zum erſten Male machten. Staſia, erfüllt von den Gedanken an ihre Ein⸗ ſamkeit, ihre Schwermuth und ihre Trauer glaubte mit einer Freundin zuſammen zu ſein. Parlowna befeſtigte die erſten Fäden, knüpfte die erſten Maſchen ihres Netzes. Und ſo hatten die Beiden, die Eine vertathen, die Andere verrathend, gegenſeitig die zärtlichſten, ausgeſuchteſten Rückſichten und Aufmerkſamkeiten für einander und das weibliche Herz iſt ſo unergründbar, daß es nicht unmöglich wäre, Parlowna ſei aufrichtig dabei geweſen. Dieſe ruſſiſchen Köpfe ſind ſo ver⸗ ſchieden von den unſerigen, ſie denken ſo ganz anders über den gleichen Gegenſtand. Wie dem auch fei, als ſie zurückkamen, ſtieg Staſia zuerſt aus und Parlowna ſchickte ſich an, ſich von dem unbeweglichen, dicken Kutſcher, wie es ge⸗ wöhnlich geſchah, nach Hauſe fahren zu laſſen; aber die Gräfin forderte ſie auf, auszuſteigen. „Wir wollen zuſammen zu Mittag eſſen. Den Abend allein zubringen, dieſen Abend, nein, das kann ich nicht.“ Parlowna, Alles auf ihren Plan zurückführend