0 Poſtproviſion. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſſet vierteljährlich ! M. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 excl. nblal . da 1 8 0 Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die kal 0 einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ g.. ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ 10 Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. f 1 Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeit gemacht werden. 8 Nr. 38. Samſtag, den 10. Jai 1884. fer. 0 aden n 1 dann häuptſächlich die Gutsſchätzung eine praktiſche] verheirathen. Der Alt der Eheſchließnng fand am lich ae Volitiſches. und gerechte Aenderung zu erfahren. 4. Wird die [ 30., bald nach der kirchlichen Trauung der Prin⸗ Bad Kiſſingen, 6. Mai. S. K. H. der Großherzog von Baden iſt Mittags 12 Uhr 15 Min. hier zum Kurgebrauche eingetroffen und am Bahnhofe dom königlichen Badekommiſſär Frhrn. die v. Bechtolsheim empfangen worden. aden 0 Karlsruhe, 5. Mai. Für die Zweite Kammer unt iſt nunmehr der dritte Bericht zu den Erhebungen über die Landwirthſchaft erſtattet worden und zwar von dem Abgeordneten v. Neubronn. Es handelt ſich dabei um diejenigen Vorſchläge der Erhebungs⸗ berichte, welche ſich auf die Rechtspflege und auf das . 1 bürgerliche Recht beziehen. Die Anträge des Berichtes reichen weit über die Grenzen Badens hinaus und verlangen u. A.: 1. Weitere Verminderung der Ibm Ger ichtskoſten und der Zuſtellungsgebühren, Ermä⸗ ih. ßigung der Reiſekoſten der Anwälte und der Erwei⸗ terang der bürgermeiſterlichen Gerichtsbarkeit. Für den Fall der Unmöͤglichkeit, dieſe letztere Forderung durchzuſetzen, ſollen an die Bürgermeiſter im Wege l. des Geſetzes die Funktionen eines Schiedsmannes 28 im Sinne der preußiſchen Schiedsmannsordnung 5 übertragen werden. 2. Erſcheint der Commiſſion der in den Sätzen 827 und 832 des franzöſiſchen lig bürgerlichen Rechts ausgeſprochene Grundſatz, daß gung bei der gerichtlichen Theilung eine nicht füglich theil⸗ ä bare Liegenſchaft nothwendig verſteigert werden muß, . zu hart; ebenſo die Beſtimmung, daß in jedes der f. Theilungslooſe gleich viel an Liegenſchaften aufge⸗ nommen werden muß. 3. Die Regelung der bäuer⸗ lichen Gutsverhältniſſe ſoll der Landesgeſetzgebung vorbehalten bleiben und es ſoll ſchon darauf hinge⸗ wirkt werden, daß dieſer Vorbehalt in das künftige, bürgerliche Geſetzbuch Deutſchlands aufgenommen werde. Bei der landesgeſetzlichen Regelung hätte oft geſtellte Forderung einer Verminderung der Koſten für Liegenſchaftsvollſtreckung durch Beſchrän⸗ kung der Pflicht des Einrückens der Ankündigung in öffentliche Blätter wiederholt, ebenſo aus gleichem Grunde die öffentliche Mahnung bei der Löſchung alter Pfandeinträge. Mit eingehender Begründung wird von dem Bericht die Unmoͤglichkeit dargethan, die amerikaniſche Geſetzgebung über die ſogenannten Heimſtätten auf deulſchem Boden einzuführen. Karlsruhe, 5. Mai. Die zweite Kammer wurde heute erſt um / 12 Uhr, uad zwar vor äußerſt wenigen Abgeordneten eröffnet. Darmſtadt, 7. Mai. Die „Nationalzeit⸗ ung“ ſchreibt: Der Großherzog von Heſſen hat ſich am 30. v. M. in Darmſtadt mit Alexandrine v. Kalemine in morganatiſcher Ehe verbunden. Die Erwählte des Großherzogs iſt am 18. Nov. 1853 als Tochter des Grafen Adam v. Hutten⸗Czapski, kaiſerlich ruſſiſchen Kammerherrn, geboren; ſie ver⸗ heirathete ſich am 21. Febr. 1873 mit dem laiſer⸗ lich ruſſiſchen Kammerjunker, Kollegienrath und Bot⸗ ſchaftsſekretär Alexander v. Kalemine, welcher der ruſſiſchen Geſandſchaft in Darmſtadt zugetheilt ge⸗ weſen und dieſelbe auch eine Zeit lang als Miniſter⸗ reſident geleitet hat; die Loͤſung dieſer Ehe iſt erſt vor einigen Monaten erfolgt. Das Gerücht von einer derartigen Abſicht des Großherzogs war ſchon ſeit langer Zeit verbreitet. Gereift iſt der Entſchluß erſt nach der wiederholten Verwerfung der engliſchen Bill, welche die Verheirathung eines Wittwers mit der Schweſter der verſtorbenen Frau geſtatten ſollte. Bis dorthin hatte man als feſtſtehende Thatſache anſehen dürfen, der Großherzog werde ſich mit der jüngſten Tochter der Königin von England, Beatrice, zeſſin Viktoria, im Geheimen ſtatt. Betlin, 8. Mai. Der Kaiſer wird nach den bisherigen Beſtimmungen Sonnabend Abend 10% Uhr nach Wiesbaden abreiſen. Die Kaiſerin tritt ſchon Sonnabend Vormittag halb 9 Uhr die Reiſe nach Baden⸗Baden an. London, 6. Mai. Ein Telegramm Gordons an den engliſchen Generalkonſul Baring aus Khar⸗ tum, den 16. April datirt, klagt über die Nichtab⸗ ſendung von Truppen nach Berber, erklärt, er werde, wenn er Khartum nicht halten könne, nach dem Aequator zu retiritren und der Regierung die un⸗ auslöſchliche Schande für die Preisgabe der Gar⸗ niſonen im Sudan überlaſſen. Die Regierung werde mit großen Schwierigkeiten die Bewegung des Mahdi unterdrücken müſſen, wenn ſie den Frieden in Egypten erhalten wolle. Verſchiedenes. — Der erſte Preis der Mannheimer Pferde⸗ marktlotterie fiel Herrn Hch. Grohe Stabhalter vom Straßenheimerhof, der zweite Herrn Hch. Wagner von Ludwigshafen, der dritte Frau Emil Magenau in Mannheim zu. — Eberbach, 6. Mai um ein Denkmal bereichert werden, welches den richtigen Sinn der hieſigen Emwohnerſchaft für die Erziehung ihrer Kinder dokumentiren ſoll. Laut Gemeinderathsbeſchluß wird nämlich für die Bürger⸗ und Gewerbſchule ein neues, auf 70 bis 80,000 8 Mk. veranſchlagtes Schulhaus gebaut werden, da ſich, in Folge ſehr großen Zuwachſes der hieſigen Bevölkerung gezeigt, daß die vorhandenen Schul⸗ räumlichkeiten ungenügend ſind. Was U SS ur; me Wach Hiſtoriſche Novelle nach Jules Lavigne . 605 von S. With. 15 1I1. Fortſetzung. Mit einem Sprunge, von dieſem weiblichen Teufel, dieſer raſenden Parlowna, on der Hand geführt und geleitet, ſollte er nun plötzlich von der Erde zum Himmel, aus dem tiefſten Elend zum hoͤchſten Glück emporſteigen! Er glaubte zu träumen. „Niemand verlangt das Wort?“ fragte Ribowski. niſſen hartt ungen 5 Woh- ebene Ex- — „Wenn Niemand Einwendungen zu machen hat, ſo itze, bleiben wir hierbei ſtehen. Innerlich war er nicht eln, befriedigt, er war ſogar recht verdrießlich. „Entſchuldigt,“ ſagte Serge, „ich habe einige Worte zu ſagen. Meine Natnr, mein Herz empört ſich gegen einen Vertrag, wie er ſoeben beſchloſſen wurde, ich billige ihn in keiner Weiſe, aber ich ſtimme dazu aus reiner Liebe zu der Revolution und aus Politik. Ich verlange zwei Dinge: erſtens, daß Wladimir ſich verbindlich macht, durch unſeren ge⸗ bräuchlichen Schwur, in keiner Weiſe, wenn er die Hand der Gräfin erhält, die Gefühle dieſer jungen Dame zu verletzen. Denn wenn das der Fall ſein ſollte, ſo wäre es das gleiche, als hätten wir heute Abend das Todesurtheil von Staſia ausgeſprochen, und dann verlange ich, daß Wladimir uns mittheile, was er geſonnen iſt zu thun, ſobald er im Beſitz des unermäßlichen Vermögens und der Macht, die ihm ſein Rang bei Hofe geben wird, iſt.“ Der Moment war entſcheidend. Wladimir fühlte, daß Serge ihn wenig achtete und nach ſeinem Werth beurtheilt hatte. Er verbeß ſeinen Ingrimm, der Ehrgeiz brachte den Groll zum Schweigen und aufſtehend rief er: „Durch den gewöhnlichen Schwur ſchwöre ich, die Gräfin ſo zu achten, als hätte ich ſie ſelbſt gewählt!“ „Sprecht Euch beſtimmter aus,“ ſagte Serge. „Ich ſchwöre, der Gräfin ein treuer, guter Gefährte zu ſein.“ „Nun,“ ſagte Serge, „wollen wir zu dem zweiten Punkte übergehen. Schwöre, unter keinem Vorwand uns zu verlaſſen! Die Verbreitung unſerer Lehre mit all Deiner Macht zu fördern!“ „Ich ſchwöre es!“ ſagte Wladimir etwas blaß und bewegt. „Wo nicht, ſo ſteht der Tod darauf.“ In dieſem Moment gab Parlowna Wladimir ein Papier. „Ihr könnt es zu Hauſe leſen,“ ſagte ſie. Die Sitzung wurde hierauf aufgehoben, die Nihiliſten zerſtreuten ſich. An einer Straßenecke beim Scheine einer Laterne las Wladimir das Billetchen von Parlowna. Wie lautete deſſen Inhalt? . Gräfin Staſia und ihre Lehrerin der deutſchen Sprache. Es war den darauf folgenden Morgen nach der Verſammlung der Nihiliſten und den dort ge⸗ faßten Beſchlüſſen, daß Parlowna die Gräfin beſuchte. Sie war in dem Palaſte Roſtow bekannt, alle Bewohner desſelben kannte ſie ſeit langer Zeit; ſie 80 ſelbſt war mit den Einrichtungen des Hauſes vertraut „und mit einem Sprunge, ohne ſich melden zu laſſen, gelangte ſie in das Wartezimmer, welches ſich ſeiner ganzen Länge nach, wie die Katzen auf Sammet⸗ 1 7 775 1 Unſere Stadt ſoll aber die 7TTTTTTTTTT ere 3 e e ee Ser see n E ed er- ebe apf arge pfötchen, durchſchritt, ſie klopfte an die Thüre des 3 f inneren Gemaches, in das ſie, ohne weitere Auffor⸗ derung abzuwarten, eintrat und ohne daß ſie ange⸗ 1 meldet war. Dieſes Gemach, in welchem ſich Gräfin Staſia 5 meiſtens aufhielt, war das reizenſte Arbeitskabinet, welches man ſich nur denken kann. Obſchon Staſia durch und durch Weib war, enthielt es doch nichts von den kleinlichen Nichtigkeiten, mit denen gewöhnlich Frauen ſich gerne umgeben. In Abweſenheit der Göttin würde ein Fremder, der plotzlich eingeführt worden wäre, geglaubt haben, ſich in dem Heiligthum eines reichen Kunſtliebhabers zu befinden, der zugleich Maler, Philoſoph, Muſiker und Dichter iſt. Wir haſſen Beſchreibungen; ſie halten den