dreiviertel 12 Uhr ging der aus Lokomotive und 4 Wagen beſtehende Zug ab. Die Fahrt ging bis zum Friedhofe recht gut, an der Kurve entgleiſten jedoch die drei letzten Wagen, was darauf zurückge⸗ führt wird, daß die Geleislage noch nicht gehörig regulirt war. Die Wagen wurden alsbald wieder eingehoben und ging es dann ohne weiteren Anſtand bis Feudenheim. Die Steigung, die nicht gerade unerheblich iſt, wurde mit Leichtigkeit überwunden. In Feudenheim wurde der Zug von der Schul⸗ jugend, der Feuerwehr und Geſangvereinen em⸗ pfangen und Böller wurden losgeſchoſſen. Herr Bürgermeiſter Schaaf begrüßte die Gäſte und lud ſie zu einem Mahle in den „Badiſchen Hof“ ein. Um 2 Uhr kehrten die Herren wieder in die Stadt zurück und betheiligten ſich an dieſer Fahrt auch die Feudenheimer Kinder unter Aufſicht ihrer Lehrer. Die Wagen ſind ſehr ſchön gearbeitet und praktiſch eingerichtet. — Mannheim, 5. Mai. Bei der heute vorgenommenen Unterſuchung des Geleiſes und des Fahrmaterials der Mannheim⸗Feudenheimer Straßen⸗ bahn wurde durch Sachverſtändige ermittelt, daß die eite der Spur (1 Meter) richtig, die Räder auf den Achſen der Wagen dagegen um 15 mm. zu ng ſind, welch letzteres auch die Urſache der Ent⸗ leiſung in'den kleinen Radien war. Die Conſtruktion er Maſchinen entſpricht vollkommen den Anforde⸗ ungen. Dem obenerwähnten Mangel wird vorläufig urch Anbringen von Leitſchienen abgeholfen, ſo daß ie Bahn morgen regelmäßig befahren werden kann. — Philippsburg, 3. Mai. Unſere einſt ielberühmte Feſtung prangte vorgeſtern in ihrem eſten Feſtſchmuck. Aber es galt einem Werke des riedens der Wiederaufrichtung des vor bald einem ahrzent aufgehobenen Amtsgerichts. Zahlreiche bgeordnete hatten ſich auf Einladung der Stadt ingefunden und würden von dem Abg. Nopp be⸗ rüßt. Die Redner ſprachen in lebendiger Folge; ir heben daraus den Miniſterialrath Dr. v. Ja⸗ emann hervor, welcher ein lebensvolles Bild der n Philippsburg, der alten Angehörigen des Hoch⸗ tes in Speyer, bis zum heutigen Tag vielfach gewechſelten Juſtitzverhältniſſe gab. Den eigentlichen Feſtakt des Tages bildete die Uebergab der bisher zu dem Gerichtsbezirk Bruchſal gehörigen Ortſchaften an den Amtsrichter des neuerſtandenen Gerichtsbe⸗ zirkes. In dem neuen Amtsgefängniß wäre, um die Freude des Tages zu erhohen, faſt einer der Feſtgäſte ſitzen geblieben, jedoch nur infolge eines Scherzes, nicht wegen einer Uebertretung. Durch das Fiſt iſt die öffentliche Aufmerkſamkeit wieder auf die fleine Stadt gelenkt worden, deren intereſſante Schick⸗ ſale ſie zu einer wahren Merkwürdigkeit der deut⸗ ſchen Geſchichte machen. i — Aus Riedheim, A. Engen, wird ge⸗ ſchrieben: Am nächſten Sonntag, den 4. Mai, begeht unſere Gemeinde eine Jubiläumsfeier ſeltener Art. Es iſt die Feier des einhundertjährigen Be⸗ ſtehens der hieſigen Feuerſpritze. Die Jubilarin ging unterm 4. Mai 1784 aus der Werkſtätte des Hrn. Bartenſchlager in Schaffhauſen hervor und leiſtete ſtets gute Dienſte. Insbeſondere hat ſie ſich bei dem großen Brande in Welſchingen 1808 ſehr gut bewährt. Ganz beſonders verdient hervorgehoben zu werden, daß dieſe Spritze trotz ihres hundertjährigen Beſtehens hier nie gebraucht werden mußte, weil ſeit dem 30jährigen Kriege kein Brand mehr in unſerm Dorfe ausgebrochen iſt. Aus dieſem Grunde findet ſich die Gemeinde veranlaßt, eine Jubelfeier in Verbindung mit der alljährlichen Spritzenprobe zu veranſtalten. — Am freitag Vormittag gerieth in Kon⸗ ſtanz das 3½ Jahre alte alte Söhnchen des Dampfmachiniſten Vogt beim Gondelhafen in den See und ertrank, ohne daß Jemand davon etwas wahrgenommen hätte. Die Leiche wurde ſpäter von einem Schweizer, der ſeine Gondel beſteigen wollte, auf dem Grunde des Waſſers liegend bemerkt und herausgezogen, als eben die Mutter auf der Suche nach dem Knaben am Hafen vorbeikam. Das Weh⸗ klagen der unglücklichen Frau bei dem Anblicke ihres todten Kindes war herzzerreißend. — Straßburg, 30. April. Geſtern er⸗ ſchoß ſich im Neuhofer Wald der Soldat Werner von der 8. Comp. des 126. Regiments, und am gleichen Tage fand man in der Kaſerne des Moſel⸗ forts in Metz den Sergeanten Kuntze von der 10. Comp. des Inf.⸗Reg. No. 103 erſchoſſen. Es iſt auffallend, wie ſehr die Selbſtmorde in beiden Gar⸗ niſonen ſich in dex letzten Zeit häufen. — Würz burg, 30. April. Heute Nach⸗ mittag wurde in einem der letzten Häuſer der Vorſtadt Grombühl ein Raub ausgeführt. Zwei Handwerks⸗ burſchen ſprachen in der in der vierten Etage ge⸗ legenen Wohnung eines Stuhlarbeiters das Dienſt⸗ mädchen um ein Almoſen an. Als die Magd er⸗ widerte, die Dienerſchaft ſei nicht zu Hauſe, wurde ſie von einem der Burſchen gewürgt, geknebelt und ihr die Pulsader der der linken Hand zugebunden, ſo daß ſie die Beſinnung verlor. Sodann erhrach⸗ die Räuber den im Zimmer befindlichen Schr und einen Koffer. Was ſie geraubt iſt noch nic feſtgeſtellt. In der Stadt herrſcht große Aufregung Prag, 5. Maſ. Die Kaſſerin Marg Ang (geb. 19. Sept. 1803, Tochter des Königs iter Emanuel I. von Sardinſen, vermählt mit dem erz herzog, ſpäteren Kaiſer Ferdinand I. am 12, Fehr 1831. Wittwe 29. Juni 1875) iſt geſtern Abend um 5 Uhr 10 Minuten geſtorben. Die Enel Ludwig Viktor u. Wilhelm befanden ſich am Sterbelagg — Aus dem Odenwalde. Der durch die Bergſtraße“ iſt im Verlage des Jug händlers Bergſträßer in Darmſtadt erſchienen ad zu 2 M. von jeder Buchhandlung zu beziehen, ie geſchichtliche Einleitung iſt von dem, durch feine hiſtoriſchen und antiquariſchen Forſchungen ze kannten Rechtsanwalt Dr Wörner in Dapmſiad, das eigentliche Reiſehandbuch iſt von Herrn Gym⸗ naſiallehrer Dr. Windhaus daſelbſt verfaßt; deige⸗ geben ſind 7 Karten und Pläne zur Orientirung, Wir haben es hier mit einer ganz vorzüglichen Leiſtung auf dem Gebiete der Reiſelſterarur zu thunz das Buch das ſich beſonders durch ſeine praltſche Brauchbarkeit für die Reiſenden empfiehlt, läßt gie bisher über den Odenwald erſchienenen Spich führer weit hinter ſich. Herr Windhaus, der die ganze einſchlägige Literatur gewiſſenhaft geprüft uud benutzt hat, ſchöpft doch vornehmlich aus eigen eigenen, gelegentlich ſeiner vielfachen Fußtouren dug den Odenwald gemachten Aufzeichnungen. Er eng mit Recht „Der Bädecker des Odenwalds“ genang werden. Wir empfehlen das in jeder Hinſicht gus⸗ gezeichnete Werk ebenſo den durch den Odenpald reiſenden Fremden und Touriſten, als jedem Freunde unſeres heimathlichen Gebirgs, zumal guch die äußere Ausſtattungzeine ſehr würdige und ſplendide — Im Briefkaſten der „Dresdener Nachrichlen“ fragte neulich Jemand in ganz guten Verſen ob es ein Mittel gegen den Kater gie Hierauf erhielt er folgende Antwort: Der Kater iſt ein Leid ſürwahr, Vor dem es jedem ſchaudert; 5 Ein Mittel giebt's dagegen zwar, Doch wirds nicht ausgeplaudert. Denn iſt das Mittel erſt bekannt, Dann nimmt das Saufen überhand. Es fäuft hernach wohl Alt und Jung Und uns trifft die Verantwortung. daß er die Idee früher wie Parlowna gehabt habe; unbewußt warf er ängſtliche Blicke auf die Lehrerin. Dieſe, mit ausgezeichneter Gewandtheit, hütete ſich wohl, mehr zu ſagen; ſie wartete, bis man ſie fragen werde Die Männer fühlten unbeſtimmt, daß Fragen an ſie ſtellen über ihre Wahl, ihr zu viel Macht zuerkennen hieße: ſie hatte ſchon einen unleugbar überwiegenden Einfluß; was würde daraus ent⸗ ſtehen, wenn man ihn durch ſolche Unterordnung beſtätigte? Und dann, die Meiſten, Feinde des Servilismus, hätten ſich nicht dazu verſtehen können, ſoviel Gewalt, einerlei, welchem von ihnen, einzu⸗ räumen; um ſo weniger wollten ſie einer Frau ſie zugeſtehen. Ribowski ſtand auf. „Ich glaube, dem allgemeinen Wunſche entge⸗ gen zu kommen, wenn ich einen Vorſchlag mache.“ „Ja, ja, macht den Euren! Jeder ſoll den ſeinigen vorbringen.“ „Mir ſcheint, daß bei einem, für die Partei ſo wichtigen Falle man nicht ſo leicht hin einen Entſchluß faſſen ſollte; daß derjenige von uns, dem die Miſſion zu Theil werden wird, zu Gunſten der Revolution über ein ſo bedeutendes Vermögen zu verfügen, nur durch das Loos beſtimmt werden kann. Seid Ihr meiner Anſicht?“ Ja, ja,“ ſchrieen die begeiſterten Männer. Serge, Wladimir und Parlowna hatten ge⸗ ſchwiegen. „Nicht alle haben mit Ja geantwortet,“ fuhr Ribowski mit einigem Mißirauen und in halb be⸗ dauerndem, halb gereiztem Tone fort. „Ja wohl,“ ſagte Parlowna. „Nie wird ein ſolcher Vorſchlag meine Zuſtimmung erhalten.“ „ „Und warum? Erklärt Euch näher“ „Das will ich thun. Aber zuerſt ſagt mir, befindet ſich unter uns Einer, der von egoiſtiſchen oder perſönlichen Gefühlen geleitet iſt?“ „Nein, nein, nicht Einziger!“ „Alsdann kann ich ſprechen. Der Zweck, welchen wir verfolgen, iſt ausſchließend gemeinſchaftlich und politiſch; alſo, um ihn zu erreichen, dürfen wir keines der Mittel verſchmähen, die uns die Vernunft und Logik gezeigt werden, darüber ſind wir einig?“ „Gewiß!“ riefen die Nihiliſten einſtimmig. „Wir müſſen des Mannes ganz ſicher ſein, der mit dieſer Vertrauens⸗ und Zukunftsmiſſion beauftragt werden ſoll Nicht wahr? „Sicherlich!“ „Gräſin Staſia iſt Ariſtokratin, jung, ſchön, reich gebildet, begehrenswerth für den Höchſtgeſtellten. Iſt das richtig?“ „Ja, ja!“ „Wenn das Loos einen von Euch, meine Herren, bezeichnet, der keine der erforderlichen Gaben beſitzt, um unter dieſen Umſtänden zu gefallen, werden wir dann den erwünſchten Erfolg haben? Was mich anbelangt, ich zweifle ſehr daran, und Sie können wir, einer Frau, glauben.“ Die Begeiſterung der Nihiliſten fand ſich be⸗ deutend abgekühlt durch dieſe Fluth von verſtändigen „ Einige verzagte Unterbrechungen wurden aut. „Nun wohl, ſo wollen wir zur Wahl ſchreiten, da bleibt nur noch die Wahl.“ „Ohne Zweifel,“ ſagte Parlowna. „Aber wie das immer in ſolchem Fall gefchieht, Jeder hat die Freihelt, ſeinen Kandidaten aufzuſtellen.“ Eine Bewegung der Neugjerde gab ſich kund; 75 e 355 „ 2 25 alle Augen richteten ſich auf Serge, dieſen fummen Gaſt, der ohne je laut zu reden, verſtanden holz, die Gunſt der Nihiliſten zu gewinnen, und det eie übrigens auch verdiente. 5 Serge beſaß ein Herz, treu wie Gold, ehen rechtlichen Sinn, gebildeten Geiſt, er war eine aal Natur; Alle kannten und liebten ihn. Man erwartete ſomit, daß Parlowna Sei vorſchlagen werde. Aber nachdem ſie geſagt Halle „Ich ſchlage Wladimir als Kandidoten bor war das Erſtaunen groß und um ſo größer, da an wußte, daß ſie in dieſen ſelbſtgefälligen Gecken bee liebt war. „Ich ſchlage Wladimir vor,“ fuhr Parlotong unbeirrt fort, „und meine Gründe ſind folgende Wladimir hat Borzüge des Aeußern, gegen welche die Gräfin nicht unempfindlich bleiben kann. ehe gens iſt er Schönredner, vollendeter Kavalier, geboren für die Eleganz und den Aufwand; ich halte ie für fein und gewandt, das ſind unerläßliche Eigen ſchaften. Wir wollen uns derer bedienen.“ Dieſe mathematiſche Schärfe; dieſe Kaltblligkel riſſen die Hartnäckigſten hin! Parlowna's Teſunhh war vollſtändig. Da keine Gegenrede ſtalkfand, wurde die Abſtimmung als zuſagend angenommen; Wladimir lächelte nachläſſig, aber ſchien doch berlegen, was übrigens begreiflich war. t Doch wenn man auf den Grund des Herzen dieſes Jünglings hätte ſchauen können, wäre man doch erſtaunt geweſen über die verwierken, unklaren Empfindungen, die es bewegten. Nie hatten ſith ſeine Hoffnungen, ſein ehrgeiziges Streben ſo de verſtiegen. (Fortſetzung folgt.) — —— Redaktion, Druck und Verlag von Kart Molitor. 9 W . Auftrage des Odenwaldcelubs herausgegebene „Fh a Ni fd il petden P pulirte aut b. Prin hic, 0 9 10 Len ahm ol Hi das unlet Jaſel an meine 00 auß auf heft Und be