ligkeit wird heute bekannk. An einem Tage der ber⸗ floſſenen Woche weilte in der Reſidenz ein ſchon ziemlich beiahrtes Ehepaar aus dem Renchthale. Die guten Leute waren in ihrer ſchoͤnen heimathlichen Tracht hierhergekommen, um ihre hier bedienſtete Tochter, ſowie einen Bekannten zu beſuchen, den ſie aber krank antrafen. So war denn das Ehepaar genöthigt, in der fremden Stadt allein herumzulaufen; ſie wollten alsbald wieder heimreiſen, verirrten ſich aber zufälligerweiſe in die Landesgewerbehalle, woſelbſt gerade der Großherzog, die Großherzogin und der Erbgroßherzog verweilten. Sogleich fiel der Groß⸗ herzogin die Landestracht auf und ſie trat zu den Leuten hin mit der Frage, wo dieſelben zu Hauſe ſeien. Als erwiedert wurde: „von Ibach, Amts Oberkirch“, ſprach die Großherzogin, ſie habe auch ſchon gerne daſelbſt verweilt und hoffe auch dieſes Jahr wieder das ſchöne Renchthal zu beſuchen. Der Großherzog erkundigte ſich dann in längerer Unter⸗ haltung eingehend über die Verhältniſſe der beiden Eheleute und ermunterte ſie, ſich doch die Stadt zu beſehen und auch das Theater zu beſuchen. Dieſe antworteten, ſie ſeien eben jetzt ſo allein, ſie hätten Niemand, der ihnen den Weg zeige, ihre Tracht genire ſie auch einigermaßen in Karlsruhe und ſo wollten fie denn lieber jetzt gleich wieder heimkehren. „Nicht doch,“ erwiderte der Großherzog, „gerade durch Ihre uns wohlbekannte Heimathstracht ſind wir jetzt auf Sie aufmerkſam geworden. Kommen Sie doch beide heute Abend um halb 6 Uhr in's Schloß und bleiben Sie noch hier den Tag über!“ Die Leute blieben auch richtig hier und begaben ſich um genannte Zeit zum Schloſſe. Als ſie gegen das⸗ ſelbe liefen kam Ihnen ſchon ein Lakai entgegen mit der Frage, ob ſie die Renchthäler ſeien. Dies be⸗ jahend führte er ſie in ein Zimmer, woſelbſt Ihnen zu ihrem freudigen Erſtaunen ein feines Eſſen ſer⸗ virt wurde. Sodann geleitete ſie der Bedienſtete auf einen guten Platz ins Theater, woſelbſt gerade die „Meiſterſinger“ gegeben wurden. Nach Schluß des Theaters geleitete ſie der Bedienſtete in das Hotel „Prinz Max“, woſelbſt ſie auf des Großher⸗ zogs Koſten ein Nachteſſen und zwei Flaſchen Wein, ſowie gutes Nachtquartier erhielten. Am andern Morgen begaben ſich die ſo erfreuten abermals ins Schloß, um perſönlich den Dank für das Erhaltene abzuſtatten. Als ſie das Schloß verließen, geſellte ſich ein „weiterer Herr“ zu ihnen, der ſie mit in den Stadtgarten nahm — kurz die Leute kamen erſt mit dem Nachtzuge heim. — In Tauberbiſchofsheim wird am 4. Mai eine Ausſtellung von Traubenweinen ſtattfinden und zwar im dortigen Rathhauſe. Die beſten Erzeugniſſe rämiirt werden. N — Von der Elz, 21. April. Vorige Woche beſchwindelte in dem benachbarten gewerbreichen Heimbach eine Zigeunerin unter Anpreiſung und Ueberlaſſung eines ſogen. Hausheilmittels gegen das Augenleiden des Ehemannes die weibliche Ehehälſte um 100 Mark. Für die Bezahlung des Heilmittels wurde die Annahme von angebotenen Lebensmitteln verweigert und ein fünffaches Almoſen von minde⸗ ſtens 5 Mark verlangt mit dem Beiſatz, daß jedes der Geldſtücke die gleiche Jahrzahl tragen müſſe. Indem die arglos vertrauende Hausfrau ſich mit dem Herausfinden der richtigen Geldſtücke aus der Koſſe befaßte, gelang es der liſtigen Zigeunerin, eine Anzahl in einem Papier eingewickelter Geld⸗ ſtücke im Betrage von 95 Mark unbemerkt anzu⸗ eignen und damit ſpurlos zu verduften. a — Auerbach, 17. April. Am zweiten Oſterfeiertage iſt auf dem 2195 Fuß hohen „Meli⸗ bokus“, der mächtigen Vorwacht der Höhenzüge des Odenwaldes, eine 4 Morgen große Fläche herrlichen Taunnen⸗ und jungen Eichenwaldes abgebrannt. Zwingenberger und Auerbacher Bürger begrenzten die Brandſtätte durch Ziehen von mächtigen Gräben. Die Urſache des Brandes iſt unaufgeklärt. — Mainz, 18. April. Vor einigen Tagen wurde bei Biſchofsheim eine ſchreckliche That verübt; zwei Knaben im Alter von 14 Jahren geriethen beim Schneiden von Weiden mit einander in Streit bei welcher Gelegenheit einer der Knaben ſeinem Gegner ſein Brodmeſſer bis an das Heft in die Bruſt ſtieß, wobei das Herz getroffen wurde und der unglückliche Knabe, der Sohn des Lokomotiv⸗ führers Vogt an der heſſiſchen Ludwigsbahn, todt zu Boden ſtürzte. Der Knabe, der dieſe That ver⸗ übt, iſt ſeit dieſer Zeit ſpurlos verſchwunden. — Aus Gamshurſt, 20. April ſchreibt man: Geſtern Abend nach acht Uhr brach in dem Hauſe des Nikolaus Bur ſt dahier Feuer aus, welches ſo raſch um ſich griff, daß trotz der ſchnellſten Hülfe in ganz kurzer Zeit das ganze Gebäude ein Raub der Flammen wurde. Die meiſte Habe konnte jedoch noch gerettet werden und iſt der Eigenthümer ver⸗ ſichert. Man vermuthet Brandſtiftung. — Ein dreijähriger Kain. In Groß⸗ wardein erdroſſelte dieſer Tage ein dreijähriger Knabe ſollen durch Preiſe und Diplome ſein ſechs Monate altes Brüderchen, gegen das g ſchon von Beginn an einen unüberwindlichen Haß an den Tag gelegt. Während der Oſterſehee 2 K ließ die Mutter die beiden Kinder allein zu dun 5 87 und als ſie kam, lief ihr das dreijährige Nin 1 lin gegen und erzählte ihr mit Schadenfreude, da ſeinen Bruder erdroſſelt habe. 5 — Bukareſt, 21. April. Der Gee e a doli iſt während der geſtrigen Abendvorſtellung eil. . 1 geſtürzt; mehrere Perſonen wurden getödtet un debe 1 * viele verwundet. 11 121 — New⸗ Mork, 16. April. Ein Neger n 255 vorigen Samſtag Abend unweit Auſtin, Tepag g b Frau brutal ermordet hatte, wurde verfolge 4 geſtern feſtgenommen. Eine wüthende Volfeh . ſchleppte ihn nach dem Schauplatze des Verbrechenz . 25 b wo er ſeine Schuld eingeſtand. Er wurde dann zu 2 40 Tode geröſtet. in , — Reichs⸗Verſicherungs⸗Bank in Brennen 11 75 Im März 1884 traten ein 482 neue Miihe 2 mit M. 1,444,000 gegen 222 Mitglieder mt I . 7 610,000 im März 1883. Der Zuwachs an . Verſicherungen innerhalb der erſten drei Monghe dieſes E Jahres beträgt 1331 wit M. 4,017,000 ge % mit M. 1.198.000 im erſten Quartal pong r Jahres. Wal u — Welches iſt der Unterſchied zwischen en Fr Feldherrn und einem verſtorbenen Nachtwächter L 5 Der Feldherr „thut Thaten“, der ſelige Nachtwache 1 „that thuten“. g Bau — (Aſtronomie.) Profeſſor; „In wehe * E Verhältniſſe ſtehen Mond und Erde zu eingang urg u. 8 Schüler: In einem ſehr zweideutigen!“ Pppfehez m 1 * „Warum denn?“ Schüler, weil er ſie ſteis mur des de e b Nachts beſucht!“ f 1 — (Aus dem Beichtſtuhl) s ee eien * Pfarrer Jemand ſeine Beichte damit auing e habe Arn ſeine Frau öfters geprügelt, erwiederte die Pfarrer; 17 „Fort mit den guten Werken, die Sünden wi ich 8 wiſſen.“ — —.—— — (Aus der Schule.) Lehrer; pere 11 Wie lange waren Adam und Eg im Pakahſez He — Nun bis — bis“ — Haus; „ is d'Oepfel riif gſi ſend!“ n K — (Galgen humor.) Nazi; „Scheiſ woher haſt denn Du den geſchwollenen Nahen — — Schorſchl: „Den? — das — ehe 6 a Handarbeit.“ del Redaktion, Druck und Verlag von Kark Molen, »Und dennoch werdet ihr es thun, Serge, wenn Euch daran gelegen iſt, Euer Wort zu halten.“ „Wie ſagte Wladimir erbleichend, Serge ſo iſt es gemeint?“ „Hört mich beide an,“ erwiderte Parlowna. „Es handelt ſich für uns nicht darum, auf die ge⸗ wöhnlichen Schwachheiten der Menſchen zu ſpekuliren. So dumm ſind wir nicht. Nun ſcheint mir aber, Ihr mengt perſönliche Intereſſen in unſere Unter⸗ haltung, unſere Pläne. Das wäre ein Fehler. Wir können unſer Ziel nur erreichen, wenn wir jeglichen Individualismus in uns ertödten, nur für das all⸗ gemeine Beſte arbeiten, ohne unſeren eigenen Inter⸗ eſſen nur einen einzigen Blick zuzuwenden. Iſt dies auch Eure Anſicht? Wo nicht, ſo iſt es überflüſſig fortzufahren. Ich werde andere Männer für mein Unternehmen ſuchen und werde ſie auch finden.“ „Ihr, Parlowna, wißt, wie ich darüber denke. Jedes Mitglied der Partei muß der Partei Alles opfern,“ erwiderte Serge. „Ganz gewiß,“ ſagte Wladimir, der, weil er nichts zu verlieren hatte, auf alle Fälle dieſe ziemlich gefahrvolle Anſicht vertrat. „Wenn dem ſo iſt, werden wit uns leicht ver⸗ ſtändigen.“ „Serge, ich kenne Dich, Du biſt, was man ſo nennt, ein ehrliches, edles Gemüth. Aber Du haſt nicht das entſprechende Aeußere, um auf Staſia ver⸗ führeriſch zu wirken. Dir fällt die Miſſion zu, ſie zum Nihilismus zu belehren und ihr Vermögen zu verwalten. Das iſt alles, wozu das Schicksal Dich anweiſt.“ f „Du, Wladimir, biſt ſchön, Dein Anblick macht die Herzen der jungen Mädchen höher ſchlagen. Du wirſt Staſia heixathen.“ In der Aufregung und dem Schwung der Rede dutzte ſie jetzt ihre Zuhörer. Bei dieſem ſo raſch hingeworfenen Worte konnte Wladimir, obſchon er ähnliches erwartet hatte, doch nicht umhin, durch ein plötzliches Erröthen zu be⸗ 1 wie befremdend ihm dieſe Zumuthung vor⸗ am. „Ihr ſprecht ſagte er, wie von etwa bereits Geſchehenem, was aber das wenigſt Thunliche von der Welt iſt. Ihr träumt! Man ſollte meinen, daß Ihr allen Dingen gebietet und daß Ihr die Ereig⸗ niſſe in der Hand habt.“ Ich muß Euch ſagen Parlowna, daß Euer Ton mir mißfällt,“ ſagte Serge ganz aufrichtig, „wenn Ihr Gewißheit habt über das, was Ihr behauptet, iſt es mir leid, denn ich, der ich die Freiheit der Herzenswahl für Alle beanſpruche, möchte ſie für Staſia auch. Seid Ihr ſicher, daß ſie Wladimir lieben wird?“ a „Ihr,“ ſagte Parlowna, „würdet Staſia noch raſcher lieben. Aber Staſia wird Wladimir lieben, ich behaupte und verſpreche es Euch. Staſia hat ihn nie geſehen, aber ſie erwartet ihn, ſie liebt ihn, deſſen bin ich gewiß! Ich kenne ſie zu gut. Und,“ ſagte ſie langſam, ich gebe Euch das Euch das Bei⸗ ſpiel der Aufopferung, ich, meine Herren! Ich ver⸗ heirathe Wladimir mit Staſia und ich liebe Wladimir. Nicht wahr, Du haſt daran gezweifelt, mein Freund. VI. Lob der ſlaviſchen Frauen. Wer iſt jenes ſchlanle, reizende Mädchen mit ſchmerzlich nachdenkenden Zügen ? Unempfänglich für den ſie umgebenden Luxus, den ſie nicht mehr beachtet weil ſie inmitten der Pracht und des Glanzes geboren 29 1360 5 und groß geworden iſt; ſie ſteht an dem Fete uud r betrachtet den trüben Himmel, an welchem fc Wolken aufſteigen. Der Schnee dehnt dich W . T. aus, wie auf den Weg geſtreute weiße Feder au Flügeln eines nordiſchen Schwans oder den ah ligen Turteltauben, die in Rußland die begehen Straßen bevölkern, entfallen. Der Anblick dieſes Schnees thut wohl, Io k nigſtens denkt die Gräfin Staſia. 5 Denn ſie iſt es! Die Trauerkleidung he ihre Schönheit und ihren natürlichen Liebreiz noc zu erhöhen. Sie war unwiderſtehlich, jetzt I fe himmlich in ihren ſchwarzen Gewändern. Der du kele Crep, der ſie wie mit einem Schleier umhüllt, 7 hebt den matten Glanz ihrer Hautfarbe und d 00 Leuchten ihrer großen Augen. Allein! und ſo ſchön! übergoſſen von des An⸗ muth ihrer zwanzig Jahre! 9 Warum dieſe ungewöhnliche Bereinſamung Dieſe ſtolze Zurückgezogenheit? Denn wenn ez 3 Gräfin gewollt hätte, ganz Petersburg wäre zu ihrn ö 8 Füßen gelegen — warum dieſe Enkſagung! Aus verſchiedenen Urſachen. 3 Die Gräfin Staſia war durch ihren Oni einer klöſterlichen Abgeſchiedenheit erzogen worden, i 8 dem Palaſte war em ganzer Flügel für ſie eingttichet, in ihren Gemächern hätte ſie Freundinnen empfangen können, wenn ſie welche gehabt hätte, aber die fehlten ihr ganz und gar, ſie hatte nur Beziehungen z Condenienz und des Ranges; ſie blieb die meiſte geit 1 ihren Mädchenzimmern, las, trieb ein wenig Muſit un ſchlummerte bald ein auf ihrem jungfräulichen Laget, deſſen Linnen und Spitzen weniger weiß und aa waken, als die Seele und die Gedanken von Staſia. (Fortſetzung folgt.)