ſicherer Quelle mitigetheilt wird, berubt die auch von uns gebrachte Nachricht von einem Selbſtmorde des Hrn. Eberts von Feudenbeim auf Unwahrheit, da der genannte Herr ſich vollkommen wohl befindet und durchaus keine Veranlaſſung hat, Selbſtmordge⸗ danken zu hegen. — Mannheim, 15. April. Wehe, wen das Unglück zu ſeinem Opfer auserſehen, kann man bei der erſt bor einigen Wochen von Kreuznach nach hier übergeſiedelten Familie Dietz ſagen. Dietz, ein rechtſchaffener Zimmermann, wurde in geſchäftlicher Beziehung vom Unglück ſchon bart verfolgt und glaubte in Mannheim Arbeit und Brod für ſich und die Seinen zu finden. Dies gelang ihm aber auch erſt nach einiger Zeit, ſo daß die bitterſte Nolß und Entbehrung einkehrte. Dietz, ſeine Frau und die 4 Knaben im Alter von 9 Monaten bis 6 Jahren ertrugen — nach Ausſage der Nachbarn — die Entbehrungen mit ſtiller Neſignation, bis es endlich vor 14 Tagen dem Vater gelang, Arbeit zu be⸗ kommen. Nun gab's wieder lichtvollere Tage für die ſo ſchwergeprüfte Familie, doch deren ſollten es nach den unerbittlichen Beſtimmungen des Schickſals nicht viele ſein. Heute Mittag 12 Uhr packte Frau Dietz die karge Mahlzeit ihres Mannes, der ziemlich weit von ſeiner Wohnung entfernt arbeitete, in einen Korb, ließ ihre 4 Blondköpfchen im Zimmer zurück und ſchloß die Thüre der Dachſtube die ſie im äußerſten Hauſe jenſeits des Neckar's bewohnen, hinter ſich ab. Als ſie um 1 Uhr zurückkehrte und die Thüre aufſchloß, bemerkte ſie zuerſt einen Rauch und Brandgeruch, der von an der Wand aufge⸗ hängten Kleidungsſtücken herzurühren ſchien und als ſie das Fenſter aufgeriſſen und auch die Thüre ge⸗ offnet, ſo daß friſcher Luft der Zutritt verſchafft wurde, ſah ſie ihre zwei Jüngſten kodt am Boden liegen, doch die Aelteren fehlten. Weil ſich nur ein Bett im Zimmer befand, hatte ſie nicht lange nach denſelben zu ſuchen, beide Kinder hatten ſich, als der Rauch entſtanden — jedenfalls aus Angſt — unter die Bettſtatt geflüchtet und wurden kodt her⸗ vorgezogen. Wie der Brand entſtanden, konnte bis zur Stunde nicht aufgeklärt werden, nach Anſicht der Mutter ſcheint noch Gluth vom Mittageſſenkochen vorhanden geweſen zu ſein, dürfte auf in der Nähe des im Zimmer ſich befindlichen Ofens gelegene Hobelſpähne gefallen und ſo das Glimmen, denn ein ſolches war es ja eigentlich nur, entſtanden ſein. 0 Ich habe die vier armen Kleinen neben einander auf dem Bette liegen und die in einer Ecke kauernde Mutter geſehen, deßhalb ſträubt ſich die Feder den herzbrechenden Anblick wiederzugeben. Wie Engelein lagen die vier kräftigen und vorher geſunden Blond⸗ ktöpfchen neben einander. Dieſer Vorfall iſt eine ernſte Mahnung an alle Eltern, ihre Kinder nie allein zu laſſen, insbeſondere nicht einzuſchließen und mein Wunſch iſt es, daß alle Eltern vor einem ſolch ſchrecklichen Unglück bewahrt bleiben mögen! — Heidelberg, 15. April. Geſtern Mittag 12 Uhr trafen Ihre Königliche Hoheiten unſer Großherzog, deſſen erlauchte Gemahlin und beide Prinzen per Expreßzug hier ein, um den z. Zt. im Schloßhotel hier we lenden hohen Gaſte Ihrer Ma⸗ jeſtät der Kaiſerin von Oeſterreich und deren Tochter einen Beſuch abzuſtatten, zu welchem Behufe die Groß⸗ herzogliche Familie direkt vom Bahnhofe in's prinz⸗ liche Palais fuhr. — Bruchſal, 15. April. Handelsmann Seligmann Mayer von bier, welcher vor zwei Mo⸗ naten, ohne ſich bei ſeinen Gläubigern zu verab⸗ ſchieden, unter Mitnahme ſeiner ſämmtlichen Aktiven und Hinterlaſſung von 90,000 Mk. Paſſiven ver⸗ duft⸗t iſt, ſoll auf einen Wink des großh. Staats⸗ anwalts ſeine Rückreiſe von New⸗ York angetreten haben. Derſelbe wird in einigen Tagen hier ein treffen. Mayer ſoll ſich in der Zwiſchenzeit mit dem vor ungefähr zwei Jahren auf ähnliche Weiſe verdufteten Handelsmann J. Klein in New⸗ Mork vereinigt haben. — Aus Baden, 16. April. In Bot⸗ tingen ertrank eine ältere Frau beim Waſchen im Ortsbach. — Ein Fabrikarbeiter in Freiburg wurde wegen Falſchmünzerei verhaftet. Man fand bei ihm Formen für Einmarkſtücke. — Frdr. Ernſt Werner von Appenweier, Mitbeſitzer einer Fabrik in Reutlingen, iſt dort beim Verſuch, einen Arbeiter vom Tode des Erſtickens zu retten, ſelbſt umgekommen. Er wurde am 14. d. in ſeiner Heimath beerdigt. In Büßlingen, A. Engen fiel der 71jährige Martin Ritter beim Fleiſchaufhängen im Kamin von der Leiter und verletzte ſich ſo ſchwer am Kopfe, daß er bald darauf ſtarb. — Bei Rheinweiler glitt der Eiſenbahnſchaffner Ketterer vom Trittbrett eines Wagens und ſtürzte über die dortige Brücke hinab. Er ſtarb im Spital zu Müllheim. — Ein Neben⸗ gebäude des Hildenbrund'ſchen oberen Mühlarweſens im Birkenauer Thal bei Weinheim iſt abgebrannt. — Aus Darmſtadt, 14. April, wird be⸗ richtet: Laut hier eingelangter Nachricht fand a geſtern Abend unwejt Spachbrücken, nahe an 1 genannten „Tannenbaum“, die 19⸗ Jährige Tochin des Gemeinderechners B. aus Gundernhanſen 0 droſſelt. Die Unglückliche war in Reinheim gewesen um ihrer dortigen Pathin Oſtereier zu bungen Als das Midchen zur beſtimmten Saunen Hauſe nicht eingetroffen war, wurden die Elſerg gh, ruhig und ſchickten nach Reinheim, um ihre Tochter abholen zu laſſen. Die Leute kamen um 9 lh i Reinheim an und erfuhren zu ihrem Schrecken, dag die Tochter des Bauer vor mehreren Stunden deen heim verlaſſen habe. Die Hoffnung, daß die Gauge vielleicht in Roßdorf bei ihrer Schweſter zu ih Kun 8 15 5 ſei, wurde ebenfalls vereitelt durch die Nachricht, J 1 1 1 dieſelbe auch hier nicht geſehen worden, ige ge i zahl Männer begab ſich hierauf auf die Suche, lend 1 * aber bei Laternenſchein an der Staatsſtraße zwi Georgenhauſen und Roßdorf an einem Abhang au den Hut des Mädchens, weitere Spuren waren nach e n m, zu entdecken. Um 5 Uhr heute früh wurde der ah 2 u % K ſeelte Körper der Tochter des Herrn Bauer aaf i un ſogen. Sauwieſe aufgefunden. Die Leiche ſoll Si i bed f be 8 K äußerer Verletzungen an ſich tragen. Eine Berau Sn e fand nicht ſtatt, da alle Werthgegenſtände noch dor d handen ſind. Der augenſcheinliche Befund laßt 5 15 Derr einen harten Kampf ſchließen, den die Upgſachge * zu beſtehen hatte. Näheres war nicht zu erm eng Mg. ven 288 da der Platz, wo die Leiche aufgefunden, dig z Mm“ f Augenſcheinnahme durch das Gericht abgeſperrt when 11 . K iſt. Weiter iſt nachzutragen, daß der bereits gay br dige Mörder der Bauer in dem Müllersſohne aach 1 1 fenberger von Roßdorf entdeckt wurde. Derſelbe ol 5 uss von Spachſtrücken aus, wo er in Geſellſchoft m anderen Burſchen gezecht, dem Opfer seiner Leiden. ſchaft nachgegangen und nach dreimaliger Entweichung und nach harter Gegenwehr ſeinen ſchändlichen Zwes erreicht, dabei den Tod des unglücklichen Mädchens herbeigeführt haben. Kaffenberger iſt festgenommen und dem Gericht überliefert worden. — Wien, 13. April. Nach einer hierher ge⸗ langten Mittheilung wurde der Leichnam der den Hugo Schenk ermordeten Thexeſia Kekterl vorget durch den Gendarmerieführer von Hohenberg ana eines Patrouillenganges durch die „Sternleſhen bei St. Pölten in Niederöſterreich aufgefunden, Die behördliche Befichtigung des Unglücksplatzes o The reſia Ketterl dem Mädchenmorder zum Ohfer fiel, dürfte Morgen oder Uebermorgen erfolgen, Redaktion, Druck und Verlag von Kark Moliſes, — Man ſpricht von der Gräfin. ie Feierlichkeit, mit der Serge und Wladimir den von Parlowna verlangten Schwur leiſteten, iſt bei den Nihiliſten nichts Ungewöhnliches. Dieſe Sectirer glauben eigentlich an gar nichts und dennoch ſich ſtets in einem Kreiſe unrichtiger Schlüſſe bewegend, halten ſie den Schwur für heilig und wenn einer der Ihrigen ſeinen Eid bricht, tödten ſie ihn. Dies iſt eine der Beſtimmungen ihrer dra⸗ koniſchen Geſetze. Hierin gleichen ſie Nihiliſten, Car⸗ bonari und Verſchworene aller Zeiten. Im Verlauf der Erzählung wird man ſehen, daß der Nihilismus ſich von den vorhergehenden, po⸗ litiſchen Secten durch manche Eigenthümlichkeit der Sitten und Abſonderlichkeit der Anſichten unterſcheidet. Zu einer großen Zukunft berufen, fühlt er ſeine Macht und hat ſchon den Felſen der veralteten Ge⸗ ſellſchaft angebohrt, den er [mehr! und mehr in Trümmer ſchlägt und zerſtäubt. „Nun hört, was ich beſchloſſen habe.“ ſagte Parlowna. Es iſt mir unmöglich, mich allein des Vermögens der Gräfin Staſia zu bemächtigen, dennoch iſt dieſes Vermögen unentbehrlich für unſere Pläne und auch nothwendig, um eine Vergrößerung unſerer Partei herbeizuführen.“ „Was nun thun?“ „Zu Anfang ſcheint das Unternehmen. ſchwierig und doch wenn man reiflich darüber nachdenkt, iſt dem nicht ſo. Zuerſt will ich Euch einige Bemer⸗ kungen über uns und unſere Ideen mittheilen und dann mir erlauben, Euch zu ſagen, wer eigentlich die Dame iſt, mit der wir es zu thun haben, und welche Mittel mir die geeigneſten ſcheinen, um ihr Vertrauen zu gewinnen.“ „Wenn wir es recht überlegen, haben wir bis jetzt in der Welt und dem geſellſchaftlichen Kreiſe, in dem wir leben, uns ungeſchickt benommen.“ „Im Anfang haben wir uns in den Schatten geſtellt, dunkele Winkel auſgeſucht, wir haben uns ſo zu ſagen, in Hohlen verkrochen. ſo daß wir noch bis auf dieſen Abend in dieſer obſkuren Schenke zuſam⸗ menfinden; freilich erhellt durch unſer hohes, glän⸗ zendes Streben, aber nicht geeignet, den Tempel der Wiedergeburt des Menſchen vorzuſtellen.“ „Das muß anders werden.“ „Wo Schatten war, werden wir Licht verbreiten, die Geſellſchaft zieht ſich vor uns zurück, wir werden ſie aufſuchen. Statt den Glanz der Feſte zu meiden, wollen wir ſie beſuchen, man wird uns überall an⸗ treffen.“ „Wenn wir Stellen und Ehrenämter erhalten können, werden wir uns hüten, ſie auszuſchlagen. Im Gegentheil, wir wollen ſtreben in die Feſtung einzudringen und uns da feſtzuſetzen, wie der Wurm in der Frucht.“ „Ich denke dieſer Plan wird Euch nicht miß⸗ fallen.“ „Im Anfang werden die Sündloſen, die Un⸗ beſtechlichen, die Reinen ſich dagegen auflehnen.“ a „Aber was liegt mir, was liegt Euch daran.“ „Die Reinen: das ſind die Unfähigen.“ D Die Unbeſtechlichen: ſchickten.“ „Die Sündloſen: ſuchen Ausflüchte ſie ſchieben die Dummen und Unge⸗ hinaus, was ſo ſchnell wie möglich geſchehen müßte, ſie berſäumen die Gelegenheit ſie verdienen die Mi achtung des Schickſals, welches an ihnen dere geht, ohne ſie beachten.“ n Man konnte bemerken, daß Parlotong ſich ihrer eigenen Beredſamkeit berauſchte, Wladimir fa ihr mit ſcheinbar gleichgültiger Miene, doch eh he gierig zu, Serge mit ſeinem gewohnten Tieſſſnß Wladimir ſtimmt mir zu, ich weiß es, lag Parlowna, „was Euch betrifft, Serge, ſo weiß h daß Ihr Euch zu den Reinen zählt, von denen ſo viel Schlimmes ſage. Nun, meine Freunde, ez liegt an einem kleinen Uebel, wenn man dent Großes erreicht? Was ſchadet es, wenn Ihr Anſichten vorübergehend verleugnet für das W der Parthei? Für mich iſt die Politik, die Au auf morgen verſchiebt, unverſtändlich, ich mag nicht von ihr wiſſen.“ „Ich habe verſprochen,“ ſagte Serge, „ich werde mein Verſprechen halten.“ „Oh. von Euch werde ich nicht viel verlangen erwiderte Parlowna, „nur daß Ihr ſchweigt, nicht hindernd in den Weg tretet, und beſonde keine moroliſchen Vorleſungen haltet, denn eigenthüm licher Weiſe ſcheint ihr die alten Mo raliſten zu ker abſcheuen und doch habe ich Euch im Verdacht, un neuen zur Herrſchaft bringen zu wollen.“ Die Freunde lächelten; ſie fuhr fort: „Um nun auf die Gräfin Staſia zu komme, Ich kann nicht ſagen, daß ſie meine Freundin iſt; obſchon ſie ſtets freundlich und wohlwollend ſich 15 gegenüber benimmt, ſcheint es mir doch beinahe, a habe ſie eine Art Widerwillen, eine unerkſanſch Abneigung gegen mich gefaßt.“ 5 (Fortſetzung folgt.)