— garksruhe, 2. April. Friseur Theo- ſei, an das Vorhandenſein von Mondbewohnern zu] waren von kundiger Hand regelrecht verbunden und dor Blank von hier, welcher geſtern Abend wegen Tödtung ſeines Schwagers Albert Wirth von da in Unterſuchungshaſt gezogen wurde, hat ſich heute Mittag im Amtsgefängniß dahier erhängt. — Berlin, 1. April. Wie wir von guter Seite hoͤren, wird dem Reichstage nächſtens eine wichtige Vorlage zugehen und zwar betreffend Ab⸗ änderung der Reichsverfaſſung. Fürſt Bismarck ſoll beabſichtigen, den Bundesrath dermaßen zu rekon⸗ ſtruiren, daß derſelbe fortan die Stelle eines Ober⸗ hauſes (Senats) im Reiche einnehmen würde. Dem Bundesrath würde als „Staatenhaus“ oder „Staa⸗ tenrath“ die Geſchäfte obzuliegen haben, wie früher dem preußiſchen Staatsrath, an welchen der Reichs⸗ kanzler nunmehr gänzlich vergeſſen. — Zum 1. April bringt das „Berl. Tabl“ folgende ſenfationelle Mittheilung: Eine aſfronomiſche Entdeckung von ungeheuerlichſter Tragweite war der Berliner Sternwarte vorbehalten, welche damit ſo⸗ ehen ihren wohlverdienten Weltruhm auf's Neue für alle Zeiten gefeſtigt hat. Die Gelehrtenwelt wird ebenſo, wie das gebildete Laienpublicum geradezu durch die Nachricht alarmirt werden, daß nunmehr mit unumſtößlicher Sicherheit das Vorhandenſein von Bewohnern im Monde nachgewieen worden iſt! Herrn Profeſſor Dr Blendmann gebührt das Ver⸗ dienſt, nach jahrelangen, eingebendſten Studien dieſen, die aſtronomiſche Wiſſenſchaft revoltirenden Beweis geführt zu haben. Ob der Mond bewohnt ſei oder nicht, das iſt eigentlich ſtets eine offene Frage ge⸗ blieben, deren Beantwortung je in den verſchiedenen Zeitaltern eine verſchiedene war. Schon im grauen Alterthume glaubte man, daß der Mond von men⸗ ſchenäbnlichen, höher organiſirten, intelligenten Weſen bewohnt ſei und machte damals den Vorſchlag, mit ibnen in eine gewiſſe Verbindung zu treten, indem man durch Anpflanzung auf der Erde meilenlange Linien berſtellte, die vielleicht vom Monde aus hät⸗ ten geſeben werden können. Man wollte damals durch Rieſenanpflanzungen von Wäldern die geome⸗ teriſche Zeichnung des vythagotäiſchen Lebrſatz's den Mondbewohnern gewiſſermaßen ad oculos demon⸗ ſtriren. Noch im Anfange die ſes Jahrhunderts glaubte der berühmte Schröder aus kleinen periodiſchen Auf⸗ hellungen und Verdunkelungen auf der Mondſcheibe auf den Wechſel der Vegetation, auf die Spuren der Induſtrie in Anſiedelungen der Mondbewohner ſchließen zu können. In den letzten Jahrzehnten nahm man in der Wiſſenſchaft an, daß es Thorheit glauben. Nun, Herr Dr. Blendmann hat uns eines Beſſeren belehrt! Ein Zufoll ließ ihn die Entdeckung machen, daß alle Mondbeobachtungen bisher deßhalb wenig erg bnißreſche ſein konnten, weil die Mond⸗ atmoſphäre eine zu ſtark leuchtende ſei und deßhalb für die Beobachtung höchſt nachtheilige Strahlenbe⸗ rechnungen ſich ergaben. Er kam auf den Gedanken, das Objektiv des großen Reſraktors abzublenden und benutzte dazu Kamphor⸗Ruß, aber viele hunderte von Verſuchen mußten gemacht werden, ehe das genaue richtige Maß der Abblendung und damit ein abſolut unbeeinflußtes Bild des Mondes gewonnen war. Herr Profeſſor Blendmann nahm nun mit dem ab⸗ geblendeten Refraktor eine ſehr ſcharfe Photographie der Wandſcheibe auf, welche in ein außerordentlich ſtarkes ſogenanntes Sonnenmikroſkop gebracht wurde. Das auf die weiße Fläche profcirte Bild der Mond⸗ ſcheihe hatte im Mikroskop einen Durchmeſſer von 18,52 Metern, und geradezu wunderbar war das, was ſich den erſtaunten Blicken hier plötzlich in dieſem Bilde offenbarte. Man hat demnach bisher eine ganz ſalſche Vorſtellung von der Mondober⸗ fläche gehabt, denn gerade die flacheren Stellen, die man Meere nannte ſind fruchtbare Gefilde, während die vermeintlichen Gebirgsgegenden ſich als Sond⸗ wüſten bezw. Meere darſtellen. Ganz deutlich aber waren Städte Anſiedelungen aller Arl. Spuren von Industrie und Verkehr ſichtbar. Wir verzichten heut auf die Angabe näherer Details der neuen Ent⸗ deckung, da wahrſcheinlich ſchon in dieſen Tagen, das heißt beim nächſten Vollmonde neue, berſchärfte und verbeſſerte photographiſche Aufnahmen bevor⸗ ſtehen, auch ein bedeutend mehr vergrößerdes Sonnen⸗ Mikroſkop in Arbeit gegeben iſt. Wir glauben, den we teſten Kreiſen werden ſchon dieſe flüchtigen An⸗ deutungen genügen, um ſie auf die ganze Wichtig⸗ keit dieſer epochemachenden. wiſſenſchaftlichen Ent⸗ deckung aufmerkſam zu machen. . Ein neuer Mord in Wien. Man ſchreibt unterm 2. M. von dort: Kurz vor 10 Uhr Abends wurde geſtern dem Polizeikommiſſariate im Prater die Anzeige erſtattet, daß an der Südſeile des ehemaligen Ausſtellungsplatzes die Leiche eines ehr anſtändig gekleideten Manne liege. Die Be⸗ hörde begab ſich ſofort auf den Thatort, wo nach vorfand der Leiche von Seiten des anweſenden Arztes die Beſchau vorgenommen und zeigten ſich drei Wun⸗ den auf der linken Bruſtſeite vor, welche von einem dreiſchneidigen Inſtrument herrühren. Die Wunden kann deßhalb nicht angenommen werden, daß ſich der Unbekannte dieſe Verletzungen ſelbſt beigebracht. Ein Raubmord kann hier auch nicht vorliegen in, dem man im Beſitze des Todten eine filberne Cylin⸗ deruhr ſammt Goldkette, zwei goldene Ringe eine Börſe mit 11 kr. ſowie einen Lottoſchein vorfand⸗ Hingegen glaubt man annehmen zu können, daß e ſich hier um ein Duell mit tödlichem Ausgang handle und daß ein Verſtoß gegen die Duellgeſetze infoferm vorliegt, als man die Leiche auf dem Thatorte zu⸗ rückgelaſſen habe. Der unbekannte iſt ungefähr 4 Jahre alt von großer Statur, haf braunes Alge dunkles Haar, und dunklen Schnurrbart, an ſeſgem weißen Leinenhemde befinden ſich die Zeichen „J D. — Ueber die ſchrecklichen Leiden einer Schiffs mannſchaft berichtet ein auf der weſtindiſchen June St. Thomas erſcheinendes Blatt unterm 16. Febr.; „Die Mannſchaft der norwegiſchen Brigantine „Sleſp⸗ ner“ iſt hier angekommen. Das Schiff fuhr ig letzten Juli von Holland nach Opopo an der We küſte Afrikas ab. Die Mannſchaft beſtand aus dem Kapitän G Tollegſen und 7 Mann, ſowie einem Schiffsjungen. Die Brigantine kam glücklich in Opoho an, löſchte ihre Fracht und nahm eine Ladung Pall ein. Während das Schiff in Opopo lag, ſtarben der Kapitän und der Steward am Fieber, Der Steher mann G. Haar übernahm das Commando und an 6. November fuhr das Schiff nach Marſeille 40 Acht Tage ſpäter wurde die geſammte Mannſcheſ mit Ausnahme Haar's vom Fieber ergriffen, zu dig ſich ſpäter noch der Skorbut geſellte, Einen gang Monat wurde das Schiff vom Steuermann Hoc allein gelenkt. Während dieſer Zeit waren mut wenige Segel geſetzt. Am 9. Januar lenkte Hot das Schiff in der Richtung nach St. Thomas; am 23. ſtarb ein Matroſe und am 26. Abends fuhr die „Brigantine“ während eines Sturmes auf ein Riff der Antillen⸗Inſel Anquilla auf. Der Boden wurde zertrümmert und das Schiff brach entzwwes Mit Hülfe eines Schiffsjungen gelang es Haar, da Boot herabzulaſſen, daſſelbe zerſchellte jedoch an din Riff, und die Mannſchaft war gezwungen, auf de Wrak zu bleiben, bis ſie am nächſten Tage dur Boote von Anguilla gerettet wurden. Der ameri⸗ kaniſche Conſul zu St. Martins nahm ſich der Schiff brüchigen an und von hier aus werden ſie vom norwegiſchen Conſul nach Hauſe geſchickt werden, Haar beſchwert ſich bitter über die Plünderungen, die bon den Einwohnern von Anpuilla auf ſeinem Schiffe berübs, ihrem Sinne zu raſche Emanzipation, fanden es hart, nicht unter die Guten gezählt zu werden. Dieſer Ausſpruch, in ſolcher Weiſe aufgefaßt und erklärt, ging von Mund zu Mund und hatte bis zum Abend die Bedeutung einet polltiſchen Frage erreicht; die Parteſen wurden dadurch aufgeregt und es fehlte nicht viel, daß es zu Reibungen gekommen wäre. Was den Zaren anbelangt, ſo hatte er ſchon ſeinen wunderlichen Einfall vergeſſen und würde ſehr erſtaunt geweſen ſein, wenn man ihm geſagt hätte, um was es ſich handele und welche Stürme loszu⸗ brechen drohten. Das Leichenbegängniß des Grafen Roſtow war nach dem Hofzeremoniell angeordnet und auf acht Tage nach ſeinem Tode feſtgeſetzt worden, um den entfernten Verwandten Zeit zu laſſen, ſich dazu ein⸗ finden zu können; und alle Gerüchte, alles Gerede war in Rauch aufgegangen. Man ſprach nur mehr von dem Grafen in gleichgültiger Weſſe, weder lobrednerſſch unch bedau⸗ ernd; nur eines ſtand feſt, nach der ſich ſo ſchnell gelegten Aufregung: daß Graf Roſtow ein ungeheuer großes Vermögen hinterlaſſe. Ländereien allerwärts, Gelder auf der Bank und koloſſale Einkünfte. Wer wird dieſe Millionen erben? Das Teſta⸗ ment war noch nicht bekannt, aber man ſprach von Gräfin Staſia. Mancher junge Edelmann ſeufzte bei dieſem Namen, aber nicht aus Liebe oder Begeſſterung, ſon⸗ dern aus Habſucht oder Geldgier. Es ſchien ihnen ſo ſchön, Herr dieſer Schätze zu werden. Und all' dieſe jungen Ruſſen, die ihre Lehr⸗ jahre in Paris zugebracht hatten, verloren ſich in Träumereien von unbegrenzten, endloſen Freuden; 1 1 5 U 5 N 1 e, Paris, ſeine Zirkel, Pferderennen, Theater, Soupers, der wahre chice. Dieſe jeunesse dorée in deren Adern noch Barbarenblut floß, hatte raſch die Idee der Civili⸗ ſation in dem Sinne erfaßt: daß der arme oder ruinirte Mann ſeine Stellung auf Koſten der reichen jungen Mädchen verbeſſern müſſe. In dieſem Punkte waren ſie alle einig; keiner dachte anders darüber. Der Tag der Beſtattung des Grafen Roſtow kam heran; es war ein herrliches Wetter, der Schnee fiel dicht und langſam in kleinen Sternblumen; kein Wind, kein Geräuſch in der Luft; aber dieſe Stille, dieſe Ruhe, die andern Europäern traurig vorkom⸗ men, ſind im Gegentheil den wahren Ruſſen ſo lieb und theuer, daß ſie nirgends ſie gerne miſſen. Der Hof hatte ſeine Wagen geſchickt, in welchen ſich Ehrenfräulein befanden, die für dieſes Trauerfeſt aus den verſchiedenen Mädcheninſtituten Petersburgs entnommen waren. Man konnte ſie friſch und heiter hinter den Wagenfenſtern ſehen. Ihr roſiger Teint, von perlmutterartigem Schmelz, unbekannt bei uns, hob ſich zart von dem dunkelen Pelzwerk ab; und läſſig in die Kiſſen gedrückt, fuhren ſie auf den Kirchhof, wie zu einem Ball, ohne andere Empfin⸗ dungen, als die ruſſiſche Gleichgültigkeit, ſchrecklich in ihrer unbemußten, den Wilden eigenen Trägheit. Die Kadetten, auf ihren prächtigen Pferden, folgen im Paradeſchritt, ſie aber hatten auf Befehl für dieſe Gelegenheit paſſende Trauermienen ange⸗ nommen. Soldaten verſchiedener Waffengattungen hatten ſich ihnen angeſchloſſen. * Als die Garden zu Pferd erſchienen, ging eine Bewegung der Freude durch die Menge; das Volk hat eine Vorliebe für dieſe kaiſerliche Leibwache, de⸗ ren prächtige Haltung einen Eindruck von Kraft ad Gewalt macht; es ſieht eine fataliſtiſche Erſcheinig darin: die Krieger auf ihren ſchwarzen Pferden harniſcht, den Kopf bedeckt mit dem Helm, an de der Adler mit ausgebreiteten Flügeln prangt, ihre großen grauen Mäntel gehüllt, aufziehen ſehen mit der ihnen eigenen Ruhe und Würde, Von Zeit zu Zeit ſah man ſchwere Pulber⸗ wagen nebſt Kanonen von ungewöhnlicher Wange vorüberfahren, unbrauchbare, veraltete Geſchütze, aber ruhmvolle Erinnerungszeichen, denn ſie hakten ig den Schlachten unter dem erſten Kaiſereich mitgewirſl, mehr wie eine derſelben war den Franzoſen age nommen. Trotz des Schnees folgten die Verwandten, die Freunde dem Sarge mit unbedecktem Haupte. Bei der überall herrſchenden Stille böte man während des endloſen Zuges von ganz born, dem äußerſten Ende des Leſchenkonduktes zeitweſſe Kinderſtimmen ſich erheben, übertönt oder begleite von Blechinſtrumenten; es war die Geiſtlichleit, welche unmittelbar hinter dem Sarge ging; bei un unterbrochenem Schneefall ſchlichen die Prieſter in ihren goldenen, mit Stickerei verbrämten Gewändern, mit gleichmäßigem Schritt einher, all den Pomp und die Pracht der griechiſchen Kirche zur Schon tragend, der ſich auch durch Zierrathen in lebhaflen Farben auf den mit Gold und Silber beſchlagenen Särgen kund giebt. 1 Fortſetzung folgt. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor heir An 1 aan de eu Lum i We gal, aan ur l g tiezhein, 1 Kümen Wir bitten um Niederztetie N iu G Fin atzen dat 1 ur knn Jatrch, un uf un wahplihe de hem ler Sonn 1 datt 1 n d Dining 1 li Wa 10 U. Sr 1 g 1 ar 50 h 1 . 0 cr 1 5, Mb deln eee dan 1 iin . 0 Mit 1 nn 1 mum