pril 1884, echner. Reiſe Ameriſi m en te inget, 2 — — ie ihr laben reiſe bei . L. Sten Freital; Poſtor e oviſion. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwooh und gamstag und kopet vierteljährlich 1 Pa. 20 Pfg. mit ikuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 A. 70 excl. f Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoneen⸗ e Bei großeren Aufträgen ent⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeil gemacht werden. Samſtag, den 5. April 1884. Karlsruhe, 1. April. Der Bericht über die Eiſenbahnunfälle von 1882 und 1883 iſt ſoeben erſchienen mit dem Antrag, die Kammer erwarte von der Eiſenbahnverwaltung eine ſorgſame Ueber⸗ wachung des Dienſtes und eine ſtrenge Handhabung der bahnpolizeilichen Vorſchriften, damit das Ver⸗ krauen auf die Sicherheit des Verkehrs wieder her⸗ geſtellt werde. Nach dem Bericht ſind 1882 ge⸗ tödtet 96, verletzt 482 Perſonen, 1883 getödtet 31, verletzt 232 Perſonen. Die Zahl der Entgleiſungen beträgt 214. Die Haupturſachen ſind falſche Wei⸗ chenſtellung. Der Bericht bringt eine eingehende Er⸗ örterung des Heidelberger und des Huaſteſtetter Un⸗ glücks. Die einmalige Entſchädigung im Heidelber⸗ ger Falle betrug 206,869 Mk. im Hugſtetter 389,613 Mk. Berlin, 1. April. Zum beutigen Geburts⸗ tage Bismarck's trafen aus allen Gegenden Deutſch⸗ lands und des Auslandes, ſowie aus überſeeiſchen Vereinen, Korporationen und Privatperſonen ſehr zahlreiche Glückwunſch⸗Telegramme und Adreſſen ein. Die Bundesfürſten, allen voran der König von Baiern, gratulirten telegraphiſch oder durch Vertreter. Um 10 Uhr brachte das Muſikcorps des Kaiſer⸗Alexander⸗ Garderegiments eine Morgenmuſik dar. Von vielen Seiten waren Blumenſpenden und Geſchenke einge⸗ gangen. — Das Befinden des Fürſten Bismark hat ſich weſentlich gebeſſert. Berlin, 2. April. Der Kaiſer iſt ſeit ge⸗ ſtern erkältet. Er wird in Folge dieſer Erkältung einige Tage ans Zimmer gefeſſelt ſein. Berlin, 2. April. Der Kronprinz iſt heute früh 7 Uhr nach London abgereiſt. Kaiſerslautern, 31. März. Heute Nach⸗ mittag 3 Uhr fand im großen Saale der Löwenburg dahier der erſte pfälziſche Parteitag der deutſch⸗frei⸗ ſinnigen Partei unter Anweſenheit von 5 — 600 Perſonen ſtatt. Dr. Jakob, praktiſcher Arzt in Kaiſerslautern, bewillkommnete die Verſammlung mit einigen einleitenden Worten. Als Redner waren er- ſchienen die Reichstagsabgeordneten Hänel, Rü⸗ ckert und Richter, welche beim Betreten des Saa⸗ les und der Rednerbühne lebhaft begrüßt wurden. Abgeordneter Hänel nennt die Vereinigung der beiden Parteien die direkte Folge dreijähriger treuer Waffenbrüderſchaft. Kaiſerslautern, 31. März. Der fortſchritt⸗ liche Parteitag verlief nach der „Bad. Lz.“ matt. Hänel bekannte, daß er unter dem Eindrucke der all⸗ gemeinen ſüddeutſchen Kundgebungen gegen die neue Partei ſtehe und vertheidigte wiederum, wie in Ham⸗ burg nur den erſten Punkt des Programms, betr. die parlamentariſche Regierung, konnte aber nicht umhin, auf dem Gebiete der inneren ebenſo wie der äuſſeren Politik die großen Verdienſte des Reichs⸗ kanzlers hervorzuheben. Rickert und Richter ſprachen gegen den Empfang, welchen die pfälziſchen Blätter dem Parteitage bereitet hatten, in ſtarken Ausdrücken, ohne aber der nationallilleralen Partei beſonders wehthun zu wollen. Richter machte ſchlechte Witze über das Heidelberger Programm und ſprach ſich ebenſo wie Rickert gegen Brodvertheurung aus, wo⸗ bei er gleichwohl zugab, daß die Gedeihlichkeit des Erwerbslebens unabhängig vom Schutzzoll ſei. Ri⸗ ckert ſchwieg wiederum über das Sozialiſtengeſetz, Richter vermied jedes Wort, das für die Partei bin⸗ dend geweſen wäre. 0 Wien, 2. April. In der Staatsdruckerei brach eine Feuersbrunſt aus, welche eine große Maſſe von Stempeln und Papier vernichtete und erſt nach einſtündiger angeſtrengter Arbeit gelöſcht werden konnte. — Buchdruckereib⸗ſitzer Emanuel Groß wurde geſtern wegen Anfertigung falſcher Coupons für ruſſiſche Papiere verhaftet; eine Anzahl falſcher Cou⸗ pons iſt mit Beſchlag belegt. Madrid, 1. April. Das amtliche Blatt ver⸗ öffentlicht ein Dekret, betr. die Auflöſung der Kortes. Der Wahltermin für die Kammer iſt auf den 27. April, für den Senat auf den 8. Mai feſt⸗ geſetzt. Die neuen Kortes treten am 20. Mai zufammen. Verſchiedenes. * Laden burg, 4. April. Am Donnerſtag, den 3. April, von 8½ Uhr vormittags bis 5 Uhr nachmittags wurde die Prüfung der hieſigen Höheren Töchterſchule vor dem Inſpektor derſelben, Herrn Stadtpfarrer Kurzen berger, im Prüfungsſaall der Höheren Bürgerſchule vorgenommen. In allen Lehrgegenſtänden zeigten die Schülerinnen ſich wohl beſchlagen. — An den Schlußakt, in welchem Vor⸗ träge mit Geſängen abwechſelten, ſchloß ſich eine Anſprache des Inſpektors, in welcher beſonders den abgehenden Mädchen noch einmal ans Herz gelegt wurde, was die Schule an ihrem Geiſte und Ge⸗ müte habe wirken wollen. 8 — Karlsruhe, 2. April. Geſtern Abend ge: gen 9 Uhr hat der verheirathete, aber von ſeinen Frau ſeit einiger Zeit getrennt lebende Friſeur Theo⸗ dor Blank von hier im Hof der Wirthſchaft zur neuen Welt in der Faſanenſtraße ſeinen Schwager, den ledigen Schreinrr Albert Wirth, mittelſt eines im Griff feſtſtehenden Taſchenmeſſers in den Rücken geſtochen, ſo daß der Tod ſofort eintrat. Eheliche Zerwürfniſſe, wobei der Getödtete die Partei ſeiner Schweſter, der Frau Blank ergriff, ſollen die Urſache der blutigen That geweſen ſein. Der Thäter iſt verhaft. CCC Die Nihiliſten Hiſtoriſche Novelle nach Jules Lavigne f von S. Wit. 1. Fortjetzung. n dieſem Falle waren Thränen am Platz; Einige fanden welche, Andere, mit dem Schnupftuch vor den Augen, gaben fich den Anſchein der Trauer; Damen in großer Toillette, die Hand auf den Ei⸗ ſenſtäben des Feldbettes, betrachteten dies blaſſe Ge⸗ ſicht, jetzt durch den nahenden Tod entſtellt wie vor⸗ her durch die Furcht. Sie hefteten auf dieſes Bild der Vergänglichkeit neugierige Blicke, gleich den Rö⸗ merinnen, die es liebten, Gladiatoren verſcheiden zu ſehen. Ohne alt geworden zu ſein, er zählte fünfzig Jahre, hatte im Ganzen Graf Roſtow das Leben und ſeine Freuden genoſſen; er war ein angenehmer Geſellſchafter geweſen, aber freilich einer von jenen, an die man nicht mehr denkt, ſobald ſie nicht mehr da ſind. Graf Roſtow wurde ſomit kaum beweint. Bereits erleuchteten Fackeln das Gemoch, denn der Tag war geſchwunden. Die von Wohlgerüchen getränkten Kerzen, welche unten in der Vorhalle brannten, hatten den Palaſt mit dünnem Rauch er⸗ füllt, mit dem ſich der Weihrauch der Kirche miſchte. „Brüderchen,“ ſagte der Pope, „bitte Gott um 5 1 1 men. Vergebung.“ Der Sterbende machte ein Zeichen der 0 Zuſtimmung, er ſtreckte die Hände konvuſiviſch aus, und die Umſtehenden wichen zurück, dann hoͤrte man einen ſtarken Athemzug. 9 88 Graf Roſtow war todt. ö Alſogleich beugten ſich die Fran den Körper dieſes Adeligen, der ſo ſterben mußte, ohne Gemahlin, ohne Kinder, umgeben von gleich⸗ gültigen Menſchen, die ſich ſeine Freunde nannten. Die Männer beobachteten eine paſſive Haltung, viele unter ihnen ſchlichen ſich mit leiſen Schritten davon. Die Dienerſchaft kam herauf, einzeln defilirten ſie vor dem einfachen Bette vorüber, wo ihr Herr lag, und küßten ſeine Hand. Der Pope zog das Leintuch bis an die Augen in die Höhe; dann leerte ſich das Zimmer allmählich. Die Lampen gingen nach und nach aus, nur ein Wachslicht be⸗ leuchtete nur noch mit unſicherem Schein die Gegen⸗ ſtände, welche dadurch phantaſtiſche Formen annah⸗ Ruhe und Stille trat ein und eine ſchauer⸗ liche Melancholie legte ſich wie ein Bleimantel auf alle Dinge. Wer damals in das Zimmer des verſtorbenen Graſen Roſtow getreten wäre, hätte in der Vertie⸗ fung eines breiten Fenſters ein Mädchen ſitzen ſehen, eine zarte Geſtalt mit feinem Profil, Haarflechten von bläulichem Schwarz fielen auf ihre Schultern, ſie ſtarrte regungslos wie eine Statue vor ſich hin und ſchien von etwas Unbekanntem zu träumen. ihr Ploͤtzlich kehrte ſie ſich um, das Licht beleuchtete edles, ruhiges Angeſicht. 88 Es war die Gräfin Staſia. II. Die Schenke in dem Waſſli⸗Oſtrow⸗ Quartier. Die Nachricht von dem Tode des Grafen Roſtow hatte ſich faſt momentan in der Stadt ver⸗ breitet. Dumpfe Gerüchte, unglaubliche Neuigkeiten ſcheinen oft durch die Winde herumgetragen zu wer⸗ den. Man beſprach das Ereigniß überall; es war ein wichtiger Todesfall. 8 Alexander II. hatte den Grafen Roſtow gern gehabt, er bewunderte bei dieſem großen Herrn die Pferde, einen engliſchen Luxus, der dem Zaren verſagt iſt, ſein vornehmes Leben, der Verſchwendung, dem Spiel, Orgien und Vergnügungen geweiht, ein verbotenes Vorbild für den Kaiſer. Nun ſagte aber auch der Zar, als er erfuhr, daß er ſeinen Getreuen verloren habe: „Es ſterben immer gerade die Guten.“ Dieſes Wort von Mund zu Mund wiederholt, entzückte die Einen, kränkte die Andern, wurde von dieſen gelobt, von Jenen getadelt. Die alten Höflinge, eingedenk der moskowitiſchen 9 Traditionen, waren voll Freude bei der Idee an das Bedauern, welches ſie ſpäter hervorrufen würden die jungen hingegen, ſchon unzufrieden über die nach