wurde. — Auf gleicher Weiſe und im ſelben Stein⸗ bruche verunglückte am 26. d. M. der 26 Jahre alte verehelichte Karl Jakob Bauer, welcher ebenfalls am 27. in dem akademiſchen Krankenhaus ſeiner Verletzung erlag. d Mannheim, 27 März. (Schwurgericht). 4. Fall. Jakob Heim, 30jähriger Taglöbner von Ilvesheim wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode, verübt in Kirchhein an dem 22jährigen Land⸗ wirth Georg Kaltſchmidt. Unter Ausſchluß mildern⸗ der Umſtänden wurde der Angeklagte zu 5 Jahren Zuchthaus und fünkfährigem Ehrverluſt verurtheilt, auch wird das gebrauchte Meſſer eingezogen. 5 5. Fall. Suſanna geb. Maier, 74jährige Wittwe des Friedrich Köbler von Heidelberg wegen Meineids. Die betagte Angeklagte hatte auf Grund einer Forderung den Offenbarungseid zu leiſten. Ohne Gewiſſensſcrubel that ſie dies auch, doch kam ſie gar bald wegen Meineids in Unterſuchung, weil es ſich berausſtellte, daß ſie Gelder in Hohe von en 5000 Mark ausgelieben hatte. Die Ange⸗ gte iſt eine habgierige Perſon, die den Leuten, weiche in der kraurigen Lage waren, Geldgeſchäfte mit ihr machen zu müſſen, die Haut abzog reſp. hnen hohe Wucherzinſen abnahm. Des Meineids ür ſchuldia befunden, wurde die Angeklagte zu 1 Jahr 6 Monaten Zuchthaus, Verluſt der bürger⸗ ichen Ehrenrechte auf 3 Jahre, dauernder Unfäbig⸗ eit zur Eidesleiſtung und in ſänemtliche Koſten erurtheilt. 6. Fall. Anklage gegen den verheirateten, 63.jährigen Landwirth Michael Scheid von Sand⸗ hauſen wegen Meineids und den 19⸗jährigen Ci⸗ arrenmacher Martin Exel von da wegen Anſtiſtung jezu auf der Tagesordnung und ſind hiezu ca. 40 Die Herren Geſchworenen fanden abgeblt, ebenſo verliert er die bürgerl. Ehrenrechte auf 3 Jahre und iſt dauernd zur Eidesleiſtung un⸗ ähig, Exel dagegen wurde von der Anklage frei⸗ geſprochen. N — Karlsruhe, 29. März. Redakteur Fehleiſen vom „Bad. Landesboten“ wurde ſoe⸗ ben 1 Uhr nach 4ſtündiger Verhandlung vom Schwur⸗ gericht wegen Beleidigung des Prinzen Wilhelm von Baden, verübt in dem Narrenblatte „Landes⸗ ſchode“, zu einer Gefängnißſtrafe von drei Monaten und den Koſten verurtheilt. Der Staatsanwalt hatte nur zwei Monate Feſtung beantragt. Zeuge Dillinger (Verleger des Landes boten) hakte erklärt, daß ihm Prinz Wilhelm ſelbſt ſeine Anerkennung über die guten Witze des Narrenblattes ausgeſprochen habe. Die Verhandlung fand geheim ſtatt. — Aus Pforzheim, 29. März ſchreibt man: Bei der Heimkehr vom Felde am vergangenen Dien⸗ ſtag Nachmittag verunglückte der Landwirkh Friedr. Steib von Brötzingen dadurch, daß eines ſeiner Pferde ſcheute und ihn zu Boden riß, wodurch Steib unter die Räder ſeines Wagens gerieth. Derſelbe erlitt in Folge deſſen mehrere ſehr bedenkliche Ver⸗ letzungen die trotz aller ärztſchen Hilfe und auf⸗ merkſamſter Pflege einen ſchlimmeren Charakter an⸗ nehmen und verfloſſene Nacht den Tod des Verletzten eines ſchon bejahrten, allgemein beliebten Mannes veranlaßten. a — Aus Boxberg, 29. März wird geſchrie⸗ ben: Heute wurden in das hieſige Amtsgerichtsge⸗ fängniß zwei ſteckbrieflich verfolgte Zigeunerfamilien eingebracht, die vor einigen Tagen einem Bauern von Schwejgern mehrere hundert Mark abgeſchwin⸗ delt, derart, daß ſie ihm Glauben machten, den in ſeiner Familie herrſchende böſe Geſſt und Krankheiten durch Darbringung von Opfern vertreiben zu können. — Frankfurt, 28. März. Geſtern Abend näherte ſich ein junger Menſch auf der Fahrgaſſe einem Mädchen aus dem Odenwalde mit einer fre⸗ chen Anfrage. Als Antwort verabfolgte das Mäd⸗ chen dem Burſchen eine ſo kräftige Maulſchelle, daß er rückwärts taumelte, und ſein Hut weit in die Fahrgaſſe flog, worauf ſie an ihn die Frage richtete, ob er noch eine zweite von dieſer Sorte wollte. Der freſche Burſche blieb die Antwort ſchuldig; er raffte ſchleunigſt ſeinen Hut auf und eilte unter dem Hohngelächter der Menge davon. — Man ſchreibt aus Rüdes heim: Die Zahnradbahn nach dem Niederwald macht eifrige Fortſchritte. In vierzehn Tagen wird die erſte Sendung der Zahnſchienen eintreffen. Die Loco⸗ motiven und Wagons ſind nahezu fertiggeſtellt; die⸗ ſelben gleichen äußerlich den bekannten Locomotiven, während diejenigen der Rigibahn in Folge des auf⸗ rechtſtehenden Keſſels eine ungewohntere Form haben. Der Betrieb wird vor Pfingſten beginnen. Der Fahrpreis nach dem Niederwald wird 1 Mark und thalwärts 50 Pfg betragen. — Ein dreifacher Mord iſt am Samſtag Mittag 1 Uhr in dem Hauſe Andreasplatz 3 in Berlin begangen worden. Dort wohnte ſeit Anfang dieſes Jahres die etwa 19jährige Frau Grongg geborene Block, mit ihrer 22jährigen unverheiratheten Schweſter. Erſt zu Weihnachten hakte ſich Firn Gronack mit dem 32jährigen Ernſt Franz Gong verheirathet. Das Glück der Ehe währte nicht lange häufige Zwiſtigkeiten, bei denen Eiferſucht eine Reale geſpielt haben ſoll, ſtörten ſehr bald den hluslſcheg Frieden, ſo daß Frau Gronak die Trennung der Ehe einzuleiten beſchloß, und ihr Mann eine Schl, ſtelle in dem Hauſe Weberſtraße 25 bezog, Am Samſtag Mittag nun drang Gronack mſt eie ſcharf geſchliffenen großen Küchenmeſſer in die Wo nung ſeiner Frau und verſetzte dieſer mehrere tödliche Stiche in den Hals und in die Bruſt. Auch gegen die zu Hülfe eilende Schweſter der Frau Grog kehrte ſich die Wuth des Unholdes und auch die un verehelichte Block ward von dem Gronack mit Me ſerſtichen traktirt. Auf die Hilferufe der beiden Feaueh eilte der Vizewirth des Hauſes, der ewa fähige Schröder, herbei und auch dieſer ſank nach wenige Augenblicken unter den Meſſerſtichen des Raſendey todt zuſammen. Gronack ergriff hierauf die Fluch, wobei er das Mordwerkzeug in den Rinnſtein warf, Ein Schutzmann verfolgte den Fliehenden. Diele, die Erfolglosigkeit der Flucht einſehend, lief daran zu der wenige Schritte entfernten Polizeiwache der Kleinen Andreasſtraße, wo er ſich ſelbſt der Gerechtigkeit überlieferte. Der ſchnell on den Oi der That gerufene Arzt konnte nur den bereits gh getretenen Tod der drei Opfer konſtatiren. Die Nahe der Frau Gronck ward von dem ebenfalls wenige Minuten ſpäter auf dem Ort der That erſchienenen Polizeibeamten im Bette in der Küche ſiegend ge funden, die Leiche des Schroder, der in der ganzen dortigen Gegend unter dem Namen der alle Schrö⸗ der“ eine ſehr beliebte und bekannte Perſonlichkeit war, lag auf dem Boden in der Küche, die Leſche der unverehelichten Block auf der Treppe, — Unmittelbar vor dem 22. Mürz erſchſen ane Biographie des Kaiſers von dem als Volksſche⸗ ſteller bekannten Sttaßburger Bibliothekar Dr. . tinger. Dieſelbe ſchildert das Leben des Kaſſers ff mit deſſen eigenen Worten oder mit Worten de Zeitgenoſſen, hält ſich von allem konfeſſionellen at politiſchen Hader fern und hat 37 ſo köſfliche Au ſtrationen, daß ſich Herz und Auge wahrhaft dran erfreuen muß. Wir glauben nicht, daß irgend jemand es bereuen wird, wenn er für dieſe prächtig ausge⸗ ſtattete Schrift 30 Pfg. verausgabt. Die ruſſiſche Sprache iſt reich an Euphemismen, man bedient ſich gerne mildernder Ausdrücke. Dieſer Satz ſollte ſagen: Der Graf Roſtow liegt im Sterben. Die Stufen der Freitr⸗ppe hinanſteigend, treten wir in die Thorhalle ein, die mit Moſaik gepflaſtert iſt, die Wände von Malachit mit Gold eingelegt, be⸗ kunden eine herrſchaftliche Wohnung mit aſiatiſchem Luxus, unerhört in den weſtlichen Klimaten. Wir gehen die blendend weiße Treppe hinauf, aus feinkörnigem Mormor von Paros gearbeitet, auf deren Stufen ein ſchwerer Smyrna⸗Teppiſch liegt, ene prachtvolle Handarbeit der Frauen der Noma⸗ denſtämme, das Geräuſch der Schritte dämpfend. Das Auge haftet, wie durch eine leuchtende Erſchei⸗ nung gebannt, auf zwei Statuen aus carrariſchem Marmor, Werke eines italieniſchen Meiſters. Sinn⸗ bilder von Jugend, Kraft und Anmuth halten ſie in ihren Händen Fackeln. Obſchon es heller Tag iſt, brennen wohlriechende Eſſenzen, welche Flammen von intenſiver Blutfarbe bilden. Die beiden Mädchengeſtalten von Marmor erhalten dadurch einen erhöten röthlichen Widerſchein, und da des Bildhauers Laune ihnen einen Finger auf die Lippen legte, die ein Lächeln umſpielt, fühlt man eine Axt Schauer von ihrer ſtarren Göttlichke t. In dem Vorzimmer, deſſen Wände mit golddurch⸗ wirktem, grünen Atlas begleidet ſind, ſteht längſt der Polſterbänke die Dienerſchaft mit auf der Bruſt gekreuzten Händen und finſterer Miene, nicht in Livree, ſondern in moskowitiſcher Tracht, eine weiße Blouſe, um die Hüften mit einer rothen Schärpe gehalten, die Beine eingeengt in falbfarbige Leder⸗ ſtiefel, die langen Haare gleichmäßig rund gefchnitten. Der Barine (Herr), deſſen Vorfahren Leibei⸗ gene waren, liegt nicht weit von da, in einem könig⸗ lichen Gemach, mit dem Tode ringend auf einem ſchmalen Feldbett, dem ruſſiſchen Patrizier eine theure Ueberlieferung und den Kaiſern nachgeahmt. Er war ein Koloß aus dem Granit des Nor⸗ dens gemeißelt, aus welchem eine ganze Reihe von herkulesgleichen Siegern hervorgegangen iſt. Bei der Heimkehr von einer Jagd hatte er ſich, wie die Hunnen unter Attila, im Schnee gewälzt, um ſein erhitztes Blut zu kühlen. Am Abend nach einem kurzen, durch Champagner gewürzten Mahle, hatte das Fieber ihn erfaßt und niedergeworfen. Doch ſchien das Leben dieſen Rieſenkörper nicht verlaſſen zu wollen, in ſeinen weit aufgeriſſenen Augen ſprühte das Feuer jenes ungezähmten Willens, welcher ſeine Jugend regiert hatte. Ein ſchreckliches heiſeres Röcheln entrang ſich der, von der Entzündung ergriffenen Bruſt, und unter Seufzern, ſo ſtark um Felſen bewegen zu können, hob und ſenkte ſich in regelmäßigen Zwi⸗ ſchenräumen die grobe Decke, unter welcher der Ster— bende ſtöhnte. Wie alle Ruſſen hatte Graf Roſtow, von den alten Slaven ſtammend, inmitten ſeiner rohen Aus— ſchweifungen und Zerſtreungen Gefühle von Fröm⸗ migkeit und einen unüberwindlichen Aberglauben be⸗ wahrt. Er unierhielt in ſeinem Palaſte, in golde⸗ nen Lampen, das ewige Licht, welches vor, mit Saphyr und Diamanten eingefaßten Heiligenbildern brannte; jedesmal wenn er vorüberging, verbeugte er ſich und machte das Zeichen des Kreuzes, beſon⸗ ders vor der Muttergottes von Kaſan, die ſeine Kindheit beſchützt hatte, und für die er einen gehei⸗ men Kultus bewahrte, einer ſtillen Liebe ähnlich; göttlicher Funke in dem Herzen eines ungebildeten Myſtikers Nun ging es wirklich mit ihm zu Ende, mußte dieſe Welt verlaſſen, die er ſo oft maß feu vornehmen Thorheiten in Erſtaunen geſetzt halte Die vierzig Millionen Rubel ſeines Grunde mögens, ſeine Waldungen, wie Provinzen ſo gez, ſeine fabelhaften Jagden, ſeine Marmorpalaſte fa Hofämter, ſeine Uniformen, ſeine Orden, ſeine Pfad (aus dem Innern der Ukraine ſtammend), ja Alt, ſeine franzöſiſchen Weine, ſeine Theaterbekanſſcheſen und den Ruhm eines ausgelernken Lebemannes, t mußte dies Alles verlaſſen. Dieſes große Kind wilt nicht ſterben, Thränen, wie venetianiſche Perlen groß, rollten aus ſeinen Augen in den graupedehe den Bart. Und dennoch mußte er ſich ergeben, g Was ihn tröſtete, war die Anpweſegheit 5 Popen. Dieſer, ein ſolider, wie aus Holz geſchniz ter, Kamerad, ſtattlich und kripial, ſchlug die kiel Augen nieder. In dieſem Menſchen zeigke ſich ei ſchwer zu definirende Miſchung von Schulfucs uud Wucherer, Soldat und Bauer und auch elwas dan Geiſtlichen, denn ſeine Sprache war patheliſch, dent Herkommen der Kirche angepaßt und im betreffende Falle voll prieſterlicher Würde. Er hielt n der einen Hand ein Heiligenbild in drei Abtbeilunge mit den Bildniſſen des Vaters, des Sohnes in der Jungfrau. Mit gewöhnlicher eintöniger Stimme Gebete murmelnd, berührte er mit den Bild en Lippen des Sterbenden, den alle ſeine Freunde u gaben. 0 Dieſe waren trotz ihres Geſichtsaut een gleichgültig. Der Ruſſe ſcheint nichts zu fühle, er bleibt dem Unglück gegenüber ſtumm wie das Schicksal. Fortſetzung folgt. — Redaktion, Druck und Verlag don Karf Molllor 4 Veahetd u. Ln . Maga —— ru kuhn m Aleelüntt unit Gain at 2 1 b dh m mijn A Un n E in ian f fun in g k ale en Ful tg fit fing Mate g dan 8