ſollte dies Alles nicht auch in Deutſchland Nach⸗ ahmung finden und guten Exfolg haben? Jede Stadt konnte durch Vereine dieſe Beiſpiele befolgen und das Schnapstrinken bekämpfen. Vieles würde ſich dann im Gemeinwohl ändern und beſſern. Noch ſt es leichter ein in Zunahme begriffenes Uebel zu beſeitigen, als ein ſpäter eingewurzeltes, in deſſen Bekämpfung uns andere Nationen mit gutem Bei⸗ ſpiel vorangehen. Volitiſches. Karlsruhe, 26. März. Der Landtag be⸗ willigte 4,800,000 Mk. für die Errichtung einer Landes⸗Irrenanſtalt in Emmendingen und ſtellte nach eendeter Budgetberathung das Finanzgeſetz für 884085 mit 82,750,537 Mk. Einnahmen und 84,044,659 Mk. Ausgaben feſt. Paris, 26. März. Ein Telegramm von em franzöſiſchen Geſchäftsträger am Hof zu Hue meldet vom 25. d. M. aus Thuan An: Der Prinz der königlichen Familie, welcher der Urheber der Chri⸗ ſtenmetzeleien war, iſt dieſen Morgen hingerichtet worden. Verſchiedenes. 88 Ladenbura, 28. März. Es iſt nicht u unterlaſſen, den dieſer Tage verübten nächtlichen Unfug in die Oeffentlichkeit zu bringen. Einige üngere Burſchen von hier wußten vor Muthwellen nicht was ſie treiben ſollten, ſie geſangten endlich uf den Einfall die Wachtſtube im Rathhauſe mit teinen zu beſtürmen um die Wachhabenden zu er⸗ ſchrecken, was ſie auch zur Ausführung brachten und rangen alsdann davon. Unſerer Polizei gelang es ie Thäter zu ermitteln und zur Anzeige zu bringen, es wird dieſer unüberlegte Scherz nicht ſo gelinde blaufen. Münſchenswerth wäre es, daß ſich unſere ugend des Nachts anſtändig beträgt, damit wir r die Zukunft von ſolchen Berichten verſchont bleiben. — Mannheim, 26. März. (Schwurgericht). nter dem Vorſſtze des Hrn. Landgerichtsdirektor aſſermann nabmen heute früh 9 Uhr die Verhand⸗ ngen des 1. Quartals ihren Anfang. Der Vor⸗ ſitzende ertheilt den Geſchworenen die nothwendige juriſtiſche Belehrung und ſchreitet dann zur Bildung der Geſchworenenbank. 1. Fall. Peter Menz, 22 jähriger Taglößner on Käferthal, wegen Körperverletzung mit nachge⸗ Kaffee und billiges, gutes Brod dem Arbeiter. Warum] folgtem Tode. Die Geſchworenen erkannten den Angeklagten unter mildernden Umſtänden für ſchuldig und verurtheilten ihn in eine Gefängnißſtrafe von 1 Jahr 8 Monat, wovon 2 Monat Unterſuchungs⸗ aft abgehen. ö . 2. Fal. Georg Chriſtian Engel, lediger 70 jähriger Taglöhner von Lobenfeld wegen Brand⸗ ſtiftung. Die Geſchworenen erkannten den Ange⸗ klagten, wegen vorſätzlicher Brandſtiftung unter Aus⸗ ſchluß mildernder Umſtänden für ſchuldig, und ver⸗ urtheilten ihn in eine Zuchthausſtrafe von 5 Jahren und in die Koſten. Auch wird Polizeiauſſicht für zuläſſig erklärt. . 3. Fall. Suſanna Hofmann, 22 jährige Dienſtmagd von Reihen, wegen Kindsmord. Es wird auch hier neben der Schuldfrage, noch die Frage nach mildernden Umſtänden geſtellt. Das Geſtändniß der Angeklagten enthebt den Vertreter Gr. Staats⸗ behörde der Begründung der Schuldfrage und bleibt ihm nur übrig, den Geſchworenen zu beweiſen, daß es Überkriebene Humanität dieſer Perſon ſei, in die⸗ ſem Falle mildernde Umſtände zuzulaſſen, da das Geſetz den Kindesmord in § 217 des R. St. B. ſchon milde beurtheile. Der Vertheidiger Herr An⸗ wald König tritt für mildernde Umſtände ein. Die Geſchworenen beantworteten beide Frage mit Ja, worauf die Angeklagte wegen, unter mildernden Um⸗ ſtänden verübter vorſätzlicher Kindestödtung in eine Gefängnißſtrafe von drei Jahren und in die Koſten verurtheilt wird. — Wiesloch, 25. März. Ein hieſiger Mehl⸗ und Hopfenhändler hat ſich mit Hinterlaſſung einer ziemlichen Anzahl Schulden und einer Frau mit 4 Kindern auf franzöſiſche Manier verabſchiedet. Nicht allein die eigenen Angehörigen ſollen dadurch in arge Mitleidenſchaft gezogen worden ſein, ſondern auch viele Freunde, welche theils Gutſprache, theils durch Anſpruch genommen werden. i — Eine Familie an der Calwerſtraße in Pforz⸗ heim iſt durch das leidige Spielen der Jugend mit Pulver auf eigenthümliche Art von einem Un⸗ glücksfall betroffen worden. Der 14jährige Knabe hatte ſich nämlich vermittelſt eines Stückes Rohr ein Gewehr hergeſtellt, dasſelbe mit Pulver und Kugel geladen und dann verſteckt, um bei paſſen⸗ der Gelegenheit ſeine Schießübungen zu machen. Das kleine Brüderchen ſtöberte das gefährliche Spiel⸗ zeug auf, das ihm dann von der Mutter, welche keine Ahnung von der Ladung hatte, weggenommen wurde und in den Ofen geſteckt, zu deſſen Thürchen der Lauf noch herausſah. Nicht lange, der Siu entlud ſich und jagte die Kugel der Mutter in d Wade. Der herbeigerufene Arzt entfernte wohl 0 fort die Kugel, doch wird die Frau mehrere Woch mit der Wunde zu thun haben. Dem Bürſchch date dahin muß ich noch einen guten Theil Deines hiliſterthums von Dir entfernen. Du wirſt morgen unter meiner Anleitung mo⸗ derniſirt, Ernſt. Dein ſchönes Haar iſt zu lang und zu wenig gepflegt, ebenſo Dein Bart, hier werde ich mit Hülfe eines geſchickten Friſeurs Ordnung ſchaffen. Mit Deinen Kleidern biſt Du auch immer 1 ehrere Jahre hinter der Mode zurück, auch hier muß ein Sprung nach vorwärts gethan werden, denn alle Damen ſehen erſt die Geſtalt und dann os Herz der Männer an und dieſer Neigung darf man keine unnöthigen Hinterniſſe in den Weg ſtellen.“ . Der Bruder Ernſt wollte opponiren, aber es balf ihm nichts, der Maler ſetzte ſeinen Plan nach jeder Richtung durch. Hans von Grünau war taktvoll genug, an die Schweſtern Rollenbagen erſt noch einen Brief zu ſchreiben, worin er meldete, daß er es mit ſeinem Bruder wage, die freundliche Einladung anzunehmen und außerdem fehlte es in dem Briefe auch nicht an einigen zarten Schmeicheleien, wie ſie Perſonen, welche ſich für einander intereſſiren, ſich zu ſagen pflegen. Der bedeutſame Sonntag kam heran. Ein Wa⸗ gen fuhr Nachmittags ein Uhr vor dem Hauſe, in welchem die Schweſtern Rollenhagen wohnten, vor, und zwei elegante Herren, die ſich mit feiner Lebens⸗ art bewegten, entſtiegen demſelben und begaben ſich hinauf in die Wohnung der Schweſtern. Es waren die Herren Ernſt und Hans von Grünau. Ernſt ſeufzte zu wiederholten Malen in Er⸗ wartung der Dinge, die da kommen ſollten, aber das Bruders ließen ihn ſeine Rolle würdig ſpielen. Die Schweſtern Rollenhagen erſchienen in ſtrah⸗ lender Schönheit und Eleganz, ſie empfingen das frühere Auftreten und die Ermunterungen ſeines Bruderpaar auf das freundlichſte und nicht nur dem Maler, ſondern auch dem Gelehrten wurde es einige Zeit darauf, nachdem die erſte Scheu vor den frem⸗ den Damen vorüber war, ganz paradieſiſch zu Muthe. Marie fand recht großes Gefallen an dem Maler Hans von Grünau und im Laufe des Nachmittags verlor ſie ihr Herz an den ſchönen jungen Mann, womit dieſer in jeder Beziehung einverſtanden war, Zwiſchen Lucien und Ernſt von Grünau fand ein ähnlicher Vorfall ſtatt, nur zeigte der Gelehrte zu ſehr ſeine Schüchternheit, ſo daß es zwiſchen ihm und Lucien noch zu keinem ſtillen Einverſtändniſſe kam. Jedenfalls entließen die Schweſtern Rollen⸗ hagen am ſpäten Nachmittage die Herren von Grü⸗ nau mit der Hoffnung auf ein baldiges Wiederſehen, an deren ſich die ſichere Ansſicht auf ein bleibendes Zuſammenleben, wie es die Ehe borſchreibt, knüpfte. Es begann ſich darauf eine Eorreſpondenz zwi⸗ ſchen den liebenden Paaren zu entwickeln und kam diejenige zwiſchen Hans von Grünau und Marie Rollenhagen zuerſt in Fluß. Ernſt von Grllnau ſchleppte ſeine Liebesqual aber wie eine Centnerlaſt mit ſich herum, denn ſeine große Gelehrſamkeit ver⸗ hinderte ihn, den rechten Weg zur Einleitung eines zarten Verhältniſſes mit der geliebten Lucie zu fin⸗ den und vom Bruder Hans wollte er ſich in dieſer Angelegenheit auch kein Wörtchen ſagen laſſen. Doch endlich fand der Doltor einen Ausweg, er machte mit einem Gedichte Schillers der angebeteten Lucie eine Liebeserklärung die folgendermaßen lautete: Noch ſeh ich ſie, umringt von ihren Frauen, Die Herrlichſte von allen ſtand ſie da, Wie eine Sonne war ſie anzuſchauen, Ich ſtand von fern und wagte mich nicht nah. 5 und ve aber wird dieſer Fall hoffentlich eine Lehre für e 90 1 ganzes Leben. em — In Erſingen bei Pforzheim erſchgß um 17 am Dienſtag der 17 Jahre alte Bijouterieſehei n 1 8 Martin Wolf von da. Unerwiederie lebe eiche denne das Motiv der That. (Was thut man nicht au a Liebe? Jormitta . Vom Oberrhein wird berichtet; 6 i 9 ſchon älterer Mann in Bierbronnen, A. Walhzz 0 Fllen Namens Martin Mayer ſuchte vorige Woche daz 1 K 115 einen Sprung in die Fluthen des Rheines eim 01 Leben ein Ende zu machen; das kalte Bad i Wah. 90 ihm aber nicht gut bekommen haben, denn er flach. dahrilo tete wieder an das Ufer und erhängte ſich, Mh 3% fi Zwiſtigkeiten in der Familie. benen, — Ein ſchauderhaftes Verbrechen wund 0, am Dienſtag Abend 7 Uhr im Walde zu Reichen tn bach bei Gegenbach begangen. Ein neunjährige 1 2 Nad, ! Mädchen wurde von einem 25jährigen Dien 1 u. Ain knecht Damen Feiß geluſtmor det. Der Tie en ch wurde heute früh verhaftet und iſt der gräßliche defei That bereits geſtändig. damen, — Metz, 23. März. Das aus der Schah f 296 bei Gravelokte bekannte, geſchichtlich gewordene Hehe Fügl, ee St. Hubert iſt am vergangenen Donnerſtag ein Neu Hund eren der Flammen geworden. Das Gehöft iſt wohl gu n Rte Beſuchern des Schlachtfeldes vom 18. Auguf 1870 Nn n bekannt und von den meiſten auch betreten worden d mit ſeinen zahlreichen Kugelſpuren von Grange 80 und andern Geſchoſſen war es ein Denlzeſchen i — die Heftigkeit, mit welcher es an dieſer Selle kohle deih vn; Nun liegt das Gehöft in Trümmern und gur noch Aude der Name bleibt der Nachwelt übrig; glerpings de Nn ſteht auch noch die angrenzende Gartenmauer m Min eh den dahinter liegenden Kriegergräbern, von welche . aus die Franzoſen das Gehöft auf's Zäheſte ger 500 theidigten und den rheiniſchen Truppen, welch ah 71 Gehöft zu erſtürmen hatten viel zu ſchoffen mühe ke — New⸗York, 26. März. Nach Meldungen Wan dn aus Neworleans durchbrachen mehrere Schußdame a des Miſſiſſippifluſſes; das untere Flußthal ſieh vol E ſtändig unter Waſſer und gleicht einem großen See Jian dad Die Zahl der Menſchen die das überſchwewmte Ter rain bewohnten, wird auf 60 000 geſchözt und wer 416 den große Verluſte an Menſchen befürchte. 15 further Es faßte mich mit bangevollem Grauen, 3 Als ich den Glanz vor mir verbreffet ſahz a An . Doch ſchnell, als hätten Flügel mich getrageh, Aut Ergriff es mich, die Saſten anzuſchlagen, cg Was ich in jenem Augenblick empfunden, 00 f Und was ich ſang, vergebens ſinn ich nach 5 1 f Ein neu' Organ hatt' ſch in mir 0 5 Das meines Herzens heil'ge Regung ſprach! Die Seele war's, die Jahre lang gebunden, N Durch alle Feſſeln jetzt auf einmal brach Af. Und Töne fand in ihren tiefſten Tiefen, 1 0 0 Die ungeahnt und goͤttlich in ihr ſchliefen. 1 9 4 Und als die Saiten lange ſchon geschwiegen, f Mh Die Seele endlich mir zurücke kam, M un, Da ſah ich den engelgleichen Zügen Ken Die Liebe ringen mit dem holden 5 ö dall h Und alle Himmel glaubt' ich zu erfliegen, Als ich das leiſe, ſüße Wort bernahm; . O droben nur in ſel'ger Geiſter Chören Mai Werd' ich des Tones Wohllaut wieder höten! 0 „Das treue Herz, das troſtlos fich verzehtt, 0 Und ſtill beſcheiden nie gewagt zu sprechen f Ich kenne den ihm ſelbſt verborgnen Werth, Nun Am rohen Glück will ich das edle rächen; F Dem Armen ſei das ſchönſte Loos beſcheert! 1 1 Nur Liebe darf der Liebe Blume breche; I Der ſchönſte Schatz gehört dem Herzen an, Das ihn erwidern und empfinden kann. e u Schluß folgt. A0 1 r i . Redaktion, Druck und Verlag von Kart Molto,