Verſprechen die Freundſchaftsbande durch öfteres ! ſammenkommen immer mehr zu befeſtigen. Br. Ladenburg, 25. März. Nach der Be⸗ kanntmachung Gr. Miniſterjums vom 3. März 1884, Staatsanzeiger Nr. X Seite 60 beträgt der Feuer⸗ verſicherungs⸗Umlagebeitrag für Ladenburg, Schries⸗ heim, Ilvesheim und Neckarhauſen, als zur erſten Klaſſe gehörig, für das 1 von 100 Mk. rſicherungsanſchlag neun Pfennig. 8 — Aus 18155 In Rohrbach bei Heidel⸗ berg erbängte ſich in einem Hopfenhäuschen ein 71⸗ jöhriger Mann, der dem Branntwein ergeben und des Lebens überdrüſſig war. — In Bonndorf ver⸗ unglückte der Landwirth Felix Durſt. Derſelbe wollte ſich vermittelſt einer Leiter von der Tenne auf den Heuboden begeben, rutſchte aber oben aus und fiel rücklings in die eiſerne Gabel des in der Nähe der Leiter ſtehenden Futterſchneide⸗Stuhs. Die drei ei⸗ ſernen Zinken drangen in den Rücken, und zwar ſo tief, duß dieſelben noch die Lunge erreichten, welche nach ärztlicher Ausſage ſtark verletzt iſt. — In Schwand verpflegte eine Frau ſeit vierzehn Tagen ihren an Blutvergiftung leidenden Mann auf ſo gewiſſenhafte Weiſe, daß ſie ſich während dieſer Zeit nie die Nacht⸗ ruhe gönnte. Aufgefordert von ihrem Manne, ſich jetzt einige Zeit niederzulegen, begab ſie ſich in die Küche und ſetzte ſich neben eine ſogenannte Tränke⸗ ſtande, um dort ſitzend ſich der Ruhe hinzugeben. Im Schlafe fiel ſie dann mit dem Kopfe in dieſe Stande und fand man ſie dort als Leiche. — In Leipferdingen, Amt Engen, ſpielte eine Anzahl Kinder auf mehreren aufeinanderliegenden Bauholz⸗Stämmen, als plötzlich ein Stamm herunterfiel und den 7 Jahre alten Sohn des Wagners Vincenz Weh auf den Unterleib traf. Der Knabe erhielt ſo ſchwere Ver⸗ letzungen, daß er eine halbe Stunde darauf ſtarb. — Aus Karlsruhe, 23. März, wird uns gemeldet: Heute früh bat ſich im Hardtwalde un⸗ weit der Station Mühlburgerthor ein etwa 25 Jahre alter Mann mittelſt eines Revolverſchuſſes in die Schläfe erſchoſſen. Derſelbe ſaß am Abende vorher in der nahegelegenen Reſtauration Traut, woſelbſt er ſich vor ſeinem nahe bevorſtehenden Lebensſchluß noch gütlich that. Ueber die Perſönlichkeit des Le⸗ bensmüden weiß hier noch Niemand etwas, auch behördelicherſeits nicht. Er iſt Reiſender einer aus⸗ wärtigen Firma (man ſpricht von M. in Bruchſal). Das elegante Reiſeköfferchen lag neben ihm, der Re⸗ volver war 5mal geladen, wovon einmal abgeſchoſſen. Die linke Hand war mit einem Glacehandſchuh be⸗ aͤdet. Sümmtliche Zeichen hatte der Unglückliche aus ſeinen Kleidern her ausgeſchnitten, ſo daß alle Anhaltspunkte fehlen. Nur eine Photographie ſoll in der Weſtentaſche gefunden worden ſein, was zu der Vermuthung Anlaß gibt, daß unglückliche Liebe das Motiv der ſchrecklichen That ſein ſoll. Die Leiche wurde auf den Friedhof gebracht und wird ausgeſchrieben werden. — Karlsruhe, 19. März. Mit einem intereſſanten Proz ß werden ſich demnächſt die Ge⸗ richte zu beſchäftigen haben. Vor ca. 14 Tagen wurde in einem hieſigen Café ein lebhaftes Geſpräch über die Karlsruher Dampfbahn, deren Prosperität und vornehmlich über den Werth der Aktien der vereinigten Mühlburg-Karlsruhe-Durlacher Pferde- bahn, die damals 138 pt. ſtanden, geſtritten. Auf der einen Seite wurde behauptet, daß der Werth zu hoch angegeben ſei, während auf der anderen Seite das Gegentheil behauptet wurde, bis ſchließlich ein hieſiger Kaufmann dem begeiſterten Vertheidiger der Aktien das Angebot machte, zum Courſe von 120 ſo viel zu liefern wie er haben wolle. Der Gegner ging auf dieſe Offerte ein und bemerkte, er würde zum Cours von 120 für 10.000 Mk. abnehmen, lieferbar am 15. d. M. Auf den Wunſch des Ab⸗ nehmers das Geſchäft ſchriftlich abzuſchließen, ging der Kaufmann, unter Hinweis, daß er als Israelit am Samſtag nicht ſchreibe, nicht ein, verlangte da⸗ gegen, daß der Abnehmer nicht intriguire, ſich auch mit Sternberg nicht in Verbindung ſetze. Zwei Tage ſpäter hatte der Abnehmer bei dem Wirth für die eventuelle Differenz 10,000 Mark Kaution hinter⸗ legt. Am 15. d. M. — die Aktien waren inzwi⸗ ſchen auf 151 geſtiegen, lieferte der Kaufmann die Aktien nicht und geſtern iſt derſelbe notariell zur Lie⸗ ferung der Aktien zu 120 aufgefordert worden. Der in Ausſicht ſtehende Prozeß dürfte jedenfalls ein ſehr intereſſanter werden. Heidelberg, 24. März. (Jugendliche Miſſethäterin.) Geſtern Mittag entfernte ſich die noch ſehr jugendliche Kellnerin einer hieſigen Brauerei unter dem Vorwande, daß ſie Beſuch habe und mit dieſem einen Spaziergang machen wollte. Weil ſich's aber beſſer ausnimmt wenn man bei ſo einer Pro⸗ menade „Moos“ im Beutel hat, pumpte die edle Secle ihre Madame um 3 Mk an. dieſe war auch gutmüthig genug, ihr die gewünſchte Summe aus⸗ zufolgen, machte aber erſt nachträglich die unange⸗ nehme Entdeckung, daß das junge Fräulein 4 Mk. Taſchengeld mitgenommen und zudem bis zur Slſund⸗ ſich nicht veranlaßt fühlte, wiederzukehren. — Neckargemünd. Dem langjährigen om, mandanten des hieſ. Feuerwehreorps, Herrn gan Menzer, wurde das Zeichen der Anerkennung für ſeine Verdienſte um daſſelbe, von dem Cotpz ein reich vergoldeter Helm unter entſprechender Feitt⸗ lichkeit überreicht. — Lahr, 21. März. Auf der benachbauhh Station Dinglingen ereignete ſich heute fei Eiſenbahnunglück, welches zwar glücklicherweiſe lein Verluſt an Menſchenleben, aber eine erhebliche A, ſchädigung von Material zur Folge hafte, Der 0 gen 5 Uhr vom Oberland ankommende lle fuhr nämlich, anſtatt der Inſtruktion gemäß bor he Einfahrt zu halten, mit vollem Dampf durch dee Station und auf einen vom Unterland kommenden, auf demſelben Geſeiſe (das andere war wegen e peraturarbeiten geſperrt), aber in langſomen Lan fahrenden Güterzug hinauf. Durch den ſehr fare Zuſammenſtoß wurden die beiden Maſchinen erheblich beſchädigt und ſieben Wagen theils zertrümmert, hes theils eingedrückt. Vom Perſonal erlitt gur der eine Zugführer, welcher ſich im Dienſtkoupee bei, einige, jedoch nicht ſchwere Kontuſtonen, die hre Bedienſteten kamen mit dem Schrecken davon, De Aufräumungsarbeiten wurden unter Aſſiſtenz der hy Offenburg ſofort geſandten Hilfsmannſchaften a größter Schnelligkeit bewerkſtelligt, ſo daß, krohhem das eine Geleiſe geſperrt war, der Verkehr he Unterbrechung erfuhr. Die Schuld an dem Zul menſtoß ſoll den Lokomotivführer des erſterwähnen Zuges treffen. — Reichs⸗Verſicherungs bank in Be men. Der Zugang an neuen Mitgliedern im zie bruar l. J. beträat 420, mit einem Verſicherungs⸗ kapital von 1.256,000 Mark, gegen 96 Migliedet mit einem Verſicherungskapital von 273000 Mark im gleichen Monat des vorigen Jahres. — (Rachtwächters Leiden). In ehen Dorfe der Lauſitz ſucht man, wie die „C. 3 e Kottbus vom 10. d. M. mittheilt, gegen 20 N. Belohnung Jemanden, der Aufſchluß über den in die übermüthigen Burſchen geben kann, welche fin lich den braven Nachtwächter des Ortes im Schiſd⸗ wachhauſe, in dem er in etwas angeheitertem Zu⸗ ſtande ſeine Wächterpflicht ſelig verſchlief, feſtgenogelt haben. Der Gefangene konnte erſt frllh Morgens befreit werden. Hans von Grünau ſelbſt entdecken zu können. Aber der Kopf des Malers lugte weder aus einem Theile des Gemäldes hervor, noch ließ ſich der Träger jenes Kopfes ſelbſt irgendwo erblicken, und Lucie und Marie mußten ſich ſchließlich von dem Gemälde trennen, ohne etwas von dem Urheber deſſelben bemerkt zu haben. Auf dem Nachhauſewege kam inzwiſchen den Schweſtern der Gedanke, daß ſie in der Gemälde⸗ galerie vielleicht doch etwas Näheres über deu Maler Hans von Grünau hätten erfahren lönnen und ſie kehrten zu dieſem Zwecke noch einmal um. Wieder in der Gemäldegalerie angekommen er⸗ kundigten ſie ſich bei dem Inſpektor nach verſchiede⸗ nen verkäuflichen Bildern. Es wurde darauf den Schweſtern von dem Inſpektor auch das Gemälde des Malers Hans von Grünau genannt und das⸗ ſelbe als ein ſehr gut gelungenes Werk bezeichnet. Marie und Lucie fanden natürlich das Gemälde auch ſehr ſchön, aber auch ein wenig theuer und erkundigten ſich dabei nach den Verhältniſſen des Malers, worüber ſie von dem Inſpektor der Gemäl⸗ degalerie erfuhren, daß Hans von Grünau ein ſehr talentvoller, jüngerer Mann ſei, der aber beim Stu⸗ diren der Kunſt den größten Theil ſeines Vermögens zugeſetzt habe und jetzt aus ſeiner Kunſt ein Brod⸗ handwerk machen müſſe. „Wir werden das Bild kaufen,“ erklärte darauf Marie. „Sagen Sie dem Herrn von Grünau, daß das Bild an unſere Adreſſe, die wir hier laſſen werden, befördert werden ſoll und daß bei der Ueber⸗ gabe des Bildes das Geld erhoben werden kann. Lucie hätte dieſem Beſchluſſe der Schweſter gern widerſprochen, denn ſie fand manches Bedenkliche 73 dabei, aber ſie wagte aus Furcht vor neuen Con⸗ flikten nicht. — Doktor Ernſt von Grünau ſaß am darauffol⸗ genden Abende wieder an ſeinem Arbeitstiſche und hatte eben das letzte Schülerheft in der Hand, um auch dieſes noch den prüfenden Blicken zu unterwerſen, als ſein Bruder Hans von Grünau in ganz unge⸗ wöhnlicher Eile die Treppe heraufgepoltert kam und ſchon auf der Thürſchwelle dem Doktor entgegenrief: „Ich hab's, ich hab's gefunden! Doppelt, dreifaches, nein hundert⸗, ja tauſendfältiges Glück!“ Der ſanfte Gelehrte war nichts weniger als angenehm von dieſen Ausbrüchen der Freude von Seiten ſeines Bruders berührt, denn er fürchtete eine Anzahl Ueberraſchungen, wie neulich, erleiden zu müſſen, und vor allen Dingen waren dem Doktor etwaige neue Heirathspläne, die ihm ſein Bruder unterbreiten würde, ganz beſonders fatal. „Laß Dich nur erſt ruhig nieder, lieber Hans!“ rief der Doktor dem in lebhafter Stimmung befind⸗ lichen Bruder entgegen. „Ich habe noch ein Heft zu korrigiren und dann kannſt Du mir ja Deine Neuigkeiten erzählen.“ Und wie um ſich gegen die redneriſchen Angriffe ſeines Bruders zu vertheidigen, begann der emſige Gelehrte laut das lateiniſche Serip⸗ tum vor ſich hinzuleſen: „Caesar partitis copiis cum Gaio Fabio legato et Marco Crasso quaes- tors, Dieſe lateiniſche Zurechtweiſung war dem Maler Hans von Grünau doch etwas zu ſtark, aber einige Momente hörte er jedoch ſprachlos zu, denn das ihm nur noch wenig bekannte Latein hatte ſich wie ein Zauberpanzer zwiſchen ihn und ſeinen Bruder gelegt. Aber ſchon eine halbe Minute ſpäter raffte ſich der „ An 4 2 7 3 9485 175 15 2 Maler auf und bekämpfte den Bruder mit einer äbnlichen Waffe. All' die lateiniſchen Wörter ud Phraſen, deren ſich der Maler aus ſeinet Gym, ſialzeit noch nebelhaft erinnern konnte, ſchleuderte ſeinem Bruder in bunter Menge entgegen und Sprachverwirrung wurde ſo arg, daß die Ohe des gelehrten Bruders bald davon genug hatten aud er den Maler flehentlich bat, mit ſeinem Boh dement von lateiniſchen Brocken aufzuhören. Doran trat nun eine Ruhepauſe ein, während welcher Hanz von Grünau nach einem Stuhle griff, ſich dicht kehek den bangenden Bruder ſetzte und mit den den Wo begann: „Endlich finde ſch vor Deinen Ohren Geht und Du wirſt Dich über das, was Du zu blen bekommſt, ſicher nicht grämen. Für's Erſte iſt fr das große Glück paſſirt, daß ich heute mein Gemülde für baare drei Taufend Mark verkanft habe, Hier in dieſer inhaltsſchweren Taſche befinden ſich einbun dert und fünfzig blanke Doppelkronen, don dee ich Dir gleich eine Anzahl übergeben werde, in meine Schulden bei Dir zu tilgen.“ Der Doktor Ernſt von Grünau ſeufte ber innerem Behagen bei dieſen glücklichen Kundgebungen des Malers auf, denn das Herz des Doktors een doch noch nicht derartig in überſpannter Gelehrſan⸗ leit aufgegangen, daß er ſich vor dem Werlhe 10 erklecklichen Anzahl von [Goldfüchſen ſo gan n gar verſchloſſen hätte. . Fortſetzung folgt. — Redaktion, Druck und Verlag von Kark Molto, fllt. 0 ti Netz cn Nen 5 A de zeige br nd, b. fh Nane . 05 1 8 wii n