freuen, denn es dient ja für jeden Verein zu gleicher J vorſichtig zu ſein und dieſe Exploſionsſtoffe nicht Zeit als ein ſchöner Maiausflug. „Gut Heil“ ſo erklingt ein fröhlicher Ruf zu unſeren Ohren, denn das brüderliche Zuſammenhalten der Turner, erſah man bei den verfloſſenen Turnfeſten wie z. B. das letzte in Neuſtadt, wo die wackeren Turner in ihrem grauen Gewandte von allen Gegenden herbeſſtrömten, (und die Ladenburger auch nicht fehlten) um ſich einmal wieder recht Austuruen zu können, ſo erhebt ſich jetzt ſchon unſere Bruſt vor Freude, wenn der Tag herannaht wo wir hier eine ſolche Turnerſchaar verſammelt ſehen und Ihnen aus voller Bruſt zu⸗ rufen konnen „Gut Heil“! es lebe die Turnerei. — Wie wir erfahren haben, wird kommenden Sonntag der Turnverein Weinheim eine Turnfahrt nach Schries⸗ heim veranſtalten woſelbſt der hieſige Verein ſich anſchließen wird. Zweck dieſer Fahrt iſt hauptſäch⸗ lich der, auch in Schriesheim ein Turnverein zu gründen, und wäre es zu wünſchen, daß ſich die jungen Leuten dort bald entſchließen ſowie bereit erklären beizutreten, denn es iſt ja für einen jeden zu ſeiner Geſundheit ſehr dienlich. Hoffen wir bald erfahren zu dürfen, daß in Schriesheim ein Turn⸗ Verein ſich gebildet hat, wozu wir Glück wünſchen. — Mannheim, 20. März. Vorletzte Nacht verſtarb plötzlich der älteſte hieſige Arzt, Geh. Hof⸗ rath Dr. Heinr. Zeroni im Alter von 78 Jahren. Derſelbe erfreute ſich in allen Kreiſen großer Be⸗ liebtheit. Im Armen⸗ und Krankenhaus, um deſſen Entwickelung der Verſtorbene ſich große Verdienſte erworben hat, war er ſeit 11. November 1843, die letztere Zeit als Chefarzt thätig, wo er noch geſtern an einer Sitzung in Betreff des Krankenkaſſengeſetzes in aller Geiſtesfriſche lebhaften Antheil nahm. Dem Verſtorbenen, deſſen Vater bereits „Hofrath“ war, wie auch des Verſtorbenen Sohn als Arzt thätig iſt, wird hier ein dankbares Andenken bewahrt bleiben. — Mannheim, 18. März. An den Koh⸗ lenlagern am Neckarvorlande verunglückte heute Nach⸗ mittag ein Schiffsknecht dadurch, daß er von einem Dampfkrahnen in ein vor Anker liegendes Schiff mit ſolcher Wucht geſchleudert wurde, daß er ſich ſchwere innerliche wie äußere Verletzungen zuzog und mittelſt Droſchke nach dem Allgem. Armen⸗ und Kranken⸗ hauſe verbracht werden mußte. a — Neckargemünd, 19. Mörz. Eine Bu⸗ berei ſondergleicher wurde dieſer Tage von einem, bis jetzt leider noch nicht ermittelten Individium hier verübt, aus der man die Nutzanwendung ziehen ſollte, mit dem Verkauf von gefährlichen Sprengſtoffen ſehr Jedem anvertraue. Vorgeſtern beim Morgengrauen wurden nämlich die in der Nähe des Neckars woh⸗ nenden Einwohner durch einen ſtarken dumpfen Knall ſehr erſchreckt. Eine nähere Unterſuchung ergab, daß entweder Dynamitpatronen oder pures Dynamit von ruchloſer Hand in einen Kiesnachen gelegt und dieſer Stoff explodirt war. Der ſaubere Plan den Nachen auf den Grund zu bohren, wurde aber glücklicher Weiſe vereſtelt, da die Wirkung ſich mehr auf das Waſſer als den Nachen ſelbſt erſtreckte, ſo daß letz— terer mit einigen Löchern davonkam. — Vom Neckar, 18. März. Zu der ge⸗ ſtrigen allgemeinen Rindenverſtejgerung der Forſtbe⸗ zirke Heidelberg, Mannheim, Weinheim, Schönau, Neckargemünd und Neckarſchwarzach im Rathhaus⸗ ſaale zu Heidelberg haben ſich ſehr zahlreiche Kauf⸗ liebhaber aus Baden und den übrigen ſüddeutſchen Staaten eingefunden, und wurde das ganze ausge⸗ botene Quantum mit 15000 Centner zu guten Preiſen raſch verkauft. Der Durchſchnittspreis für den Centner Spiegel⸗ oder Glanzrinde beträgt 7 Mk. 10 Pfg., für Mittelrinde 5 Mk. 25 Pfg., wobei aber die Rinden vom Käufer im Walde in Empfang genommen werden müſſeu, während in Hirſchhorn (Heſſen) der Verkäufer dieſelben frei an die nächſte Bahnſtation oder an den Neckar liefert, was einen Koſtenaufwand von 25—50 Pfg. und mehr verurſacht. — Wirth Ellenberger von Sinsheim, zuletzt in Eutingen wohnhaft, welcher Ende vorigen Jahres ſeine Ehefrau durch einen Schnitt in den Hals ums Leben brachte und ſich ebenfalls erheblich verwundete, iſt nunmehr aus der Unterſuchungshaft entlaſſen worden, da auf Grund der ärztlichen Gut⸗ achten angenommen worden iſt, daß Ellenberger zur Zeit der That in unzurechnungsfähigem Zuſtande ſich befunden habe. — Heilbronn, 17. März. Am Freitag Nachts, ſtürzte ſich eine ſehr betagte Frau aus dem Oberſenſter des 3. Stocks ihrer Wohnung und wurde Morgens von den Mithausbewohnern in der ge⸗ pflaſterten Hauseinfahrt todt aufgefunden. Koͤrper⸗ liche Leiden und dadurch herbeigeführte Schwermuth ſollen die Urſachen dieſes traurigen Schrittes ſein. — Gera, 17. März. Eine Skandalaffaire, welche täglich größere Ausdehnung gewinnt und ſchon den Selbſtmord mehrerer Perſonen, ſowie die am Sonnabend erfolgte Verhaftung von fünf hieſigen Bürgern zur Folge gehabt hat, verſetzt zahlreiche Kreiſe unſerer Bevölkerung in eine hochgradige Nu. regung. Es handelt ſich um ein Schulmädchen bon 13 Jahren, welches mit einer Anzahl Männern ſeit längerer Zeit die intimſten Beziehungen Unterhalten haben ſoll. Auch das plötzliche Verſchwinden ehe Lehrers bringt man mit dieſer Affaire in Zufampeg hang. Inwieweit dies Letztere berechtigt iſt, w die Unterſuchung ergeben. Das Mädchen ſcheint nach Allem, was man hört, trotz ſeiner großen Jugend ihre Beziehungen zu dieſen Männern gewerbmaz ausgebeutet zu haben und was das Abſcheulichſſe ſchon ſeit einigen Jahren, alſo vielleicht vom zehnten Jahre an, derartigen Umgang gepflogen zu haben, Auch ſoll ſchon vor einigen Jahren ein junger Mang wegen dieſes Mädchens auf Grund des 8 170, Abſatz 3 des Strafgeſetzbuches beſtraft worden fein, — Mühlhauſen, 17. März. An Liebes⸗ abenteuern fehlt es auch in Mühlhauſen nicht; schon wieder iſt von einer Entführungs⸗ oder vielmehr Entweichungsgeſchichte die Rede, die viel belachk und beſprochen wird, im Ganzen aber doch recht kau iſt. Es lebte hier ein bereits 15 oder 20 Jahee verheirathetes kinderloſes Ehepaar, das ein hübſchez Vermögen zuſammengearbeitet hatte, und nun in Beſitz von ein paar ſtattlichen Häuſern war. Seſt Monaten munkelten die Nachbarn ſchon über eig Verhältniß der Frau, einer robuſten Vierzigerin, mit einem ganz jungen Menſchen von kaum 20 Jah⸗ ren, und wie es ſcheint, nicht ohne Grund, den ſeit ein Paar Tagen iſt die Frau verſchwunden und mit ihr der Geliebte. Man ſagt, ſie ſeien nach Bel⸗ fort über die Grenze gegangen. Der Plan war allem Anſchein nach vorbereitet, die Frau ſoll nach und nach ein ganzes Fuder voll Sachen aus dem Hauſe geſchafft und nach der Bahn habe befördern laſſen, was um ſo leichter zu bewerkſtelligen wor da der Mann an einer chroniſchen Krankheit leidet, die ihn ans Zimmer feſſelt. Die lebenslustige Frau ſcheint keine Luſt gehabt zu haben, ſich mil der Krankenpflege zu befaſſen. Daß ſie nicht verſdumt hat, ſich auch gehörig mit Geld zu veſehen, verſſcht ſich von ſelbſt. — Ein Bürger in Freiwaldau bei Sag feiert am 22. März, ſeinen 100. Geburtstag. gedenkt dem Kaiſer Wilhelm perſönlich zum 87 Geburtstage zu gratuliren. Die zwei Stunden bon ſeinem Heimathsorte bis zur nächſten Bahnſtalion wird er zu Fuße zurücklegen. — Ehingen, 16. März. Ein größliches Unglück hat ſich geſtern Abend 8 Uhr bei Ankunft „Es iſt eine ganz neue Piſtole, Fräulein,“ ent⸗ gegnete trocken Suſanne. „Eine ganz neue Piſtole ?! Eine Mordwaffe! Was ſoll das bedeuten, Suſanne? Haſt Du keine a was Marie mit dieſer Waffe im Sinne hat?“ „Im Sinne hat! Mit dieſer Waffe!“ erwiderte erſlaunt Suſanne und ſetzte binzu: „Fräulein Marie wird doch nichts Arges im Sinne haben. Es han⸗ delt ſich jedenfalls um eine Laune, um ein ſeltſames Spielzeug.“ „Das glaube ich nicht, Suſanne,“ entgegnete Lucſe. „Gehe Du noch einmal hinüber und ſuche 5 was Marie mit dieſer Piſtole treiben will.“ Die alte Suſanne ſchüttelte den Kopf zu dieſem ſonderbaren Auftrage, verließ jedoch das Zimmer Luciens, um ſich noch etwas in demjenigen Mariens zu ſchaffen zu machen und dem ſonderbaren Auf⸗ trage nachzukommen. Lucie wähnte bei der Nachricht von der P ſtole, die auf dem Tiſche lag, daß Gefahr im Verzuge ſei und ſtürzte ſich eiligſt auf ihren angefangenen Brief. Es koſtete ihr indeſſen Mühe ſich derartig zu ſaſſen, daß ſie den Brief in der gewünſchten Weſſe fortſetzen konnte und nachdem ſie eben einen Satz mit der Verſicherung der Liebe und Freund⸗ ſchaft an ihre Schweſter geſchloſſen hatte, trat Su⸗ ſanne wieder ein. Lucie erhob ſich und fragte nach dem Erfolge der Miſſion. Suſanne zuckte mit den Achſeln und ſagte: „Fräulein Marie hat erklärt, daß ſie mir unmöglich ſagen könne, zu was ſie noch die Piſtole gebrauchen werde und dann hat ſie ihr Ab n beſtellt.“ Nach dieſen Worten verließ Suſanne das Zimmer, um den ihr von Fräulein Marie gewor⸗ denen Auftrag zu erledigen, und Lucie ſeßte unter neuen Aegſten und Sorgen das Schreiben ihres Friedensbriefes fort. Dies ging nun auch beſſer von ſtatten und Lucie ſchrieb einen ſo zärtlichen Brief an Marie, wie es in ihrem ganzen Leben noch nicht paſſirt war, obwohl die Schweſtern vor dem Ausbruche des Eiferſuchtsconflicts ein Herz und eine Seele geweſen waren. Suſanne trat einige Zeit darauf auch wieder ein und meldete, was bisher drüben im Zimmer vorgegangen war. Marie hatte nach dem Abend⸗ brode auch Feder und Papier zur Hand genommen und geſchrieben. Lucie wollte nun auch gerne wiſſen, an wen dieſer Brief gerichtet ſei, doch Su⸗ ſanne war in dieſer Beziehung zu wenig neugierig und klatſchhaft, auch reichten ihre Augen und Leſe⸗ ferligkeit nicht ſo weit, um einen Brief aus der Ferne zu leſen. Lucie faßte nun ihren Plan. Sie beſtellte Su⸗ ſanne auf eine halbe Stunde ſpäter wieder in ihr Zimmer, damit dieſe den Friedensbrief an Marie beſorgen ſollte. Lucie ſetzte ſich darauf noch einmal nieder und vollendete den Brief. Sie las ihn dann noch einmal ſorgfältig durch und hoffte das Beſte von ihren Geſtändniſſen und Erklärungen. Suſanne kehrte auch pünktlich zurück und war überglücklich, als ſie den Auftrag erhielt, den Brief an „Fräulein Marie“ zu übermitteln Die gute Alte wußte ſchon ſeit vorgeſtern, daß Krieg zwiſchen den beiden Schweſtern ausgebrochen war, ein Er⸗ eigniß, welches abgeſehen von den Kinderjahren der Schweſtern zum erſten Male zwiſchen ihnen einge⸗ eten war. Doch damals, als die Schweſtern noch klein waren, da ließen ſie ſich von der Suſanne noch lenken und leiten bei ihren kleinen Streiten, aber in dieſem förmlichen Kriegszuſtande der Damen wurde Suſanne ja nur als Spion benußt. frohen Hoffnungen beförderte ſie daher den Brief von deſſen Wirkung ſie ſich mindeſtens einen Wa fenſtillſtand in der Schweſterfehde verſprach, Es verging eine lange, lange Zeit, ehe Suſaun mit der Antwort Mariens auf den Friedensbrſſf Luciens zurückkam und dieſe hatte von neuen Being ſtigungen zu leiden, trotzdem daß ſie wußte, alle ihre Friedensliebe und Kraft aufgeboten zu haben um ſich wieder auszuſöhnen. Endlich, nachdem ez faſt gegen Mitternacht geworden war, kam Suſaune mit vor Freude ſtrahlendem Geſichte wieder und brachte Lucien einen Brief von der Schweſter Mare, Lucie öffnete dieſen Brief mit fieberndrr Haſt und fand folgenden Inhalt vor: 6 Mein liebes Schweſterlein!! Bis vor einer halben Stunde hatte ich wirklich recht böſe Pläne gegen Dich im Sinne. wähnte, Du wäreſt mein böſer Geiſt geworden, der mir die Anfänge meines Glückes zerſſören und den Maler Hans von Grünau für ſich ge⸗ winnen wollte. Ich hatte deßhalb, für den Fall, daß ſich für ſolche ſchlechte Thaten don Dir Bee weiſe finden würden, den Entſchluß gefaßt, zuerſt, Dein falſches Herz mit einer Revolverkugel zu durchbohren und dann von derſelben Waffe auch ge gen mich Gebrauch zu machen. Aus Deinem Briefe ſehe ich indeſſen, daß ich mir ohne Grund Sorge und ſchlafloſe Nächte bereitet habe und ich bitte Dich, mir den ſchlimmen Anſchlag, an den ich niemals wieder denken werde, zu verzeihen. Deine Schweſter Mare, Foxtſetzung folg?! —