e 1 175 5 Poſtpropiſion. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local- Anzeigen mit 6 Pfg., ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqusé zum „deutſchen Kaiſer“ Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Jade burger en Metec 1 5 ee 10 koſtet vierteljährlich 1 M. 20 ve mit 1 eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die c Reclamen mit 20 Pf. berechnet. 8 i 1 N. 10 0 c Bei größeren Aufträgen ent⸗ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeit gemacht werden. Nr. 24. Samſtag, den 22. 2ärz 1884. Folitiſches. Karlsruhe, 18. März. Die Kammer be⸗ willigte 160 000 Mark für die Jubiläumsfeier des 500jährigen Beſtehens der Heidelbezger Univerſität. — Bei Berathung des Bulgets für Steuerverwal⸗ tung wünſcht Schneider (Karlsruhe) die Beſteuerung der Conſum⸗Vereine. Miniſter Ellſtäfter weiſt auf die dermalige Lage der Geſetzgebung hin, welche die Beſteuerung ausſchließe. Schneider (Mannheim) iſt für die Beſteuerung u. bekämpft die Militärkonſumvereine. Berlin, 19. März. Der Kaiſer empfing Mittags in feierlicher Audienz den bisherigen ruſſi⸗ ſchen Botſchafeer Subarow zur Ueberreichung ſeines Abberufungsſchreibens. Anweſend waren ferner Graf Hatzfeld, Perponcher und Eulenburg. Der Botſchafter wurde darauf auch von der Kaiſerin empfangen. — Der Großherzog und die Großherzogin von Baden find Vormittags 11 Uhr aus Karlsruhe hier ein⸗ getroffen und auf dem Bahnhofe von dem Kron⸗ prinzen und der Kronprinzeſſin empfangen worden. Paris, 19. März. Der „National“ ſchreibt: Die letzten im Miniſterſum des Aeußern eingegange⸗ nen Nochrichten aus Peking melden, daß dank den Bemühungen von Li⸗Hung⸗Tſchang die Friedens⸗ partei endgiltig die Oberhand erhalten hat. Mit dieſem Umſchwung ſtehen die bei unſerm Geſchäfts⸗ träger in Pecking gemachten Verſuche im Einklang, die Unterhandlungen zur Herbeiführung eines fried⸗ lichen Ausgleiches mit China wieder aufzunehmen. Der Geſandte Patenotre wird nach Pecking abreiſen, ſobald die Regierung über die Anſichten Chinas im Klaren iſt. Die „République frangaiſe“ verlangt heute, daß Frankreich mit China verhandle nur auf die Grundlage, daß Frankreich ganz Tonking erwerbe und China mit Kriegskoſten bezahlen werde. Der General Millot habe ſeinen Vormarſch eingeſtellt, weil jenſeits des Deltas die Gebirgsregion beginnt, die den Franzoſen nicht die nöthigen Hilfsmittel bietet, dagegen den Chineſen nicht geſtattet, anders als mit Anſtrengungen, die über ihre Kräfte gehen, einen Stützpunkt für ihren Widerſtand zu ſchaffen. Paris, 19. März. In Madrid iſt der Ge⸗ neral Hidalgo verhaftet worden; fernere Verhaftungen werden erwartet. Dreißig Unteroffiziere, die als Or⸗ donnanzen im Kriegsminiſterium verwendet wurden, ſind als verdächtig entlaſſen worden. Stockholm, 19. März. Der Kronprinz von Schweden iſt zum Vicekönig von Norwegen ernannt worden. In Petersburg iſt, wie das Bureau Reu. ter meldet, vor Kurzem die erſte Nummer eines neuen Sozialiſtenblattes unter dem Titel „Swobod⸗ noje Slowo“ (das freie Wort) erſchienen. Das Blatt beginnt mit einem Aufruf an die Intelligenz der ruſſiſchen Jugend, dieſelbe auffordernd, ihre ganze geiſtige Kraft zur Bekämpfung der gegenwärtigen Regierung aufzubieten, wobei es mit Genugthuung hervorhebt, daß kein Grund vorläge den Muth ſinken zu laſſen. Im Gegentheil, die ruſſiſche Staats⸗ maſchine befinde ſich in einem Zerſetzungsprozeß und eile der Aufloͤſung unhaltſam entgegen, die Unzu⸗ friedenheit wachſe in allen Schichten der Geſellſchaft. Es fänden ſich Stimmen, die jede Unterdrückung des Volkes, von welch' hoher Perſon ſie auch verübt werde, der öffentlichen Meinung vorführen; die re⸗ volutionären Ideen wüchſen immer mehr und drängen ſchon in ſolche Kreiſe, die bis jetzt als dagegen ge⸗ panzert angeſehen wurden. Dies bewieſen die letzt⸗ hin ſo zahlreichen Verhaftungen im Militär. Der Tag des Sieges iſt nahe. Durch eins unterſcheidet „Temps“ will wiſſen, ſich das neue Blatt von den anderen, z. B. von der „Narodnoja Wolja“, „Tſcherny Peredel“: es prohorreszirt nämlich den Terrorismus gänzlich und betrachtet den politiſchen Mord als durchaus über⸗ flüſſig, um obiges Ziel zu erreichen: im Uebrigen erſtrebt es eine Einigung aller ſozialen Fraktionen Rußlands zu einer geſchloſſenen Phalanx unter den Tendenzen der Geiſteskraft und nicht der rohen Ge⸗ walt. Aus Konſtantinopel meldet man dm „Standard“, daß ſich im Kaukaſus ein mächl'ges Armeniſches Revolutions⸗Comittee gebildet habe, welches über große Mittel verfüge und revolutionäre Prolamatiouen im Türkiſchen Armenien verlheile. Die ruſſiſche Regierung dulde den Unfug. Verſchiedenes. B. Ladenburg, 20. März. In der am letzten Samſtag im Gaſthauſe zum Schwanen ſtakt⸗ gehabten Versammlung der freiwilligen Feuerwehr wurde beſchloſſen, das 25jährige Beſtehen dieſes In⸗ ſtituts, bei welchem 11 Mitglieder des Corps von Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs geſtiftete Aus⸗ zeichnung für 25jährige Dienſtzeit erhalten ſollen, Sonntag den 14. September d. Js. feſtlich zu be⸗ gehen, und hat zur Abhaltung dieſer Feier der Bür⸗ gerausſchuß in anerkennenswerther Weiſe 300 Mark bewilligt. r. Ladenburg, 21. März. Wir erfreuen uns in dieſem Jahre ſehr ſchöner Feſte und wünſchen dazu jetzt ſchon ſchönes Wekter, damit dieſelben auch würdig begangen werden konnen. Unter anderen iſt es auch der hieſige Turn⸗Verein der ſein Fahn n⸗ Feſt verbunden mit Preisturnen am 18. Mai l. J. abhalten wird, wozu an ſämmtliche Turn⸗ Vereine der verſchiedenen Gauen Einladungen ergehen werden, glauben daher, daß alle uns mit Ihrer Zuſage er⸗ N en. rb 2 und 3 Erzählung von P. Lachner. 7. Fortſetzung. 5 Bei der Erkenntniß dieſer Sachlage fate ch Lucie vor Angſt und Furcht, Reue und Vorwürfen kaum noch auf den Füßen halten. Sie trat einige Schritte vor dem Schaufenſter des Waffenladens ſche nkutſcher, warf ſich in das Gefährt und ließ ſich in einem halb aufgelöſten Zuſtande nach Hauſe fahren, denn die arme Lucie wähnte ſich vor der Rache ihrer Schweſter in Lebensgefahr und ſo jung und ſo reich, ſo voller Hoffnungen von hinnen ſcheiden zu müſſen, erſchien ihr doch gar zu ſchrecklich. Ganz erſchöpft ſank Lucie, als ſie in der Woh⸗ nung angekommen war, auf einen Divan nieder und erging ſich in Weinen und Klagen. Die be⸗ ſorgte Suſanne kam herbeigeeilt und fragte, was dem Fräulein fehle. Aber Lucie ſtand weder Rede noch Antwort, ſondern rief das eine Mal über das andere Mal aus: „Ach, Du gute Suſanne, ich kann es Dir gar nicht ſagen, es iſt gar zu ſchrecklich!“ Auch das biedere Faktotum, der treue Diener des Hauſes, kam herbei und wollte Hülfe und Rath ſchaffen. Aber auch da gab es weiter nichts als Weinen und Wehklagen und von der Urſache der zurück, winkte einem in der Nähe haltenden Dro⸗ Trübſal erfuhren ſie weiter nichts, denn Lucie brachte es bei all' ihrer leidenſchaftlichen Angſt doch nicht über das Herz, den furchtbaren Verdacht, den ſie gegen ihre Schweſter hegte, laut werden zu laſſen. Mißmuthig zogen ſich die beiden Hausbedienſteten daher endlich zurück, da ſich ihnen keine Möglichkeit zu rathen oder zu helfen darbot. Lucie blieb nun mit ihrem Jammer und ih rer Angſt allein und ihr Geiſt irrte in einem Labyrinthe von Vermuthungen und Apen herum. Da⸗ zwiſchen horchte ſie auchddes öfteren ſcharf auf, um das Nahen der gefürchteten Marie zu entdecken. Dann beſorgte ſie wieder, daß Marie gleich herein in ihr Zimmer ſtürzen und mit dem Revolver in der Hand ihre Rache ausüben werde. Lange hielt indeſſen dieſer Gedanke nicht vor, denn er war doch zu unwahrſcheinlich. Die Vermuthungen Luciens geriethen auf etwas anderes, ſie fürchtete einen nächt⸗ lichen Ueberfall von Seiten ihrer Schweſter. Es war auch ſchon die Abendzeit herangekommen, es begann in den hinteren Ecken der Zimmer zu dämmern und Luciens Angſt wuchs. Sie ſchellte daher und verlangte, daß Suſanne bei ihr bleiben ſollte. Dieſe brachte dann ein opulentes Abendbrod, aber Lucie koſtete nur davon, denn ihr war der Appetit, die Ruhe die Lebensluſt und alles vergangen. Jetzt kehrte auch Marien in ihre Wohnung zurück und Luciens Erregung ſtieg noch mehr. Sie zog ſich in ein anſtoßendes Zimmer zurück und weinte bitterlich. Der Thränenſtrom hat aber in der Regel eine Linderung des Schmerzes im Gefolge und bringt einige Beruhigung mit ſich, deßhalb faßte auch Lucie ein wenig Muth und beſchloß wenige Minuten darauf noch Alles zu wagen, um ihre Schweſter von ihrem verderblichen Entſchluſſe abzu⸗ bringen. Sie entſchied ſich dafür, an Marien einen Brief zu ſchreiben, ihr mitzutheilen, daß ſie unſchul⸗ dig ſei, nichts Böſes gegen ſie im Sinne habe und vor allen Dingen nicht mehr daran denke, ihr n Beſitz des theuren Mannes zu ermoglichen. Ales früher Geſchehene ſei nur lächerlicher Zorn und Neid geweſen, der gänzlich verraucht ſei. Mit dieſen Ge⸗ danken trug ſich Lucie und machte ſich fertig, die⸗ ſelben zu Papiere zu kragen. Während deſſen wur⸗ den ſie jedoch von der Sorge gequält, was Marie drüben in ihrem Zimmer beginnen werde und Lucie ſandte deßhalb die Suſanne hinüber, um die Setu⸗ tation auszukundſchaften. Eben hatte Lucie den Brief begonnen und ihre Schweſter mit den zärt⸗ lichſten Schmeichelnamen angeredet, da kam Suſaune wieder herüber. a „Nun, was thut Marie?“ fragte ungeduldig Lucie. „Sie hat ein ſonderbares Spielzeug mitgeb'a dt was ſie auf dem Tiſche liegen hat und betrachte.“ „Was iſt das für ein Spielzeug?“ flagte Lucie geſpannt weiter.