Es iſt das wohl ein Pflaſter auf die Wunde geweſen, die die Aufhebung des Amtsgerichts der Stadt geſchlagen hat; das Pflaſter hat wohl die Wunde momentan verdeckt, aber nicht zu heilen ver⸗ mocht. Die Heilung kann nur geſchehen durch die Wiederherſtellung des Amtsgerichts ſelbſt und dazu ſcheinen mir auch ganz gute und erhebliche Gründe vorzuliegen. In erſter Linie will ich nur kurz erwähnen was auch die Petition anführt, daß die Stadt La⸗ denburg gewiſſermaßen ein hiſtoriſches Recht hat Gerichtssitz zu ſein. Seit Jahrhunderten iſt in La⸗ denburg Recht geſprochen worden. Ob vielleicht ſchon zur Römerzeit ein Richter dort thätig war, will ich nicht näher unterſuchen; aber ſeit vielen Jahrhun⸗ derten bis zum Jahr 1872 wurde dort Recht ge⸗ ſprochen und da ſoll auf einmal die Gerichtsſtelle aufhören. Daß das die Stadt ſpeciell ſchmerzen mußte und daß ſie darin eine capitis denimentio gegen die Nachbarſtädte erblicken mußte iſt natürlich. Zu dieſem biſtoriſchen Recht kommt, wenn ich ſo ſagen will, auch ein geographiſches Recht. Die Stadt Ladenburg liegt im Herzen der Pfalz, ſie iſt umgeben von zahlreichen wohlhabenden Gemeinden, weiche naturgemäß auf ſie, als den Mittelpunkt ihres Verkehrs angewieſen ſind und auch bezüglich des Gerichtsweſens bisher angewieſen waren. Sie haben da nicht weit zum Gerichtsſitz und ſie werden mit Freuden dahin zurückgehen, wenn das Amtsgericht in Ladenburg wieder hergeſtellt wird. Sodann kommt noch in Betracht die Natur der rechtlichen Verhältniſſe, die bei den Amtsgerichten zu entſcheiden ſind. Es find dies meiſtens Gegen⸗ ſtände von geringem Werth und nach der Einſchrän⸗ kung der Competenz der Bürgermeiſterämter in Ci⸗ bilſtreitigkeiten ſind es oft die kleinſten Werthbeträge, welche vor die Amtsgerichte gebracht werden. Dieſe ſog. Bagatellſachen vertragen nicht, daß die Parteien Reiſekoſten und viel Zeit aufwenden, um ihr Recht zu finden. Es iſt ſchon vorhin hervorgehoben wor⸗ den, daß unter Umſtänden lieber einer auf ſein Recht verzichtet, als daß er es auf 3—4 Stunden Wegs ſucht. Man muß alſo den Verkehr der Ein⸗ gelaſſenen mit den Gerichten erleichtern, dadurch daß man ſie ihnen möglichſt nahe bringt. Es ver⸗ langt auch ſchon das Einzelrichteramt, daß der Richter in mitten ſeiner Gerichtsangehörigen ſich befindet, daß er über ihre Lebensweiſe und Lebensanſchau⸗ ungen genau ſichk unterrichtet. Ein Richter, der für die Landbevölkerung Recht zu ſprechen hat, ſoll ſeinen Sitz nicht in einer großen Stadt haben, wo er den ländlichen Intereſſen fern gerückt wird und theilnahmslos gegenüber ſteht und nicht das Inter⸗ eſſe hat, das er haben wird, wenn er mitten in der Bevölkerung ſteht. Dies iſt namentlich von beſon⸗ derem Werth für die Wahrnehmung der freiwilligen Gerichtsbarkeit. Hier handelt es ſich um Verwaltungshand⸗ lungen vielfacher Art die z. B. ins Vormundſchafts⸗ weſen eingreifen u. da muß der Richter mit der Lebensweiſe der Bevölkerung bekannt ſein, um rich⸗ tig amtiren zu können. Es iſt dies ein ganz nahm⸗ hafter Zweig der Aufgaben des Amtsrichters, daß er auch in dieſer Richtung der Geſchäfte der Be⸗ völkerung richtig und angemeſſen beſorgt. 5 Es iſt gewiß mit Recht von dem Abg. För⸗ derer herrorgehoben worden, der Einfluß dem ein wiſſenſchaftlich gebildeter Mann in einem ſolch klei⸗ nen Städtchen ausübt auf die ſozialen Verhältniſſe. Daß aber in der Stadt Ladenburg ſelbſt ein ſolches Gericht mit ausgiebiger Beſchäftigung wird erſtellt werden können, wird kaum zweifelhaft ſein. Der Gerichtsbezirk nach ſeiner früheren Ansdehnung zur Zeit der Aufhebung des Amtsgerichts würde jetzt umfaſſen 19901 Einwohner, er iſt alſo weitaus groß genug um einen Amtsrichter voll und ganz zu beſchäftigen, wenn ihm auch die freiwillige Gerichts⸗ barkeit noch zugewieſen wird. Es bedarf alſo nicht der Zutheilung weiterer Gemeinden um dieſen Amtsgerichtsſitz zu einem voll beſchäftigten zu machen, ſondern es wird genügen, wenn er wieder hergeſtellt wird in dem Umfange wie es zur Zeit der Aufhebung war. 8 Daß die Gemeinde ſelbſt am größten Werth darauf legt dieſe für ſie ſo ſchätzbare Einrichtung zu erlangen, bekundet ſie damit daß ſie ſich zu großen Opfern bereit erklärt für den Fall, daß die Großh. Regierung in der Lage wäre, ihren Wünſchen ent⸗ 1 e Sie bietet bis zu 40.000 Mk. zur Erbauung bezw. Erhaltung der nöthigen Ge⸗ bäude und hofft daß durch dieſe Summe unker Zuſchlag der 34000 Mk. welche die Großh. Regie⸗ rung ſeiner Zeit aus dem Verkauf des Amtsgebäudes erlöſt hat, es möglich ſein wird, die nöthigen Bauten herzustellen, welche zur Errichtung eines Amtsgerichts in Ladenburg nöthig ſind. Ich möchte ſie bitten Meine Herren dem An⸗ trag der Commiſſion Ihre Zuſtimmung zu geben und möchte die Großh. Regierung erſuchen, wenn dieſe Petſtion dem Antrag der Commiſſion gemäß ihr zur Kenntnißnahme vorgelegt wird, die Verhält⸗ niſſe genau zu prüfen und wenn immer thunlich das geſchehene Unrecht an der Stadt Ladenburg wieder gut zu machen. Karlsruhe, 1. März. Soeben, mit Schnell⸗ zug 10 Uhr 44 Min. iſt der jüngſte Sohn unſeres Großherzogs, Prinz Ludwig Wilhelm, von ſeiner großen italieniſchen Reiſe hier wieder eingetroffen. Am Bahnhofe wurde derſelbe von ſeinen Eltern auf das Herzlichſte empfangen. — Prinz Victor Napo⸗ leon Bonaparte iſt heute hier angekommen und im Hotel Germania abgeſtiegen. Karlsruhe, 3. März. Großfürſt Michael von Rußland iſt ſoeben, halb 3 Uhr, von Stutt⸗ gart kommend, zum Beſuche der Großherzoglichen Familie hier eingetroffen. Er wurde empfangen vom Großherzog und der Großherzogin. Der Groß⸗ fürſt iſt der Schwager unſeres Großherzogs. Berlin, 29. Febr. Ein dem Bundesrath zugegangener Geſetzentwurf, betreffend Bewilligung von Mitteln zu Zwecken der Marineverwaltung, verlangt 18,790,000 Mark, welche im Wege einer Anleihe mittelſt Schatzauweiſungen aufzubringen ſind. Die Summe ſoll verwandt werden zum Bau von 70 Torpedobooten einſchließlich der dazu gehöͤ⸗ rigen Armirung, zur Herſtellung einer unterſeeiſchen Torpedo⸗Batterie an der Oſtſeeküſte zur Anlage elek⸗ triſcher Beleuchtung auf den Werften in Kiel und Wilheluishaven und zur Vervollſtändigung der Kriegs⸗ bekleidung. Berlin, 1. März. Die Eröffnung des Reichs⸗ tags findet kommenden Donnerſtag Mittag um 12 Uhr im Weißen Saale des königlichen Schloſſes nach vorherigem Gottesdienſt im Dom reſp. in der Hed⸗ wigskirche ſtatt. Wien, 1. März. Die Polizeidirektion erhielt in letzter Zeit Kenntniß, daß der 1882 aus Floris⸗ dorf in Folge eingeleiteter Unterſuchung flüchtig ge⸗ wordene Anarchiſt Anton Kammerer, ein 22jähriger Buchbindergehülfe aus Oeſterreichiſch-Schleſien, der ſich in der Schweiz aufgehalten, in Wien und Um⸗ gegend geſehen wurde. Es gelang, denſelben am 28. Febr. im achten Bezirke zu verhaften, wobei Kammerer, ſich heftig wehrend, auf zwei Sicherheits⸗ wachmänner und einen Polizeiagenten mit einem Revolver ſchoß und einen Wachmann ſchwer verwun⸗ dete. Im Beſitze des Verhafteten wurde außer Re⸗ volver auch eine zugeſpitzte Feile, und in ſeiner Wohnung eine über zwei Kilo ſchwere Dynamit⸗ ſprengbüchſe mit einer Zündſchnur vorgefunden. Die verwundeten Wachleute ſind Familienväter. Die weiteren Recherchen über die verbrecheriſche Thätigkeit des Verhafteten ſind im Zuge. Verſchiedenes. — Aus Karlsruhe, 3. März, wird uns berichtet. Am Samſtag kam Prinz Viktor Napo⸗ leon Bonaparte Sohn von Jerome Napoleon, in⸗ cognito unter dem Namen Graf von Moncaliere hier an und ſtieg im Hotel „Germania“ ab. Ge⸗ ſtern Mittag wurde der Prinz im Großherzoglichen Schloſſe empfangen und zur Tafel gezogen. Um 2 Uhr 50 Min. reiſte er in Begleitung des Baron Brunnet mit dem Variſer Schnellzug wieder ab. — Landwirth Faulhaber in König heim hat geſtern Morgen, während ſeine Frau mit den drei älteren Kindern ſich in der Kirche befand, ſeine zwei zu Hauſe befindlichen Kleinen, wahrſcheinlich in einem Anfall von Geiſtesſtörung mit dem Beil erſchlagen und freiwillig ſich dem Amtsgerichte in Tauberbiſchofsheim geſtellt. — Ein vier facher Raubmord wird der „Neuen Freien Preſſe“ aus Hermannſtadt unterm 28. v. M. gemeldet: Geſtern Abend — ſo heißt es in der Depeſche aus Hermannſtadl — kurz vor 10 Uhr vernahm man Feuerlärm; man ge wahrte einen Brand in einem Hauſe der Kürſchner⸗ gaſſe, in welchem der penſtonirte Regimentsarzt Dr, Friedenwanger wohnte. Als die Feuerwehr das verſperrte Hausthor geſprengt hatte und in das Haug eingetreten war, bot ſich ihnen ein grauenhafter An⸗ blick dar. Friedwanger lag mit zerſchnittener Kehle und aufgeſchlitztem Bauche, ſeine Frau und ſein Kind, ſowie die Dienſtmagd lagen mit durchſchnittener Kehle und fürchterlich verſtümmelt auf der Erde. Die Raubmörder hatten nach verübtem vierfachen Morde Feuer unter dem Bette, neben dem die Opfer lagen, angezündet, die Stube und das Hausthor berſpertt und ſich dann entfernt. Die Eröffnung der Feuer⸗ feſten Caſſe ergab, daß dieſelbe vollſtändig leer, gi wahrſcheinlich der Inhalt geraubt worden ſej, (Möge es der Behörde bald gelingen, dieſe Scheußſalen vor Gericht zu führen und die ihnen gebührende Siegfe zu Theil werden laſſen). — Ein beklagens werthes Unglück hat ſich am Dienſtag im Großherzoglichen Hofthegter von Darmſtadt während der Aufführung einer Gör⸗ ner'ſchen Komödie: „Apfelbaum Erdmännchen und Flöte“, die am Vormittag als Faſtnachts⸗Extrapor⸗ ſtellung für Kinder erſtmalig gegeben wurde, züge, tragen. Im dritten Bilde dieſer Komödie komen u. A. drei Drachen auf die Bühne, deren größken, in welchrm der Obergarderobier Herr Nöſch ſtechte, der Jäger Ludolf (Herr Hacker) zu erlegen hal, Als Wehr ſpieh der Drache ſein Feuer und dabei ſprang der Schlauch, der den Waſſerdampf birgt, ſo daß der in ſeiner Hülle vollſtändig hilfloſe Herr Röſch an Bruſt, Rücken, Armen und Kopf, glace licher Weiſe mit Ausnahme der Augen, furchlbgre Brandwunden erlitt. In ſeiner Angſt ſtieß er den lauten Ruf „Feuer“ aus, der, wenn er in dem bon Hunderten von Kindern mit ihren Müttern bis guf den letzten Platz gefüllten Zuſchauerraume berſtan⸗ den worden wäre, eine entſetzliche Panik mit ganz unüberſehbaren Folgen hätte hervorrufen mülſſen. Glücklicherweiſe beſaß aber Herr Hacker, der Herm Röſch abſolut nicht helfen konnte, die Geiſtesgegeg⸗ wart, vor der argloſen Jugend weiter zu ſpiele und gleichzeitig dem Perſonal hinter den Couliſſeſ die nöthigen Zeichen zu geben, daß ſie, wie es als⸗ bald geſchah, den Drachen hereinzogen und Herrn Röͤſch allerdings in d beſchriebenen Zuſtande befteſten. — Straßburg, 25. Febr. Ein Heſſe, welcher zu Sennheim (Sernay) im Elſaß ols Beam⸗ ter der deutſchen Reichspoſt angeſtellt iſt, ſchweble dieſer Tage mit ſeiner Familie in großer Gefahr in die Luft geſprengt zu werden. Der Beamſe, welcher im Poſtgebäude, deſſen Bureau ſich Parker befindet, in der erſten Etage ſeine Wohnung hal, wurde Morgens 5 Uhr durch einen furchtbaren Schlag, dem eine ſofortige Erſchütterung des Ges bäudes folgte, aus dem Schlafe geſchreckt. Die Fos milie eilte aus den Betten und glaubte nicht anders, als das Haus ſtürze ein. Ein in den untern Pot lokalitäten ſchlafender Beamter eilte, nachdem e ſich vom erſten Schrecken erholt hatte, an den Hauste⸗ legraphen und verſicherte die oben wohnende Famflie, daß weitere Gefahr nicht vorhanden ſei. Es wurde nun ermittelt, daß in den von der Straße aus zu gänglichen, im Innern des Bureaus zu öffnenden Briefkaſten eine Dynamitpatrone eingeſchoben war, welche bei der Entzündung den eingemauerten Brief kaſten demolirte, Steine herausſchleuderte und den Inhalt des Briefkaſtens theilweiſe in Brand fehle Der Thäter dieſes infamen Bubenſtlcks konnte leider bis jeßt nicht ermittelt werden. [] „Die Stadt Ladenburg im dreſßſgfährigen Kriege“, welches Stück am vergangenen Freitag bel überfülltem Hauſe hier über die Bretter gegangen, war mirklich eine ſehr gelungene Aufführung, Het Max Stöbe hat es verſtanden die Schrecknſſſe euer Zeit zu ſchildern, auch ließ er es an komiſchen Momenten nicht fehlen, welche ſoreingeflochten ſind, daß ſie die ernſte Handlung nicht ſtören. Daß da denburg's Bewohner viel patriotiichen Sinn beſißen, zeigte ſich an dem überaus zahlreichen Beſuche,. Es wäre daher ſehr zu wünſchen, daß Hr. Direktor Stöbe das Stück noch einmal geben würde, un vielen die es noch nicht geſehen haben, Gelegenheit zu geben demſelben beiwohnen zu können Redaktion, Druck und Verlag don Karl Molltot. l. Naclate upon 4 Genie uni 5 ich in ſerbg hebe! Jule alf Lig ud lig ab. — — Aae f Vans; Len puh vr cht ni bn n und hz und fh N. H. 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