— Ein neuer Raubmord in Stuttgart. Der am Leonhardsplatze wohnende Vfandleiher Rein⸗ hard wurde Samſtag Abend in ſeinem Geſchäfts⸗ lokal ermordet. Der noch nicht ergriffene Mörder ſoll ein Arbeiter (Altbayer) ſein. Geraubt wurden nur 80 Mark. 8 — Kiel, 20. Febr. Eine ungenannte Per⸗ ſönlichkeit hat der Stadt Kiel 100,000 Mark zur Anlage eines hier zu errichtenden Stifts für unver⸗ heirathete Damen geſchenkt. — Holzminden, 16. Febr. Letzte Nacht brachen zwei maskirte Kerle in die hieſige Kämmerei⸗ kaſſe ein, zwangen den Kämmerer, die Schlüſſel zur Kaſſe herauszugeben und entfernten ſich unter Mit⸗ nahme des. wie es heißt, 13,000 Mk. betragenden Baarvorraths. Bis jetzt hat man keine Spur von den Räubern. d — (Verſchwunden mit 60,000 Mark.) Aus Köln, 14. Febr. wird berichtet: Vor 8 Tagen gab ein hieſiger Rentner ſeinem Verwandten, dem Stationsaſſiſtenten Braſchoß hierſelbſt 60,000 Mk. italieniſche Rente, mit dem Erſuchen, ſolche in Frank⸗ furt umzuſetzen. Braſchoß erhielt zu dieſem Zwecke einen zweitägigen Urlaub, hat ſich aber bis zur Stunde noch nicht zum Dienſte wieder eingefunden und ſein Verwandter wartet auch noch vergeblich auf die Gelder. Nach eingezogenen Erkundigungen ſind die italieniſchen Papiere ſchon in Koln umgeſetzt worden, womit die urſprüngliche Befürchtung, Braſchoß ſei auf der Reiſe ein Unfall zugeſtoßen, wohl zerfallen iſt. Ohne Zoeifel liegt hier eine Veruntreuung vor; ein Steck⸗ brief iſt erlaſſen worden. Die 60,000 (oder 65,000 Mark, wie es heißt) waren die ſämmtlichen Erſpar⸗ niſſe eines betagten Mannes, der Gewinn langjähriger ſanrer Arbeit. 5 — Eine ungeheure Fluthwelle hat vor vier Wochen in Montevideo großes Unheil an⸗ gerichtet. Unzählige Badegäſte, beſonders Frauen und Kinder, befanden ſich am Meeresſtrande, um Kühlung gegen die brennende Gluth des 13. Ja⸗ nuars zu ſuchen. Alles lachte; nichts als frohe Menſchen unter dem herrlich blauen Himmel. Plbtz⸗ lich hoͤrte man ein fernes, dumpfes Getöſe, der Himmel bedeckt ſich und in raſender Eile tritt das Meer zurück. Das Waſſer ſcheint ganz davoneilen zu wollen und läßt alle Badenden auf dem Trockenen ſitzen. Dem Erſtaunen der letzteren folgt eine große Furcht: ſie ahnen, daß irgend eine Kataſtrophe naht, und verſuchen zu fliehen. Da erhebt ſich's auch ſchon aus dem Waſſer, weither. Schwarz wallt es auf und stürmt brauſend mit nie geſehener Eiſe heran. Eine Rieſenfluth, welche gegen das Land treibt und mit Macht bis hinein in die Straßen der Stadt Montevideo ſchäumt. Als ſie zurücktritt, bedeckten viele Leichen badender Frauen und Kinder das Ufer. Die Entſtehung der Welle wird in einer plötzlichen vullaniſchen Eruption unter dem Meere vermuthet, wie ähnliche Ausbrüche beiſpielsweiſe ge⸗ legentlich der Kataſtrophe von Krakatoa vorkamen. Eine franzöſiſche Korvette, welche in der Nähe kreuzte, wurde hoch emporgehoben, und nur durch ein wahres Wunder iſt ſie dem Untergange entkommen. — (Das Lebensalter.) Der Menſch er⸗ reicht ein Durchſchnittsalter von nur 28 Jahren. Ein Viertel der Menſchheit ſtirbt vor dem 7., die Hälfte vor Erreichung des 17. Lebensjahres. Nur 1 von je 1000 Perſonen wird 100 Jahre alt, nur 6 von je 100 erreichen das 65. Jahr und nicht mehr als eine einzige von je 500 das 80. Von der Geſammtbevölkerung der Erde ſterben ſchätzungs⸗ weiſe 90,000 Perſonen jeden Tag, ungefähr 3700 jede Stunde, 60 jede Minute, 1 in jeder Secunde. Dieſe Verluſte werden durch die Zahl der Geburten überreichlich ausgeglichen. Die Verheiratheten leben durchweg länger als die unvermählten. Die durch⸗ ſchnittliche Lebensdauer in allen civiliſirten Ländern iſt heutzutage größer als in irgend welcher früheren Periode. Macaulay, der berühmte Hiſtoriker, hat nachgewieſen. daß während im Jahre 1865, keinem ungeſunden Jahre, die Todesfälle in England ſich auf 1 zu 40 ſtellten, im Jahre 1850 das Verhält⸗ niß 1 zu 40 ſtatthabte. Dupin, der bekannte fran⸗ zöſiſche Schriftſtekler, hat berechnet, daß das Durch⸗ ſchnittsalter des Menſchen, was ſein Vaterland an⸗ belangt, vom Jahre 1776 bis zum Jahres 1843 jährlich um 52 Tage zugenommen hat. Die Sterb⸗ lichkeitsziffer charakteriſirte ſich im Jahre 1781 in dem Verhältniß von 1 zu 40. Reiche Leute ſollen ein Lebensalter von durchſchn ttlich 42 arme nur 30 Jahren erreichen. — Auf einem Infanterie⸗Exercir⸗ platze: „Nein“ ſagte zu ihm der Unterofficier, „was ſind Sie mir für ein Eſel! Merkt das Ka⸗ meel gar nicht, was es für ein Stockfiſch iſt und giebt ſich nicht einmal Mühe zu zeigen, daß er we⸗ nigſtens noch an beiden Ohren ein Schafskopf iſt, der Büffel!“ — Staatsſachen. Ein Bauer wurde auf der Landflraße gebeten, eine umgeworfene Kutſche wieder aufrichten zu helfen. Er fragte, wer darinnen ſäße. — Man antwortete „Drei Skaatsräth.“ — „Dann thut's mir leid,“ antwortete er; „aber mein Vater hat mir verboten, mich in Staatsſachen zu mengen.“ Theater. (Eingeſandt.) Die Theaſergeſellſchaft Stöbe, welche ſeit einiger Zeit hier Vorſtellungen gibt, hat ſich durch ihr guleg Repertoir und vortreffliche Ausführung deſſelben, die allgemeine Zufriedenheit errungen, welches der zahl, reiche Beſuch der Vorſtellungen wohl am beſten hee weiſt, um ſo mehr aber wird es allgemein bedauert, daß uns die Geſellſchaft ſchon ſobald wieder zu he, laſſen gedenkt. Mit aufrichtiger Freude begrüße wir deßhalb die Nachricht, daß uns Herr Sie vor ſeiner Abreiſe noch eine Ueberraſchung zugedacht, Dem Vernehmen hat ein Mitglied der Geſellſchaff, ſich der großen Mühe unterzogen, aus den Belegen, welche die einzige Ehronjk unſerer Stadt bilden, ein Theaterſtück zu verfaſſen, unter dem Tel; „Die Stadt Ladenburg im Dreißigjährigen Kriege“, wozu der Verfaſſer die erforderlichen Nokitzen — nebſt verſchiedenen anderen Quellen, vorzugsweiſe aus: „Geſchichte der churpfälziſchen Oberamiſtoh Ladenburg“ von J. J. Lämmere r, gezogen hal, Wir ſind nun der Ueberzeugung, daß dieſes Si für jeden Bewohner Ladenburg's gewiß von großen Intereſſe ſein dürfte, umſomehr da darin all' die argen Laſten, ſchweren Bedrückungen und ſonſfigeg Grauſamkeiten jenes unheilvollen Krieges, welche damals die unglückliche Pfalz und insbeſondere die Stadt Ladenburg betroffen haben, wahrheitsgetren geſchildert werden. Wir glauben deshalb ſchon im Voraus der Geſellſchaft zu einem günſtigen Erfolge gratuliren zu dürfen. Ein Theaterfreund. Verkäufe und Verpachtungen, Betheiligungen, Stellen-Vakanzen etc. ete. werden am sichersten durch Annoncen zweckentsprechenden Zeitungen zur Kenntnis der bez. Reflektanten gebracht; die einlaw fenden Offerten werden den Inserenten im Original zugesandt. Nähere Auskunft erthel die Annoncen-Expedition von Rudolf Mosse, Frankfurt a. M., Rossmarkt Nr. 3. Raegdattion, Druck und Verlag von Kark after, ſich wohl Bewerber melden und das gibt einen großen Spaß.“ a „Ja, haſt Du Dir denn ſchon den Verlauf dieſes närriſchen Streiches ſo gut ausgedacht, meine Marie.“ ſprach Lucie etwas nachgebend. f „Nun, ich denke, wir haben gar nichts dabei zu wagen oder zu fürchten, denn Niemand erfährt unſere Namen und keiner der Freier von jener Sorte darf dieſes Haus betreten, aber ich hoffe, wir werden eine Anzahl Briefe von verliebten oder geldbedürftigen männlichen Narren erhalten nnd dieſe Briefe geben jedenfalls Stoff zum Lachen und vertreiben uns die Langeweile, von welcher wir manchmal ſo ſehr geplagt werden.“ „Aber Marie, wer ſoll denn dieſes Inſerat nach der Expedition der Verlobungszeitung tragen? Wir können aus Anſtandsgefühl nicht hingehen, 5 wenigſtens würde ich ſchamroth werden, wenn mich Jemand ſähe, den Andreas können wir auch nicht hinſchicken, denn was ſoll der gute Alte von uns denken. wenn er nach der Expedition der Verlobungs⸗ zeitung geſandt wird und die Suſanna können wir aus dieſen und anderen Gründen auch nicht ſenden; ja, auch ſelbſt vor einem Dienſtmann würde ich mich mit einem ſolchen delikaten Auftrage ſchämen.“ Die zu Schelmenſtreichen aufgelegte, aber ſonſt g ſeelengute Marie ſtand bei dieſen Auslaſſungen ihrer Schweſter doch ziemlich verblüfft da und er⸗ klärte nach kurzem Beſinnen, die dumme Geſchichte ſein laſſen zu wollen. Doch im Geheimen arbeitete das Schelmenköpſchen an dem mit Vorliebe aufge⸗ griffenen Gedanken weiter und nach einigen Minuten rief ſie plötzlich ihrer Schweſter zu: „Ich hab's, i Lucie, ich hab's, wir ſenden durch die Poſt einen Brief an die Zeitung und legen den ungefähren Betrag für das Inſerat in Briefmarken bei und — und die — Briefe der Gimpel kann uns die Zeitung ſchicken und zwar durch die Poſt, nur durch die Poſt. „Ich ſehe ſchon, Du biſt von dieſem Narren⸗ ſtreiche abzubringen und führſt ihn allein aus, wenn ich nicht mitthue, ich will daher den loſen Streich mit begehen,“ rief jetzt Lucie laut auflachend und 15 der ſchelmiſchen Schweſter, ſie küſſend um den als. Bald wurden auch von den beiden Schweſtern die Schreibmappen herbeigeholt, eine größere Anzahl Briefmärken beim Andreas beſtellt, ein kurzer Brief an die Expedition der Verlobungszeitung aufgeſetzt, deſto länger jedoch an der Annonce geſchrieben und mehr als einmal dieſelbe ausgeſtrichen, ehe ſie den Beifall beider Schweſtern fand, und gegen Abend warf die flinke Marie eigenhändig den Brief in einen Briefkaſten. Seitdem die Schweſtern Rollenhagen das In⸗ ſerat, in welchem zwei junge, hübſche gebildete Da⸗ men, verwaiſte Schweſtern, mit je einem Vermoͤgen von hunderttauſend Thalern die Bekanntſchaft von Herren aus den bevorzugten Ständen zum Zwecke der Verheirathung ſuchten, an die Expedition der damals in Dresden viel Aufſehen erregenden Ver⸗ lobungszeitung abgeſandt hatten, wurde es ihnen doch ein wenig Angſt, denn ſie fühlten nun heraus, daß ihr neckiſcher Uebermuth ſie zu einer That ver⸗ unlaßt hatte, die ſich mit der weiblichen Würde nicht recht bereinbarte, und am Morgen des Tages, an welchem die Zeitung mit dem verhängnißvollen Inſerate erſchien, befanden ſie ſich in keiner geringen Erregung, denn ihre wachgerufene Phantaſte ließ ſie fürchten, daß andere Leute entdecken möchten, wer wer die verwaiſten Schweſtern, die ſich mit Hufe der Verlobungszeitung zu verheirathen ſuchten, ei gentlich waren, und beim Kaffee beobachtelen die Schweſtern ſogar ängſtlich das Geſicht der biederen Suſanne. Denn konnte dieſe nicht ſelber das Getz heimniß errathen haben und Gebrauch machend bog den ihr innewohnenden Eigenſchaften einer Tugend wächterin den ehemaligen Pfleglingen bittere Bog würfe machen? Die gute Suſanne verzog, indeſſeg keine Miene, wünſchte wie gewöhnlich ihren Herrin nen mit herrlicher Stimme einen „Guten Morgen und nahm dann wieder ihren Rückzug nach de Küche. Jetzt trat nun Andreas ein und bracht die Zeitungen, welche diesmal von den Schweſtern mit außergewöhnlicher Haſt ergriffen wurden. I war richtig die neueſte Nummer der Verlobungszer tung wieder dabei und kaum hatte Andreas dit Thüre wieder hinter ſich geſchloſſen, ſo fuchteſ Lucie und Marie mit großer Emſigkeit nach den Inſerate. Bald war es gefunden, denn es prangte in fetten Lektern an der Spitze der Heirathsgeſuche der Damen, denen der Herausgeber der Zeitung, wie anderswo, auch unter den Inſeraten den Vor tritt vor den Heirathsgeſuchen der Männer gegeben hatte. Die Herzensbeklemmung war wieder don den beiden jungen Damen gewichen wohl hunderte mal laſen ſie halblaut die Annonce durch, belachten in naiver Freude ihren drolligen Einfall und waen über das Reſultat des Inſerates doller Erwarfung, Fortſetzung folgt. I Fatal.] Prokuriſt: „s iſt doch keit zum Teufel holen, daß jetzt gerade mein Prinzipal durchbrennen muß — wo ich morgen ſelber mit der Kaſſa hab' abfahren wollen!“ — 5 22 1 6 7 * 27 80 1 1 Iren N 1 1 Nein 80. 8 — N 5 2 12 „%