eine mit bedeutenden Agikationsmitteln und in größerem Maße auftretende äußere Einwirkung her⸗ dorgerufen werden könnte. Für ſolche ſei kein An- zeichen vorhanden, und auch in dieſem Falle ver⸗ mochte die Landesverwaltung aus eigenen Mitteln die Ruhe raſck und ſicher wiederherzuſtellen. London, 18. Febr. terwerfung der Merv-⸗Turkomanen unter die Herr⸗ ſchaft Rußlands“, ſagt der „Obſerver“, wurde hier⸗ zulande unſtreitig mit großem Gleichmuth auſgenom⸗ men, worüber uns die ruſſiſche Preſſe viel Schmeichel⸗ haftes zu ſagen weiß. Wir fürchten, dieſes Lob nicht zu verdienen, es iſt ſogar peinlich, dasſelbe zu empfangen, da wir wiſſen, daß unſere majeſtätiſche Ruhe einfach ihren Grund in dem Umſtand hat, daß wir der Sache noch keine Auſmerkſamkeit gewidmet haben. Wir haben den Kopf und die Hände ſo voll mit unſern Schwierigkeiten in Egypten, daß wir ge⸗ genwärtig auch nicht einen Augenblick unſern Be⸗ ziehungen mit Rußland in Mittelaſien widmen können. (Allerdings hat der Engländer, welcher dem Aus⸗ breiten der ruſſiſchen Macht in Mittelaſien mit großem Gleichmuth zuſchauen kann, eine verzweifelte Aehn⸗ lichkeit mit dem Fuchs, welcher die ihm zu hoch hängen⸗ den Trauben für ſauer erklärte.) Khartum, 18. Febr. Der „Times“ wird gemeldet, daß General Gordon freudig von dem Volke begrüßt worden ſei; zu Tauſenden drängten ſich die Leute an ihn heran, um ſeine Hände und Füße zu küſſen und ſie nannten ihn den „Sultan des Sudan.“ In einer Rede verſprach Gordon, nicht mit Waffen, ſondern mit der Gerechtigkeit zu kämpfen und ſie von den Baſchi⸗Bozuks zu befreien. Es herrſcken jetzt keine Befürchtungen mehr wegen 8 mien en oder wegen der Sicherheit der Gar⸗ niſon. 5 Calcutta. Der „Engliſhmann“ theilt mit daß die deutſchen Aerzte, welche aus Egypten nach Calcutta gekommen ſind, um wegen der Cholera Un⸗ terſuchungen anzuſtellen, 16 Fälle während einer Woche beobachtet haben. Die Unterſuchung des Waſſers in einem Brunnen, welcher in einem von der Cholera infizirten Bezirke liegt, hat ergeben, daß ſich in demſelben genau dieſelben bacilli befanden, welche ſtets bei der Sektion der an der Cholera ge⸗ ſtorbenen Perſonen gefunden wurden. Verſchiedenes. — Ladenburg, 22. Febr. Die Geſell⸗ ſchaft Extra⸗Narren in Mannheim wird am Sonn⸗ „Die förmliche Un⸗ * tag den 24. Februar einen großen Carneval⸗Zug mit folgendem Progromm abhalten. 1) „Vorreiter: ein Herold.“ 2) „Vorreiter: ein Signalbläſer.“ 3) „Drei Reiter mit Fahne im Ritterkoſtüm (Vereins⸗ fahne).“ 4) „Vorreiter zum Kinderwagen (Harle⸗ quins.)“ 5) „Ein Kinderwagen.“ 6) „Muſikwagen (Capelle des 2. bad. Gren. ⸗Rgt., Kaiſer Wilhelm Nr. 110.)“ 7) „2 Reiter mit Fahnen in Ritter⸗ koſtüm (Vereinsfahnen.)“ 8) „Prinz und Prinzeß Carneval in fürſtlichem Coſtüm auf ihrem Thron; Hofnarr und Mundſchenk auf den Stufen des Thrones ſitzend.“ 9) „Ein Schiff bemannt mit 10 Matroſen und Kindern.“ 10) „Waſſerleitung Käfer⸗ thal; es wird dabei das beſte und theuerſte Waſſer ausgeſchenkt aus dem Waſſerland zu 20,000 Mark per Morgen.“ 11) „Gambrinus, ſitzend hoch zu Faß in fürſtlichem Coſtüm.“ 12) „Vorreiter Friedr. Eſſig als Ritter.“ 13) „Stadtbaſe und Lorenz in deren eigenen Equipage.“ 14) „Bachus hoch zu Faß als Gott des edlen Weins.“ 15) „Reitergruppe in polniſchem Coſtüm.“ 16) „Muſikwagen (Cap. d. 2. b. Gr.⸗Rg., Kaiſer Wilhem Nr. 110.)“ 17) „Schwä⸗ biſche Bauernhochzeit mit Schwiegervater und Schwie⸗ germutter ſowie Ausſtaffirung.“ 18) Vorreiter: 3 Beduinen in Nationalkoſtüm.“ 19) „Mohrengruppe in Nationalkoſtüm.“ 20) „Vorreiter zum Zigeuner⸗ wagen.“ 21) „Zigeunergruppe in Nationalkoſtüm.“ 22) „Dorfſchule mit Lehrer und Kinder.“ 23) „Schluß: Ein Reiter, Harlequins mit Standarte.“ Der Zug ſtellt ſich Nachmittags halb 2 Uhr in der Ringſtraße bei der Böhringer'ſchen Fabrik auf, bewegt ſich punkt 2 Uhr durch verſchiedene Straßen der Stadt und löſt ſich am Vereinslokal „Großer Mayerhof“ wieder auf. — Bretten, 17. Febr. In großer Ge⸗ fahr ſchwebten geſtern die Inſaſſen des um 4% Uhr Abends hier abgehenden Bruchſaler Zuges. Der größere Theil der Weichen des hieſigen Bahnhofes wird von zwei, ihrer Vollendung nahenden Central⸗ weichenſtellungen aus bedient. Der elektriſche Ver⸗ ſchluß dieſer Weichenſtellungen vom Fahrdienſtbureau aus iſt aber noch nicht fertig geſtellt, ſo daß der Weichenwärter, ohne Wiſſen des Fahrdienſtbeamten die Weichen verſtellen kann. Als nun geſtern Abend die Lokomotive, der Sicherheitswagen und der erſte Perſonenwagen des oben erwähnten Zuges die weſt⸗ lichſte Weiche des Bahnhofes überfahren hatten, wurde von der Eentralweichenſtellung aus dieſe Weiche verſtellt und es fuhr in Folge deſſen der folgende Theil des Zuges in ein anderes Geleiſe ein. Der „ zweite Perſonenwagen, 1. und 2. Kl., wurde ſofch umgeworfen, riß im Fortſchleifen ein Wachthäusche und einige Kandelaber um, die folgenden Perſonen⸗ wagen wurden aus dem Geleſſe gehoben und ſchief geſtellt und nur die beiden letzten Wagen, worunter jener mit der Poſt, blieben aufrecht im Geleiſe ſtehen, Im umgeſtürzten Wagen befand ſich glücklicherweie nur ein Reiſender aus Mannheim, der mit einer leichten Quetſchung am Knie davonkam; ſonſt wurde niemand verletzt. Die Beſchädigungen an Maſerich ſind nicht unbedeutend, doch war die Strecke hehe früh 2 Uhr wieder hergeſtellt. Weichenwärter Bz, wurm, den die alleinige Schuld am Unglück keit, iſt flüchtig; durch was er es veranlaßt wurde, die Weiche zu frühzeitig zu verſtellen und dadurch eineg in der Regel ſtark benützten Perſonenzug in die höchſte Gefahr zu bringen, iſt vorerſt noch unerklän, — Aus Baden, 20. Febr. Der Sog einer Wittwe in Ilmſpan ſpielte mit einer geladene Piſtole, dieſelbe ging los und traf die Mutter dez Unvorſichtigen, welche ſchwer verwundet wurde, — In Ketſch verbrühte ſich ein 4jähriges Mädchen mit dem Inhalt einer heißen Kanne Kaffee's dergel, daß es bald nach dem Unfall ſtarb. — In Neckergg brannte die Werkſtätte eines dortigen Zimmermeſſterz nieder. — Der in Konſtanz beſchäftigte Schneide Stieg eler wurde dieſer Tage, Abends 7½ Uhr bein Nach hauſegehen von Unbekannten mit Meſſerſticheg ſtark, aber nicht lebensgefährlich verletzt. — Weingarten, 18. Febr. In einer hie Schleifmühle zerſprang heute Vorm. der Schleifſtein, welcher etwa 2 Mtr. im Durchmeſſer hatte und 30 Ctm. dick war. Ein abſpringendes Stück traf den Schleifer, einen 30 Jahre alten ledigen Mann ſo ag den Kopf, daß der Tod augenblicklich eintrat. Ei anderes Stück wurde gegen die Decke geſchleuherk, Die Erſchütterung war ſo gewaltig, daß in der ben gelegenen Wohnung eine Menge Gegenſtände ehrt und die Zwiſchenwände zerriſſen wurden. Au der Schleiferei ſelber kamen ſtarke Beſchädigungen b, — Liverpool, 17. Febr. Die Gif derinnen Katherine Flannigan und Margerethe gins, welche in Liverpool eine ganze Reihe von Pin ſonen, deren Leben ſie insgeheim berſichert hae, durch Verabreichung von Arſenik aus der Welt ſchaff ten, wurden geſtern von den Geſchworenen des ber übten Mordes ſchuldig befunden und zum Tode dun den Strang verurtheilt. f Redaktion, Druck und Verlag don Kärk Ttokttor an der Elbe gelegenen Ortſchaften bringen, beſonders nach dem Luftſchloß Pillniß oder auch weiter hinauf nach dem Sandſteingebirge oder gar nach der ſäch⸗ ſiſchen Schweiz. Eine ſolche Stadt wie Dresden muß daher für jeden Freund des Schönen ein großer Anziehungs⸗ der ſchönen Künſte, die faſt aus allen Ländern nach Dresden ſtrömen, nehmen denn auch noch eine große Anzahl reicher Privatleute in der Hauptſtadt des Königreich Sachſen Wohnung. Dies hatte auch der reiche Grundbeſitzer Rol⸗ lenhagen, aus dem ſchleſiſchen Rieſengebirge ſtammend, mit ſeiner Familie gethan. Doch kaum wohnte er drei Monate in Dresden, ſo kam bei ihm eine ſchwere Lungenkrankheit zum Ausbruche, die ihn ſchon nach kaum ſechstägigem Krankenlager dahin⸗ raffte, und die trauernden Seinen, welche nur noch aus zwei Töchtern im Alter von einundzwanzig und neunzehn Jahren beſtanden, da die Frau Rol⸗ lenhagens ſchon vor fünf Jahren geſtorben war, ſtanden faſt allein in der Welt, wenn Rollenhagen nicht einen alten treuen Diener und eine brave Haushälterin mit nach Dresden gebracht hätte. Longe und bitter betrauerten die Töchter Rol⸗ lenhagens, von denen die ältere Lucie und die jüngere Marie hieß, den Vater, welcher es zu ſeinen Leb⸗ zeiten ſo gut mit ihnen gemeint hatte; aber auch nach und nach in den Herzen der Töchter in ein Gefühl ehrenden Andenkens und nachdem dann noch ein halbes Jahr verfloſſen war, fühlten Lucie und Marie oft, daß ſie recht allein waren, denn der Diener und die Dienerin konnten den heiden jungen Damen nur höͤchſt ungenügenden Erſatz für die punkt ſein und neben den Meiſtern und Jüngern die Trauer um den geliebten Vater verwandelte ſich Ffreundſchaftliche Geſellſchaft bieten, in Dresden hatten ſie keine Verwandten und waren nur mit drei oder vier Familien oberflächlich bekannt und zurück nach Schleſien mochten die beiden Schweſtern auch nicht, denn der verſtorbene Rollenhagen wor ein Empor⸗ kömmling im beſſeren Sinne geweſen. Vom Hauſe aus arm, hatte er es durch raſtloſe Arbeit und ſpäter glückliche Spekulationen zu einem großen Ver⸗ mögen gebracht, aber ſeine Verwandten waren größtentheils arm geblieben und keiner war ihm ebenbürtig geworden. Hatte dieſer Umſtand ſchon in früheren Jahren dazu geführt, daß Rollenhagen ſich mit ſeiner Familie ſchon ziemlich feinhielt, wenn er ſie auch nicht unfreundlich und ungefällig behan⸗ delte, ſo hatten nun auch Rollenhagens Töchter weder Luſt noch Urſache zu ihren Verwandten nach Schleſien zurückzukehren. Beide Schweſtern blieben deshalb in Dresden, widmeten ſich noch ihrer Aus— bildung in den feineren und höheren Arten des weiblichen Wirkens und Schaffens, beſuchten auch hin und wiederendas Theater oder hervorragende Concerte, machten unter dem Schutze ihres Dieners Andreas kleinere Ausflüge in der Umgegend Dresdens, hatten auch dann und wann, wenigſtens was die jüngere Marie anbetraf, mit dem als Vormund vom Gerichte beſtellten Advokaten einige Angelegenheiten zu ordnen, langweilten ſich im Uebrigen aber in ihrer luxuriös ausgeſtatteten Wohnung, trotz ihres vielen Geldes, ziemlich häufig. Es mußte daher vorkommen, daß, nachdem ſie ein volles Jahr um den geliebten Vater getrauert hatten, die Fröhlichkeit wieder in ihre jugendlichen Herzen einzog und die eine oder die andere Schweſter auf irgend einen ergötzlichen Einfoll, der Langweile ein Ende zu machen, gerieth und wenn ein ſolcher Einfall auch ſelten zur Ausführung kam, ſo gaben ſeine Vorl ſetzungen und Schlußfolgerungen doch vielfach Bi anlaſſung zu vielen Späßen, Neckereien und Spoölles eien. ö In dieſer Zeit geſchah es nun, daß ein Dresden ſpekulativer Kopf eine Verlobungszeitung gründete, die, ſich in anſtändigeu Formen hallen, ſich allen Ernſtes damit beſchäftigte, das Leiborgan liebesbedürftiger Jünglinge und Mädchen zu werden, Um nun die Verlobungszeitung vorwärts zu beingeg, wurde ſie wiederholt, in großer Anzahl als Peihes nummer in die Häuſer getragen und an alle mhz lichen Familen abgegeben. Die alte Suſanne, die brave Haushälterin der Schweſtern Rollenhagen, hatte da nun auch eil ſchönen Morgens unter den anderen für die Fe lein Rollenhagen abgegebenen Tageszeitungen Journalen eine Nummer der Verlobungszeitung eh deckt. Neugierig, wie ſie war, mußte ſie malikelſch dieſer Zeitung ihre Aufmerkſamkeit ſchenken, Rohm dieſelbe mit in die Küche und fand nicht geringe Intereſſe an dem Inhalte der Verlobungszeſtung, denn Suſanne war eine alte Jungfer. Die Schſhh ſtern Rollenhagen empfingen daher auch dieſe Pit benummer der Verlobungszeitung nicht, bellzich mochte Suſanne ſie auch für gefährlich in den Hu den der Fräulein Rollenhagen halten. Darüber waren einige Tage vergangen und da ſich der Herausgeber nicht über den Ueberfluß a Abonnenten zu beklagen hatte, ſo ſandte er bon Neuem Probenummern in alle Häuſer Dresdens und richtig wurde auch wieder in der Wohung der Fräulein Rollenhagen ein Exemplar abgegeben Fortſeß ung fog 0