5 Poſtproviſion. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Junſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Gischt Mittwoch und e ud 10% eh 1 M. 20 Pfg. mit ituſtrirtem eee 1 Ml. 70 0 — Local- Anzeigen mit 6 Pfg., eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeit gemacht werden. Nr. 12. Samſtag, den 9. Februar 1884. 5 Politiſches. Karlsruhe, 1 Febr. Eine wichtige Vor⸗ lage iſt geſtern noch von dem Staatsminiſter Turban der zweſten Kammer gemacht worden über den Ausbau des Landſtraßennetzes. Baden ſteht bekanntlich in der Beziehung unter den deutſchen Staaten, und damit unter den Staaten Europas, in allererſter Reihe. Die vierzehn Jahre, welche im Geſetz von 1870 für den Ausbau des Landſtraßennetzes, vor⸗ geſehen waren, ſind nun um, und die Aufgabe in der That ſchon gelöſt, und zwar mit einem Auf⸗ wand von etwa 7 Millionen. In weitern drei Budgetperioden wird nun der Ausbau mit einem Aufwand von rund einer Million für den Staat vollendet werden und zwei Kategorieen von Straßen umfaffen, nämlich 1) ſolche wirkliche Landſtraßen, deren Herſtellung ſich noch als im Intertſſe des Verkehrs nothwendig gezeigt hat und 2) Straßen von minderer Bedeutung als Kreis- und Gemeinde⸗ wege, zu welchem der Staat einen erheblichen Zu; ſchuß leiſtet. Mit dem Abſchluß dieſer Organiſation wird das Budget eine weſentliche Entlaſtung erfahren. 5 London, 5. Febr. [Eröffnung des engli⸗ ſchen Parlaments.] Die bei der heutigen Eröffnung des Parlaments verleſene Thronrede ſagt: Die Be⸗ ziehungen zu allen Mächten ſind freundſchaftliche. Der Schriftwechſel mit dem Präſidenten der franzö⸗ ſiſchen Republik bezüglich Madagaskars iſt beendet und hat das Reſultat gehabt, den cordialen Sinn zwiſchen beiden Ländern zu beſtätigen. Zwecks Wie⸗ deraufnahme der diplomatiſchen Beziehungen zu Mexiko ſeien Vorkehrungen getroffen und zu dieſem Zwecke Specialgeſandte jeder Regierung abgereiſt. Im Weiteren fagt die Thronrede, infolge der Nie⸗ derlage der egyptiſchen Truppen im Sudan ſind die im Herbſte vorigen Jahres gegebenen Befehle be⸗ züglich des Rückzuges der egyptiſchen Okkupations⸗ armee annullirk worden; nichtsdeſtoweniger bleibt der Zweck der ſchon erklärten Okkupation unverändert. Die Königin hat der egyptiſchen Regierung Rath⸗ ſchläge angeboten, welche mit Rückſicht auf den Um⸗ fang ſeiner Hilfsquellen und auf die ſoziale Lage des Landes erforderlich ſind. Ferner hat die Kö⸗ nigin den General Gordon nach Egypten geſandt, um darüber Bericht zu erſtatten, auf welche Weiſe zu vollziehen ſei, und ihm erlaubt, zu handeln, um dieſe Maßregel auszuführen. Die Königin hoffe auch einen günſtigen Abſchluß der Unterhandlungen mit dem Delegirten des Transvaollandes. Die Lage im Zululand ſei immer noch beunruhigend. Kairo, 5. Febr. Der Khedive erhielt Abends ein Telegramm Baker's, worin dieſer meldet, er ſei bei Tokar mit Verluſt von 2000 Mann ſowie 3 Krupp'ſchen und 11 Gatling⸗Geſchützen geſchlagen worden. Die türkiſch⸗europäſſchen Truppen ſchlugen ſich gut. Baker beabſichligt, mit dem Ueberreſt der Streitkräfte nach Suakim zurückzukehren. Kairo, 6. Febr. Eine Meldung aus Sua⸗ kim von geſtern Abend beſagt: Baker begann ſeinen Vormarſch am Montag Früh und die Schlacht er⸗ folgte am Montag Nachmittag. Die egyptiſchen Truppen berloren alle Kameele und die ganze Ba⸗ gage. Baker und die britiſchen Offiziere Harrington, Machon und Giles find unverletzt. Tokar und Sinkat ergaben ſich noch nicht dem Feinde, aber der Erſatz beider Theile gilt als unausführbar. Der Feind machte einen erfolgloſen Verſuch, Suakim das Trinkwaſſer abzuſchneiden. In Suakim ſind Mari⸗ netruppen ausgeſchifft, um eine Panik zu verhindern. London, 6. Febr. Ueber die Niederlage am Beſten die Evacuation im Innern des Sudans Baker Paſchas liegen aus Suakim und Trinkitak Berichte, vor, welche übereinſtimmend beſtätigen, daß die egyptiſchen Truppen es verweigerten zu kämpfen und beim erſten Angriff der Araber die Flucht er⸗ griffen. Die Schlacht fand in einer Entfernung von 10 Meilen von Trinkitat ſtatt. Die türkiſchen und europäiſchen Soldaten hielten ſich ausgezeichnet und nur ihrer Disciplin iſt es zu danken, daß we⸗ nigſtens ein Theil des Heeres (1500 Mann) im Stande waren ſich zu retten. Die Araber, die in der Minderzahl waren fochten heldenhaft und ver⸗ folgten die Armee Bakers bis gegen Trinkitat. Die geſammte europäiſche Gendarmerie und die türkiſche Infanterie wurden niedergemetzelt; die 4 Krupp'ſchen Kanonen, die Mitrailleuſen, die Munition und Ka⸗ meele fielen in die Hände des Feindes. Baker Paſcha war mit ſeinem Stabe wiederholt von den Arabern umringt und hieb ſich nur mit großer Mühe durch. 3 europäiſche Offiziere und die meiſten Offiziere der türkiſchen Infanterie ſind gefallen. Jede Hoff: nung die Garniſonen von Tokar und Sinkat zu entſezen, muß nach dieſem mißglückten Verſuche aufgegeben werden. 85 5 Verſchiedenes. 3 1725 1 Am Montag Nachmittag um 4 Uhr er- fig ſich in der Bierbrauerei der HH. Valentin Metz und Söhne in Weinheim ein ſehr bedauerns⸗ werther Unglücksfall, indem der erſt ſeit wenigen Tagen in dieſem Geſchäfte thätige Oeconom und Bierbrauer Georg Süßmann von Neuſtadt a. d. Saale (Regierungsbezirk Unterfranken in Baiern) in den Keller⸗Aufzug hinabſtürzte und das Genick brach, ſo daß der Unglückliche auf der Stelle ſeinen Tod fand. — Am Montag hat Bauersfrau in eine 1 1 Novelle von C. von eee i 10 1 verboten.) 1 Fortſetzung. 1 Die Baronin von Roden nahm das Teſtament ihres Gatten haſtig aus den Händen ihrer Schwä⸗ gerin entgegen und durchlaß daſſelbe; als ſie geendet hatte, faltete ſie in tiefer Bewegung das Document wieder zuſammen, reichte ihrer Schwägerin beide Hände hin, welche dieſelbe herzlich drückte und ſagte: „Nach dieſen letztwilligen Beſtimmungen meines theuren Gatten ſtellt ſich der Sachverhalt allerdings anders dar, als nach der Färbung, welche ihm Herrn van Blombirk zu geben beliebte. Ich ſehe hieraus namentlich, daß ich gegen Herrn van Blombirk kei⸗ nerlei Verpflichtungen habe, wie ich anderſejts mit Dankbarkeit erkenne, wie mein Gemahl bemüht ge⸗ weſen iſt, auch nach ſeinem Tode meine und Ange⸗ lika's Stellung zu einer geſicherten und unabhängi⸗ gen zu machen. Indeſſen bin ich im Zweifel da⸗ rüber, welches Verhalten ich zunächſt gegen Herrn van Blombirk beobachten ſoll.“ Sie blickte bei dieſen Worten Frau von Wul⸗ fenſtein unſchlüſſig an, welche jetzt mit ruhiger, aber überzeugender Stimme ſagte: i „Ihr Verhalten, liebe Aida, iſt ſehr einfach: Sie müſſen Herrn van Blombirk auseinanderſetzen, daß verſchiedene Umſtände fie nöthigen, die Verlobung Angelika's mit ihm aufzuheben und falls er auf⸗ braufen will, ſo weiſen Sie ihm dies Dokument, durch welches ſeine Handlungsweiſe gegen Sie die rechte Beleuchtung erhält. Außerdem fragen Sie ihn doch hierbei, wie es mit der Bezahlung der Kaufſumme für die indiſche Kaffee⸗Plantage ſteht, welches Sigismund bei ſeiner Abreiſe von Indien an den Vater des Herrn van Blombirk überließ, ich ſelbſt bin begierig, welche Antwort Ihnen der junge Herr darauf ertheilen wird. Aber laſſen Sie ſich nur nicht einſchüchtern, beſte Aida, wenn Herr van Blombirk es wagen ſolle, Ihnen in irgend einer Weiſe zu trotzen und ſollte dieſer Fall eintre⸗ ten, — ich will es allerdings nicht hoffen — dann laſſen Sie mich es ſofort wiſſen, ich werde dann mit Herrn Boretius, dem erprobten Rechtsbeiſtand Sigismunds über die weiteren Maßregeln ſprechen, indeſſen iſt nach meiner Ueberzeugung das Teſtament in Ihren Händen ſchon eine genügende Waffe, um Herrn van Blombirk zu zwingen, das Feld zu räumen.“ „In jedem Falle weiß ich,“ verſetzte die Ba⸗ ronin mit feſter Stimme, daß es ſich jetzt um das Glück meiner Angelika handelt und ich werde Herrn van Blombirk ganz entſchieden gegenüber treten, zu⸗ mal ich nun ſeine wahre Geſinnung durchſchaue. Doch ſprechen wir jetzt lieber von Angelika und Albrecht. Angelika iſt immer noch etwas nervös und aufgeregt und der Arzt hat ihr die äußerſte Ruhe empfohlen; wenn ſie indeſſen die beglückende 5 Nachricht empfängt, daß Albrecht ſie wieder liebt, ſo wird ſie wohl, denke ich,“ fügte die Indierin lächelnd hinzu, „wohl raſch wieder geſunden.“ * „Dies iſt auch meine Anſicht,“ pflichtete Frauu von Wulfenſtein gleichfalls lächelnd bei, „und ich werde Albrecht ſchleunigſt hierüber ins Gebet nehmen, denn mir hat es ſchon ſeit einiger Zeit geſchienen, als ob er für Angelika nicht blos die Gefühle eines Vetters hege.“ i Die beiden glücklichen Mütter beſprachen nog längere Zeit in traulichem Geſpräch die Zukunſt ihrer Kinder und Frau von Wulfenſtein ſchied, ver⸗ ſprach ſie, daß ihr Sohn Albrecht in den nächſten Tagen auf Schloß Gnanſtein erſcheinen würde, um ſich das Jawort aus dem Munde Angelika's ſelbſt zu ee 0 115 8 1 De Se von Roden war durch die junge Unterredung mit ihrer Schwägerin in ihrem ſchon längſt gehegten Vorſatze, die Verlobung Augelikass . mit Herrn van Blombirk aufzuheben und Überhaupt 5 9 alle Verbindungen mit demſelben zu loͤſen nur noch beſtärkt worden. Denn das, was ihr Frau vonn Wulfenſtein über den Charakter und den Lebens ·