2 Poſtproviſion. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierte ljährlich 1 M. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mt. 70 ercl. 0 5 5 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die eeinſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local- Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Bei größeren Aufträgen ent⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeikung können zu jeder Zeit gemacht werden. Wiltwoch, den 6. Februar 1884. Hehch g Volititt dung z Karlsruhe, 3. Febr. Der Oberbürgermeiſter 5 I. . —unſerer Stadt hatte dieſe Woche eine längere Audienz ig bei ee beim Großherzog, in welcher über den Stand der Vorarbeiten über den Kanal Straßburg⸗Kehl⸗Karls⸗ ruhe⸗Germersheim geſprochen wurde. Nachdem nun die Pläne ſoweit ausgearbeitet ſind, um ſowohl be⸗ züglich der Lage als auch der Koſten des Kanals ſicheren Anhalt zu haben, ſollen die Verhandlungen mit der Stadt Straßburg wieder aufgenommen erden. Nach dem Projekte findet der Uebergang er Kanalſchiffe über den Rheiu unterhalb der Kin⸗ zigeinmündung in denſelben ſtatt. Von da wird ach Kehl aufwärts ein Stichkanal, um den Bahn⸗ runs hof Kehl zu erreichen, hergeſtellt. Abwärts bleibt b ein der Kanal, die Orte Auenheim, Leutesheim, Diers⸗ 925 E heim und Honau berührend, bis Rheinbiſchofsheim in der Rheinniederung, zwiſchen dieſem Orte und Neufreiſtett ſchneidet derſelbe in das Hochgeſtade ein und berührt die Orte Membrechtshofen, Muckenſchopf Scherzheim, Lichtenau, Ulm, Schwarzach, Stollhofen, Soll ingen, Hügelsheim, Iffezheim, Sandweier, Nie⸗ derbühl, Raſtatt, Oedigheim, Biedigheim, Durmers⸗ heim, Mörſch, Forſchheim, Grünwinkel, Karlsruhe, Mühlburg, Welſch⸗ und Deutſch⸗Neureuth, Eggenſtein, Leopoldshafen, Linkenheim, Hochſtetten, Lindolsheim, Rußheim und Germersheim. Mit dem Kanal ſoll gleichzeitig auf deſſen rechten Ufer eine Eiſenbahn hergeſtellt werden als Fortſetzung der Rheinthalbahn, on Karlsruhe bis Kehl. Soweit der Kanal in der Rheinniederung ſich befindet, wird deſſen linksſeitiger Damm als Hochwaſſerdamm ausgeführt. Die Ha⸗ enanlagen in Raſtatt werden ſich dem beſtehenden Bahnhofe anſchließen. Jene in Karlsruhe werden üdweſtlich von Karlsruhe ausgeführt. Große Waffer⸗ kräfte werden zur Entwickelung kommen: bei Schwarz⸗ bach 7 Meter Fall (ouf den Meter Fall ergeben ſich bz. 40 Kubikmeter Waſſer und 400 Pferdekräfte), zwiſchen Sandweier und Raſtatt 6,7 Meter Fall, bei Karlsruhe 10, bei Eggenſtein 3, bei Linkenheim 4 Meter Fall. Die Koſten des Kanals ſammt Bahnanlage ſind auf die Kleinigkeit von 35,000,000 Mork berechnet. Bis zur Verwirklichung dieſes Projekts wird noch mancher Tropfen Waſſer den Rhein hinunterfließen. Karlsruhe, 3. Febr. Bei den Finanzbe⸗ amten zirkulirt gegenwärtig eine Petition an Großh. Finanzminiſterium, worin gebeten wird, daß erſtens der bisherige Durchſchnittsgehalt von 3700 Mark (Minimum 1800 M., Maximum 4500 M.) auf einen die Gleichſtellung mit anderen Beamten gleichen Ranges ermöglichenden Betrag erhöht und zweitens den kaſſenführenden Beamten und Gehilfen ein Mankogeld bewilligt werde. In der Motiviruug wird hervorgehoben, daß das Maximum des Gehalts im günſtigſten Falle erſt mit 27 Dienſtjahren und 60 Lebensjahren erreicht wird, während es anderen Beamten gleichen Ranges ſchon im Anfang des 16. Dienſtjahres zu Theil würde, und daß ferner den Beamten bei der Eiſenbahnbetriebsver⸗ waltung, Bodenſee⸗Dampfſchifffahrt, Generalſtaats⸗ kaſſe und Amortiſationskaſſe Mangogelder, zum Theil in anſehnlichem Betrage bewilligt ſind. Berlin. 2. Febr. Daß dem Reichstage ſehr bedeutende Nachtrags Etats beſonders für die Ma⸗ rinezwecke zugehen werden, wird jetzt von Niemanden mehr beſtritten. Die Summe, die nachträglich zum Budget 1884/5 für die Marine gefordert werden ſoll, wird jetzt ſchon auf 18 Mill. M. angegeben. In der ſchon oft erwähnten Denkſchrift des Chefs der Admiralität ſoll die Nothwendigkeit einer Ver⸗ mehrung ſowohl des Flottenmaterials wie auch des Perſonals detaillirt nachgewieſen werden. Es wird nicht nur eine bedeutende Vermehrung der Torpedo⸗ boote verlangt, ſondern auch an der Vermehrung des Panzermaterials im Rahmen des Flottengründ⸗ ungsplanes von 1873 feſtgehalten werden. Die For⸗ derung zur Durchführung der ſämmtlichen in der Denkſchrift als nothwendig bezeichneten Neubeſchaf⸗ fungen ſoll 140 Millionen betragen. i Wien, 31. Jan. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Verordnung des Geſammtminiſte⸗ riums vom 30. d., womit auf Grund des Geſetzes vom 5. Mai 1869 für den Gerichtsſprengel Wien, Korneuburg und Wiener Neuſtadt Ausnahmsverfü⸗ gungen getroffen werden, welche ſich gleichzeitig auf verdächtige Briefe und auf gefährdende Druckſchriften erſtrecken. Eine weitere Verordnung des Geſammt⸗ miniſteriums hebt die Geſchworenengerichte für den Gerichtsſprengel Wien⸗Korneuburg auf. Paris, 3. Febr. Rouher iſt heute Vor⸗ mittag um 9 Uhr geſtorben. Rouher war ſeit geſtern Nachmittag 4 Uhr in einem Starrkrampfe. Eugen Rouher wurde am 30. November 1814 zu Riom geboren. Vor Betreten der politiſchen Laufbahn war Rouher geſuchter Advokat in ſeiner Heimath⸗ 85 ſtadt. Nach im Jahre 1879 erfolgten Tode des kaiſerlichen Prinzen erklärte Rouher, daß er ſeine Rolle zu Ende geſpielt habe, er zog ſich ins Pri⸗ vatleben zurück und trat nur noch wenig in die Oeffentlichkeit. 5 Kairo, 4. Febr. Der Feind griff geſtern früh das befeſtigte Lager von Suakim an, zog ſich aber nach einſtündigem Feuergefechte zurück. Sechshundert Negertruppen ſind abgegangen um ſich mit Baker Paſcha im Trinkal zu vereinigen. — Die Garniſon Singals machte um zu fouragiren einen Ausſall, 1 Angeliſta. Novelle von C. von Cenzendorf. M.Nachdruck verboten.) 9 Fortſetzung. „ „Ich kann mich nun aber einmal nich dem Gedanken losmachen, daß wir eigentlich die be⸗ rechtigten Erben Sigismund ſind und wenn ich da⸗ ran denke, wie dieſes frühere Hindu-Mädchen, welche vielleicht, ehe Sigismund ſie kennen lernte, mit ihren Eltern in einer Bambusrohrhütte wohnte und Tag für Tag die niedrigſten Dienſte verrichten mußte, jetzt im Beſitze der Millionen unſeres Bruders das Leben eines Fürſten führt, während es uns nur mit Mühe und Noth gelingt, ſtandesgemäß aufzu⸗ treten, ſo mochte ich mit dem Schickſal hadern.“ f Frau von Wulfenſtein ſtützte ihr Haupt ge⸗ dankenvoll auf ihre Rechte und verſetzte: „Du wirſt Dich indeſſen doch darein finden müſſen, daß Aida von Roden im Beſitz ihrer Erb⸗ ſchaft bleibt und ich kann Dir auch beſtimmt ver⸗ ſichern, daß weder Aida noch ihre Tochter Angelika, unſere Nichte, durchaus keinen unwürdigen Gebrauch von den Millionen unſeres Bruders machen, obwohl ſie in ihrer Naivetät von der bevorzugten Stellung, welche Ihnen dieſe rieſige Vermögen in der Geſell⸗ ſchaft anweiſen würden, keine Ahnung haben. Ue⸗ — brigens wirſt Du Dich doch entſchließen müſſen, mit der Gräfin von Roden demnächſt einen Beſuch auf Schloß Gnuanſtein zu machen —“ „Wie,“ unterbrach ſie ihr Bruder ungeſtüm, „Du verlangſt auch noch, Marie, daß ich und Hertha dieſem Abkömmling einer Hindu-Familie — denn das iſt und bleibt Aida von Roden für mich trotz ihrer Millionen — einen Beſuch abſtatten, daß wir Aida womöglich um Verzeihung bitten ſollen, daß wir es überhaupt gewagt haben, ihr das uns recht⸗ mäßig zukommende Vermögen unferes Bruders ſtreitig zu machen? Nein, Marie, Du weißt nicht, was Du verlangſt!“ „Ich weiß ſehr wohl, was ich thue, wenn ich Dich und Hertha bitte, unſerer ſo einſam daſtehen⸗ den Schwägerin durch Euren Beſuch endlich einmal ein Zeichen von Theilnahme zukommen zu laſſen,“ erwiderte Frau von Wulfenſtein mit Nachdruck und, auf ihren Bruder zuſchreitend, ſchlang ſie ihre Arme um ſeinen Hals, ſah ihm innig in die Augen und fuhr mit bewegter Stimme fort: „Lieber Maximilian, wenn Du doch wüßteſt, welch' ein edler Charakter dieſes „frühere Hindu⸗ mädchen“ iſt und welch' einen Schatz edler Weib⸗ lichkeit dasſelbe in ſich birgt! Freilich, eine Salon⸗ Taktgefühl, ſie offenbart einen ſo lebhaften und em⸗ 1 pfänglichen Sinn für alles Schöne und Edle, daß man ſich unwillkürlich zu ihr hingezogen fühlt. Und welch' ein reizendes Geſchöpf iſt nicht dieſe Angelika in ihrer köſtlichen Najvetät und in ihrer ganzen lieblichen Erſcheinung! Wenn Du Deine „indiſche Nichte“ nur einmal geſehen und geſprochen hätteſt, Du wäreſt von allen Deinen Vorurtheilen und aller Eingenommenheit gegen die Familie unſeres guten Bruders befreit. Lieder Maximilian, wenn Du mich nur ein wenig lieb haſt, ſo erfülle meine Bitte und 3 entſchließe Dich mit Hertha zu einem Beſuche bei unſerer Schwägerin Aida. Bedenke, einmal zu unſeren nächſten Verwandten gehören, ſo haben ſie gewiß ein! Recht darauf, doß wir ſie dem⸗ gemäß behandeln und in unſern Familienkreis ziehen. Noch einmal, Max, bitte ich Dich, gieb dieſen falſchen Stolz und dieſes Vorurtheil gegen die Familie un⸗ ſeres theuren Bruders auf, Du würdeſt mich ſonſt auf's Tiefſte verletzen, wie Du ja auch am beſten weißt, daß Deines bisherige Handlungsweiſe durchaus nicht den Intentionen Sigismunds entſpricht.“ Baron Maximilian nagte zornig an ſeiner Unterlippe und ſchien noch keineswegs überzeugt zun dame iſt unſere Schwägerin nicht, dazu paßt ſie ſein, aber ſeine z Schweſter ließ omit Bitten und Vor⸗ wegen der Abgeſchloſſenheit, in der ſie bisher gelebt ſtellungen nicht nach, ſo daß er ſich endlich, wenn hat, entſchieden nicht. Aber ſie gibt ſich ſo einfach und natürlich, ſie beſitzt ein ſo angeborenes feines f auch nur unter Widerſtreben, zu dem Verſprechen herbeiließ, nicht nur alle Ffeindſeligkeiten gegen Aida daß ſie und Angelika doch ſo allein daſtehen und da ſie nunn