— Aus Karlsruhe ſchreibt man dem „Anz. f. St. u. Ed.“: Vor einigen 20 Jahren verließ ein hieſiger adeliger Herr ſeine junge Frau und machte mit deren jüngeren Schweſter eine Reiſe über das Meer, worauf die Ehe gerichtlich geſchieden wurde. Nachdem die Entführte geſtorben war, kehrte der Herr nach Deutſchland zurück und bekam eine Staats⸗ anſtellung in Preußen. Vor einigen Wochen, hat er ſich nun mit ſeiner geſchiedenen Frau wieder verheirathet und zwar bürgerlich und kirchlich. — Minden, 28. Jan. Zwei Artilleriſten und ein Jufanteriſt, welche geſtern zum Beſuche ihrer Fam lien in der Nähe von Bückeburg waren, kehrten in der Dunkelheit auf dem Bahndamme zu⸗ rück, wichen einem entgegenkommenden Güterzuge aus, indem ſie auf das zweite Geleiſe traten und wurden von einem hinter ihnen auf dieſem zweiten Geleiſe heranbrauſenden Perſonenzuge überfahren! Drei Leichen! — Göttingen, 28. Jan. Soeben durch⸗ läuft unſere Stadt die Schreckenskunde, daß unſer weltbekannter Aſtronom u. Meteorolog Prof Klinkerfues ſeinem Leben durch Erſchießen ein Ende gemacht hat. Zerüttete Vermögensverhältniſſe und das drückende Gefühl abnehmender Körper und Geiſtes⸗ kräfte haben den originellen Mann und genialen Gelehrten zu dieſem Schritte gebracht. F. W. Klingerfues iſt geboren den 29. März 1829 zu Hofgeismar in Oberheſſen, erhielt ſeine Vorb'ldung auf der Real⸗ und polytechniſchen Schule zu Kaſſel, war als Geometer beim Bau der Main⸗Weſerbahn angeſtellt, wurde von Ganß, der ſeine große ma⸗ themathiſche Begabung erkannte, nach Göttingen ge⸗ zogen, 1851 hier als Aſſiſtent, 1853 ols Obſer⸗ bator, zuletzt als Direktor der Sternwarte und als ordl. Prof. in der philoſ. Fakulität angeſtellt. Durch ſeine aſtronomiſchen und meteorologiſchen Entdeckungen und Erfindungen, durch ſeine Berechnung von Pla⸗ neten⸗ und Kometenbahnen, durch ſein Leſebuch der Aſtronomie und durch Abhandlungen in verſchiedenen Zeitſchriften hat er ſich in der gelehrten Welt, durch ſeinen Hygrometer und ſeine Wetterprognoſen im großen Publikum einen Namen gemacht. — Aus der Ortſchaft Oberhart bei Wels in Oberöſterreich wird ein neuer Raubmord ge⸗ meldet. Der Schmied Felbermoyer, der einen Ta⸗ bakladen beſaß, 68 Jahre alt, perſönlich ſehr kräftig wurde mit einem Nudelwalker niedergeſchlagen und ſtarb nach mehreren Stunden, ohne die Beſinnung wieder erlangt zu haben. Der Mörder raubte eine Prieftaſche mit 17 oder 20 Eingulden⸗Noten und durchwühlte alle Gegenſtände; dann ſperrte er das Haus ab und entfloh. Verdächtigt iſt eine aus 3 Männern und einer Frau beſtehende Landſtreicher⸗ bande, welcher gegenwärtig nachgeſpürt wird. Das Haus Felbermayers liegt an einem belebten Kreuz⸗ ungspunkte an der von Wels nach Kirchdorf führen⸗ den Reichsſtraße. i — Man ſchreibt aus London: Ueber die Verheerungen und Unglücksfälle, welche der furchtbare Orkan am Sonnabend auf der ganzen Inſel anrichtete, laufen beſtändig Hiobspoſten ein, aus denen erhellt, daß der Sturm zu Lande, wie auf der See zahl⸗ reiche Opfer an Menſchenleben gefordert hat. Ein Telegramm aus Liverpool meldet den totalen Unter⸗ gang des Liverpooler Segelſchiffes „Juno“ unweit der Mündung des Merſey mit ſeiner 25 Köpfe ſtarken Mannſchaft. In der Nähe von Hyſhe ſtran⸗ dete der holländiſche Schoner „Perſonel“, wobei die Schiffsmannſchaft ertrank. Ein gleiches Loos wurde der 15 Mitglieder ſtarken Befatzung des Segel⸗ ſchiffes „Modgesca“ zu Theil, welches auf der Fahrt von Londonderry nach Monſreal zwiſchen Port Steward und Portruch an Klippen zerſchellte. In Roscommon (Irland) wurde ein neues Schulhaus theilweiſe umgeweht. Wenige Minuten vorher hatten die Schulkinder dasſelbe verlaſſen. Unweit der Station Letterkenny wurde ein ganzer Bahnzug durch die Gewalt des Orkans vom Geleiſe geweht und ſtürzte derſelbe einen ſteilen Damm herunter. Der Zug enthielt nur 11 Paſſagiere, die alle mehr oder minder erhebliche Verletzungen davontrugen. In Leeds wurde durch den Einſturz eines Daches eine junge Frau und deren vier Kinder im Schlafe erſchlagen. Ein ähnliches Unglück ereignete ſich in Windy Nosdk. Tyneſide. In Newcaſtle am Tyne wurde der Giebel der Allerheiligen Kirche arg beſchädigt und das Dach der Kirche ſelber theilweiſe zerſtört. Im Nordoſten von Schottland wehte ein heftiger Schneeſturm, der Verkehrsſtockungen verurſachte. Der Wellenbrecher von Port Erin, welcher L. 70,000 koſtete, iſt durch den Sturm gänzlich zerſtört worden. — Die „National⸗ Zeitung“ ſchreibt: Die „Memoiren Heinrich Heine's“ werden nun, wie wir bereits im Abendblatte telegraphiſch meldeten, doch endlich erſcheinen. Das Manuſcript iſt vor einigen Wochen in Paris geprüft und im Auftrage einer deutſchen Verlagsbuchhandlung, der Gebrüder Kröner in Stuttgart, erworben worden. An der Echtheit des Manubcripts iſt nicht der leiſeſte Zweifel möglich. Die Veröffentlichung wird zuerſt durch die „Gar⸗ tenlaube“ erfolgen und zwar ſchon in allernächſter Zeit. Das Manuſcript iſt von Anfang bis zu Ende in Heine's eigener Handſchrift und umfaßt die Zeit bis zu ſeiner erſten Liebe. Ueber das Verhälkuß dieſes Memoirenwerkes zu dem angeblich im Beſſtz des Herrn Guſtav Heine befindlichen Memoiren, über⸗ haupt über die vielen ſich an die Frage der Heine ſchen Memojren knüpfenden Möglichkeiten ſoll der eventuelle Herausgeber dieſer Hinterlaſſenſchaft Hein⸗ rich Heine's in einer Einleitung zu deren Veröffenl⸗ lichung Auskunft geben. — Nürnberg, 28. Jan. Am Sonnlag iſt der Polizei die Verhaftung eines Falſchmünzers, dem man ſchon lange auf der Spur war, gelungen. Derſelbe heißt Keerl und wohnt auf Schloß Vel⸗ denſtein bei Neuhaus. Zu ſeiner Verhaftung waren am Sonntag in der Frühe von hier aus ſechs Ge⸗ heimpoliziſten abgegangen. Den Fang den die Po⸗ lizei gemacht hatte, war ein vorzüglicher, da Reer und feine Frau verhaftet, ſowie die Beſchlagnahme der Papiere, der Inſtrumente, Werkzeuge, Stempel und Baarbeſtände an fälſchlich gemünztem Gelde erfolgte. Chriſtiana, 29. Jan. Eine große Feuerz⸗ brunſt hat in dem Städtchen Laurvig 621 Häußer zerſtört. Sicher aufbewahrt.] Vater: „Vor meinem Fritz iſt nichts ſicher; überall holt er die Banknoten heraus. Ich muß mir doch einen „Feuerfeſten“ anſchaf⸗ fen.“ — Onkel: „Ah was, leg' die Scheine in ſein corpus juris, da findet er ſie ſicher nicht.“ F Revanche.] Gaſt: „Aber das Bier iſt heute ſchlecht, man kann es ja kaum trinken!“ — Wirth; „Drucken S' nur die Augen zu und ſchlucken Sie's nunter.“— (10 Minuten ſpäter.) Wirth (zum Gaſt, der nur die Hälfte ſeiner Zeche bezahlt): „He! daß iſt ja zu wenig!“ — Gaſt: „Drucken S' nur dit Augen zu und ſchieben Sie's ein.“ [Ein intereſſantes Zollkurſoſum.] Schicht mir mein Freund aus Steiermark zwei ſteieriſche Kopaunen als Weihnachtßbraten und macht ſich den Scherz, ſie in ſteieriſche Bauerntracht zu kleiden, Was geſchieht? An der Grenze wird für die Ko⸗ paunen der übliche Satz von 50 Pfg. für das Stüc als Zoll erhoben, aber für ihre Anzüge wird „nach Vorſchrift“ 6 Mk als Zoll abgenommen, denn ſo⸗ viel iſt der Satz für neue Kleider. Wirklich ſeht neu, aber hart, was bei Geflügel ein Fehler. Redaktion, Druck und Verlag von Kark Moktfor⸗ mir Überlaſſen, ich ſtehe Ihnen gut dafür, daß Sie mit mir zufrieden ſein werden,“ fügte ſie lächelnd nzu. Dann, ſich erhebend, fuhr Frau von Wulfen⸗ ſtein fort: „Was die gerichtliche Entſcheidung anbelangt, können Sie dieſelbe ja einſtweilen behalten, denn glaube, daß dies Dokument in ihren Händen m beſten aufgehoben iſt. Doch nun will ich für heute ihte koſtbare Zeit nicht länger in Anſpruch nehmen, Herr Notar, zumal da ich auch noch einige othwendige Gänge zu beſorgen habe.“ Frau von Wulfenſtein reichte bei dieſen Worten dem Notar, der ſich gleichfalls erhoben hatte, die Hand und verließ das Gemach, von Herrn Boretius unter vielen Verbeugungen bis zum Eingang des Hauſes geleitet. Frau von Wulfenſtein ſtieg in den hier harrenden Wagen, nachdem ſie dem Kutſcher die Adreſſe ihres Bruders, des Barons Maximilian von Roden, angegeben hatte. Während der Fahrt berlegte ſie, was nach dem Ausgang des Prozeſſes unmehr zunächſt zu thun ſei und kam zu dem eſultate, vorläufig ihren Bruder davon zu über⸗ eugen, wie ſehr gerecht das in dem verlorenen rozeſſe gegen ihn und ſeine Schwägerin, die Gräfin on Roden, ergangene Urtheil ſei und ihn dann zu ewegen, das Verſäumte wenigſtens gut zu machen nd ebenfalls in nähere Beziehungen zu der Familie ſeines verſtorbenen Bruders zu treten. Frau von Wulfenſtein hoffte nicht mit Unrecht, daß, daß wenn ihr Bruder und die Gräfin von Roden erſt die nähere Bekanntſchaft ihrer verwittweten Schwägerin gemacht haben würden, ſie dann alle Vorurtheile egen die Indierin fallen laſſen würden und nament⸗ lich rechnete Frau don Wulfenſtein darauf, daß die 5 liebliche Angelika zur Vermittlerin zwiſchen ihrer Mutter und deren ſtolzen Verwandten werden könnte. Während ſich Frau von Wulfenſtein ſich dieſen und ähnlichen Betrachtungen hingab, war der Wa⸗ gen vor der Wohnung ihres Bruders angelangt; ſie verließ den Wagen und begab ſich nach dem Arbeitszimmer ihres Bruders, welcher das Erdgeſchoß eines ſtattlichen Hauſes in der N. Straße bewohnte. Frau von Wulfenſtein fand bei ihrem Eintritt in das Zimmer den Baron Maximilian auf dem Sopha liegend und mit der Lektüre eines Buches beſchäftigt. Als der Baron ſeine Schweſter erblickte, erhob er ſich raſch, begrüßte ſie kurz und ſagte dann: „Denke Dir, Marie, wir haben den Prozeß gegen die Wittwe Sigismunds verloren, es iſt kaum zu glauben. Noch vor einer Woche meinte Doktor Schurzer, der unſere Sache führte, daß unſere Chancen ausgezeichnet ſtänden und gratulirte mir bereits im Voraus zum Antritt der reichen indiſchen Erbſchaft; da gelingt es dieſem Boretſus, die Gültigkeit der Ehe Sigismunds und die Unanfechtbarkeit ſeines Teſtaments zu beweiſen und mit einem Schlage ſind alle meine und Hertha's Hoffnungen vernichtet. Aber ich werde nicht ruhen und raſten, bis ich eine Reviſion des richterlichen Urtheilsſpruches erlangt habe, ich werde alle Mittel in Bewegung ſetzen, um das Vermögen unſeres Bruders, um welches uns dieſe Indierin gebracht, doch noch für uns zu retten, ich werde —“ „Du ereiferſt Dich ganz unnöthig, lieber Bru⸗ der,“ unterbrach Frau von Wulfenſtein den immer erregter werdenden Baron mit ernſter Stimme, „ich komme ſoeben von Herrn Boretius, der mir ſchon den Ausgang des Prozeſſes mitgetheilt hat und was mir Herrn Boretius hierüber geſagt hat, kann 2 4 5 in meiner Meinung nur beſtärken, daß ein Verſuß Deinerſeits, eine Dir und unſerer Schwägerin Herihg günſtigere Entſcheidung des Gerichts in dieſer fei digen Prozeß⸗Angelegenheit herbeizuführen, durchauz unnütz ſein würde, denn Du weißt ja ſelbſt, daß weder die Gültigkeit der Ehe, noch das Teſtamen unſeres Bruders Sigismund angefochten werden können; wozu alſo dieſer doch vergebliche Verſuch, gegen die richterliche Entſcheidung zu appeliren „Und ſoll ich denn ruhig zuſchauen, wie die Millionen unſeres Bruders in den Händen dieſer Indierin bleiben, während wir alle Drei, ſowohl Du und die Gräfin Hertha von Roden wie ich, durch das Vermögen unſeres Bruders die Wappenſchilder derer von Roden und von Wulfenſtein wieder i altem Glanze erſtrahlen laſſen könnten 2“ frug Mo⸗ ximilian von Roden ſeinerſeits mit nur mühſam erſticktem Zorne, „Du biſt ungerecht, Maximilian, und in Deer Leidenſchaftlichkeit Uberſiehſt Du ganz und gar, daß doch Aida als ſeine rechtmäßige Gattin unſerem Bruder näher ſtehen mußte, als wir, die wir uns Sigismund gegenüber außerdem nichts weniger als entgegen kommend bewießen haben, und Aida war dahes ſeine natürliche Erbin. Daß ihr Beide, Hertha und Du, dies nicht einſehen wollt, ſchmerzt mich tief, entgegnete Frau von Wulfenſtein und ſah ihren Bruder jetzt mit ernſten Blicken an. l Maximilian von Roden durchwanderte einige Male das Zimmer und ſagte dann vor feier Schweſter ſtehen bleibend, noch mit immer ereglek Stimme: Fortſetzung folg 40 ff 1. b 1 al. U i Wa 0 1 — 31 l z N fache ohproti Mete ruft p Mag