beruht auf dem Prinzip freiwilliger Arbeit und Zucht und darf deshalb nicht mit den Beſtrebungen ver⸗ wechſelt werden, welche darauſ abzielen, der Ver⸗ waltungsbehörde und Polizei ein Recht auf Zwangs⸗ beſchäftigung von Vagabonden und arbeitsſcheuen Menſchen einzuräumen. Die Beſtrebungen, hierſür eine geſetzliche Grundlage ſchaffen, und zwar für das ganze Reich, werden neben den Bemühungen für Errichtung der Arbeiterkolonien fortgeſetzt. Straßburg, 27. Jan. Geſtern Abend ſind etwa 15 Handelsherrn hieſiger Stadt zuſammen⸗ getreten, um ein prov'ſoriſches Comite zur Herbei⸗ führung des Canals Straßburg Speyer zu bilden. Vorausſichtlich wird demnächſt an die Handelsſchaft in Straßburg und den Nachbarorten Schiltigheim, Grafenſtaden eine Einladung zu einer größeren Ver⸗ ſammlung ergehen, in welcher dann die Angelegen⸗ heit weiter berathen werden ſoll. Berlin, 28. Jan. Die in Berlin ſeit ei⸗ nigen Tagen ſtattfindende Verſammlung der aktiven Admirale der deutſchen Flotte, der HH. Graf Monts, v. Wickede, v. Blanck und Kühne, hat, ſo ſchreibt man der A. Z. von der Oſtſee, weſentlich den Zweck, einen neuen Flottengründüngsplan zu berathen und feſtzuſtellen. Es handelt ſich dabei beſonders um die wichtige Frage, ob in Zukunft für die deutſche Kriegsflotte noch gepanzerte Fregatten und Korvetten gebaut und auch die älteren und abgängig geworde⸗ nen derartigen Fahrzeuge, wie Friedrich Karl und Kronprinz, durch neue Panzerfregatten erſetzt werden ſollen, oder ob man von dem Bau von Panzerſchiffen in Zukunft gänzlich abgehen und ſtatt derſelben le⸗ diglich Torpedos erbauen und ausrüſten ſoll Daß die Torpedos eine immer größere Bedeutung gewinnen und bei allen Seekriegen der Zukunft von der ein⸗ greifenſten Wichtigkeit ſein werden, darüber ſind alle urtheilsberechtigten Seeleute ſowohl der deutſchen als jeder anderen Kriegsflotte einig. Im übrigen ſollen aber die Anſichten der jetzt verſammelten deutſchen Admirale etwas auseinandergehen. Einige derſelben glauben, daß, ſo lange in der engliſchen, franzöſiſchen, ruſſiſchen, italieniſchen, öſterreichiſchen, ja faſt jeder anderen großen europäiſchen Kriegsflotte, die Zahl der bisherigen ſchweren Panzerſchiffe nicht allein beibe⸗ halten, ſondern ſogar noch alljährlich vermehrt wird, auch die ohnehin kleine deutſche Flotte hiervon nicht ganz abweichen darf, und für die nächſte Zeit we⸗ nigſtens die bisherigen 7 großen ſchwereu Panzer⸗ fregatten und 5 Panzerkorvetten nicht verringern, ſondern ungeſchwächt beibehalten, und die alten un⸗ brauchbaren derartigen Fahrzeuge durch neue von verbeſſerter Konſtruktion erſetzen müſſe. Wien, 25. Jan. In Florisdorf wurde heute früh ein Geheimpoliziſt Blöch, als er ſich von ſeiner Wohnung nach dem Polizeikommiſſariat begab, von einem anſcheinend dem Arbeiterſtand angehörigen Manne erſchoſſen. Vorübergehende nahmen den Mörder ſeſt, welcher zu entfliehen ſuchte und brachten ihn nach dem Commiſſariat. Im Beſitze des Mörders, welcher jede Auskunft verweigert, wurden eine Dy⸗ namitbombe, ein Revolver und ein vergifteter Dolch gefunden. Wien, 25. Jan. Die Ermordung des De⸗ tectivs Blöch erregt das größte Aufſehen. In parla⸗ mentariſchen Kreiſen wird die Ergreifung bon Aus- nahmemaßregeln lebhaft erörtert. — Die neuerlichen Erhebungen ergaben, daß Blöch fünf Schüſſe erhielt Der Thöͤter ranbte dem Ermordeten Uhr und Kette, Börſe und Revolver. Bei der Leibesvpiſitation des Thäters wurde gefunden: zwei Flaſchen Gift, eine kiloſchwere Dynamitbombe, welch nach dem Gutachten des Technikers 200 Menſchen tödten könnte, ferner drei Revolver und zwei Dolche. Als er bei der Feſtnabme von Arbeitern durchgeprügelt wurde, ſagte er: „Die Geſellſchaft hat mich zum Mörder gemacht!“ Er verweigert bisher beharrlich jede Auskunft über ſeine Perſon und ſagt nur beim Verhör, er babe von der deutſchen Anarchiſten⸗Geſellſchaft die Miſſion erhalten, Blöch, welcher Schaffhauſer verhaftete, zu tödten. Verſchiedenes. — Heidelberg, 27. Jan. (§ 11 lautet „laß' Dich nicht erwiſchen, ſonſt kommſt Du da⸗ zwiſchen.“) Trotzdem die Bierbrauer vor allen an⸗ dern Menſckenkindern von dieſem wichtigen Para⸗ graphen Kenntniß haben ſollten — nun zur Ehre ſei's geſagt, die meiſten haben dieſelbe auch, was ſchon daraus hervorgeht, daß ſie den ominöſen § an irgend einer Stelle ihrer Schenklokale in unzweideu⸗ tigſter Weiſe angebracht haben — wirkt doch ſeit nicht langer Zeit hier einer dieſer ehrſamen und ſo nothwendigen Gilde der den angezogen Paragraphen gar nicht, oder doch ſehr ſchlecht zu kennen ſcheint. Geſtern Nachmittag verfügte ſich nämlich einer jener grünbekleideten Herren in deſſen Brauhaus, welchen das Geſchäft des Nachſehens, ob nichts geſchmuggelt wird obliegt und fand den Boden des Brauhauſes überſchmemmt: aber nicht etwa mit dünnem Waſſer, nein mit Bier, ob halb oder ganz geſotten wien wir nicht, aber ſo viel wiſſen wir, daß der Grün⸗ berockte in freundlichſter Weiſe den ungewöhnlichen „Bierſtand“ zu Protokoll nahm und der Bierbrauer wegen Außerachtlaſſung des § 11 jämmerlich „ge⸗ ſtripſt“ werden dürfte! — Straßanwart Jakob Wernz von Neckarau wurde heute Vormittag auf der Straße zwiſchen Mannheim und Neckarau von dem Fuhrwerk des Georg Wernz, Heinrichs Sohn, deſſen Pferde zügellos wurden, überfahren und am Kopf, Bruſt und Fü⸗ ßen erheblich verletzt. Der Verletzte wurde nach ſeiner Wohnung nach Neckarau verbracht und be⸗ findet ſich dort in ärztlicher Behandlung. — Karlsruhe, 27. Jan. Der Krimingl⸗ polizei iſt es dieſer Tage gelungen, im Gaſthaus „Zur Stadt Heidelberg“ eine aus mehreren Stromern beſtehende wohlorganiſirte Diebsbande zu entdecken und dingfeſt zu machen. Eine Menge in letzer Zeit verübter Keller- und Hausdiebſtähle wird dieser Bande zur Laſt gelegt. Der von deren Mitgliedern von da und dort entwendete Wein wurde zum Theil nach dem genannten Gaſthauſe gebracht ung daſelbſt gemeinſam getrunken, theilweiſe aber auc an andere Perſonen verkauft. Die geſtohlenen Klei⸗ dungsſtücke wurden gleichfalls veräußert, bei welchem Geſchäſte der dortige Hausknecht die Hehler⸗ keſp. die Vermittlerolle ſpielte. Von der Wirthin ſeſbſt wurden an entwendeten Gegenſtänden ein Tohf Schmalz, verſchiedene Hemden und ein angeſchniener Schinken käuflich erworben. Außerdem wurde ig letzter Woche eine ganze Reihe anderer theils gez⸗ ßerer theils kleinerer Diebſtähle in hieſiger Sladt ausgeführt. — Das große Kölner Dombauloos iſt an die richtige Adreſſe gelangt! 21 Arbeiter aus königlichen Eiſenbahnwerkſtatt in Siegen ſpielſg, wie dem „Frankf. Journ.“ mitgetheilt wird, ſammen 14 Looſe der Kölner Dombauloſterie, unit denen ſich auch die Nr 2639 befand, auf die der Hauptgewinn von 75,000. M. gefallen ſſt. Ei hübſches nachträgliches Weihnachtsgeſchenk. — Von Landau a. J., 22. Jan., erhälf die „Donauztg.“ Nachricht über ein grauenhaftes Verbrechen: In der Nähe von Haunersdorf wurde ein 14jähriges Mädchen ermordet. Daſſelbe wurde von dem Verbrecher zuerſt vergewaltigt und dann ſchnitt ihr das Scheuſal den Hals ab. Der Thäter ſoll ein Bauernknecht ſein, dem man auf der Spur if, — Zu den Wiener Raubmorden. Nachdem meine Blicke über den Fluß hinweg und über die Indigo⸗ und Kaffeefelder meines Vaters, dann über die ſich hier anſchließenden Dſchungeln bis zu den ſteiſen Bergzügen ſchweiften, welche die ausgedehnte Ebene am äußerſten Horizonte abſchloſſen. Ja, es war ſchön dort unter den ſchlanken, hohen Palmen — ober ich finde faſt, daß es hier unter ihren alten Linden noch ſchöner iſt und daß mir der Blick von Ihrer Veranda nach den blauen Bergen dort drüben noch beſſer gefällt als die Ausſicht, die ich von der Veranda unſeres indiſchen Landhauſes hatte.“ „So würden Sie alſo doch ungern von Deutſch⸗ land und von uns ſcheiden?“ frug Albrecht von Wulfenſtein und beugte ſich zu Angelika nieder, ihr forſchend in die ſchönen Augen ſchauend. Vaters ungern und zumal nach Bevern werde ich mich noch oft zurückſebnen,“ gab das junge Mäd⸗ chen ernſt zur Antwort; als ſie aber die mit halb flebendem, halb innigem Ausdrucke auf ſie gerichteten Augen ihres Couſtins bemerkte, da ſenkte ſie plötzlich erröthend ihre Augen zu Boden und ſchien ſichtbar befangen zu werden und auch Albrecht von Wulfen⸗ ſtein fand die frühere Unbefangenheit des Tones nicht wieder. Die beiden jungen Leute ſprachen jetzt von gleichgültigeren Gegenſtänden und vermieden es ge⸗ b kommen und auch ſeine Couſine war ſehr 55 einſilbig geworden, ſo daß Frau von Wulfenſtein, welche jetzt in Begleitung der Frau von Roden „Gewiß verlaſſe ich die Heimath meines theuren ſetzte das Mädchen hinzu: „Nicht wahr, Mama, fliſſentlich auf die Heimreiſe Angelikas zurückzukommen, auch verſuchte Albrecht einen ſcherzhaften Ton anzu⸗ jede Spur von Traurigkeit war wie mi l ſclagen, ober dies gelang ihm nur sehr undel. jede Sp igkeit war wie mit Zauberſchlag ebenfalls erſchienen war, verwundert ausrief: „Nun, Albrecht, was bedeutet dieſe Falte des Unmuths auf Deiner Stirn? Und auch Sie, lebe Angelika, ſchauen mir gar nicht ſo fröhlich wie ſonſt darein — da wird wohl das Eine oder das An⸗ dere beichten müſſen, was es gegeben hat, nicht?“ Frau von Wulfenſtein hatte dieſe Worte halb ſcherzhaft, halb ermahnend geſprochen, da flog An⸗ gelika von Roden auf ihre Mutter zu und ihre Arme um deren Hals ſchlingend, rief ſie mit thrä⸗ nenerſtickter Stimme aus: „O Mama, ſollen wir wirklich von hier, von dieſen guten Menſchen ſcheiden? Glaube mir, der Abſchied würde mir ſchwer werden und ich weiß ſchon jetzt, daß es mir in unſerer indiſchen Heimath nicht mehr ſo gefallen würde als hier bei unſern neuen Freunden!“ Und mit ſchmeichelnder Stimme wir gehen noch nicht ſobald fort?“ Die Baronin von Roden, welche von dem un⸗ erwarteten Gefühlausbruch ihrer Tochter einen Mo⸗ ment überraſcht war, wechſelte einen Blick des Ein⸗ verſtändniſſes mit Frau von Wulfenſtein und ent⸗ gegnete in zärtlichem Tone: a „Beruh'ge Dich mein Kind, ich habe meine Dispoſitionen wieder geändert, wir bleiben einſtweilen in Deutſchland und Du kannſt darum, mit der gü⸗ tigen Erlaubniß Deiner Tante, Bevern noch oft beſuchen.“ „Wirklich?“ jubelte das junge Mädchen und aus ſeinem Antlitz verſchwunden — Dir, Mama!“ Und ſich wieder zu ihrem Eouſin ſagte Angelika lebhaften Tones „o, ich danke wenden 15 f ſtein nicht, daß noch manche Hinterniſſe aus dem „Wir werden hoffentlich noch lange zuſammen ſein können, Vetter Albrecht und ich denke, daß See hierüber ebenſo erfreut ſind wie ich.“ Natürlich beeilte ſich Albrecht von Wulfenſtein, ſeine Freude über den Entſchluß der Baronin von Roden auszudrücken und der alte Frohſinn, der jeh wieder aus ſeinen Augen leuchtete, ſprach deuflicher als Alles für die Aufrichtigkeit ſeiner Worte. Die Baronin von Roden und Angelika vers lebten noch eine ſehr angenehme Stunde auf Beben und als ſie endlich von Frau von Wulfenſtein und Albrecht nahmen, wurde diesmal gleich auch der Tag feſtgeſetzt, an welchem man gemeinſam une der! Führung Albrechts den ſchon projektirten Ausflug in die nähere Umgebung der Reſidenz machen wolli, Während dieſer Ereigmiſſe hatte der Vrozeß, Ne von Baron Maximilian von Roden und der Gräfin bon Roden wegen des Teſtaments des Barons Sigismund von Roden angeſtrengt worden war, ſeinen, wenn auch langſamen Fortgang genommen und Frau von Wulee ſtein verſäumte es darum nicht, dem Anwalt der Be ronin Aida von Roden, Herrn Boretius von 3 zu Zeit einen Beſuch abzuſtatten, um ſich nach dem Gang des Prozeſſes zu erkundigen. Der Nechtsah⸗ walt hatte hierbei ſtets die feſte Zuverſicht ausge ſprochen, den Prozeß für die Indierin zu gewinnen, gleichwohl verhehlte Herr Boretſus Frau von Wulfen Wege zu räumen ſeien und namentlich betone die Schwierigkeit, beglaubigte Abſchriften herbei ſchaffen, durch welche die Gültigkeit der zwiſche Baron Sigismund von Roden und Aida Koroneds Calcutta abgeſchloſſenen Ehe bewieſen werden mußle 4 Fortſetzung folgt. withete i lun he mn 615 Aan fin r Jer hn d 9 Hat, vie i 4 4 sch geldtet Faellen. * 1 g Nun Conni 5. z f 15 n — 0