See, 45 . 55 5 deinſpaltig 290 15 f Erſcheint Mit Poſtproviſion. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. ag und koſte 1 Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die 1 e Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. 8 ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ 5 vierteljährlich 1 M. 20 Pfg. mit ilkuſtrirtem Anterhal tungsblatt 1 k. 70 excl Bei größeren Aufträgen ent⸗ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Feik gemacht werden. Wiktwoch, den 23. Januar 1884. Volitiſches. Karlsruhe, 18. Jan. Das Braumalz⸗ ſteuergeſetz iſt ſoeben veröffentlicht. Nach demſelben darf das Malz nicht durch andere Stoffe erſetzt werden. Malz, welches nicht zur Bereitung von Bier benutzt wird, unterſteht keiner Steuer. Der Steuerbetrag iſt 10 M. für 100 Kg. für unge⸗ brochenes Malz. Von der Steuererhebung im Nettogewicht (Säckemalz) kommen 2 Prozent Brut⸗ togewicht als Taxe in Abzug. — Den preußiſchen Miniſtern Maybach, v. Bötticher, Buchard, v. Scholz iſt der Orden vom Zähringer Löwen verliehen worden. Berlin, 19. Jan. (Abgeordnetenhaus). Nach zweitägiger Debatte iſt der Antrag Reichenſperger (Centrum) auf Wiederherſtellung kirchenpolitiſcher Verfaſſungsartikel heute erledigt worden. Reichen⸗ ſperger begründete ſeinen Antrag mit dem Hinweiſe, daß der katholiſchen Kirche das Recht gewährleiſtet ſei, ihren Kultus frei zu üben. Die Aufhebung der Verfaſſungsartikel habe die Katholiken in der freien Religionsübung behindert. Es ſei nicht ver⸗ verſtändlich, wie man glauben könne, durch eine Ve⸗ ſchrünkung der Rechte der Kirche die Machtſtellung des Staates zu verſtärken. Kultusminiſter v. Goß⸗ ler eiſucht das Haus, den Anträgen nicht zuzuſtim⸗ men, welche, wenn ſie wieder Erwarten angenommen werden ſollten, die Staatsregierung nicht ſanktioniren werde. Ueber die Begnadigung des Biſchofs von Münſter könne er bei der augenblicklichen Lage der Angelegenheit nicht ſprechen. Die Begnadigungsordre für die Erzbiſchöfe von Köln und Poſen würde von den Miniſtern kein einziger unterzeichnen; ſie liege nicht im Intereſſe des Staates und nicht in dem mit Rom, ſei die Regierung entſchloſſen, ſelbſtſtändig mit Verbeſſerungen vorzugehen. Die Regierung werde ſich dabei durch Anträge und Agitationen nicht drängen laſſen, da ſie in ihrem Vorgehen nur aufgehalten werden würde. Windthorſt ſagt, es ſei unerfindlich, warum die Biſchöfe von Köln und Poſen nicht zurückberufen werden könnten. Er erblickt in der Rede des Miniſters den Beginn neuer Kämpfe. Das Abgeordnetenhaus lehnte bei fortgeſetzter Berathung des Antrages Reichenſperger zuerſt eine von den Konſervativen eingebrachte motivirte Tages⸗ ordnung mit den Stimmen des Centrums und der Liberalen ab und dann den Antrag Reichenſperger ſelbſt mit den Stimmen der Konſervativen und Liberalen. Wien, 20. Jan. Der ruſſiſche Miniſter von Giers iſt heute früh gegen 7 Uhr hier eingetroffen und hat ſich nach kurzer Begrüßung durch den ruſſi⸗ ſchen Botſchafter, Fürſten Labanow, und das Per⸗ ſonal der ruſſiſchen Botſchaft in Begleitung des Fürſten Labanow nach dem Botſchaftspalais begeben. L Peſt, 19. Jan. Der oberſte Gerichtshof verurtheilte Spanka, Pitely und Berecz, die Mörder Mailath's zum Tode durch den Strang. China. Die katholiſchen Miſſionen in den ſüdlichen Provinzen Chinas ſollen ſeit der Expedition von Tonkin die Zielſcheibe neuer Verfolgungen ſein. Im Diſtrikt von San⸗Pan⸗Kiao in der Provinz Kuang⸗ſe hat eine aufgehetzte Pöbelſchaar das Haus des Paters Pernet zerſtört, der verhaftet, mißhandelt, mit den flachen Säbelklingen geſchlagen und mit dem Tode bedroht wurde. Den letzten Nachrichten zu⸗ folge hat dieſer Miſſionär geſchrieben, daß man von ihm 1000 Toéls (mehr als 7000 Francs) als Löſegeld begehre; er hoffe jedoch, die Mandarine würden ihn, zufrieden mit der Zerſtörung ſeines Hauſes, unter Bedeckung nach Conton ſchicken. Auch noch andere Miſſionäre ſollen auf Anſtiften der keine Verträge mehr achtenden Mandarine verhaftet worden ſein. 5 Verſchiedenes. 8 § Ladenburg, 21. Jan. Letzten Sams- tag hielt der hieſige Kriegerverein im ſchön dekörier ? ten Saale des Gaſthauſes „zum Hirſch“ ſeinen Vereinsball ab, der von den Mitgliedern zahlreich beſucht war und in heitererer Stimmung verlief. Am Schluſſe des Balles brachte Herr Vorſtand Köhler ein dreifaches Hoch auf das fernere Ge⸗ deihen des Vereines aus, dem die Kameraden kräftig beiſtimmten. ö — Ladenburg, 23. Jan. (Ausdehnung des Turnens,) Im Jahre 1883 beſtanden im Deut⸗ ſchen Reich und Deutſch⸗Oeſterreich 2698 Turn⸗ vereine, von denen 2451 den großen Bund der deutſchen Turnerſchaft bilden. Dieſe letztere umfaßt 3 eine Mitgliederzahl von 221,417 Mitgliedern, die ſich auf 2109 Vereinsorte vertheilen. Die große Maſſe von Vereinen und Turnern iſt in folgender Weiſe organiſirt: Nach geographiſchen Grundſätzen iſt Deutſchland und Deutſch⸗Oeſterreich in 17 Kreiſe getheilt, Jeder dieſer Kreiſe zerfällt wieder in eine Anzahl von Gauen. Die Verwaltung in dieſen Gauen, Kreiſen und in der deutſchen Turnerſchaft iſt nach einheitlichem Geſichtspunkt geordnet. Das Großherzogthum Baden bildet mit dem Elſaß und der bayeriſchen Rheinpfalz den Kreis X. und zerfällt in 13 Gaue mit 111 Vereinen, deren größter 750 Mitglieder zählt, während der kleinſte nur 10 faßt. Die Zahl der Turner beträgt im X. Kreis 9750. Vergleicht man dieſe Zahlen mit den älteren ſtatiſtiſchen Erhebungen, ſo ergibt ſich ein erfrenliches des Kirchenfriedens. Anlangend die Verhandlungen — 2 Novelle von C. von Cenzendorf. (Nachdruck verboten.) 1.5 Fortſetzung. Mit leuchtenden Augen ſah die Sprecherin bei dieſen Worten in die Ferne, ſo daß die Blicke Al⸗ brechis von Wulfenſtein mit Intereſſe und Theil⸗ nahme auf dem feinen, roſig angehauchten Antlitz Angelikas von Roden hafteten und erwiderte jetzt: „Wer allerdings wie Sie, liebe Couſine, ge⸗ wiſſermaßen nur auf den Park eines Schloſſes be⸗ ſchrä nit geweſen iſt, der wird überraſcht ſein, wenn er zum erſten Male einen Ausflug in die ja ſo reizende Umgebung unſerer Reſidenz macht und ich hoffe, daß Sie und meine gnädige Frau Tante nun⸗ mehr es ſich angelegen ſein laſſen werden, unſere nähere und weitere Umgebung kennen zu lernen, wobei ich mich den Damen als gewiſſenhafter Eice⸗ rone ganz zu Dispoſition ſtelle. Für heute freilich,“ fügte er lächelnd hinzu, „iſt es zu ſpät, um jenen Bergen dort drüben, die Ihre Sehnſucht zu erwecken ſcheinen, den ſogenannten Marwitzer Bergen, noch einen Beſuch abzuſtatten. Indeſſen können wir einen Spaziergang nach der Franzenhöhe, einer kleinen, noch inmitten unſerer Beſitzung gelegenen Erhöhung, unternehmen, don wo aus man ein weit ſchoͤneres, umfangreicheres Bild genießt, als der von der Ve⸗ randa aus und wenn die Herrſchaften nichts dagegen haben, ſo plaidire ich für die ſofortige Ausführung meines Vorſchlages.“ Der Vorſchlag fand ſo allſeitige Zuſtimmung, daß ſelbſt Herr van Blombirk nicht zu wiederſprechen wagte, obwohl ihm der längere Aufenthalt in dieſem fröhlichen Kreiſe ſichtlich immer unangenehmer wurde und ſo ſetzte ſich die Geſellſchaft in Bewegung. An⸗ fangs war die Unterhaltung eine allgemeine, aber der ſchmäler werdende Feldweg, welcher nach dem Austritte aus dem Garten, zu der Franzenhöhe führte, zwang die Geſellſchaft, ſich in Gruppen zu ſondern, deren erſte Albrecht von Wulfenſtein und ſeine Couſine bildeten, ihnen folgte lachend und ſchäckernd Herr von Singer und die beiden Fräu⸗ lein von Bakroth, hinter denen die Indierin, Frau von Wulfenſtein und Frau von Bakroth, ebenfalls in lebhafter Converſation begriffen, ſchritten. Herr van Blombirk bildete den Schluß des Zuges und beſchaftigte ſich eifrig damit, in einer Art ſchlecht verborgenen Zornes mit ſeinem Spazierſtöckchen den an beiden Seiten des Weges ſtehenden Blumen un⸗ barmherzig die Kopfe abzuſchlagen, wobei er jedoch nicht unterließ, von Zeit zu Zeit einen lauernden Blick nach Albrecht von Wulfenſtein und Angelika von Roden zu ſenden, welche Arm in Arm den übrigen etwas vorangeeilt waren und bereits die Franzenhöhe erreicht hatten. Mit einem Ausrufe des Entzückens betrachtete 5 1 Angelika das ſich eroͤffnendezlandſchaftliſche Ponoroma, denn man erblickte von hier aus nicht nur einen großen Theil der Reſidenz und der ſie im weiten Halbkreis einſchließenden Hügel mit den ſie bedeckenden Ortſchaften, ſondern über letztere hinaus noch ſchweifte das Auge, zu höher anſtrebenden Bergen, welche endlich am äußerſten Horizonte in blaue dunſtige Maſſen verſchwammen. a 3 Das junge Mädchen klatſchte vor Vergnügen in die Hände und meinte dann in ihrer naiven Art zu ihrem Begleiter: 1 „O, hätte ich nur eher gewußt, daß es hier ſo prächtig iſt, ich hätte gewüß Mama und auch meinen guten theuren Papa veranlaßt, mich dieſe herrliche Natur näher kennen zu laſſen, aber ſtatt deſſen bin ich nie über die Mauern von Gnanſtein hinausgekommen und während ich glaubte, daß es wohl nichts Schöneres geben könnte als unſeren Park mit ſeinen Teichen und Springbrunnen und ſeltenen Bäumen, ſehe ich jtzt, daß es noch weit ſchönere Dinge gibt.“ 1 „Darum bitte ich Sie inſtändig, theuere Cou⸗ ſine, ſich recht bald meiner Führung zu einem Aus⸗ fluge in die Umgebung unſerer Stadt anzuvertrauen, woran ſich ihre Frau Mutter gern betheiligen wird,“ warf Albrecht von Wulfenſtein ein. 1 „Ich werde ſie gleich darum bitten,“ gab An⸗ gelika zur Antwort und flog bei dieſen Worten