glieder des hiefigen „Gewerbe- und Induſtrie⸗Vereins“ find aus genanntem Verein ausgetreten und haben einen „Handwerkerbund“ gegründet. In ſeiner kon⸗ ſtituirenden Verſammlung wurde ein von Herrn Privatmann Krieg verfaßter Entwurf einer an die badiſche Ständekammer einzureichenden Bittſchrift verleſen, in welcher um Abänderung der Gewerbe⸗ ordnung zu Gunſten der Handwerker gebeten wird, insbeſondere wird darin die Aufhebung der Meſſen und Wanderlager und des Hauſirhandels verlangt. — Dem Kaufmann K. Weiſenburger in Mannheim wurde unter dem Grubennamen: „Katharina“ das Bergwerks⸗Eigenthum in dem bei Imsbach in den Gemeinden Imsbach und Falkenſtein, kgl. Bezirks⸗ amts Kaiſerslautern, im Regierungsbezirke der Pfalz gelegenen Felde von 2.000.600 Quadratmeter oder 200 Hektaren Flächeninhalt, zur Gewinnung aller in dieſem Grubenfelde vorkommenden Kobalerzte, verliehen. 5 — Pfälzer Tabak. Mannheim, 5. Jan. Mit dem Einkaufe von 188ger Tabaken will es nicht mehr vorwärts gehen, da die jetzt abgehängten Tabake größtentheils feucht und von mangelhafter Qi.aucalität ſind und Pflanzer im Preiſe keine Con⸗ ceſſionen machen wollen Verkäufe fanden ſtatt im Breisgau und Bühlerthale zu 25 — 30 M. und in der Rheinpfalz in den Orten Dammheim, Bornheim, Quaichheim, Mörlheim und Böhl von 12— 15 M. Alles per 50 Klg. excl. Steuer. 3 — Der badiſchen Landeszeitung ſchreibt man aus Neckarbiſchofsheim. Dank der von Seiten der landw. Centralſtelle und des bad. Frau⸗ envereins gewährten Unterſtützung konnte der Plan. hier eine Haushaltungsſchule für Bauerntöchter zu errichten, verwirklicht werden. Am 7. Januar ſoll die Eröffnung der Anſtalt mit einer entſprechenden öffentlichen Feier ſtattfinden. Der erſte Kurs wird von 12 Schülerinnen befucht werden. Möge die Schule ihren Zweck erfüllen und ein geſundes Ge⸗ deeihen finden zum Wohle unſerer landwirthſchaftlichen Bevölkerung. . — Folgendes Ereigniß, das ſich am letzten Freitag in Karlsruhe zutrug, dürfte manchen Leſer in Heiterkeit verſetzen: Ein Kaufmann in der Erbprinzſtraße erhielt am Freitag einen Korb in Eis verpackter Schellfiſche und ſtellte dieſelben nach Entfernung des Deckels in ſeinen Hausgang. Bald darauf kam der Kehrichtfuhrmann vor's Haus ge⸗ Kiſten vor ſich zu haben, bevor ihn noch der dazu mmende Kaufmann daran zu hindern mochte, den Granada des Fiſchkorbes in den Schuttwagen. — In einem Eiſenbahnwagen 2. a einigen Tagen von Appenſpeier in Str einlef, 8 110 einem Schaffner 120,00 Mk. Werkhpapiere gefunden und der Bahnbofverwaltung überliefert. Die Papiere waren englische Beſitttel und konnten nur gegen ſogenannte Aſſekuranz Le⸗ gitimationen eingewechſelt werden. Der Beſitzer batte übrigens den Verluſt bald bemerkt und ſeinen Sohn auf die Suche nach den Papieren geſandt. Dieſem wurden ſie inzwiſchen eingehändigt. Dem redlichen Finder wurde eine Belohnung von fünf Mark zu Theil. 9 1 Wel dan. Ein 2 jähriger Schuſtergeſelle machte ſich in der Neujahrsnacht den Spaß, im Wirthſchaftslokale „zur Neuen Welt eine Dynamitpatrone anzuzünden, () um ſo das Neue anzuſchießen. Die Folge war furchtbar. Das geräumige Lokal iſt in allen Theilen geſchädigt. Alle Fenſter ſammt den Vorfenſtern ſind hinaus⸗ gedrückt, Glasſcherben ſind bis über die Straße hin⸗ über zerſtreut. Gläſer, Teller, Stühle wurden zer⸗ trümmert. An der Exploſionſtelle zeigte ſich ein großes Loch im Zimmerboden. Stücke der Zimmer⸗ decke ſind herabgefallen. Aber auch der Urheber dieſes Unfugs wurde ſchwer mitgenommen. An Armen und Füßen wurden ihm mit ſeiner Beklei⸗ dung auch das Fleiſch vom Leibe geriſſen, und er mußte ſchwer verletzt in das Krankenhaus gebracht werden. Zwei Mädchen, welche zur Seite ſaßen wurden weniger an den Füßen verwundet. Die Dynamitpatronen ſind in Bregenz gekauft und wird der Verkäufer auch wohl zur Rechenſchaft gezogen werden. — Unſchuldig verurtheilt. Die Gne⸗ ſener Zig. meldet wieder einen Fall, indem ein Unſchuldiger zu lebenslänglichem Zuchthaus verur⸗ theilt worden iſt. Der ehemalige Wirth Auguſt Krüger war im Jahr 1873 wegen vorſätzlicher Brandſtiftung, durch welche der Tod eines Menſchen herbeigeführt worden iſt, zu lebenslänglicher Zucht⸗ hausſtrafe verurtheilt worden. Nachdem nun der Aermſte bereits zehn Jahre in dem Zuchthauſe zu Rawiſch geſchmachtet, ſtellte es ſich jetzt heraus, daß er unſchuldig verurtheilt worden ſei, denn der wirk⸗ liche Thäter hat kürzlich auf dem Sterbebette nicht nur vor den Seinigen, ſondern auch vor anderen Perſonen ſein Gewiſſen erleichtert und den Krüger als ganz unſchuldigen Menſchen bezeichnet. Die am 9. Dez. b. J. erfolgte Wiederaufnahme diefer Sache erwirkte die ſofortige Freilaſſung des Schwer⸗ geprüften. 5 — Koln, 6. Jan. Der 74 Jahre alle Kaufmann M. Lion aus Ehrenfeld, welcher be⸗ ſchuldigt war, einen Brandſchaden zu hoch angegeben zu haben und dieſerhalb bereits ein Jahr in Unter⸗ ſuchungshaft geſeſſen hat, wurde am 2. Januar von der Strafkammer auf Grund der Ausſagen der Belaſtungszeugen freigeſprochen und ſofort auf freſen Fuß geſetzt. 5 8 — Reval, 4. Jan. Der deutſche Dampfer „Prima,“ mit Getreide beladen und nach England gehend, iſt bei Hochland geſtrandet. — Der deutſche Dampfer „Tertia“ iſt beim Hafeneinlauß guf den Grund gerathen; der Bergedampfer iſt Hilfe eilt. 0 — Peſt, 6. Januar. Geſtern Abend wurde auf dem hieſigen Hauptzollamt eine eiſerne Kißß mit 240,000 Gulden geſtohlen. Die Kiſte war plötzlich verſchwunden; vier Poſtdiener wurden ber haftet, dieſelben leugnen aber entſchieden. Die Un terſuchung iſt ſofort eingeleitet, die geſammte Polize iſt in Thätigkeit. f — Ueber einen Gattenmord wird au Prag geſchrieben: In einem Häuschen der Kaſfer⸗ mühlen im Prager Vororte Bubentſch überfiel geſtern Nachmittags der 75jährige Zimmermann Noval ſein achtzigjähriges Eheweib, weil es ihm kein Rind fleiſch zum Eſſen gab, mit einer Axt und ſtreckee es mit mehreren Hieben nieder. Unter dem mark⸗ erſchütterten Geſchrei ſchleppte ſich die ſchwerkranke Tochter, die dem Vorfalle anwohnte, vom Lager, um dem Vater das Mordinſtrument zu entreißen. Nach verzweiflungsvollem Ringen ſank ſie mit der dem Vater entriſſenen Axt, zu Tode erſchöpft, nieder. während der wüthende Alte zum Tſſche ſprang, aus deſſen Schublade ein Raſirmeſſer herausriß und der bereits im Blute ſchwimmenden Greiſin einen niefe Schnitt vom Nacken bis zum Ohre beibrachte Abermals entwand ihm die Tochter die Mordwaff und ſchleuderte ſie in einen Winkel. Von dort her holte der Raſende das Raſirmeſſer abermals hervor und ſchnitt ſich ſelber in den Hals, worauf er zu⸗ ſammenbrach. Das greiſe Ehepaar wurde noch lebend in's Krankenhaus transportirt. eie Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. der gutherzige Baron Sigismund von? Roden, mein ſpäterer Gemahl in ſein Haus nahm.“ i „Und wie denken Sie denn in, Calcutta mit ihrer Tochter zu leben?“ frug Frau von Wulfenſtein z weiter. 5 „Die Indierin zögerte keinen Augenblick mit der Antwort und ſagte dann: „Wenn man noch einen theuren Todten be⸗ weint, ſoll man nicht von einer Hochzeit ſprechen; aber die außerordentlichen Verhältniſſe, in denen wir uns befinden, entſchuldigen meine Rede. Ich theile Ihnen daher mit, daß meine Tochter Angelika die Frau des jungen Herrn von Blombirk werden wird, wenn wir in Calcutta eingetroffen ſind.“ Der Frau von Wulfenſtein preßte dieſe Eröff⸗ nung das Herz zuſammen, ſie fühlte, daß eine fremde Perſon ſich zwiſchen die Wittwe und Tochter ihres verſtorbenen Bruders gedrängt hatte und daß der letzte Wunſch des Barons Sigismund von Roden nicht in Erfüllung gehen konnte, wenn der 1 1 1 ö 0 1 2 g 7 fahren und leerte in der Meinung, eine der bekannten ö 1 1 1 Herr van Blombirk die Tochter des Barons hei⸗ 4 5 rathen würde. Auch ſchien in dieſer Sache ſchon Alles abgemacht zu ſein und ein verhängnißvolles Zu ſpät!“ die Geſchwiſter des Barons um ihren Antheil an deſſen reicher Hinterlaſſenſchaft zu bringen. Frau von Wulfenſtein wollte aber doch noch möglichſt etwas über das Verhältniß des Herrn van Mombirk zu der Wittwe und Tochter ihres berſtor⸗ beten Bruders erfahren und fragte daher: „Wußte mein Bruder, daß Herr von Blom⸗ A ſich um die Hand ſeiner Tochter bewerbe?“ „Wie Herr von Blombirk mir mittheilte, Allerdings.“ erwiderte die Indierin, „Es ſcheint ſogar der Wunſch Sigismunds geweſen zu ſein, daß Angelika Herrn van Blombirks Frau werde.“ „Woraus ſchließen Sie das?“ fuhr Frau von Wulfenſtein in ihren Fragen fort. „Kurz vor ſeinem Ende ſagte mir Sigismund mit gebrochener Stimme: Liebe Aida, wenn möglich, bleibe in Deutſchland, unter der Bedingung, wie ich es in meinem Teſtamente wünſche. Iſt dies aber nicht möglich, ſo folge dem Rathe des Herrn van Blombirk,“ gab die Indierin zur Antwort. „Und Sie halten die Erfüllung des erſteren Wunſches meines Bruders, wie er denſelben in ſeinem Teſtamente niedergelegt hat, für unmoglich?“ bemerkte Frau von Wulfenſte in betroffen. „Wie mir Herr von Blombirk die Verhältniſſe geſchildert hat, allerdings,“ erwiderte die Indierin, „und ich ſelbſt muß ihm Recht geben. Fremd und ohne Freunde bin ich ja doch in Deutſchland ge⸗ blieben und die Verwandten meines ſeligen Gemahles kümmern ſich auch jetzt noch wenig um mich und meine Tochter. Sie ſind die Einzige, gnädige Frau, die mit ihren Söhnen, meinen Herren Neffen, kam, um uns kennen zu lernen, und als ihre Verwandte anzuerkennen. Aber wo ſind denn die übrigen Ver⸗ wandten meines Gemahls? Halten Sie ſich nicht verächtlich von uns fern? Und ſoll dieſes Benehmen uns dozu veranlaſſen, die Teſtamensklauſel Sigis⸗ munds in Ausführung zu bringen? Bei Gott gnädige Frau, Sigismund würde ebenſo denken und fühlen wie ich, wenn er da wäre und wüßte, daß die meiſten ſeiner Verwandten ſeine Witttwe und 7 mit den den behandelten.“ tau von Wulfenſtein fühlte nebſt i Söhnen die bittere Wahrheit 75 welche 5 10 50 Worten der Indierin für ſie la N d Frau von Wulfenſteiu ſagte ſogar 10 115 ; lberwunde 8 „als ſie ihre Wenge N 8 7155 „Leider muß ich Ihnen Recht geben, gnädige Frau, die Verwandten ihres Bruders haben aler⸗ dings nickt an Ihnen wie an einer Schwägerin gehandelt, das habe ich heute Morgen ſelbſt erfahren müſſen, ehe ich mit meinen Soͤhnen zu Ihnen ging. Es iſt ſchändlich, um es gerade herauszuſagen, daß mein Bruder Maximilian und meine Schwägerin, die Gräfin von Roden, es nicht für noͤthig erachlek haben, der hinterlaſſenen Wittwe und Waiſe unſeres guten Bruders Sigismund auch nur einen Beſuch zu machen. Ich darf aber hierüber kein Work ber lieren, denn es widerſtrebt mir auf das Heftigſte, als die Anglägerin meiner Verwandten zu erſcheinen, zumal es dabei leicht den Anſchein haben könnte, als wenn ich mich mit meinen Soͤhnen dadurch in ein beſſeres Licht ſtellen wollte. Wenn ſch noch eine Bitte bezüglich unſerer verwandtſchaftlſchen Verhältniſſe ausſprechen darf, ſo geht dieſe lediglich dahin, mir und den Geſchwiſtern das zu berzeihen, was wir zu Lebzeiten meines ſeligen Bruders an ihm verſäumt haben, und hinſichtlich der Hand⸗ lungsweiſe, die neuerdings mein Bruder Maximilian und die Gräfin Roden gegen Sie zeigen, nicht auh ſtreng zu urtheilen, denn es ſcheint mir, als 05 beide in thörichter Verblendung handeln und bald einſehen werden müſſen, wie unrecht ſie Ihnen und 25 ihrer Tochter thun.“ 5 „Ich danke Ihnen für ihre herzlichen Worke, es thut mir wohl, ſo zu mir ſprechen zu hören, in einer Lage, wo man faßt keinen einzigen Freund beſitzt,“ antwortete die Indierin. „Ich rechne be ſimmt darauf, daß Sie uns noch öfters mit Ihren Herren Söhnen beſuchen, ehe wir unſerr Reiſe nach Indien antreten, For iſe ang