Poſtproviſion. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mk. 70 excl Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 P fg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei großeren Aufträgen ent⸗ ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Zeit gemacht werden. 1884. eu enn l 5 0 i 00 eme d. 1 Volitiſches. . Tt 1975 Karlsruhe, 4. Jan. Durch eine ſoeben veröffentlichte landesherrliche Verordnung wird flür ſolche Perſonen, welche ſich dem öffentlichen Bau⸗ weſen widmen wollen, ohne die Prüfung im höheren Baufach beſtanden zu haben, eine Prüfung eie führt, nach deren Beſtehung ſie das Prädikat „Werkmeiſter“ erhalten. Für die Zulaſſung zu der, jährlich dahier im Frühjahr ſtattfindenden Prüfung wird neben der Eigenſchaft als Deutſcher das zu⸗ rückgelegte 21. Lebensjahr, der Beſuch ſämmtlicher Kurſe der Baugewerbſchule oder einer gleichwertigen Anſtalt, endlich eine Zjährige praktiſche Thätigkeit im Bauweſen erfordert. Durch die Prllfung ſoll die Befähigung zur Bauleitung als Werkmeiſter in ihrem ganzen Umfang nachgewieſen. In einer be⸗ 8 5 Jionderen Bekanntmachung ſind diejenigen Dienſte berzeichnet, auf welche in den Geſchäftskreiſen der Iperſchi enen Miniſterien den Werkmeiſtern die 5 Antwartſchaft zuſteht. Straßburg, 5. Jan. Feldmarſchall von Manteuffel beabſichtigt untet Beibehaltung des Poſtens als laiſerlicher Statthalter von dem Poſten als kommandirender General des fünfzehnten Ar⸗ meekorps zurückzutreten. New⸗ Mork, 5. Jan. Dr. Eduard Lasker iſt heute Nacht ein Uhr am Herzſchlag plotzlich ge⸗ ſtorben. Lasker kehrte zu Wagen von dem Diner bei dem Banquier Seligmann zurück, als er vom Schlag getroffen wurde. Der Wagen hielt ſofort. Seligmann, welcher ihn begleitete, half ihn aus dem Wagen bringen, wobei Lasker in ſeinen Armen ſtarb. Der Leichnam ſoll 5 15 1 095 n R e Aale bete den 9 Sander 5 75 100 Verschiedenes. dabtgüneg, 8. Jan. Auf Ee des Gemeinderaths zu einer Verſammlung der hie⸗ ſigen Bürger zum Zwecke einer Beſprechung über die Wiedererlangung eines Amtsgerichtes in Laden⸗ burg, erſchienen geſtern Abend eine große Anzahl derſelben auf dem Rathhaus. Herr Bürgermeiſter Huben eröffnete dieſelbe mit dem Bemerken, daß der Gemeinderath auf das Drängen von verſchiedenen Seiten hin, ſich ent⸗ ſchloſſen habe, eine Verſammlung anzuberaumen, obgleich ſie auch ſchon längere Zeit ſich mit dieſer Frage beſchäftigten, was das Schreiben des Land⸗ tagsabgeordneten Herrn Miniſterialrath Frech vom 4. d. Mts. beweiſt, in welchem dem Gemeinderath u. A. die Mittheilung gemacht wird, daß er zur Unterſtützung ihres Wunſches ſeinen ganzen Einfluß geltend machen werde, daß aber die Erfüllung mit großen Opfern für die Gemeinde verbunden wäre und vor allen Dingen die Zufage der erforderlichen Gemeinden nöthig ſei. Alsdann wurde der Be⸗ ſchluß des Gemeinderaths verleſen, wie ſie es für zweckmäßig erachte, in dieſer Angelegenheit vorzu⸗ gehen, welcher zwei Punkte feſtſetzt. Nach dem Be⸗ ſchluß hätte man ſich zuerſt zu verläſſigen ob über⸗ haupt die Gemeinden Schriesheim, Heddesheim, Seckenheim, Ilvesheim, Edingen, Friedrichsfeld, Neckarhauſen, Altenbach und Wilhelmsfeld ſich in den Ladenburger Amtsge richtsbezirk eintheilen laſſen reſp. wünſchen eingetheilt zu werden. Sagen die angeführten Orte nein, ſo fällt der zweite Punkt — die große Geldſfrage — allein weg. Der Beſchluß des Gemeinderaths wurde nun der allgemeinen Diskuſſion ausgeſetzt, wobei der Geldpunkt ſtark in Betracht kam und erſt eine vor⸗ herige financielle Beſchlußfaßung gewünſcht wurde. Nach längeren Auseinanderſetzungen wurde der An⸗ trag des Gemeinderaths angenommen und nun wurde zur Bildung von Kommiſſionen geſchritten, welche die Aufgabe haben, bei den obengenannten Gemeinden im Laufe dieſer Woche perſönlich ihre Aufwartung zu machen um dieſelben zu veranlaſſen, den Wunſch zu äußern, nach Ladenburg eingetheilt zu wer den. * Ladenburg, 8. Jan. Heute Nacht wurde hier ein ganz gemeines Bubenſtück ausgeführt. In der Nähe des Neckars oberhalb dem „Anker“ ſind ca. 30 Stück junge Obſtbäume, theils der Gemeinde theils Privatleuten gehörend, total ruinirt worden. Von dem oder den Thätern hat man noch keine Spur. — Ladenburg, 7. Jan. Der hieſige Narrenclub hielt am verfloſſenen Donnerſtag ſeine erſte diesjährige Generalberſammlung ab. In der⸗ ſelben wurde die Neuwahl von Vorſtandsmitgliedern vorgenommen, der Stand der Kaſſe für das ver⸗ floſſene Clubjahr den Mitgliedern mitgetheilt und ſonſtige Vereinsangelegenheiten erledigt. Mit leb⸗ haftem Intereſſe wurden die einzelnen Gegenſtände berathen und herrſchte bei der ganzen Verſammlung eine urfidele närriſche Stinmung. Dieſes Jahr wird der Club verſchiedene humoriſtiſche Abende veranſtalten und theatraliſche Aufführungen geben, an dieſe reiht ſich der übliche Feſtball an und den Schluß bildet ein großer närriſcher Maskenzug mit humoriſtiſchen Darſtellungen in verſchiedenen Ab⸗ theilungen. Es verſpricht ſomit der hieſige Narrenclub ſeinen Mitgliedern eine genußreiche Carnevalzeit und dürfte es unter dieſen Umſtänden an zahlreichem Beitritt zum Club nicht fehlen. — Mannheim, 4. Jan. Mehrere Mit⸗ Angeliſia. Novelle von C. von Lenzendorf. (Nachdruck verboten.) Fortſetzung. „Das mag alles richtig ſein,“ erwiderte Frau bon WMulfenſtein,, aber zweierlei iſt mir dabei un⸗ klar, erſtens daß in dem Teſtamente Sigismunds die beiden Plantagen nicht erwähnt ſind und 1 10 05 daß der junge Herr van Blombirk Ihnen ſo ſelt⸗ ame, ja grundfalche Begriffe beigebracht hat.“ „Hinſichtlich des eines Punktes kann ich Ihnen Aufklärung geben.“ ſagte die Indierin. Sigismund ühlte ſchon ſeit faſt einem Jahr, daß er mit ſeiner ehemals ſo kräftigen Geſundheit raſch bergab ginge 5 und da er nicht wollte, daß wir nach ſeinem Tode noch Sorge um die Verwerthung der beiden Kaffee ⸗ Plantagen haben ſollten ſo bot er dem olten Herrn van Blombirk zu einem ſehr mäßigen Preiſe die Plantagen zum Kaufe an. Ueber den betreffenden Briefwechſel vergingen natürlich Monate und ſchließ⸗ lich ſchrieb Herr van Blombirk, daß er mit der Kaufſumme einverſtanden ſei und daß ſein auf einer Europareiſe begriffener Sohn, den er mit guten Wechſeln auf die erſten Bankhäuſer verſehen habe, in den nächſten Monaten auch uns einen Beſuch abſtatten und uns die nöthige Kaufſumme einhändigen werde. Da über die baare Zahlung dieſer Summe nunmehr kein Zweifel mehr vor⸗ handen ſein konnte, ſo ließ er in ſeinem Teſtamente nur dieſe Summe als zahlbar von den Herren van Blombirk und Sohn in Calcutta in Indien auf⸗ führen, denn Sigismund wurde noch vor der An⸗ kunft des jungen Blombirk ſchwer krank und ordnete ſein Teſtament. Was nun ſpeciell mein Gemahl mit dem jungen Herrn van Blombirk in der Sache vereinbart hat, weiß ich nicht, denn die geſchäftlichen Angelegenheiten unterhandelten ſie meiſt in engliſcher Sprache, von welcher ich nicht genng verſtehe um den Inhalt geſchäftlicher Mittheilungen genügend beurtheilen zu können.“ Frau von Wulfenſtein und auch ihre beiden Söhne waren über dieſe Mittheilung der Indierin ſehr erſtaunt, denn hieraus ließ ſich ungefähr der Zuſammenhang hinſichtlich der Stellung und Hand⸗ lungsweiſe des Herrn von Blombirk gegenüber der Wittwe des Barons Sigismund errathen und be⸗ urtheilen. Albrecht, der älteſte Sohn der Frau von Wul⸗ fenſtein, der ſehr aufmerkſam dem Geſpräche der beiden Damen zugehört hatte, miſchte ſich in die Rede und fragte in freundlichem Tone: Da iſt es wohl auch Herr van Blombirk, welcher Ihnen ſo eiſrig zur Rückkehr nach Calcutta gerathen und den Inhalt des Teſtaments unſeres Onkels für werthlos für ihr Glück in Deutſchland erklärt hat, gnädige Frau?“ Die Indierin beſann ſich mit ihrer Antwort keinen Augenblick und erwiderte offenherzig: „Allerdings hat uns Herr van Blombirk ge⸗ ſagt, daß es das Beſte wäre, wenn wir mit ihm nach Calcutta zurückkehrten, denn in Deutſchland könne uns doch kein Glück blühen, weil wir hier keine Freunde hätten und deshalb unſeren adeligen Stand nicht wahren könnten. Nur derlacht und verſpottet würden wir werden, hal er geſagt. Unter dieſen Umſtänden iſt es ja allerdings beſſer, wir kehren nach Indien zurück.“ Frau von Wulfenſtein und ihre beiden Sohne fühlten allerdings, daß in den offenherzigen Worten der Indierin ein gut Stück Wahrheit lag und ſie wagten deshalb auch nicht direkt gegen den Entſchluß derſelben, nach ihrer Heimath zurückzukehren, zu ſprechen. Frau von Wulfenſtein hatte aber das glühende Bedürfniß, alle Verhältniſſe und Neben⸗ umſtände, die auf das Leben und die Zukunft ihrer räthſelhaften Schwägerin Bezug hatten, kennen zu lernen, und ſie fragte deshalb: „In Calcutta haben Sie wohl viele Verwandte, liebe Schwägerin?“ „O nein,“ erwiderte die Indierin, die meiſten meiner wenigen Verwandten dort werden inzwiſchen wohl geſtorben ſein, ich unterhielt auch wenig Verkehr mit ihnen, da ich eine arme Waiſe war, um die ſich Niemand kümmerte, als mich damals