Erſcheint Mittwoch Poſtprobſſion. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. VVVVVV und Samstag und koßtet vierteljährlich 1 WM. 20 Bfg. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 erel Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local- Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Bei größeren Aufträgen ent⸗ h Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen Beſtellungen auf dieſe Zeitung können zu jeder Feik gemacht werden. Nr. 2. Samſtag, den 5. Januar 1884. Folitiſches. Berlin, 2. Jan. Aus Rom kommt heute die Drahtnachricht, daß Herr v. Schlözer von hier aus neue Inſtruktionen erhalten habe, infolge deſſen er die Verhandlungen mit der Curie wieder aufge⸗ nommen habe. Die Erziehung des Klerus bildet hierbei einen Hauptfaktor. Ueber die Unterredung des Kronprinzen mit dem Papſte wird aus Kreiſen, die dem Erzbiſchof Ledochowski naheſtehen, mitge⸗ theilt, daß der Kronprinz neben den Inſtruktionen von Schlözer's noch perſönlich eine ſpezielle In⸗ ſtruktion für die Audienz erhalten hatte. Der viel⸗ beſprochene Bericht der „Nat. Ztg.“ ſei durchaus falſch. Der Papſt habe ſeine Anſicht über die Lage und über die aus dem Anarchismus drohenden Ge⸗ fahren ausgeſprochen. Der Kronprinz habe hierauf beſtimmte und befriedigende Erklärungen abgegeben. N Berlin, 2. Jan. Anläßlich des fünfzigſten Jahrestags der Gründung des deutſchen Zollvereins fand beim Finanzminiſter ein Feſtmahl ſtatt, an weſchem alle Miniſter die preußiſchen und nicht⸗ preußiſchen Mitglieder des Bundesraths, ſowie viele andere hohe Reichs⸗ und Staatsbeamte Theil nahmen. Der Finanzminſter hob in ſeiner Rede hervor, wie mächtig die materiellen Bedürfniſſe des Volkes auf die Verſöhnung des deutſchen Sondergeiſtes mit dem deutſchen Einheitsgeiſte hingedrängt, wie die Grün⸗ ung des Zollvereins die erſte praktiſche Verſchmel⸗ zung der beiden Richtungen geweſen, und wie der Zollverein in dem neu erſtandenen Reiche eine voll- befriedigende Geſtalt gefunden. Der Miniſter ſchloß mit einem dreifachen, begeiſtert aufgenommenen Hoch auf den Kaiſer und die deutſchen Bundesfürſten. Verſchiedenes. 25 — Ladenburg 2. Jan. Herr Theaterdi⸗ rektor Stöbe beabſichtigt auf kurze Zeit ganz nach Ladenburg überzuſtedeln und wählte hiezu den Saal zum Rheingau, weil es dort ermöglicht iſt eine größere Bühne anzubringen, wodurch die Vorſtel⸗ lungen ausführlicher zur Aufführung gelangen können. Es wird hiedurch Gelegenheit geboten, einige genuß⸗ reiche Abende zu verbringen, da uns ja die Geſell⸗ ſchaft Stöbe ſchon Proben ihrer Leiſtungsfähigkeit abgelegt. i „Man munkelt ſchon in Ladenburg.“ Wenn man die Zeit kurz vor den Wahl⸗ männerwahlen mit der Heutigen, kurz vor dem Wiederzuſammentritt unſerer Landboten vergleicht, ſo kommt einem guten ladenburger Urwähler der Stoßſeufzer: „Wo ſeid Ihr Lieben, zur Zeit mir geblieben?“ Ihr lieben Verheißungen und Verſprechungen nämlich, mit denen unſere guten Urwähler zum Gang zur Wahlmännerwahl geſtärkt wurden. Wie ſchwirrten damals „Kreisſiechenhaus und Amtsgericht ꝛc.“in der Luft herum! Und heute? Kaum ein halbes Jahr iſt in das Ländchen gegangen und wie ſtille iſt's und heimiſch in unſerm getreuen Ladenburg. Das Kreisſiechenhaus hat längſt unſere Nach⸗ barſtadt Weinheim zum Geſchenke erhalten und das Amtsgericht? Hin und wieder läßt einmal ein biedrer Bür⸗ ger das Wort am Biertiſche fallen, wie zur Frage, geſchieht denn in der Angelegenheit irgend etwas oder nicht? Jedoch Keiner kann ihm Antwort geben. Schon vor einigen Wochen wurde an dieſer Stelle auf die Dringlichkeit dieſer Angelegenheit auf⸗ merkſam gemacht und heute vor Thorſchluß iſt noch keine Antwort auf jene Anregung von maßgebender Seite erfolgt. — Man munkelt ganz geheimnißvoll, daß demnäch irgend ein Schritt in der Sache gethan werde aber das iſt auch Alles. — 85 Nun! Die Urwähler haben gewählt!! Die Wahlmänner ſind gewählt! 5 — Ladenburg, 3. Januar. Die Neujahrs nacht wurde auch dieſes Jahr in üblicher Weis zugebracht. Vor Mitternacht waren es die verſchie⸗ denen Wirthshäuſer, denen man vor Jahresſchluß noch einen Beſuch abſtattete, um in Freunden⸗ und Bekannten⸗Kreiſen noch ein Glas zu leeren. Nach 12 Uhr concentrirte ſich das Leben und Treiber mehr auf die Straßen; Fröſche wurden losgelaſſ und trotz Strafandrohung ſehr viel geſchoſſen. Di ſchöne trockene Witterung mag jedenfalls der Grund geweſen fein, warum man ſich etwas länger auf den Straßen aufhielt. Es mag dies auch weſent⸗ lich dazu beigetragen haben, daß ſich junger Männer bewogen fühlten in berſchiedene Straßen als Neujahrsgratulationen ein Ständch zu bringen. Lobend möge erwähnt werden, d trotz angeheiterten Köpfen keine Exceſſe vorgekommer find. 5 — Neckarhauſen, 2. Jan. Eine ſeltene Neujahrsunterhaltung bot geſtern der hieſige Land wirth D. den Neckarhäuſern und war das Schönſt bei der Sache, daß er dieſelbe auf ſeine Koſten zum Beſten gab. Landwirth Kr. eine Wette eingegangen, daß ſeir junges, ſehr zugfähiges Pferd im Stande ſei, 14 kräftige Männer, welche ſich an einem Seile feſtzu⸗ halten hätten, mit Leichtigkeit vom Platze zu ziehen. Dieſe Kraftproduktion ſand am Neujahrstage, Mit⸗ tags 1 Uhr unter den Augen einer großen Men⸗ Angeliſia. Nopelle von C. von Cenzendorf. 5 Nachdruck verboten.) Fortſetzung. „Sie haben Recht, Sie ſind eine edle Frau,“ entgegnete die Indierin und trocknete mit einem koſtbaren Tuche die Thränen, welche überaus aus ihren großen ſchwarzen Gluthaugen entquollen waren. „Bleiben Sie noch ein wenig bei uns, denn wer weiß, ob wir uns oft und lange ſehen konnen,“ fuhr dann die Indierin fort. „Ich bleibe gern noch eine halbe Stunde und werde Ihnen auch meinerſeits keine Hinterniſſe in Bezug auf ein öfteres Wiederſehen bereiten.“ ant⸗ wortete Frau bon Wulfenſtein. Das iſt ſehr freundlich von Ihnen,“ bemerkte die Indierin, „und ich glaube auch, daß es ihr aufrichtiger Wunſch, denn Sie haben ein gutes Herz, aber die Tage meines Aufenthaltes in Deutſchland nd für mich und meine Tochter gezählt, wir werden ſchon in einem der nächſten Monate nach Indien, nach Calcutta zurückreiſen.“ 85 Frau von Mulfenſiein erblaßte und wurde wieder roth im Antlitz Über dieſe Mittheilung ihrer Schwägerin. Sie wußte ſelbſt nicht genau Rechen⸗ ſchaft zu geben, warum ſie über dieſe Mittheilung ſo betroffen war. Frau von Wulfenſtein ſchwieg verwirrt, legte ihre feine Hand an ihre immer noch ſchöne Stirn und verſank in ein kurzes Nachdenken, während deſſen ihr die bunteſten Gedanken durch den Kopf wirbelten. Weshalb war ſie' doch hierherge⸗ kommen? — Um ihre räthſelhafte Schwägerin kennen zu lernen, um mit ihr Freundſchaft zu ſchließen und das an ihrem Bruder begangene Un⸗ recht an ihrer Schwägerin und deren Tochter wieder gut zu machen. Und jetzt ſagte ihr dieſe Frau, ſie wolle bald mit ihrer Tochter Deutſchland auf immer verlaſſen, auch verlaſſen mit den Mill onen des ver⸗ ſtorbenen Barons, von welchem dieſer unter einer gewiſſen Bedingung die Hälfte an ſeine Geſchwiſter vertheilt wiſſen wollte. Sollte die Indierin gar keine Ahnung von der Exiſtenz des Teſtamentes haben? — Dies ſchien jedoch ganz unmöglich zu ſein, denn als Frau des verſtorbenen Barons mußte ſie ſo gut wie die übrigen Verwandten doch Kennt⸗ niß bon dem Inhalte des Teſtaments erhalten haben. Oder führte man hinſichtlich des Teſtaments wirklich eine Spiegelfechterei, eine Täuſchung vor den Augen der Verwandten auf und hatte dann ihr Bruder, der Rittmeiſter Baron von Roden, Recht, der das Teſtament anfechten wollte? — Der Frau von Wulfenſtein ſchwirrte es vor den Augen und ſie wußte einige Minuten lang nicht, was ſie zu der Mittheilung ihrer Schwägerin, ihre Heimreiſe nach Calcutta antreten zu wollen, ſagen ſollte. Endlich unterbrach Frau von Wulfenſtein die fatale Pauſe dadurch, indem ſie ſagte: 1 „Ach, ich bin ganz von den ſeltſamen Ein⸗ drücken die mir hier im Hauſe meines Bruders be⸗ gegnen, ergriffen, und ich finde faßt den Zuſam⸗ menhang der verſchiedenen Mittheilungen, die mir geworden ſind gar nicht heraus. Von was ſprachen wir denn ſoeben, nicht wahr, von Ihrer bevorſte⸗ henden Reiſe nach Indien?“ 5 „Ja, gnädige Frau,“ erwiderte die Indierin, „ich gedenke mit meiner Tochter die Reiſe in ein oder zwei Monaten anzutreten, wenn der Vermö⸗ gensnachlaß meines Gemahles geordnet und dass Schloß verkauft iſt.“ 8 Frau von Wulfenſtein ſchüttelte bedenklich das Haupt und ſagte: 1 „Warum wollen ſie uns, wo wir Sie eben kennen gelernt haben und in die hoheren Geſell⸗ ſchaftskreiſe einführen wollen, nun gerade verlaſſen und Deutſchland für immer den Rücken wenden? — Iſt dies der Wunſch Sigismunds geweſen? Kennen Sie den Inhalt ſeines Teſtaments nicht?!“ „O doch,“ erwiderte die Indierin treuherzig 5 „Wir ſollen in Deutſchland bleiben und und naiv. Angelika ſoll einen deutſchen Baron, am liebſten einen ihrer Neffen zum Manne nehmen, aber dass geht doch nicht an. Wir sind vollkommen fremd in dieſem Lande, unbekannt mit Sitten und Bräuchen 2 fremd in der Geſellſchaft, ohne Freunde, man traut Er hatte nämlich mit einem andern