Allgemeiner Denzeiger für Jadenburg und Schriesheim. Poſtproviſion. rechende Rabattbewilligung. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koftet c Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition uſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf vierteljährlich ! M. 20 Pfg. mit ikkuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 excl. eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden i , g., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiser“ Bei größeren Aufträgen ent⸗ 5 peditionen nehmen Inſerate für uns an. %%%%ͤͤͤ;/%ͤ g Nr. 103. Samstag, den 29. Dezember 1883. Die nächſte Nummer unſeres lattes erſcheint Montag den 31. d. Mts. bends. Es wird deshalb gebeten In⸗ ſerate ſchon Vormittags aufzugeben. Direktin — 1 Abonnement-Einladung. Mit dem erſten Januar beginnt ein neues — — Unſern Gönnern ſagen wir für die ſeitherige Gewogenheit. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich M. 20 Pfg. frei ins Haus geliefert und werden 5 eſtellungen ſowohl in der Expedition, wie bei den Zeitungsträgern angenommen. — Inſerate finden nktlichſte Aufnahme und werden billigſt berechnet. Gleichzeitig laden wir zur Beſtellung auf das Auſtirte Unterhaltungsblatt“ ein, das bei reich- tigem Inhalt auch ſchöne Illuſtrationen bringt d vierteljährlich nur 50 Pfg. koſtet. Ladenburg, im Dezember 1883. Die Redaktion & Expedition. Politiſches. 75 Berlin, 23. Dez. Der Kronprinz iſt mit flämmtlichen Begleitern heute früh 8 Uhr 22. Min. a auf dem Anhalter Bahnhof wieder in Berlin wohl⸗ behalten eingetroffen; zum Empfang bei ſeiner An⸗ 1 kunft waren der Erbprinz von Meiningen, der ita⸗ 7 Dire lüeniſche Botſchafter Graf Launay, der ſpaniſche Ge⸗ ſandte v. Benomar, der Polizeipräſident von Madai, der dienſtthuende Kammerherr der Kaiſerin, der Ge⸗ neralarzt Dr. Wegner, der Staatsſekretär Graf f uartal unſeres Blattes und laden zu Neubeſtellungen l ebenſt ein. Unterſtützung beſten Dank und bitten um fernere Hatzfeld und die Offiziere der vierten Armee⸗Inſpek⸗ tion anweſend. Der Kronprinz wurde vom Publi⸗ kum mit jubeldem Zurufen begrüßt. — Der Kaiſer empfing heute Mittag, gemeinſam mit der Kaiſerin, den von der Reiſe von Spanien nach Italien zurück- gekehrten Kronprinzen. Als letzterer das kaiſerliche Palais verließ, wurde er von dem zahlreich vor dem Valais verſammelten Publikum mit ſtürmiſchen Hurrahrufen begrüßt. Später wurden auch die Generale von Blumenthal und von Los von dem Kaiſer empfangen. Paris, 22. Dez. Aus Tongking liegt end⸗ lich die in Frankreich ſo lange erwartete frohe Botſchaft vor: „Sontay iſt genommen!“ Vier Tage hat der Kampf gewährt. Nachdem die äußeren Vor⸗ werke der am 16 Dez. nach heftigem Kampf und einem Berluſt von 73 Todten und 180 Verwun⸗ deten erſtürmt worden waren, hielt ſich der Feind bis zum 18. in der Citadelle, räumte dieſelbe aber in der Nacht und zog, ohne verfolgt zu werden, wahrſcheinlich ſtromaufwärts ab. Am 19. wurde dann die Citadelle von den Franzoſen beſetzt. Der franzöſiſche Verluſt wird in der neueſten Depeſche auf 14 Mann und 1 Offizier todt, 55 Mann und 5 Offiziere verwundet, angegeben. Dies bezieht ſich wahrſcheinlich auf die Verluſte am 17. und 18. d. M. Admiral Courbet iſt für dieſe Waffenthat zum Großoffizier der Ehrenlegion ernannt worden. Rom, 25. Dez. Der Papſt nahm geſtern anläßlich des Weihnachtsfeſtes die Glückwünſche der Kardinäle entgegen. Auf die von dem Doyen des Kardinal⸗Kollegiums, Kardinal die Pietro, verleſene Adreſſe ſprach der Papſt dem heiligen Kollegium ſeinen Dank für die dargebrachten Friedenswünſche aus und beklagte den unverſöhnlichen Haß der Feinde der Kirche, welche ohne Unterlaß und Erbitterung darauf hiuarbeiteten, ihr dieſen Frieden zu rauben. Selbſt in den am meiſten katholiſch geſinnten Ländern ſei der Geiſt der Rebellion gegen die Kirche zum Aus⸗ bruch gekommen und würden ihre Rechte angegriffen und ihrer Miſſion Hinterniſſe bereitet. Noch mehr geſchehe dies in Rom, wo jede Gelegenheit zu er neuerten Angriffen gegen das Papſtthum benutzt werde. Mit Bezug auf den früheren Jeſuiten Curci beklagt der Papſt, daß zu den äußeren Feindſelig⸗ keiten auch noch unwürdige Schriften undankbarer Söhne der Kirche hinzutreten. Verſchiedenes. 8 * Ladenburg, 28. Dez. Der hieſige Turn⸗ Verein hält ſeine Chriſtbeſcherung nicht am Sams⸗ tag, ſondern Sonntag den 30. Dez. Abends ab. B Ladenburg, 27. Dez. Das Ergebniß der am 3. ds. Mts. vorgenommenen Viehzählung in hieſiger Stadt iſt folgendes: 143 Pferde, 358 Stück Rindvieh; 2 Schafe; 703 Schweine; 47 Ziegen; 20 Bienenſtöcke; 627 Gänſe; 93 Enten; 1004 Tauben; 2247 Hühner und 19 welſche Hühner. 8 — In Ilvesheim brannte am 26 Dez. abends eine Scheune nieder. Durch die raſche Thä⸗ tigkeit der Feuerwehr und der Einwohnerſchaft blieb das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt. Der Brand⸗ platz iſt in der Nähe der Großh. Blindenerziehungs⸗ Anſtalt. 5 — Ein äußerſt frecher Diebſtahl wurde in der Nacht vom Mittwoch auf Donnerstag in Weinheim ausgeführt; es wurde nämlich aus der katholiſche Kirche eine Monſtranz und ein Speiſekelch iel, — Am Mittwoch früh war in Weinhei der Weg unterhalb der Eiſenbahn gegen Mannhiim Angelika. Novelle von E. von Cenzendorf. Nachdruck verboten.) 255 Fortſetzung. 10 55 Sie ſchritten, der Diener immer voran, durch Marmorgänge des Schloſſes und ſtiegen dann feiner breiten Marmortreppe in einen großen, 5 In dem Parke ſah man alle Herrlichkeiten der tur und botaniſchen Kunſt. Neben den einhei⸗ ſchen Zierpflanzen prangten die herrlichen Gewächſe Auslandes, auf das Sorgfältigſte gepflegt und chüzt durch entſprechende Vorrichtungen, der ſegel eines großen Weihers erglänzte ſtahlblau Mlich in der Mitte des Parkes, auf dem Weiher iſten ſchneeweiße Vögel neben anderen feltenen Waſſervögeln. Pfauen ſtolzirten in ihren Pracht⸗ gewändern an den Ufern des Weihers und hier d da ſah man bunte Papageien und rothfunkelnde Arraras ſich auf den Baumzweigen ſchaukeln und ibtſidll t ihren wunderlichen Stimmen die Luft erfüllen. 2 eſter zurück, et wa fünfzig Schritt von dem Weiher Ag fernt, erhob ſich ein großes, auf orientaliſche Art erbautes Gebäude und wenn man die Augen nach b 1 Endpunkten des Parkes richtete, ſo konnte man D . 5 geſchmackvoll und luxuriös angelegten Park ab. bemerken, daß derſelbe mit einer ſoliden, hohen Mauer auf allen Seiten umgeben war und ganz abſichtlich den Blicken der Neugierigen entzogen zu ſein ſchien. f Frau von Wulfenſtein war mit ihren beiden Söhnen bei dem Anblicke dieſes kleinen Paradieſes ſo überraſcht, daß ſie erſtaunt ſtehen blieben, und mit Entzücken auf die Herrlichkeiten des Parkes blickten. Der Diener, welcher das Erſtaunen der Herr— ſchaften bemerkte, ſagte freundlich: „Dieſer Park war in den letzten Jahren wohl die Welt des ſeligen Herrn und ſeiner Familie, die Außenwelt ſchien ihm ſo gleichgültig geworden zu ſein, daß er ſich hier eine kleine Welt nach ſeinem eigenen Geſchmack ſchuf und faſt auch nur hier ſein Leben verbrachte. Es gab auf dieſem Raume auch manche glückliche Stunde und herrliche Tage, aber ſeit der gnädige Herr todt iſt, wurde es auch recht ſtumm und traurig in dem Park und Schloſſe und Niemand ſcheint mehr eine rechte Freude an dieſen Herrlichkeiten zu haben.“ . 10 Wulfenſtein hatte mit ihren Söhnen gerührt den Worten des Dieners gelauſcht und ſich eine Thräne aus den Augen wiſchend, ſagle ſie: e ßen Glücke geweſen und unglücklich in Deinem großen geweſen 1 0 verblendet waren Deine Geſchwiſter!“ „Dort in jenem Hauſe, wir den In⸗ Bruder! Wie biſt Du doch ſo t b 0 und wenig engliſch, aber der ſelige Herr drang darauf, Fräulein wegen, die hier in „Deutſchland geboren zu, dicht mit Cigarren überſäet, ſo daß die 5 diſchen Garten nennen,“ fuhr der Diener fort, „trauert die Wittwe und Tochter unſeres ſeligen Herrn. Die Damen ſchienen anfangs auch mitſterben zu wollen, ſo krank und unglücklich fühlten ſie ſich nach dem Tode des gnädigen Herrn, aber es muß Ihnen eine Botſchaft überbracht worden ſein, welche ihnen wieder Muth eingeflößt hat, denn ſie ertrugen ihren Schmerz jetzt anſcheinend mit Geduld und Hoffnung,“ 8 Helle Thränen rannen bei dieſen Worten des Dieners über die Wangen der Frau von Wulfenſtein und auch ihre Söhne waren tief ergriffen. „Es muß ſein,“ ſagte nach einer kleinen Pauſe Frau von Wulfenſtein in entſchiedenem Tone. „Führen ſie uns zur Baroneſſe, Diener.“ 8 Darauf ſchritt man nach dem großen, wunder⸗ bar gebauten Haufe hinter dem Weiher. Einige Schritte vor dem Portale des Hauſes blieb Frau von Wulfenſtein ſtehen und fragte den Diener, ob die Baroneſſe und ihre Tochtee der deutſchen Sprache mächtig ſeien. 8 „So ziemlich,“ erwiderte der Diener, welchen in alle Geheimniſſe des Schloſſes eingeweiht zu ſein ſchien. „Sehr viele Mühe hat es der gnädige Frau gemacht, die deutſche Sprache ordentlich zu lernen,“ fuhr er fort, „ſie ſprach früher nur indiſch daß ſie ſeine Mutterſprache lerne, ſchon des gnädigen