— Mannheim, 10. Dez. (Schwurgericht) Unter dem Vorſitz des Großh. Landgerichtsdirektor Müller begannen heute die Schwurgerichtsverhand⸗ lungen für das 4. Quartal 1883 und kamen fol⸗ gende Anklageſachen zur Aburtheilung. 1) Karl Lenz. 19jähriger Schafknecht von Neckarburken wegen Körperverletzung mit nachge⸗ folgtem Tode. Die Geſchworenen verneinten die Hauptſchuldfrage, bejahten dagegen die vom Staats⸗ anwalt geſtellte Nothfrage, worauf der Angeklagte wegen fahrläſſiger Tödtung im Sinne des § 222 des R.⸗St.⸗G.⸗B. unter Berückſichtigung der Ju⸗ gend und den Umſtänden des Falles in eine Ge⸗ fängnißſtrafe von 1 Monat und in die Koſten ver⸗ urtheilt wird. 2) Karl Benz, 30 jähriger verheiratheter Bäcker von Sandhofen wegen Meineids. Die Geſchworenen verneinten die Schuldfragen worauf koſtenloſe Frei⸗ ſprechung des Angeklagten erfolgte. 3) Karl Brandmaier, 36jähriger lediger Taglöhner von Wampfen wegen Brandſtiftung. Es wird der Angeklagte wegen borſätzlicher Brandſtift⸗ ung zu einer Zuchthausſtrafe von 3 Jahren, 5 Jahre Ehrenperluſt und in die Koſten verurtheilt; auch wird Polizeiaufſicht für zuläſſig erklärt. 4) Joh. Gebert, 44jähriger verheiratheter Schuhmacher von Heddesheim, wegen betrügeriſchen Bankerutts Die Geſchworenen bejahten die Schuld⸗ frage, wie auch die Frage nach mildernden Um⸗ ſtänden verübten betrügeriſchen Bankerutt im Sinne des § 209 der Concursordnung in eine Gefäng⸗ nißſtraſe von 8 Monat und in die Koſten ver⸗ urtheilte. 5) Joſ. Ant. Bruno Werr, 19 Jahre alt, von Waldhauſen, ehemaliger Poſtgehilfe in Lauda, wegen Unterſchlagung im Amte. Die Geſchworenen bejahten beide Schuldfragen, ſowie auch die Frage nach mildernden Umſtändeu, worauf der Angeklagte wegen Unterſchlagung im Sinne, der 88 350 und 351 des Reichsſtrafgeſetzbuches, verübt unter mil⸗ dernden Umſtänden, in eine Gefängnißſtrafe von 1 Jahr 3 Monat verurtheilt wurde. 6) Franz Hollinger, 59jährigee Agent v. Hochhauſen wegen Meineids. Die Geſchworenen verneinten jedoch die erſte Schuldfrage, wodurch die zweite hinfällig wurde und erfolgte hierauf Frei⸗ ſprechung. Die Gerichtskoſten hat die Großh. Staats⸗ kaſſe zu tragen. Mit dieſem Falle erreichten die Schwurgerichts⸗ verhandlungen ihr Ende. — Die Zahl der Turnvereine in ganz! Deutſchland bekrägt gegenwärtig 2451 mit über 220,000 Mitgliedern, wovon 120,000 aktive ſind. — Vor einigen Tagen wurde im Büh ler- thal ein braver Mann, J. Bäuerle, von einem ſchweren Unglücke heimgeſucht. Derſelbe Mann war im Steinbruche mit Steinſprengen beſchäftigt. Eine fertig geſtellte Ladung entlud ſich durch eine bis jetzt unbekannte Urſache ſo raſch, daß dem Unglück⸗ lichen durch das Sprenggeſchoß ein Vorderarm abgeſchlagen und beide Beine ſo verletzt wurden, daß ihm heute eines derſelben abgenommen werden mußte. Die Familie des Armen iſt in hohem Grade dürftig und unterſtützungswürdig. — Neuſtadt (Pfalz), 11. Dez. Die Kunde von einer Mordthat durcheilte geſtern unſere Stadt. Ein Schuhmacher, Guſtav Wernickel, aus Sachſen befand ſich vorgeſtern Abend in einer hieſigen Wirth⸗ ſchaft und gerieth daſelbſt in Streit. Als Wernickel darauf zu ſpäter Stunde den Heimweg angetreten hatte und in der Nähe der Kapelle (Hetzelanlage) gelangt war, fielen mehrere Kerle, welche den Heim⸗ gehenden dort auflauerten, mit Knütteln über W. her und bearbeiteten ihn derart, daß er zuſammen⸗ brach. Schon am nächſten Morgen gab der Un⸗ glückliche ſeinen Geiſt auf. — Ludwigsburg, 12. Dez. Die hieſige Polizei hat in der Perſon des Schloſſers Lohner aus Nürnberg ein ganz gefährliches Subjekt hier verhaftet. Derſelbe hat in den letzten Tagen in raff nirter Weiſe mehr als ein Dutzend Betrügereien ausgeführt. Anſtändig gekleidet, ſpielte er anfangs den unglücklichen Sohn eines Geiſtlichen oder höheren Beamten und wußte faſt überall Mitleid zu erwecken. Dabei ſchien er über die Familienverhältn ſſe der betreffenden Familie, die er anſchwindelte, auf's Beſte unterrichtet zu ſein und ſuchte von da und dort her Grüße von Verwandten und Bekannten zu überbringen. Zuletzt verlegte er ſich aufs Umwechſeln von ruſſiſchen Staatspapieren, die er zum höchſten Kurſe zu zahlen verſprach. Bei ſeiner Verhaftung fand man eine größere Liſte von hieſigen Familien⸗ namen, die er, obwohl hier gänzlich unbekannt, nach den Straßen und Häuſern geſchickt geordnet hatte. Meiſt waren es Namen von reichen allein⸗ ſtehenden Damen oder älteren Perſonen. Der Be⸗ trüger iſt ans K. Amtsgericht abgeliefert worden. — Stuttgart, 12. Dez. Das Befinden des Herrn Heilbronner hat ſich nach dem „N. ö Tbl.“ um ſoweit gebeſſert, daß derſelbe demnächſt, nachdem ſeine Wunden geheilt find, aus i ſpital wird entlaſſen werden können. Der Zuſlan des Herrn Oettinger iſt gleichfalls ein befriez gender und namentlich ſind deſſen geiſtige Funktion wieder ganz ordnungsgemäße; doch iſt die Geh für ſein Leben noch nicht vollkommen ausgeſchloſfe S. M. der König hat ſich auch heute wieder ng deſſen Befinden erkundigen laſſen. — In Ehatenay in Frankreich iſt ehemalige Maurergeſelle Jean Michel Bading geſtorben, welcher einſt im Fort Ham dem 7 Conneau ſeine Leinwandhoſe, Blouſe, Mütze sa der Mulde und der thönernen Pfeife abirgt, dem Prinzen Louis zu ſeiner Verkleidung und ei weichung dienten. Die Regierung Louis Phjlhh hatte ihn einige Zeit gefangen gehalten, dann ah wieder auf freien Fuß gesetzt. Nach dem Stagtz ſtreich kam Badinguet nach Paris und erhielt Penſiion von 1200 Franken, die ihm bis 187 ausgezahlt wurde. Da ihm ſein Name unbegſh wurde, nannte er ſich Jean Michel Radot, und en nach ſeinem Tode erfuhr man ſeine Herkunft. ( bekannt, nannte man Napolen III. ſpottweiſe B dinguet.) — Stuttgart, 11. Dez. Ein beklagen werther Unglücksfall ereignete ſich geſtern in de benachbarten Schweikheim. Drei Stuttgarter, d Herren Fabrikant Wizemann, Fabrikant Roſenberg und Hauptmann Bauer hatten ſich nach Schwe heim begeben, um füe eine abzuhaltende Treſbich die nöthigen Beſtimmungen zu treffen. Als g Drei bei einander ſtanden, um ſich über die E. thelung der Triebe zu verſtändigen, bückte ſich Ne ſenberger, um an der Leine des Hundes etwas z ordnen. Dabei entlud ſich ſein Gewehr und d volle Schrotſchuß traf auf 2 Fuß Entfernung W zemann in die rechte Kniekehle, daß das Bein vo ſtändig abgeſchoſſen war. Einige Schrolkörner ginge B. in die Wade, auch der Hund wurde getroffe und war ſofort todt. Die Verletzung Wizemanns war eine ſo ſchwere, daß er in Folge des Blut⸗ verluſtes und an hinzugetretenem Starrkrampf nach 5 Stunden ſtarb. 8 — Wie die „Frankf. Zig, vernimmt ſol nach einer amtlichen Depeſche der zweite der G brüder Sachs, dem es bisher gelungen war, ff allen Nachforſchungen zu entziehen, in Monkedid verhaftet worden ſein. 5 e Die Fahrzeit dauert doppelt lang, Und daß zum Schluß das Ueberbringen Auch nicht ſo raſch wird ſtets gelingen. Drei Tage vor dem Weihnachtsfeſt Soll't drum bis auf den letzten Reſt Der Gaben Menge groß und klein Der Poſt ſchon überwieſen ſein. Weihnachtsgeſchenke zu verpacken. In jedem Haushalt finden ſich 3 Cigarrenkiſtchen ſicherlich, Auch Schächteln von verſchied'ner Güte Für Blumen, Bänder oder Hüte; Auch Packpapiere aller Sorten, Die öfters ſchon verwendet worden, Wie Riſſe, ehrenvolle Wunden, AUnwiderleglich es bekunden; Von Bindefaden kleine Enden, Wie ſie wohl Budiker verwenden, Den Pfropfen feſt zu überſpannen And ſo den weißen Geiſt zu bannen. Nimm dieſes ganze Material Und — ſchenke es mit einem Mal Der Köchin oder Maid für Alles Doch mit dem Zweange jedenfalles: Zu weihen den geſammten Schatz Dem erſten beſten Lumpenmatz. Biſt Du nun dieſes Plunders bar Und ſo entronnen der Gefahr, In Fetzenkram und alten Flicken Die hübſchen Sachen zu verſchicken, Dann ſchaffe Dir ein Kiſtchen an, Deß Deckel man verſchieben kann, Hübſch leicht, doch haltbar, nicht zu Darin verpackt es ſich famos, Und nebenbei wird noch erreicht, 5 Daß Dein Geſchenk ſich netter zeigt, Als in der alten Schachtel, die Gefällt der Welt bekanntlich nie. Dann wird hübſch fürſichtig und fein Jedwedes Stück gewickelt ein Und ſo ins Kiſtchen weich placirt, Daß es den Nachbar nicht genirt, Noch auf der Fahrt zum Ziele dann Von ſeinem Platz ſich rühren kann. Ganz obenhin legt man ein Blatt, Auf dem man ſich benamſet hat Und dem Empfänger; zu dem Zweck, Daß, wenn mal die Adreſſe weg, Man doch zum Nothfall kann erſehen, An wen das Chriſtgeſchenk ſoll gehen. Dann ſchiebt, wie Lempel, man in Ruh Des Weihnachtskiſtchens Dekel zu Und ſchlägt drauf ſoviel Nägel ein, Als dieſerhalb benöthigt ſein. Nächſtdem dürft' wünſchenswerth erſcheinen: Wo Wand und Dekel ſich vereinen, Ein Siegel doch zu bringen an; Wer weiß, wozu es nützen kann. Nun die Adreſſe: daß ſie richtig, Iſt, wie wir wiſſen, äußerſt wichtig. Recht deutlich, groß (zumal das Wort, So kündet den Beſtimmungsort) Schreibt man ſie auf ein Blatt Papier Und klebt ſie auf den Deckel hier Der ganzen Fläche nach, mit Leim, Mit Kleiſter oder Gummiſeim, 2 Und ja nicht nur an denen Ecken Mit den bekannten kleinen Flecken Von Siegellack, die ſchon zerkracht Bevor das Stück zur Poſt gebracht, Legt Bindefaden noch am Schluß Um Kiſtchen man zum Ueberfluß, So kann der ſchlimmſte Sekretär; Es nicht bemäkeln hinterher; Im Gegentheil, er ſchweigt und nickt, Wenn er das Muſterſtück erblickt. Und nun in jener fernen Stadt: Der Jubel, wenn man's richtig hat; „Die gute Tante!“ heißt es da; Das eine jagd das andere „Ah!“ 1 „Oh, ſieh doch nur, wie himmlich, reizend!“ Et cetera; mit Dank nicht geizend Wird ſo das Lob der ſüßen Tante Verkündet laut in jedem Stande. Iſt dies nicht kleiner Mühe werth? Und eins noch; die ihr froh beſcheert, Gedenkt des Poſtmanns, der allein Von Weib und Kind muß ferne ſein, Um in der Weih⸗Nacht Eure Spenden, Die ihr verſpätet zu verſenden. 5 Käm' alles vor den Feiertagen, So wär' die große Schlacht geſchlagen, Bevor der Lichterbaum bereit, Und auch dem Poſtmann bliebe Zeit, Am Heil'gen Abend mit den Seinen Im trauten Kreis ſich zu vereinen. G. A. 8. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. t bel. Salih, 13. Deen Bürgermeifetam A. Huben. 1e Fm gethtten Pub lt fc im Kleid. Fichn & Bügeln Jppolonia geb. Müller! Cpritbar Netzierung chriſtbaum hlt 6. Scola N Ju Laer eden Fe Zutker ganz und Caffe gebrannt! huſtnen lein und gro 10 Citronat, Choe 1 Nanille, ſpwie all ſaht⸗Gallerhe, als um Punſheſſen duetſhen⸗Waſſer, feinen Liguen, J. Friy Habene Sc L Nychnen bei 00 beſonde J. Ha al 66. Sula, 9 —