und die Anbänger Roms den bermaledeiten Ketzer. In der Mitte ſteht der Kaiſer — nicht bekehrt, aber doch ergriffen von der Kühnheit des Mönches — nicht im Stande ihn zu verfluchen, aber doch verflichtet, das weltliche Gericht über ihn zu ver⸗ hängen. — Da ſagt ſich Luther endgültig los vom Papſt und vom Kaiſer und flüchtet ſich zu ſeinem Gott, der ein feſte Burg, ein gute Wehr und Waf⸗ fen iſt aller, die ſich auf ihn verlaſſen. Die Me⸗ lodie dieſes Lutherliedes, die im bisherigen Gang des Oratoriums ſchon mehrere Male angedeutet und vorbereitet war, tritt nun immer mehr in den Vor⸗ dergrund; alle Freunde Luthers, ein Knabenchor (hier durch 6 Violinen wiedergeg ben) und ſchließ⸗ lich alle Stimmen fallen ein; und im mächtigſten Fortiſſimo der allmählich aus dem Oſtimmigen zum Aſtimmigen Satz abgeklärten Chöre brauſt der letzte Vers „Das Wort ſie ſollen laſſen ſtahn“ durch das Gotteshaus. — Mit den letzten Akkorden erſtrahlte plötzlich das Chriſtusbild im Chorfenſter in voller Farbenpracht und erhob minutenlang ſeine ſegnend⸗ ten Hände über die Mitwirkenden. — Auf uns haben von den zahlreichen Nummern des Werkes die Chöre den größten Eindruck gemacht. Sie zeichnen ſich durch kräftigen Schwung und un⸗ gewöhnliche Kernhaftigkeit aus. — Freilich müſſen, um das erreichen zu können, die einzelnen Stimmen große Schwierigkeiten beſiegen und über einen be⸗ deutenden Umſang gebieten. — Daß die Geſangs⸗ kräfte der beiden Nachbarſtädte dieſen Anforderungen gewachſen ſein würden, hatten wir nicht erwartet. Umſomehr waren wir überraſcht, eine ſo abgerundete Leiſtung konſtatieren zu können. Es iſt das wohl neben dem Fleiße aller Betheiligten der umſichtigen und energiſchen Leitung des Hrn. Dr. Turban und der markigen Begleitung der Frau Pfarrer Zähringer zu danken. — Unter den Solopar⸗ tien waren die bedeutendſten die des Luther und des Glapio. — In Hrn. Lang lernten wir eine weiche und volle Baritonſtimme kennen, die auch in den hohen und tiefen Lagen ihr Metall behält. In der Klarheit der Ausſprache und der drama⸗ tiſchen Belebung der Rolle hätte der Lüther vom Glapio lernen können. — Melodiſcher als die Par⸗ tie des ſchleichenden Mönches und darum mehr Effekt machend waren die beiden anderen Baß⸗ partien unſeres Hrn. Becker — die des Frunds⸗ berg und des Churfürſten Friedrich —. Alle drei wurden meiſterhaft vorgetragen. Die Tenorpartien: Juſtus Jonas und der Kaſſer liegen ſehr hoch. Es war das zu bedauern, weil Hrn. Pfarrer Körber's! weiche und klare Stimme in der ungüuſtigen Lage nicht recht zur Geltung kommen konnte. Um ſo paſſender lag die Altrolle der Martha für Frl. Freudenberg. Die Stimme iſt für Oratorienge— ſang wie geſchaffen. Die für die Ouintette noch fehlenden Stimmen — hoher Sopran und tiefſter Baß — wurden von Frau Burger und Herrn Neuer recht angemeſſen wiedergegeben. Wenn man nun hinzu nimmt. daß für Be⸗ lechtung und Heizung in ausreichendem Maße ge⸗ ſorgt war, — was bei einer großen Kirche viel ſagen will — daß die Aufſtellung der Sänger und Sängerinnen, des Klaviers und der Geiger einen harmoniſchen Eindruck machte, ſo wird man zugeben müſſen, daß auch ein kritiſcher Hörer vollauf befrie⸗ digt ſein konnte. Wer ſonſt nicht in die Lage kommt, großen muſikaliſchen Produktionen beiwohnen zu können, der muß dem Veranſtalter der Aufführ⸗ ungen in Weinheim und hier, Hrn. Pfarrer Kör⸗ ber aus Hemsbach, zu großem Danke verpflichtet ſein. Wie wir hören, beträgt der Reinertrag der drei Konzerte, der ja der Lutherſtiftung zu Gute kommt, gegen 350 M. So hat neben dem idealen Nutzen der materielle nicht gefehlt. — Mährend ſich in letzter Zeit die Mord⸗ thaten in ſo erſchreckender Weiſe anhäufen, iſt es mit der Entdeckung der Thäter ſchlimm beſtellt. Auch der Mörder des Jagdaufſehers Gohm von Aach iſt noch nicht herausgefunden, auf ſeine Ermittlung wird jetzt vom Gr. Unterſuchungsrichter in Konſtanz eine Belohnung von 1000 Mark ausgeſetzt. — Am Sonntag gelang der Polizei in Worms ein Hochſtablerin zu verhaften, die bereits ſeit mehreren Jahren mit einem ſpaniſchen Marquis umherreiſte, als „Frau Marquis“ auf großem Fuße lebte, bis ihr Begleiter wegen in der Schweiz, Fronkreich, Italien ꝛc. verübter ſchweren Diebſtähle im Juli l. J. in Wiesbaden verhaftet wurde. Brillanten, ſowie ein größerer Geldbetrag wurde bei der „Marquiſe“ aufgefunden. Die Abenteuerin wird wegen eines in Genf in einem Hotel erſten Ranges verübten ſchweren Diebſtahls von 10,000 Frs. nach dort ausgeliefert werden. — In der vom 20.— 27. Novbr. ſtattgefun⸗ denen Ziehung 5. Klaſſe ſind Hauptgewinne auf die nachverzeichneten Nummern gefallen: 60000 M. auf 86141. — 30000 M. auf 43897. — 12000 M. auf 89426. — 6000 M. 38947. — 5000 M. anf 3395. — 4000 M. auf 64156. Aufochelul 40 Denen,! . 4558. Sami — 3000 M. auf 46616. — 2500 M. 50447. — 2000 M. auf 91160. — 1800 J aug 36728. — 1500 M. auf 62993. — 1200 M. auf 21215. — je 1000 M. auf 1200 dar ven ben 30072. — je 900 M. auf 88759, Jh dr Ke e an 97588. — je 800 M. auf 79510, 28142, ahi . , gehen i 43309, je 700 M. auf 19522, 90418, l , . . en 1050, 92131, 83887. — je 600 M. auf g Lan , en nch 59673, 67192, 91005, 96970, 49810, 200 iat 150 1 66384. — fe 500 M. auf 84076, 160 11, S e „ „den kale nen A. Huben. 73548, 48023, 84287, 8244, 38041, gg, 48099, 45857, 85011. — je 400 M. auf 69415), 72296, 15515, 61026, 97734, 87667, 80939 87282, 45043, kai. 44304 907 — 18160, 93174, 98608. — je 350 M. auf 1892 . 7151, 12401, 875, 29939, 36216, 760 Nchatnach 65895, 74059, 15638, 87738, 13165, 480% 4 . 55“, die auf i 61983, 13863, 11171, 14889, 75122, Jh n . d. N. dongeromm, — Konſtantinopel, 5. Dez. n i ang agel Ablung Vorſtadt Haskiot, vornehmlich von Türken und dae un Nrdorh⸗ und Nferdebeſt bewohnt iſt früh Feuer ausgebrochen, welches d a on mogen an 8 Tage ganzen Tag fortdauerte und von etwa hüten enten dahet zu Nderme Häuſern eine große Anzahl zerſtörte. i 53 — Halifax, 3. Dez. Die Küſte von ee dr nochn darauf aufm! ſchottland wurde von einem Orkan heimgeſucht, e e für die Berechnung den neuen Dampfer „Prinzeß Luiſe“ unweit Digi dz veigebend if, welche zum ſcheitern brachte. Von der 10 Köpfe fate rark⸗ und Peerdebeftzern Bemannung, ertranken acht, darunter der Kah ern vr Ntungen für di — Heilung der Epile ie. Der pre at, Wonnung getödtet Miniſter des Innern hat den Regierungen eine aa ae veden müſſen. die Heilung der Epilepſie (Fallſucht) bezüge ewe Aunäge auf B.: Mittheilung zur weiteren Verbreitung zugehen affe „ eie end nerhalb der Im Hinblick nämlich auf die gewiſſenloſen Aube tung dieſits borzubtirg tungen, welche eine große Zahl epileptiſcher Krane eenburg. 4. Dezent durch den Geheimmittel⸗Schwindel ausgeſetzt iſt, und Züngermeiſt tant: in der Abſicht, dieſelben nicht nur vor materſehe I. Huben. Schaden, ſondern hauptſächlich vor Verſchlimmerm —— ihres Leidens zu behüten und ihnen rechtzeitig d Fiſendes Wtihna richtige Hilfe zu verſchaffen, hat ſich der Vorſtan der Anſtalt Bethel bei Bielefeld. in welcher ſe etwa ſechszehn Jahren Über 1400 epileptiſche Kran durch erfahrene Aerzte behandelt wurden, bereit erklö Allen, die ſich an ihn wenden, koſtenlos dasjenig Heilverfahren mitzutheilen, welches ſich dort als de ſicherſte bewährt hat, und den Kranken in einzelne Fällen und im Verlauf der Krankheit auch mit Ra beizuſtehen. Geschenk. 0 Stück feine Ggarr i hocheleganter Bethacung L. . Verloren m zwei Pferdedecken. n Nahrung bei NMedaktion, Druck und Verlag von Kark Molitor, Ladenburg. ſich wie ein Halbcivilirter, wenigſtens behaupteten dies ſeine Verwandten. Und wo war er während ſeiner zwanzigjährigen Abweſenheit geweſen? — In Südafrika, in Indien, in China, in Japan, in Peru und zuletzt in Cali⸗ fornien. Und was hatte er in dieſen Ländern ge⸗ trieben? — Der Reihe nach Jäger, Heerdenb ' ſitzer, Plantagenbeſitzer, Reiſender, Kaufmann, Schiffsei⸗ genthümer, Goldgräber und weiß, was ſonſt noch war er geweſen und hatte ein abenteuerliches Leben geführt. Den adeligen Herren und Damen ſeiner Ver⸗ wandtſchaft ſchien es daher vor dem abeuteuerlichen Vetter und Bruder zu gruſeln, nicht nur vor ſeinen vor jeder Etikette emanzipirten Manieren, ſondern auch vor ſeinen Erzählungen und ſeinem — Gelde, denn Geld, viel Geld ließ er ſehen, aber die adeli⸗ gen Anverwandten fanden ſelbſt das Geld ihres hnen auf eine ordinäre Art und Weiſe erworben worden zu ſein. So kam es denn auch bald dahin, daß Baron Sigismund, der wohl ein ſeltſamer Menſch, aber onſt kein Unhold war, ſich bald von ſeiner ganzen abgeſtoßen fühlte und er nach einer kaum ſechsmo⸗ natlichen Anweſenheit in der Reſidenz ſeinen Koffer wieder packen ließ und nach kurzem Abſchiede von einen Verwandten wieder nach Indien ging. Aber es waren noch nicht vier Jahre verfloſſen, da kehrte Sigismund von Roden wieder nach der heimathlichen Neſidenz zurück und zwar in einer Aufſehen erregender Weiſe. Er zählte ein ganzes Heer von Dienern und Lakaien, unter welchen ſich ſogar ein alter und ein weitgereiſten Vetters nicht ſalonfähig, denn es ſchien deligen Verwandtſchaft und der ganzen Heimath junger, ſchöner eingeborener Indier befanden, zu ſeinem Gefolge, ferner brachte Baron Sigismund zwei Paar werthvoller Pferde, indiſche Hunde, Affen, Papageien und andere ſeltene Thiere, ſowie ganze Wagenladungen ausländiſcher Waaren, Pflanzen und Mineralien mit, ſo daß ſeine Verwandten, welche bald von Sigismunds Ankunft hörten, fürchten zu müſſen glaubten, er wolle eine große Thierbude und Naturalien⸗Cabinet für Geld in der Reſidenz ſehen laſſen. Aber in dieſer Beziehung hatte man ſich in dem Baron Sigismund gründlich getäuſcht, er er⸗ richtete weder eine Thierbude noch ein Naturalien⸗ kabinet, ſondern miethete ſich in eins der erſten Hotels ein, nahm dort eine ganze halbe Etage inne, lebte wie ein Fürſt, machte einen großen Theil der mitgebrachten indiſchen Naturſchätze Muſeen und Akademien der Reſidenz zu Geſchenken, bewegte ſich in feiner Geſellſchaft ſeiner Wahl, erwies ſeinen Brüdern und ſeiner Schweſter nur einen einzigen flüchtigen Beſuch mit Wagen und Dienerſchaft, um ihnen nur zu zeigen, daß er wieder in der Reſidenz wäre und kümmerte ſich ſpäter nicht weiter um ſeine Geſchwiſter und übrigen Anverwandten, denn er wollte ihnen niemals wieder Gelegenheit geben, ihnen läſtig zu fallen, und traf ſich ſpäter nur dann noch mit ihnen, wenn es der Zufall mit ſich brachte oder ein beſonderer Anlaß ihn dazu nöthigte. In dem Hotel wohnte Baron Sigismund von Roden übrigens nur ein Jahr, dann kaufte er ſich in der Nähe der Reſidenz eine große ſchöne Beſitzung mit Schloß und Park, ließ das Schloß prachtvoll verſchönern, ebenſo den Park vergrößern und in einen wahren Feengarten umwandeln und verbrachte ſeine ferneren Lebenstage faſt nur in dieſem fſeſt⸗ geſchloſſenen Clyſtium, wobei er natürlich zahlte Louis Beſuche in der nahen Reſidenz machte, denn weniger als einer halben Stunde brachte iht fei olade 1 mit trefflichen Rennern beſpannter Wagen noch za Reſidenz. a Als nnumſtößliche Thathſache konnte gelten, Au Gg. Stola, Nah Baron Sigismund von Roden reich war, dich e wie alle ſeine Verwandten zuſammen, und d 9 Helnachtshac mochten ſpäter wohl oft bereuen, den Bruder an pe Onkel ſo kalt behandelt und von ſich abgeſtoßen ; haben, zumal im Laufe der Jahre Verhältnſſſe e traten, die eine innige Freundſchaft mit dem fe reichen Baron als ſehr wünſchenswerth erſchelſe ließen, denn der älteſte Bruder des Baron Si mund, der General Graf Ernſt von Roden, fa und hinterließ ein durch großen Aufwand bedenklich reducirtes Vermögen, in welches ſich eine Wille drei als Lieutenants in der Armee dienende Sn und zwei unverheirathete Tochter theilen müßt Der Gatte der Schweſter des Baron Sigis ma l Nm 0 Herr von Wulfenſtein, ſtarb ebenfalls und 5 Nad dung beſchend ſeinem Tode zeigte es ſich, daß er in ſeinem W 90 10 Zubehötde werke die große Hälfte ſeines Vermögens verſpel⸗ lirt hatte und für ſeine Wittwe und ſeine beide Söhne die Vermögensangelegenheiten ſchlimm ſtandel Maximilian von Roden, des Baron Sigſshn dritter Bruder, lebte noch, hatte aber in Folge Kränklichkeit noch als Rittmeiſter ſeinen Abſcht nehmen müſſen und beſaß eine ſehr zahlreiche Naß kommenſchaft, fünf Söhne und zwei Töchter, die! ſtandesgemäß zu erziehen hatte, wobei ſich in , teren Jahren herausſtellte, daß das Erbtheil ein Gemahlin der Commerzienrathstochter, etwas ö klein ausgefallen war. 0 Fortſetzung folgt. Hyre J ptonim 9 us 2