demſelben widmen. In ſolcher Geſinnung erhebe ich mein Glas und trinke auf das Wohl der Mitglieder beider Kammern dieſes Landtages.“ Hierauf brachte Frhr. v. Rüdt als Präſident der Erſten Kammer das Hoch auf den Großherzog und Staatsrath Lameh im Namen der Zweiten Kammer das auf die Großherzogin aus. Beiden Rednern dankte der Großherzog in berrlichen und warmen Worten mit mit einem Hoch auf das badiſche Land, in deſſen Liebe ſich alle Anweſenden zuſammenfänden, eſo ver⸗ ſchieden auch die Wege ſein mögen, auf welchen die Einzelnen das Heil und Gedeihen des Landes an⸗ ſtrebten. Karlsruhe, 20. Nov. Die Thronrede ber⸗ kündet nach den manigfachen ſchweren Kämpfen der letzten Jahre eine Seſſion voll der reichſten ge⸗ ſchäftlichen Thätigkeit, in welcher die großen politi⸗ ſchen Prinzipienkämpfe nur dann eine Stelle finden können, wenn ſie von den Parteien mehr oder we⸗ niger künſtlich hereingetragen werden. Selten dürfen einem badiſchen Landtag, zumal einem ſolchen, der nur ein ruhiges Fortſchreiten auf dem bisherigen Boden darſtellt, ſofort beim Zuſammentritt außer dem Budget 12 Geſetzentwürfe, zum Theil von großer Wichtigkeit, angekündet worden ſein, abge⸗ ſehen von den bedeutenden Sammelvorlagen über die Statiſtik der Landwirthſchaft und über die Ver⸗ hältniſſe der Mittelſchulen. Nicht unbemerkt wird es bleiben, daß die Thronrede zuerſt und an oberſter Stelle von den Erhebungen über die allgemeine Lage der Landwirthſchaft ſpricht und ihnen eine hervorragende Wichtigkeit einräumt in Bezug auf die Berathungen und Entſchließungen der Land⸗ ſtände unter gleichzeitiger Hervorhebung der Be⸗ deutung des Bauernſtandes nach ſeinem Berufe, ſeiner Zahl und ſeiner Kraft. (Landtag.) Karlsruhe, 22. Nov. Bei der heutigen Sitzung wurde der Abg. Lamey ein⸗ ſtimmig zum erſten Präſidenten gewählt. Zum 1. Vicepräſident wird mit 54 Stimmen der Abg. Be⸗ tzinger gewählt, welcher das Amt dankend annimmt. Zum 2. Abgeordneten wird mit 50 Stimmen Abg. Friedrich gewählt. Zu Sekretären ſind gewählt: Die Abg. Birkenmeyer, Grether, Vogel und Klein. Der Staatsminiſter Turban legt einige Geſetzent⸗ würfe vor. Berlin, 20. Nov. Der preußiſche Landtag iſt heute Mittag kurz nach 12 Uhr im weißen Saal des Königlichen Schloſſes im Namen des Königs durch den Miniſter v. Puttkammer eöffnet worden. — Grab, 22. Nob. Der Kronprinz iſt Nachmittags 1 Uhr unter den enthuſiaſtiſchen Kund⸗ gebungen der zuſammengeſtrömten Bevölkerung wohl⸗ behalten gelandet und begab ſich zu Wagen nach Valencia. Verſchiedenes. § Ladenburg, 22. Nov. Der Geſangverein Ladenburg beginnt die Reihe ſeiner Wintervergnüg⸗ ungen uit einer am Samſtag Abend abzuhaltenden Abendunterhaltung. Aus dem ſehr gediegenen Programm mochten wir, abgeſehen von den Chören, die ja bekanntlich gut einſtudirt ſind, beſonders hervorheben Nr. 2 u. 8 Violinſolies ausgeführt von unſerm bewährten Künſtler, Herrn Kohlhepp, ferner eine Neuheit „Das Waiſenhaus“ geſungen von Herrn Becker und die „Grenadiere“, welche Piece bei einer früheren Unterhaltung mit Recht ſo großen Beifall erhalten hat. Das Terzett aus „Joſef“ wird ge⸗ wiß ſehr anſprechen. Wir glauben den außerordentlichen Mitgliedern mit Recht einen ſchönen Abend verſprechen zu können und möchten hieran nur den Wunſch anſchließen, daß das akademische Viertel nicht verdreifacht werden wolle. — Ladenburg, 23. Nov. Vorgeſtern wurde hier mit dem Abhängen des Tabaks begonnen und ſind Käufe zu Mk. 26 — 28 abgeſchloſſen worden. In Seckenheim wurde auch Tabak abgehängt und zu Mk. 28 — 32 abgegeben. — Der Kgl. Staatsanwalt in Stuttgart erläßt unterm 21. d. den geſtrigen Raubmordverſuch betr. folgende Bekanntmachung: Heute kurz vor 6 Uhr drangen 4 Burſchen in das Bankgeſchäft von J. A. Heilbronner Kronprinzenſtraße Nr. 12 hier ein und ſchlugen mit Hämmern den Geſchäfts⸗ inhaber und eine zufällig anweſend geweſene Manns⸗ perſon nieder. Die Thäter werden beſchrieben: Der erſte 24— 28 Jahre alt, mittelgroß, blonde Haare, kleiner blonder Schnurr⸗ vielleicht auch Kinn⸗ oder Vollbart. hübſches glattes Geſicht ſpricht etwas ſäch⸗ ſiſchen Dialekt, gut gekleidet, dunkeln kurzen Ueber⸗ zieher, ſchwarzes ſteifes Filzhütchen, der zweite iſt größer und kräftiger, etwa 32 Jahre alt, trägt ſchwarzen Knebel⸗ oder Vollbart, dunkeln Ueber⸗ zieher, die zwei Letzteren können nicht weiter be⸗ ſchrieben werden. Geraubt wurde in Wechſel, Staats⸗ papieren, Gold und Banknoten ca. Mk. 20,000. Die zum Morde gebrauchten Hämmer haben die Thäter in dem Comptoir zurückgelaſſen. Von der Kgl. Staatsanwaltſchaft wird auf Entdeckung der Mörder Mark 1500 Belohnung zugeſichert. — Man ſchreibt aus Colmar: Der bier verhaftete Italiener hat nicht einen Mord auf dem Gewiſſen, ſondern deren zwei, welche er in der Nacht vom letzten Sonntag auf Montag verübt hat. Wit entnehmen dem „Liberal de l'Eſt“ über dieſe krau⸗ ö rige Thatſache folgendes: Seit längerer Zeit hatte ö Negroni einen Haß auf den Grenzaufſeher Cour⸗ 1 1 0 tot in Perouſe, welcher ihm zu wiederholten Malen men 1 1 An 1 fe Protokolle gemacht hatte, und er wartete deßhalb 1 hben. ſehnlichſt auf eine Gelegenheit, um ſich an demselben 5 zu rächen. Am Sonntag Abend beſand ſich Caurſo⸗ feige. mit ſeinen drei Söhnen in einer Wirthſchaft. Gegen 0 . 11 Uhr gingen die beiden Jüngeren nach Hau, in Nr b während der Vater mit dem älteren Sohne bald i 1 b . fran darauf nachfolgte. Es war eine ſtockfinſtere Noch und die Straßen menſchenleer. Plötzlich trat eig Aclungsd Menſch von ſtarkem Körperbau aus einem Schuppen 0 Hebt, Nun hervor und ſtieß dem Grenzaufſeher Courtot ein tun n Roben großes Meſſer in den Leib, ſo daß derſelbe mit einem lauten Aufſchrei zu Boden fiel; darauf warf ſich der Cr Jug an Mörder auf den Sohn und brachte demſelben eine 1 ö let. ſo ſchwere Verwundung bei, daß er gleichfalls zu 1 Boden ſank. Auf die ausgeſtoßenen Hilferufe kamen 1 einige Leute herbei, die ſofort die anderen zwei Söhne A dein des Herrn Courtot benachrichtigten, durch welche die ein u Sucht Verwundeten nach ihrer Behauſung verbracht wurden, Der Grenzaufſeher iſt der erlittenen toͤdtlichen Ver un letzung am nächſten Abend erlegen. Der Sohn eg verſchiedene ſchwere Verwundungen erhalten und ez 0 flößt ſein Zuſtand ernſte Beſorgniſſe ein. De U 1 Mörder hatte unmitttelbar nach Verübung ſeineß doppelten Verbrechens mit ſeiner Familie die Fluch 1 fiken u ergriffen. Da er bei ſeiner Verhaftung allein war, 4 N iſt anzunehmen, daß er ſich unterwegs, um ſchnelle⸗ entfliehen zu können von ſeiner Familie getrennt hat' al Itutt, Mhytſichtn — Aus dem bayriſchen Walde, 10, Nob., ſchreibt man der „Donauztg.“: Geſtern Nacht Whnachten wurde Grenzaufſeher und Stationsführer Hr. Häff a de ner von Klafferſtraße, erſt jüngſt von Kleinphilipps“ 1 reut dahier verſetzt, im Kampfe mit Wilderen er⸗ Ice ſchoſſen. Die Zollwache verliert in ihm einen ebenſg ir upaſ z tüchtigen als allgemein geſchätzten Bedienſteten. Redaktion, Druck und Verlag von Karf Molktor, daß ſie an ihre Bruſt ſank und ihr Alles geſtand. Das junge Mädchen ſaß wie erſtarrt. „Und ſind Sie überzeugt, daß Herr v. Ferranvez wirklich mit Walter Harden indentiſch iſt?“ fragte ſie nach langer Pauſe. „Wie von meinem Daſein. Eine unerklärliche Ahnung beſchlich mich ſchon, als ich ihn an jenem Abend zum erſten Male ſah, fie beſtätigte ſich, ſo oft ich ihm begegnete, und heute erkannte ich ihn an einer Bewegung, die ihm früher eigen war. So pflegte er das Haar aus der Stirn zu werfen, wenn er erregt war, ſo —“ ſie brach von Neuem in Schluchzen aus. „Aber gnädige Frau, ſo laſſen Sie den Schul⸗ digen büßen! Die Gerechtigkeit will es!“ rief Fräu⸗ lein Malven mit blitzenden Augen. „Bedenken Sie meine unſchuldigen Kinder, auf die die Schande ihres Vaters zurückfällt.“ „Gut, ich will mich zu Herrn v. Ferrandez begeben und noch einen Verſuch machen ihn umzu⸗ ſtimmen.“ „Hoffen Sie ſo viel von ihrem Einfluß?“ fragte die Baronin mit erwachender Eiferſucht. „Laſſen Sie es mich immer verſuchen!“ rief das junge Mädchen, „und geben Sie die Hoffnung nicht auf, bis ich wiederkomme, gnädige Fran.“ — Der Baron hatte ſich direkt auf ſein Zimmer begeben. Er fühlte ſich jetzt, wo die Entſcheidung vorrüber war, weniger niedergedrückt und beklommen, als dieſe letzten Tage. „Es war immer mein Grundſatz,“ ſprach er bei ſich — „angenehm leben, ſo lange es geht, und iſt das nicht mehr möglich, dann gar nicht leben. Ah, ich werde eben ſo gut den rechten Fleck zu treffen wiſſen, wie Saremba!“ „ 1 3 4 Der Kammerdiener des Barons trat ein und fragte nach den Befehlen für die Nacht. „Ich bedarf nichts, Franz, ich bin müde und werde ſchlafen. — Aber Du ſiehſt traurig aus — iſt Dein Schatz Dir untreu?“ „Ach, Herr Baron!“ „Nun, heraus damit! Kennſt Du mich nicht mehr? Iſt mit Geld zu helfen?“ „O gnädiger Herr, es iſt eine ſo große Summe — der Vater meiner Helene —“ „Still, ſtill, Du hörſt ja, daß ich müde bin. Hier —“ er öffnete ſeinen Sekretär — „nimm Dir, ſoviel Du brauchſt. Wenn Du ſpäter mit Deiner Helene bei mir in Buchfeld wohnſt, werdet Ihr das ſchon abarbeiten. Nun vorwärts!“ — Er ſchob den Freudeſtrahlenden, der ſein Glück noch nicht faſſen konnte, aus dem Zimmer und ſprach 1 indem er das Piſtolenkäſtchen auf den Tiſch etzte: „Das iſt nunmehr ein Menſch, der ſein Leben⸗ lang meinen Ruhm ſingen wird, was auch die An⸗ dern ſagen mögen. Ich hoffe, es wird nicht der einzige ſein. Wenn Herr v. Ferrandez ſich die Mühe geben wollte, dem Leichenzuge beizuwohnen, wenn ich nach Buchfeld überführt werde, vielleicht ſcheint es ihm dann, als ſei ich nicht ganz der no⸗ toriſche Böſewicht geweſen, für den er mich hält. Es fragt ſich überhaupt, ob er das Werk das er jetzt mit ſo vielem Eifer veranſtaltet, nicht noch einmal bereut. Er iſt ein Menſch mit Gewiſſen und hat, wie mit manchmal ſchien, ein weiches Herz. — Doch nun fehlt noch, an Saremba zu ſchreiben — da kann ich ihm doch mit guter Manier das Geld zurückſtellen. Es hat mir Glück gebracht, Luiſe kann Ladenburg. Luiz lade Fa die verhäitnißmäßig kleine Summe wohl entbehren.“ Aan Er ſetzte fich und begann zu ſchreiben. — . Nafille „Sie wird ſich ſchon zu kröſten wiſſen,“ fuhr , fort, „wenn ich nicht irre, wird Herr v. Ferrandez 9.4 ſich dies angelegen ſein laſſen. War er nicht bleich 7 wie der Tod, als er mir das Flacon reichte? Und bewür⸗ — aber mein Gott, wo war ich denn?“ — Der N Baron ſchlug ſich vor die Stirn und ſprang empor, 0 fk Weihe „Es iſt Walter — Walter und kein Anderer! Ha⸗ ha, Walter, wer hätte damals, als du dein Abi⸗ 6. 9. turientenexamen beſtanden hatteſt und jubelnd heim kehrteſt, als ich uugedulig die Treppe hinabeilte dich zu umarmen, als Du mir lachend und zugleich weinend um den Hals flogſt, wer hätte damals ge⸗ glaubt, daß wir uns einſt ſo gegenüberſtehen würden! Und er iſt reich und mächtig geworden, währen mich die Reue um ihn manche ſchlafloſe Nacht ge koſtet — man ſage nicht mehr, daß die Folgen übe den Werth unſerer Thaten entſcheiden. — Solche Gedanken könnten mir ordentlich die Luſt zum Leben wiedergeben, wenn ich es in dieſen letzten Tagen nicht ſo herzlich überdrüſſig geworden wäre. — Bg: leska, du bleibſt die Einzige, der ich meine Schüld nicht quittiren kann, um deinetwillen habe ich die Strafe verdient, und doch habe ich dich einſt geliebt, — — Bah, es iſt mir alles überdrüſſig hier, ich ſehne mich förmlich nach dem Ende! Jenes Jahr, das mir meine Tochter raubte, das Valeska und l. Nad Walter als drohende Schreckbilder in meinem Hor 1 a0 iont zurückließ, hat den Grund zu dieſem Lebenze Heile überdruß gelegt — es war eine ekle Exiſtenz elt; 55 5