kommen können. Wir gedenken ſpäter auf den ! Inhalt des Oratoriums zurückzukommen und wollen hier nur noch den Wunſch ausſprechen, daß die Ladenburger Aufführung dieſelben ergreifenden und erhebenden Eindrücke bei ſämtlichen Zuhörern her⸗ vorrufen möge wie die in Weinheim. — Pfälzer Tabak. Mannheim, 19. Nov. Sehr lebhafter Einkauf — In Gundi⸗Orten, wie Reilingen, Alt⸗ und Neulußheim bewilligt man 28—32 Mk., in Breisgauer Orten, wie Holzhauſen, Grafenhauſen, Kippenheim ca. 26 — 32 Mk., in Waldſee 20—32 Mk., Viernheim 30 — 33 Mark, Weingarten (Baden) (am Dach) 25 — 30 Mk. per 50 Kilo excl. Steuer. Alte Waare ſteigt im Preiſe. — Ein auswärtiger Schüler der oberen Klaſſe der höͤh. Bürgerſchule in Weinheim warf während des Spieles einen eiſernen Turnring einem hieſigen Schüler ſo an die Stirn, daß derſelbe längere Zeit bewußtlos war und in dieſem Zuſtand nach Hauſe gebracht werden mußte. Aerztlicherſeits wird, wie wir hören, da im Allgemeinbefinden noch keine Beſ⸗ ſerung eingetreten iſt, das Schlimmſte befürchtet. — Aus Karlsruhe, 16. Nov. wird fol⸗ gendes bekannt gemacht: Nach Ausſchreiben der königlichen Staatsanwaltſchaft am königl. Landgericht Bamberg wird ſeit 11. Okt. d. J. das 4jährige Knäblein des Drehers Georg Jungengel von Bam⸗ berg vermißt und beſteht Verdacht, daß dasſelbe von der mit 4 Wagen herumziehenden Zigeunerbande des Gymnaſtikers Marſchall fortgeführt wurde, da durch eidliche Zeugenausſagen erwieſen iſt. daß die genannte Geſellſchaft am 4. d. M. bei Hennhofen, Amtsgericht Herzogenaurach, ein fremdes Kind ge⸗ waltſam mit ſich führte, deſſen Beſchreibung genau auf den vermißten Georg Jungengel paßte. Die königliche Staatsanwaltſchaft erſucht um vorläufige Feſtnahme aller erwachſenen Mitglieder der Mar⸗ ſchall'ſchen Bande, gleichviel, ob ſie einzeln oder in Geſellſchaft reiſen, und um alsbaldige Nachricht da⸗ von; von dem Vater des Kindes iſt Demjenigen eine Belohnung von 2000 M. zugeſichert, der das Kind lebendig in die Gewalt der Behörden bringt, oder Beweismittel, welche die Hafthabung des Kindes in unverſehrtem Zuſtande zur Folge haben, an die Hand gibt. Beſchreibung: Der vermißte Georg Jungengel hat große, blaue Augen, hellblonde Haare, welche ſich wenn ſie länger werden, locken, meiſters Zeiß, welches längs der einen Seite ein weißes, ganz rundes Geſicht, vollzählige ganz weiße Zähne, mit den Fußſpitzen nach einwärts ſte⸗ hende Füße und graue Kleidung. Der Knabe merkt auf den Namen „Schorch“ und „Jungengel“ und! wolle dieſer Name gegebenen Falls bei Durchſuchungen laut gerufen werden. — Es iſt zu vermuthen, daß die Zigeunerbande nach Baden herüber kommt des⸗ halb wir die Fahndung unſern Leſern ſofort mit⸗ theilen. — Aus Heidelberg ſchreibt man der „N. B. L. Ztg.“ Dieſer Tage kam ein Individium in eine über dem Neckar gelegene Wirthſchaft und ſuchte ſich ſofort eine angeſpannte Chaiſe zu verſchaffen. Er ſei, behauptete er unerfroren, der Kaiſer von Rußland und müſſe ſofort zum Rothſchild nach Frank- furt fabren, um ein Zwangsanlehen zu erheben. Man ſah ſofort, daß man es mit einem Irrſinnigen zu thun habe, der dann auch von andern Perſonen, die ihm nachgefolgt waren, fortgeſchafft wurde. — Aus Karlsruhe, 12. Nov. meldet man uns: Durch Reklamen empfiehlt ſich ein gewiſſer Richard Mohrmann aus Noſſen zur Abtreibung von Band⸗, Spul⸗ und Madewürmern. Der Ge⸗ nannte, früher Uhrmacher, dann Photographengehülfe, übte ſein Gewerbe als Bandwurmdoktor früher im Umherziehen aus. Nachdem dieſes durch die Gewerbeordnung verboten, betreibt er jetzt das Ge⸗ ſchäft brieflich. Mohrmann wurde im Oktober v J. wegen einer Beleidigung, die er ſich in Folge einer ſchon früher wider ihn erlaſſenen Warnung gegen den früheren Ortsgeſundsrath zu Schulden kommen ließ, zu einer Geldbuße von 400 M. und Tragung der Koſten verurtheilt. Die von ihm verabfolgten Mittel ſind auch die von den Aerzten gegen Band⸗ wurm gewöhnlich angewendeten. Dieſelben werden in der Apotheke zu Noſſen für 1 M. 20 Pfg. zu⸗ bereitet und von Mohrmann für 10 Mark verkauft. Dies zur Warnung! — Würzburg, 14. Nov. Am Mittwoch Nachmittag kurz nach 4 Uhr, wurden die Bewohner der in der Nähe der alten Infanteriekaſerne gele⸗ genen Roſengaſſe durch einen furchtbaren Schlag erſchreckt. Aufwirbelnder Staub zeigte, daß das ſo⸗ eben im Rohbau fertig gewordene Haus des Bau⸗ des Hofes des früher dem Baumeiſter Vollmer, nunmehr dem Zeiß gehörigen Anweſens. Roſengaſſe 6, eben fertig geſtellt war, theils in ſich, theils nach dem Hofe zu und auf die Straße, der es ſeine Seiten- wand zuwies, zuſammengeſtürzt war. Auf dem Dache waren Dachdecker beſchäftigt, die von der Gewalt ling und ein Taglöhner. des Sturzes in den anſtoßenden Garten geſchleudert wurden, ohne ſchwere Verletzungen erlitten zu haben. 1 efand ſich der Baumeiſter Zeiß ſelbhß, der eben ſeine im Vorderhauſe ſchwer krank dg niederliegende Frau verlaſſen hatte, ein Maurerlehr Sofort angeſtellte Nach grabungen Seitens des requirirten Militärs förderte leider den Bauherrn nur als Leiche wieder zu Tage der Junge hatte mehrere Verletzungen davongekrageſ ub und der Taglöhner war nur dadurch einem ſicher Tode entgangen, daß ſich über ihn zwei Balke kreuzweiſe geſtemmt hatten, ſo daß er mit leichte Hautſchürfungen davonkam. — [Gefangennahme des Herzogz Calvino.] Ueber die von uns ſchon kurz gemel dete Wegführung des ſizilianiſchen Herzogs Calvin durch Räuber bringt der „Berſagliere“ folgende Bericht: „Als der Herzog ein reicher Grundbeſig aus Trapani, am 3. d., Abends, von ſeiner Ville nach der Stadt zufuhr, verſperrten ihm 12 Räube den Weg und nahmen ihn gefangen fort. Zi der Räuber knebelten den Kutſcher und brachten dei ſelben ſammt dem Wagen von der Straße abſeiſs i in die Felder, wo ſie ihn faſt die ganze Nacht hig durch bewachten, damit die Kunde von dem Vorfall nicht zu zeitig nach Trapani gelange. Dort wa die Familie des Herzogs über deſſen Ausbleiben be⸗ V ſorgt geworden und ſchickte Leute nach der Billa die ſpät am Abend die Kunde brachten, daß de Herzog nach der Stadt gefahren ſei und dort hä längſt angekommen ſein ſollen. Die Nachricht ber breitete ſich raſch in der Stadt und erregte eine be greifliche Beſtürzung. Es wurden Streifparthien ab geſendet, aber ohne Erfolg; nur der Wagen mit den Kutſcher, welch' Letzterer einen Achſelbruch erke hatte, wurde gegen Morgen aufgefunden.“ Von den Schickſal des Herzogs ſagt der Bericht nichts. 1 Mittheilung. Herr Carl Günther der in dieſen Tage ſeine Reiſe nach der Argentiniſchen Republik m Berührung der Hauptſtädte von Portukal, Gg nariſchen, Cap Verd' ſchen Inſeln, B ſilien's und Uruguay 's antritt, hat uns geſagt, von Zeit zu Zeit Berichte über ſeine E lebniſſe zugehen zu laſſen. Wir regiſtriren die Zuſage mit beſonderem Vergnügen und werden nich berfehlen die Briefe jeweils nach Eintreffen zu Abdrucke in unſerem Blatte zu bringen. Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. * „Ach, gnädige Frau, es giebt keinen ewigen Schmerz, wie es keine ewige Liebe giebt,“ ſagte er mit ſeinem frivolen Lächeln. „Haben Sie denn, ſagte ſie, und es ſchien, als mache ihr die innere Erregung den Athem ſtocken, „ſo traurige Erfahrungen in dieſer Hinſicht gemacht, daß Sie nie mehr an Treue zu glauben vermögen?“ „Wie mann's nimmt, gnädige Frau! Das Mädchen, das ich liebte, wählte einen Andern. Soll ich glauben, daß ſie mich nie geliebt, oder daß ſie mich vergaß?“ Seine Hand bebte als er das Haar, aus ders erhitzteng Stirn ſtrich. Ihr Blick hing wie entſetzt an ſeiner Bewegung. „Ich kann nicht urtheilen, wenn iche nicht die näheren Umſtände weiß,“ ſagte ſie mit kaum hör⸗ barer Stimme. — Aber haben Sie ihr vergeben?“ „Ich wünſche ihr alles Gute,“ entgegnete er. „Aber, mein Gott, Sie ſind ſo bleich, gnädige 0 mahlin geſorgt haben, wohl um eine kleine Unter⸗ „O, es ſſt nichts! — Nicht wahr, Sie finden Frau?“ mich recht zudringlich mit meinen indiscreten Fragen? „Um Gotteswillen, die Frau! Baronin wird ohnmächtig,“ rief Ferrandez erſchrocken, aber er machte keine Bewegung, die Schwankende in ſeinen Armen aufzufangen. Buchfeld war im rechten Au⸗ genblick an ihrer Seite, er bettete ſie auf einem Divan und blickte hilfeſuchend um ſich. Ferrandez riß der ihm zunächſt ſtehenden Dame das Riech⸗ fläſchchen aus der Hand und reichte es ihm hin. Die allgemeine Heiterkeit war geſtört. Man erinnerte ſich plötzlich, daß es ſpät ſei, daß man aufbrechen müſſe, und in einer Stunde war der Saal geleert. ö können; ihm war, als öffne ſich ein Abgrund gäh⸗ nend zu ſeinen Füßen. Buchfeld ſtand noch über as Lager ſeiner Gattin n gebeugt — er löſte ihr Haar, ihr Gewand, rieb ihre Stirne — endlich ſchlug ſie langſam die Augendauf. „Walter!“ war ihr erſtes Wort. „Die Kinder ſind nicht hier,“ ſprach der Baron, welcher keinen Leidenden unbewegt ſehen konnte, mit beſorgtem Blick. „O ich wollte nicht — ich träumte nur —“ ſie richtete ſich langſam auf, bebte aber im nächſten Augenblick mit einem furchtbaren Schrei zuſammen. Buchfeld folgte der Richtung ihres Blickes und ſah, wie er ſich jäh umwandte, Ferrandez mit ge⸗ kruzten Armen vor ſich ſtehen. Wäre ein Blitz vor ihm niedergefahren, er hätte ihn in dieſem Augenblick nicht ſchwerer treffen „Ich möchte, ſabald Sie für ihre Frau Ge⸗ redung bitten, Herr Baron.“ „Laß mich hier!“ ſprach Luiſe, den Arm ihres Gatten zurückweiſend. „Geh'n Sie, gnädige Frau!“ bat Ferrandez mit weicher Stimme. „Mich ſoll keine Macht der Welt von dieſer Stelle bringen,“ beharrte ſie. Sie faltete die Hände um die Kniee, und wer ſie von früher her kannte, mußte jetzt wiſſen, daß alles Zureden vergeblich ſein würde. „Sie wiſſen, Frauenwille iſt Geſetz,“ ſprach Buchfeld, den eine verzweifelte Luſt anwandelte, ſein Schickſal herauszufordern, ungeduldig. „Meine Ge⸗ mahlin wird wohl hören dürfen, was ihren Gatten betrifft.“ Die letzte Bemerkung genügte, um des Mexi⸗ kaners Schwanken zu beendigen. „Sei es denn, ſagte er, ich habe die gnädige Frau gewarnt, weg das, was kommt, ihr rückſichtslos erſcheint. — muß weit ausholen, um mein Anliegen vorzubringe und eine Perſon nennen, die vielleicht Ihrem G dächtniſſe entſchwunden iſt. Herr Baron v. Buchfeld ich ſtehe vor Ihnen im Namen Walter Harden jenes jungen Mannes, an dem Sie ſich einſt ſchwer verſündigt.“ Der Baron ſank ſtöhnend in einen Seſſel Luiſe wandte die großen, erwartungsvollen Auge auf den Sprecher, und ihre Lippen bewegten lau los. „Iſt es noͤthig, daß ich vor dieſer Dame woe derhole, welcher Kunſtgriffe Sie ſich bedienten, . den Aermſten zu einem Verbrechen zu bereden, da Sie mit dem Gut ihres Freundes bereichern ſollte! „Mein Gedächtniß iſt zuverläſſig,“ ſprach 9 Buchfeld. — „Aber der, den Sie erwähnten iſt tobt „Er war im Begriff, ſich zu tödten, aber f dem Moment, wo er ſchon ſich vor der klei Brücke in den Fluß ſtürzen wollte, hielt ihn e Gedanke zurück, der Gedanke an Rache! — unde beſchloß, zu leben.“ „O, er gab ſich nicht um meinetwillen dez Tod?“ rief Buchfeld und ſprang wie electriſtrt ee] por. „O, nun komme, was da will, er ſtarb dich um meinetwillen, ich bin nicht ein Mörder.“ „Sie ſind es vor Gott und vor mir,“ en gegnete Ferrandezamit eisiger Stimme, „nicht Je Verdienſt war es, daß der Unglückliche ſeinen Ei ſchluß nicht ausführte. Sie haben nun all das Elen auf dem Gewiſſen, das er in Folge deſſen no tragen mußte. SHortſetzung folgt.) Aaum Male 75 — Enn * 0 u berh