175 19 und Schriesheim. oviſion. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlch 1 M. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 excl. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die Altige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ gende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗ ditonen nehmen Inſerate für uns an. 91. Wittwoch, den 14. November 1883. ubelgruß zum Lutherfeſt. (Karl Gerok.) Martin Luther, Mann von Erz, — Feuergeiſt und Felſenherz! 15 bur Horch, das Feſtgeläute ruft, 15 f f 0. Steig empor aus deiner Gruft! erſchei⸗ machen, Ritter Jörg! Zum Drachenſtrauß 1 Zogſt du tapfern Muths hinaus, — Als die Kirche, Gottes Magd, a Vor des Lindwurms Grimm gezagt. Held Martinus! Bloß und arm Saß dein Volk, daß Gott erbarm! Doch du theilſt mit ihm dein Kleid Göttlicher Gerechtigkeit. — Kirche Luthers, bleib ihm treu, Werd in ſeinem Geiſte neu, Der nach finſtrer Winternacht Dir den Frühling wiederbracht! 1883 41 rute bi — Seit Sankt Paul ſein Blut vergoß, War kein Knecht des Herrn ſo groß, Keiner hats mit Freund und Feind, Gott und Welt ſo treu gemeint. Deutſches Volk, in ſtolzem Ton Nenn ihn deinen beſten Sohn, Einen deutſchern ſahſt du nicht, Seit man Tuiskos Sprache ſpricht. Deutſch ſein Name, deutſch ſein Blut, Deutſch ſein Trotz und Mannesmuth, Deutſch ſein frommes Kinderherz, Froh in Gott im Ernſt und Scherz. — Martin Luther, Mann von Erz, Feuergeiſt und Felſenherz! Horch, das Feſtgeläute ruft, Steig empor aus deiner Gruft n Politiſches. Berlin, 10. Nov. Die Abreiſe des Kron⸗ prinzen nach Spanien wird vorausſichtlich am 14. ſtattfinden. Es ſollen der „Nat. Ztg.“ zufolge für die Dauer der Reiſe mindeſtens 4. Wochen in Aus⸗ ſicht genommen ſein. Das Handſchreiben des Kai⸗ ſers wird heute dem König Alfons überreicht werden. Inzwiſchen melden Mittheilungen des ſpaniſchen Miniſters des Auswärtigen und des deutſchen Ge⸗ ſchäftsträgers von dem freudigen Eindruck den die Nachricht vom Beſuche des Kronprinzen in Spanien hervorgebracht hat. Berlin, 11. Nov. Großfürſt und Groß⸗ fürſtin Wladimir ſind heute Abend halb 9 Uhr von Paris kommend hier eingetroffen. Dieſelben wurden am Bahnhofe vom Kronprinzen, dem Prinzen Wil⸗ helm und dem ruſſiſchen Botſchaftsperſonal em⸗ pfangen. Der Kaiſer begrüßte das Großfürſten⸗ paar bald nach Ankunft in der ruſſiſchen Botſchaft. Eisleben, 10. Nov. Mittags 12 Uhr fand die Enthüllungsfeier des Lutherdenkmals ſtatt. Bürgermeiſter a. D. Dr. Martins hielt einen Vortrag über die Entſtehung der Geſchichte des Denkmals. Hierauf fiel die Hülle und nun folgte die Weihrede des Oberhofpredigers Dr. Kögel, worin er Luther als den größten Sohn des deut⸗ ſchen Volkes pries. In Abweſenheit des erkrankten Oberpräfidenten übergab der Regierungspräſident v. Dieſt das Denkmal der Stadt, welches Bürger⸗ meiſter Funk übernahm. Während der Enthüllung ging ein Telegramm vom Kronprinzen ein, worin er bedauert, den bedeutungsvollen Tag an der Ge⸗ burtsſtätte Luthers nicht mitbegehen zu können. Verſchiedenes. — Der Bürgerausſchuß in Weinheim hat auf den Antrag des Gemeinderaths die ſchenkungs⸗ weiſe Abtretung eines Theiles des Roſenbrunnen⸗ Waſſers, ſowie eines auf der Bein gelegenen, am Brunnenweg dahinziehenden ſtädtiſchen Ackers im Werth von 3000 M. an den Kreis Mannheim unter der Bedingung genehmigt, daß die vom Kreiſe Mannheim in Ausſicht genommene Kreis⸗Pflegean⸗ ſtalt in Weinheim errichtet werde. Bei der Ent⸗ ſchließung des Kreisausſchluſſes Mannheim über die Wahl des Ortes für die neu zu errichtende Anſtalt dürfte dieſes Zugeſtändniß der Stadt Weinheim ins Gewicht fallen. — Aus Karlsruhe, 10. Nov. berichtet man uns: Ein Attentat wurde heute in den Vor⸗ mittagsſtunden verübt und zwar auf den Oberjäger⸗ meiſter von Kleiſer. Ein auf der Domäne Scheibenhardt angeſtellt geweſener Mann läutete am Hauſe Kleiſers und drang darauf in die Wohnung, woſelbſt er auf den Oberjägermeiſter zwei Schüſſe abfeuerte, die aber beide nicht trafen. Durch die Dienerſchaft wurde der Strolch feſtgenommen. Der⸗ ſelbe ſoll Vater von 8 Kindern ſein und die That vollbracht haben, weil er keine Anſtellung erhielt, reſp. weil er ſich und ſeine Familie unglücklich ge⸗ macht habe. — Pfälzer Tabak. Mannheim, 9. Nov. Es iſt zur Genüge bekannt, wie ſehr das ſogenannte „Dachkaufen“ von der großen Mehrzahl der Händler verpönt iſt, da dasſelbe, wie ſchon früher angedeutet, Auf Irrwegen Novelle von L. Calun. 6 Nachdruck verboten. Fortſetzung. „Ach,“ ſagte der junge Mann und erhob ſich 50 „man hört wohl, Sie haben nie ernſtlich 1¹ „Bleiben Sie ſitzen, haben Sie Geduld mit da ich nie das Gefühl gekannt habe, das Sie beſeelt! Sie machen mir Hoffnung, Ihnen eine igkeit erweiſen zu dürfen?“ „Ich wollte, da ich weiß, daß Fräulein Mal⸗ ie durch ihr Vertrauen auszeichnet, Sie bitten, ich den Freiwerber bei ihr zu machen.“ „Gern, lieber Roman.“ „Aber zu dem Zweck iſt nöthig, daß Sie heute Buchfeld gehen, und ich muß morgen die Ent⸗ dung haben.“ „Sie ſind wie ein eigenſinniges Kind. Genug, ich Ihnen verſpreche, daß die Entſcheidung en nicht fehlen ſoll.“ nellen guten odurch d die 18, „O Dank, tauſend Dank — ich wußte wohl, ſind mein beſter, edelſter Freund! Nie, nie ich Ihnen dieſen Dienſt vergeſſen.“ Der Graf u aufwallender Zärtlichkeit die Hände des äl⸗ Mannes an ſeine Bruſt und ſtürmte fort. * ſeinem Standpunkt aus geſehen, hat er alſo Ferrandez begleitete ihn aus dem Zimmer und ſah, wie er auf der Treppe dem jungen Welding begegnete. „Ah, Herr Welding.“ ſagte er, welche ſeltene Ueberraſchung, Bitte, treten Sie näher.“ „Ich liebe die Umſchweife nicht,“ begann der Sekretär, als ſie ſich im Zimmer befanden, „und will gleich mit dem Zweck meines Kommens hervor⸗ treten. Da ich eben Saremba von Ihnen gehen ſah, muß ich faſt annehmen, daß er in derſelben Abſicht hier war wie ich.“ „Sie würden mich glücklich machen, wenn Sie, wie er, mir Gelegenheit geben zu wollen, Ihnen dienſtbar zu ſein,“ ſprach Ferrandez, ihn zu einem Sitz führend. „Ich habe in der That eine Bitte. — Sie wiſſen, daß wir Beide, Roman und ich, Fräulein Malven lieben. Da meine Neigung die ältere iſt, daß ſie von dem Moment datirt, wo ich die Dame zum erſten Male ſah, daß ferner Fräulein Malven das erſte weibliche Weſen iſt, welches je für mich exiſtirte, mag hier nicht in Betracht kommen. Roman glaubt wenigſtens, ſie zu lieben wie ich, und, 10 mi — Sie wiſſen auch, daß wir beſchloſſen hatten, unſere ſtillen Huldigungen gemein⸗ ſam fortzuſetzen, bis die Dame ſelbſt zwiſchen uns entſcheide?“ . „Roman ſprach mir davon, ja.“ mir gleiches Recht. „Nun aber wird er ungeduldig, auch mich martert dieſe Ungewißheit, und bitte Sie daher, wie kein anderer Einfluß auf Fräulein Malven beſitzt, ihr meine Geſinnungen bekannt zu machen und ihre Meinung zu erforſchen.“ „Ehe ich zuſage muß ich geſtehen, daß Saremba in einer Viertelſtunde in der That ganz dasſelbe Anſinnen an mich ſtellte.“ „Daß ich trotzdem auf meiner Bitte beharre, mag Ihnen beweiſen, wie groß das Vertrauen iſt, das ich in Ihren Gerechtigkeitsſinn ſetze.“ „Ich werde mich desſelben würdig zeigen. Aber ehe ich vorgehe, wollen Sie — ich bitte um Ver⸗ zeihung — mir, damit ich vor der Dame nicht in zu peinliche Situation gerathe, ſagen, ob wenigſtens einer von Ihnen größere Hoffnungen —“ „Begünſtigt iſt offenbar mehr Roman worden,“ ſprach Welding ſeufzend. „Es gab freilich eine Zeit, wo ich glaubte, ihr nicht völlig gleichgültig zu ſein, aber ſeit dem Augenblick, wo ich mich ihr zu nähern wagte, weicht ſie mir förmlich aus, ſo daß ich, um ganz offen zu ſein, in dieſem Augenblick ſo gut wie gar keine Hoffnung hege.“ Und doch würde Dich eine traurige Gewißheit zerſchmettern, dachte Ferrandez, dem gleich im Moment der erſten Bekanntſchaft der furchtbare Ernſt in des jungen Mannes Charakter nicht entgangen war, mit einem Blick auf ſein düſteres Antlitz. — „Sie müſſen auch nicht vergeſſen,“ ſprach er troͤſtend,