Alt Das Shi Allgemeiner Nenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. : Schule obiſion. ath. burg Peditionen nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Vfg. mit illuſtrirtem Ankerhaltungsblact 1 l b Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die lige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. ende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqusé zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ 70 excl. Bei größeren Aufträgen ent⸗ 89. Wittwoch, den 7. November 1883. Politiſches. erlin, 5. Nov. Das öſtereichiſche Kron⸗ paar iſt geſtern Abend 9 Uhr 37 Minuten f Sonderzuges von Wien hier eingetroffen. um Anhalter Bahnhofe waren zum Empfange an⸗ 3 8 a der Kaiſer und die Prinzen Friedrich Karl, 9 und Wilhelm; letzterer trug die öſtereichiſche 2 1 rie ⸗Majorsuniform mit dem Bande des Stephansordens. Die Ehrenwache ührer. faſer Franz Grenadierregiment geſtellt. erxlin, 5. Nov. Man muß immer mit 9 Freude davon Akt nehmen, wie Kaiſer Wil⸗ fu als Regent und Cavalier bei der Laſt ſeiner Jahre ſeine Pflichten erfüllt. So hat es ſich Faſſer Wilhelm auch in dieſem Herbſte nicht nehmen 5 loſſen, der Jagdſaiſon wie alljährlich als fürſtlicher th. 5 laden l wurde vom Waidmann beizuwohnen. In der verfloſſenen Woche — htte dieſerhalb Kaiſer Wilhelm einer Einladung des Grafen von Stollberg Wernigerode nach deſſen Jagdgründen im Harz Folge geleiſtet und am 8. cht. od. wird der Kaiſer in der Schorfhaide, der be⸗ 1 Ur frärlühmten Hirſchlagd der Hohenzollern, an der Seite is Königs Albert und des Prinzen Georg von BVeoechſen, des Kronprinzen von Oeſtreich, der Prinzen lies Hauſes und anderer hoher Gäſte eine große Jagd abhalten. i 8 Neues Leben pulſirte auch in letzter Woche noch icht auf dem Gebiete unſerer inneren Politik, doch 1883.de großen parlamentariſchen Ferien ſind nun doch u Ende gegangen und wir krücken mit jedem Tage önnen neuen parlamentariſchen Seſſionen näher. Am i90 Abs. Nov. wird der ſächſiſche Landtag eröffnet wer⸗ chung waben, am 20. der badiſche, am 20. der preuſiſche tigte Gf die Kammern der übrigen deutſchen Staaten perden wohl auch bald ihre Arbeiten beginnen. Was den Reichstag anbetrifft, ſo wird derſelbe wahrſcheinlich im alten Jahre nicht eröffnet werden, ſondern erſt im Laufe des Januars 1884. In Frankfurt am Main wurde in der Nacht vom letzten Montag auf Dienſtag eines jener ge⸗ meinen Bubenſtücke verübt, wegen welcher in den letzten Jahren die Welt ſo oft in Aufregung gebracht wurde. Es fand in genannter Nacht im Frank⸗ furter Polizeipräſidealgebäude eine Dynamitexploſion ſtatt, die zwarznur unbedeutenden Schaden anrichtete, aber immerhin eines der miſerabelſten Verbrechen darſtellt, die man kennt. Da die Exbploſion nicht dazu angethan war, eine Feuersbrunſt zu entzünden, ſondern nachträglich als die Wirkung kleiner Nytro⸗ glyceringranaten feſtgeſtellt worden iſt, ſo wollten die Verbrecher vermuthlich eine Anzahl Poliziſten vernichten oder verletzen, vielleicht auch nur in Furcht jagen. Man nimmt an, daß die Urheber dieſes Attentats in den Kreiſen zu ſuchen ſind, welche im vorigen Jahre in Frankfurt die demagogiſchen Um⸗ triebe veranſtalteten und dieſerhalb in einem Hoch⸗ verrathsprozeß verwickelt wurden. Eine Spur von den Urhebern des Verbrechens hat man bis jetzt noch nicht entdeckt. In Oeſtereich⸗Ungarn fand in verfloſſe⸗ ner Woche von einem berufenen Munde eine ſehr erfreuliche Friedensdemonſtration ſtatt. Der Mini⸗ ſter des Auswärtigen, Graf Kalnoky, gab in der öſtereichiſchen Parlamentsdelegation Erklärungen ab, die nicht nur von einer großen Friedenszuverſicht zeugten, ſondern auch betonten, daß Oeſtereich-Un⸗ garns Beziehungen nicht nur zu Deutſchland und Italien die herzlichſten wären, ſondern auch zu Rußland und den übrigen Mächten als ſehr be⸗ friedigende bezeichnet werden müßten. In Frankreich benutzten in letzter Woche die Radikalen die verwickelte Tongkingfrage, um ge⸗ gen das Kabinet Ferry in der Deputirtenkammer Sturm zu laufen. Der Miniſterpräſident Ferry wie auch der Miniſter des Auswärtigen Challemel⸗ Lacour hatten eine ſo bedeutende Majorität hinter ſich (339 gegen 160, wie das dem Kabiuet erwie⸗ ſene Vertrauensvotum zeigte), daß die radikale Op⸗ poſition wohl vergeblich geſtürmt haben wird. In Egypten, wo die Cholera wieder aus⸗ gebrochen iſt, hat England wieder einmal gezeigt, daß ihm der Geldbeutel über Alles geht, denn es hat entgegen dem Willen der Verkreter der übrigen Großmächte in der Sanitätskommiſſion die Aufheb⸗ ung der Quarantäne gegen Provenienzen aus Bombay, wo die Cholera epidemiſch herrſcht, be⸗ antragt. Paris, 3. Nov. Der Miniſterſrath be⸗ ſchloß, daß Admirvl Courbet, ſobald die Verſtär⸗ kungen eingetroffen ſein werden, den Augriff auf Songtay und Bac Ninh beginnen ſoll. Falls der chineſiſche Botſchafter abberufen werde, ſoll mit der Belagerung Eantons geantwortet werden. Verſchiedenes. — Karlsruhe, 2. Nov. S. K. H. der Prinz Ludwig Wilhelm hatheute Abend gegen 11 Uhr die Reiſe nach Italien angetreten; JJ. KK. HH. der Großherzog und die Großherzogin gaben dem Prinzen das Geleite zum Bahnhof in Baden. In der Begleitung Höchſtdeſſelben befinden ſich der mi⸗ litäriſche Begleiter des Prinzen, Hauptmann Müller, und Geh. Hofrath und Oberſchulrath Dr. Wagner. — Stockholm, 2. Nov. Die Frau Kron⸗ prinzeſſin iſt im Begriff, ein Damencomite zu bilden, behufs Veranſtaltung eines Bazars zur Beſchaffung von Mitteln zur Errichtung einer Lehranſtalt für DTuf Irrwegen Novelle von L. Calm. Nachdruck verboten. . Fortſetzung. ö „O, denken Sie ſich!“ rief er, „es iſt alles „ ſtengirt! Ich Glücklicher ſoll als edler Prinz mich lber das erwachende Dornröschen beugen — konnen Sie kathen, wer das erwachende Dornröschen iſt?“ Ihr ſtrahlendes Geſicht laßt mir darüber leinen Zweifel,“ ſagte Ferrandez, während Buchfeld lächelnd dabei ſtand und ſeine bebende Hand mit den Berloques ſeiner Uhrkette ſpielte. „O, es wird entzückend ſein, nicht wahr? denken Sie ſich Fräulein Malmen in roſa Atlas, Boldfranſen und Spitzen, halb von Schlingpflanzen inen, nd üppigen Roſen überwuchert — und ich in ſo Val. krführeriſcher Stellung über ihr — ach, ich ſtehe ipteſte icht dafür, daß ich mich nicht ganz dem Charakter Rolle hingebe und das ſchöne Dornröschen auf — dbelanute Art wecke.“ „Sie würden wahrſcheinlich ſchnell genug in Ii Wirklichkeit zurückverſetzt werden. Sie wiſſen, ie Dame läßt nicht mit ſich ſcherzen,“ entgegnete der Baron. „Ach, ich kenne keine Furcht! — Aber nun Sie, Herr von Ferrandez, Sie wurden vorhin * — gen ihrer Bekanntſchaft ward.“ unterbrochen, Sie ſind alſo einmal bei der Schau⸗ ſpielerin geweſen?“ „Nicht einmal, ſondern ich bin oft dort und verlebe, wie geſagt, genußreiche Stunden bei ihr.“ „Wirklich?“ ſprach der junge Offizier mit großen Augen. „Um wen handelt es ſich, wenn ich fragen darf“ miſchte fich Buchfeld ein. „Um Madame Sebaſtiani, die Darſtellerin der Orſina an jenem Abend, wo mir das Vergnü⸗ „Ach, ich erinnere mich, in der That eine Künſtlerin, ich beſchloß damals mich nach ihr zu rkun digen.“ „Auch Du, Brutus!“ rief Saremba die Hände zuſammenſchlagend. „Aber bilden Sie ſich denn ein, Baron, die Dame ſei hübſch?“ „Man fragt bei einer Künſtlerin nicht, ob ſie hübſch ſei, Roman,“ entgegnete Buchfeld ernſt. „Lernen Sie endlich aufhören, nur zwiſchen ſchönen und nicht ſchoͤnen Frauen zu unterſcheiden,“ fügte Ferrandez hinzu, „und erkennen Sie, daß ein Weib ſchönere Güter als ein angenehmes Aeußere beſitzen kann. Frau Sebaſtiani iſt eine ſolche Frau. Eine Herzkrankheit, durch ſeeliſche Leiden hervorge⸗ rufen, hat freilich ihre Jugendblüthe ſchnell zerſtört, aber ſie hat ſich den Adel der Kunſt bewahrt nnd ein ſchmerzlicher Anblick iſt es, ſie in der Einſamkeit, verlaſſen von der Welt, die nur Jugend und Schoͤn⸗ heit in ihre Kreiſe zieht, langſam ihren ſchweren Erinnerungen erliegen zu ſehen.“ „Vielleicht könnte man ſie dem Leben wieder⸗ geben, wenn man ſie zur Geſellſchaft zöge, mit Aufmerkſamkeiten erfreute?“ fragte Buchfeld inte⸗ reſſirt. 5 „Wenn ich Damenge ſellſchaften in meinem Hauſe ſehen könnte, ſo wäre Frau Sebaſtiani die Erſte, der ich eine Einladung ſchickte.“ „Gut — wollen Sie mir den Gefallen er⸗ weiſen, mich zu ihr zu führen?“ „Gewiß, mit dem größten Vergnügen. beliebt es Ihnen?“ 5 Sagen wir in den nächſten Tagen, wenn es Ihnen recht iſt?“ Ferrandez verbeugte ſich. „Nehmen Sie mich mit!“ rief Saremba. 8 „O, Sie haben ſich das Recht verſcherzt, mit der Dame in nähere Verbindung zu treten,“ ſagte der Mexikaner. „Lernen Sie erſt beſſer von den Frauen denken, mein Freund!“ Neuntes Kapitel. Du ſtehſt vor mir, der einſt mein Herz n Leid und Luſt erbebte. Wie liegt das Alles hinter mir, Als ob ich's nicht erlebte!“ Ferrandez erhob ſich von ſeinem Schreibtiſch Wann 82 155