nn rr Mean Man Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Schriesheim. Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. I. n Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 W. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 M. 70 excl. nt. N s ö N Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. pprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗ Bei größeren Aufträgen ent⸗ 5 Nr. 88. Samstag, den 3. November 1883. Bolitiſches. N Berlin, 31. Okt. Der Oldenburger Tummult iſt nach den geſtrigen Nachrichten ſchon als beigelegt zu erachten. Eine ſtrenge Unterſuchung iſt befohlen worden und wird dieſelbe lediglich im geordneten Wege durch die regelmäßigen Organe geführt. Im Verlaufe derſelben iſt bis jetzt ſeſtge⸗ felt, daß die Berichte über die Vorfälle vielfach übertrieben worden ſind. Von einem nachhaltigen Wiederſtand gegen die Polizei iſt nichts bekannt, guch iſt nur eine einzige Verhaftung vorgenommen worden; endlich iſt nichts geſchehen, was die Nach⸗ richten von einer hervorgetretenen beſondern Er⸗ bitterung gegen Preußen beſtätigen könnte. Das Uebrige wird lediglich von den Ergebniſſen der ein⸗ geleiteten Unterſuchung abhängen. Berlin, 30. Okt. Das „Militär⸗Wochen⸗ blatt“ bringt einen Artikel über das franzöſiſche Heer und die allgemeine Wehrpflicht, welcher mit folgender Zuſammenfaſſung ſchließt: „Als Geſammt⸗ ergebniß unſerer Betrachtung darf man wohl die Behauptung als erwieſen anſehen, daß die franzöſiſche Heeresreorganiſation ſich wobl den Buchſtaben der deutſchen Einrichtungen, aber nicht den belebenden Geiſt derselben anzueignen verſtanden hat, daß bei aller Anerkennung für die ungeheuren Leiſtungen des Staates und der Möglichkeit, eine imponirende Streitmacht organifirt aufzuſtellen, der Charakter der Maſſen, welchen jene Kräfte bilden, in Folge der Widerſprüche in den geſetzlichen Beſtimmungen, ein wenig gleichartiges Gepräge hat. Die Gleich⸗ artigkeit iſt aber der Inhalt aller Kraftbedingungen des Heeres. So lange Selbſtſucht, Erkenntniß und Selbſtverleugnung, dieſe wahren Soldatentugenden, in dem deutſchen Heere Lebenskraft befitzen und demſelben das einheitliche Charaktergepräge geben, wird ſich daſſelbe als ein feſter Fels erweiſen, an welchem die Brandung der feindlichen Streitmaſſen machtlos zerſchellt.“ London, 30. Okt. Aus Hongkong wird der „Standard“ gemeldet. Die Vorbereitungen zur Vertheidigung werden in Canton eifrig fortgeſetzt. Chineſiſche Kanonenboote führen von hier nach Can⸗ ton große Mengen. Munition. Geſtern ein⸗ getroffene Nachrichten aus dem Innern beſagen, daß politiſche Aufregung ſich verbreite und beſonders eine feindliche Geſinnung gegen die Fremden als gegen die Mandſchus ſich geltend mache. — Nach einem Bericht der „Times“ aus Alexandrien ſind daſelbſt während der letzten drei Tage 36 Todesfälle von Cholera vorgekommen; es ſei zweifelhaft, ob die Epidemie überhaupt verſchwunden geweſen ſei, allein das ſtärkere Auftreten derſelben ſei der weni⸗ ger ſtrengen Anwendung der ſanitären Vorſichts⸗ maßregel zuzuſchreiben. Zufolge einem Telegramm des „Standard“ aus Kairo wüthete die Cholera auſſer in Mekka auch in Dſchedda. London, 1. Nov. Einer Timesmeldung zufolge haben die egyptiſchen Truppen unter Hicka⸗ paſcha dem falſchen Propheten Mahdi mit ſeinen Anhängern unweit Elobied eine große Niederlage beigebracht. Elobied iſt von den Egyptern beſetzt. Madhi ſoll gefallen ſein. Verſchi edenes. * Ladenburg, 2. Okt. Der Vorſtand des „Geſangvereins“ hat zur Abhaltung der ge⸗ ſellſchaftlichen Wintervergnügungen pro 1883/84 folgende Abende feſtgeſetzt: Sonntag den 18. November Geſangsproduktion, II. Weihnachtstag Geſangsproduktion mit darauf folgendem Tanze, Samstag den 5. Januar Ball, Samstag den 9. Februar Geſangsproduktion, Sonn⸗ tag den 24. Februar (Faſtnacht) Theaterabend. * Ladenburg, 2. Nov. Eine nicht ganz angenehme Verwechslung kam dieſer Tage hier vor. Ein hieſiger Metzger kaufte ein ſchönes fettes Rind bei einem hieſigen Landwirth. Sein College ſchickte zwei Metzgersbürſchlein hin das Rind zu holen, fan⸗ den aber von den Hausbewohner niemand vor, deſſen⸗ ungeachtet begaben fie ſich in den Stall und banden ſtatt das Rind ein Oechslein ab und nun gings im Trapp nach Hauſe. Mit der Bemerkung „da hat ſich mein College geſchnitten“ hauchte das Oechslein ſein Leben aus zum großen Schrecken des Metzgers, denn nach wenigen Minuten ſtellte ſich der Irr⸗ thum heraus. — Aus Doſſenheim wird berichtet: Ver⸗ gangenen Samſtag wurde hier die endgiltige Ab⸗ ſtechung der Drahtſeilbahn zu den Porphyr⸗ ſteinbrüchen durch den konzeſſionirten Unternehmer Ingenieur Leferenz aus Heidelberg vorgenommen und hofft man nun auf eine baldige Inangriffnahme der ganzen Bahn, die von der Mehrzahl der Be⸗ wohner freudig begrüßt wird, da uns dieſelbe ſo⸗ wohl Heidelberg, wie Mannheim näher bringt und den ſtarken Produktenverkehr hauptſächlich zu den Märkten weſentlich erleichtern wird. — Karlsruhe, 31. Okt. Heute früh wollte in einem Laden der Zähringerſtraße ein frecher Eindringling in Gegenwart der Beſitzerin die La⸗ denkaſſe herausnehmen und das darin befindliche Geld wegnehmen. Auf die Hilferufe der Frau ent⸗ floh der Einbrecher, wurde aber alsbald im Hofe des Nachbarhauſes durch zwei Schutzleute verhaftet. — Aus Sulzfeld, Amts Eppingen, wird geſchrieben: Am Kirchweihſonntag kehrten viele Gäſte Auf Irrwegen Novelle von L. Calm. Nachdruck verboten. f Fortſetzung. Der Graf war es auch, der ihn zuerſt in ſei⸗ nem Schlupfminkel entdeckte. „Mein Gott,“ rief er, „hier ſtehen Sie wieder ſo finſter und ſo ſchwer⸗ müthig, und doch iſt das Leben ſo ſchön, ſo ſchön!“ Sein hübſches Antlitz leuchtete, die entzückende Nai⸗ vität ſeiner reinen, kindlichen Natur trat in dieſem Moment glänzend zu Tage; er vergaß überhaupt in letzter Zeit öfter jenen Schein von Leichte gkeit und Uebermuth anzunehmen, den er ſich ſonſt zu geben pflegte. Die Liebe war in ſeinem Herzen aufgegangen und durchwärmte ſein ganzes Innere mit himmliſcher Gluth. „Das Leben iſt ſo ſchön? Ich vermuthe, Fräulein Malven hat Ihnen zugelächelt?“ „Wenn auch das nicht, aber bitte ſehen Sie nur an und ſagen Sie mir, ob jedem, der ſie liebt, nicht das Herz ſchlagen muß vor Entzücken. Nicht wahr, daran dachten Sie auch eben? Sehen Sie dieſes mattgelbe Seidenkleid, wie es den duuklen Teint ſozwundervoll hebt, ſehen Sie dieſen Brillant⸗ „ ſtern in dem nachtſchwarzen Haar! etwas ähnliches geſchaut?“ im Voraus Glück, mein Herr.“ Haben Sie je „Nein — denn was hülfe es, einem Enthu⸗ ſiaſten wie Sie bemerklich zu machen, daß, wenn man die halbe Welt nach Frauenſchönheit durchſtreift, man wohl nicht alle im zerlumpten Röckchen und mit bloßen Füßen wird bewundert haben? — Nein alſo, Graf, ich habe nie etwas ähnliches geſehen, und ich preiſe ihren Geſchmack.“ „Spotten Sie nur! — Aber wenn Sie ſchwei⸗ gen könnten, möchte ich Ihnen ein Geheimniß an⸗ vertrauen.“ „Verſuchen Sie es mit mir, ich bin ganz Ohr.“ „Nun alſo, Sie wiſſen ohne Zweifel, daß in Kurzem der Geburtstag der Barnin Buchfeld ein⸗ trifft?“ „Wie ſollte ich, Graf, bin ich denn allwiſſend?“ „Alſo dieſer Tag fällt in künftige Woche, der Baron will dann eine Geſellſchaft geben und nun iſt Frau von Altenau auf den Einfall gekommen, das Feſt durch Aufführung von lebenden Bildern zu verherrlichen.“ „Ein ſchöner Gedanke. Sie wird wahrſchein⸗ lich eine Gelegenheit abſehen ihre Nichte vortheilhaft zu placiren?“ „Daran zweifle ich nicht und, meiner Treu, ich habe eine Vermuthung, wen man der blonden Schönen zum Partner geben wird. Ich wünſche Bitte, „Sie erſchrecken mich! wenn Frau v. g Altenau wirklich derartige Pläne machen ſollte, ſo ſuchen Sie ſie davon abzubringen, mir leider unmöglich ſein —“ „Was?“ „In künftige Woche, ſagen Sie, Feſt? Nun ſehen Sie, ich wollte Ihnen heute noch mittheilen, daß ich gezwungen ſein werde, wahr⸗ ſcheinlich auf die ganze nächſte Woche zu verreiſen. Ich werde alſo zu meinem unendlichen Bedauern nicht —“ Saremba unterbrach ihn durch eine ungeſtüme Bewegung. „Ah, Herr v. Ferrandez.“ ſagte er, „das iſt nicht mehr Zufall, das iſt Abſicht!“ „Was meinen Sie?“ „Es iſt das dritte mal, daß Sie einen Vor⸗ wand ſinden, das Haus Buchfelds nicht zu betreten.“ „Wie Sie nachrechnen! Aber wirklich, ich ent⸗ ſinne mich, das eine Mal war ich ſo gräßlicher Laune, daß ich nicht wagen durfte, einem Menſchen unter die Augen zu treten, und das andere Mal hatte ich ebenfalls eine Reiſe, die ſchon vorher be⸗ ſtimmt war und ſich nicht aufſchieben ließ.“ „Aber wenn man nun wüßte, daß dieſe Reiſe nicht weiter als bis ins Dorf geführt hätte, wo einer ihrer vielen Schützlinge wohnt, ein armer Handwerker mit ſieben unerzogenen Kindern —“ „Mit ſieben Kindern und einer kranken Frau, ganz recht! Ich werde ihr Talent zur Spionage nächſtens der geheimen Polizei empfehlen, lieber Roman! — Aber können Sie mir verdenken, daß