Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Schriesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet viertelfährlch 1 Ia. 20 Pfg. mit ifkuſtrirtem Tinterhpaftungsötatt 1 Af. 70 ccc. Juſerate, welche am Tune vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die Appaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ liechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Mittwoch, den 31. Oktober 1883. 5 oſtproviſion. r Nachrith n nun e tag halb U Ipeditionen nehmen Inſerate für uns an. urnhalf en. rnwart, . f — Die Tandwirthſchaftsſchule. Nimmt man gegenwärtig eine Zeitung in die and, ſo lieſt man, wie die verſchiedenen Fach⸗, erblichen und Handelsſchulen die Angehörigen et Erwerbszweige zur berufsmäßiger Fortbildung den Wintermonaten zuſammenrufen. Die Erkennt⸗ deingt immer mehr durch, daß die Ueberfüllung nung Küche und 3 Nobembaz bei den Landwirthen die Anſchauung vorherſchend, weil bei der Landwirthſchaft, wie bei keinem anderen Beruf, Naturkräfte, auf die der Menſch keinen Ein⸗ fluß hat, zur Geltung kommen, als ſeien weitere Kenntniſſe, als die der Bater dem Sohne beibringen könne nicht nöthig. Ja, wenn alle anderen Ver⸗ hältniſſe geblieben wären wie vor Zeiten, möchte dies ohne Schaden gehen. Aber es iſt unſere volle Ueberzeugung — die Landwirthſchaft ſperrt ſich zu ihrem Schaden, die Fortſchritte auf dem Gebiete der Naturwiſſenſchaften, in Anwendung von Maſchinen und Verwerthung der wirthſchaftlichen Beſtrebungen zur Verbeſſerung ihrer Lage ſich mehr zu Nutzen zu machen. In vielen Gegenden ſind dieſe Errungen⸗ ſchaften in Fleiſch und Blut der erwachſenen Land⸗ wirthe eingedrungen und werden ausgebeutet. Möge es bei uns auch dahin kommen. Ein größerer Vortheil iſt aber jedenfalls, wenn ſchon die heran⸗ wachſenden Landwirthe ein Verſtändniß für dieſe Fortſchritte in einer Fachſchule gewinnen. Darum laſſe, wer Mijtel hat, ſeinen, Sohn. der die Land⸗ wirthſchaft zum Berufe wählen wird, eine landw. Schule beſuchen. Wer aber die Mittel nicht hat und wem das Wohl ſeines Sohnes am Herzen liegt, der bemühe ſich, aus von Kreis und Vereinen be⸗ wlligten Mitteln in Stand geſetzt zu werden, ſei⸗ nem Sohne Kenntniſſe zu verſchaffen, die ihm ſicher zum Segen gereichen werden. Das neue Schuljahr der landwirthſchaftlichen Schule Ladenburg be⸗ ginnt am Dienstag, den 6. November, Vor⸗ mittags 9 Uhr, im Schullokal (Gebäude der höheren Bürgerſchule.) Wolitiſches. Eberbach, 29. Okt. Bei der heutigen Ab⸗ geordnetenwahl wurde Bürgermeiſter Kiefer von Buchen mit 65 Stimmen gewählt. Der bisherige Abgeordnete Blum (nat. lib.) erhielt 63. Stimmen. Berlin, 29. Okt. Seit letzten Dienstag weilt Kaiſer Wilhelm nach längerer Abweſenheit wieder hier und erfreut ſich beſten Wohlſeins. Der Kaiſer iſt außerordentlich befriedigt über die Ergeb⸗ niſſe der großen Fürſtenverſammlungen in Homburg und ebenſo über die weihevolle Nationalfeier auf dem Niederwalde. In manigfaltigen Ehrenzeichen und Gnadenſpenden hat der Kaiſer ſeiner Befrie⸗ digung über jene erfreulichen Ereigniſſe auch einen beſondern Ausdruck verliehen. Oldenburg, 27. Okt. Geſtern iſt hier die Aufruhrakte verkündet worden. Am 25. d., ſo ſchreibt man von dort der „Weſ. Ztg.“, fand zwiſchen zwei Offizieren des 91. Regiments, näm⸗ lich zwiſchen Major Steinmann und dem Haupt⸗ mann v. d. Lippe, ein Piſtolenduell ſtatt, in welchem der Letztere verwundet wurde. Tags darauf wurden an verſchiedenen Stellen der Stadt ge ſchriebene Plakate befeſtigt gefunden, in welchen auf⸗ gefordert wurde, ſich abends 7 Uhr auf der Roſen⸗ ſtraße zu verſammeln und das Haus des Majors Steinmann zu demoliren. Die heranrückende Po⸗ lizei wurde mit einem Hagel von Steinwürfen em⸗ pfangen, und nur mit dem Aufgebot einer beträcht⸗ lichen Militärmacht gelang es, die Demolirung zu verhindern. Mehrere Verhaftungen wurden vorge⸗ nommen. Die von der oldenburgiſchen Staatsre⸗ gierung erlaſſene Aufruhrakte, die in dringenden, aber gewinnenden Worten an die Beſonnenheit der Bevölkerung appellirt, wurde von den Mauern ab⸗ geriſſen und durch Plakate erſetzt, die zur „Maſſa⸗ krirung des Preußen“ auffordern. Da für heute Abend eine Wiederholung des Volksauflaufs in Ausſicht ſtand, mußte neben der Infanterie auch die Ligage. alen Berufsarten einen größ größeren Schatz von — en und einen erweiterten Blick erheiſchen. nach jan e ißt auch den Söhnen der Landwirkhe in den ches gegn Wlnerſchulen Gelegenheit geboten, einerſeits die in mit eiſern der Voleſchuſe erworbenen Kenntniſſe zu dem künf⸗ ter feinen Agen Beruf entſprechend zu erweitern und zu befeſ⸗ „ ien, anderſeits Verſtändniß für die Vorgänge im Atwein lanzen⸗ und Thierleben zu gewinnen und An⸗ allt fk eſſungen über eine Geſchäftsführung wie ſie den Aigen Zeitverhältniſſen entſprechend iſt, zu erhalten. In allen Erwerbszweigen iſt ein Vorwärtsdrängen 50 ud ein Ueberbieten mit Verbeſſerungen und Erfin⸗ üller, duzen bemerkbar. Gehen wir in Fabriken und kuſen. ſehes, tie mannigfaltig die Hilfsmittel ſind, die — menchlch Arbeit erſetzen, wie ſcharfſinnig die Ma⸗ a hinen für die verſchiedenſten Leiſtungen ausgedacht e, nd, öde vergleichen wir Einſt und Jetzt in den ützen itteln des perſönlichen oder ſchriftlichen Verkehrs, f muß man ſich immer fragen, was würde ein empfehle euch ſagen, welcher ſeit 60 Jahren mit den Fort⸗ reitag. ſchelten ganz unbekannt geblieben wäre und welchem b mit einem Male in ihrer vielſeitigen praktiſchen re werthung vorgezeigt würden? Auch die Land⸗ 1 lühſchaft hat große Fortſchritte gemacht im Ver⸗ 1 — Andniß der Lebensvorgänge in Pflanze und Thier, 82 Anwendung von verbeſſerten Geräthen, in Benü⸗ Ing des erleichterten Verlehrs zur Beſchaffung vie⸗ cker. Bedürfniſſe. Im großen Ganzen iſt aber doch — 2 N . 8 Duf Irrwegen 8 5 Novelle von L. Calm. Stenz. 5 Nachdruck verboten. Thel Fortſetzung. Aber darf ich denn wirklich gar nicht hoffen, de übermorgen bei mir zu ſehen? Sie merken, ich 1 hee eigenſinnig auf den Punkt zurück, von dem fehlt ausgegangen bin. Soll ich mit dem Baron Stenz. prechen, daß er ſie mir erlaubt?“ 1 „Oh, der Baron läßt mir in ſolchen Dingen 1 eine Freiheit, indeſſen —“ iſe⸗ „Da iſt einer, der von dem Baron nicht ſo kgeiſtert ſcheint, wie Saremba,“ dachte Ferrandez. 5 Indeſſen —“ wiederholte er mit liebenswürdiger . geduld. cker „Indeſſen wenn es Ihnen angenehm iſt, werde eu ic es moglich machen zu kommen.“ und „So, das iſt herrlich!“ rief mit dem Mexikaner 2 gleich der junge Saremba, der vor einem Augen⸗ äh, lick herangetreten war. „Da werden Sie Gelegen⸗ it haben, Georg, die prächtige Einrichtung unſeres 4 undes zu bewundern, um die ich ihn jedesmal 8 eneide.“ „Lieber Graf,“ ſprach in dieſem Augenblick die cer. Iatonin Buchfeld, mit dem Fächer die Schulter jungen Mannes berührend, „Fräulein Malmen wünſchte geſtern die Noten, von denen Sie mir neulich ſprachen. Sie würden ihr einen Gefallen ſonder gleichen erweiſen, wenn Sie ihr dieſelben an⸗ böten.“ „Ich fliege, gnädige Frau!“ rief Saremba und befand ſich eine Sekunde ſpäter an der andern Seite des Gemachs, vor der Dame ſeines Herzens. Welding trat vor der Gattig ſeines Vorgeſetzten zurück — die Baronin und Ferrandez ſtanden ſich allein gegennüber. „Wenn ich nicht fürchten müßte, Sie heute zum zwanzigſten Male dasſelbe hören zu laſſen,“ begann er in dem leichten Geſellſchaftston, den er ſo häufig anzunehmen liebte, „ſo würde ich mir er⸗ lauben, Ihnen ein Compliment über Ihr Lied und über Ihr vorzügliches Ausſehen zu machen.“ In der That hatte Luiſe von Buchfeld viel⸗ leicht nie ſo ſchön ausgeſehen, wie in dieſem Mo⸗ ment. Der gewohnliche müde Ausdruck hatte einer lieblichen Röthe innerer Erregung Platz gemacht, die antike Haartracht ſtand wundervoll zu dem ſenk⸗ rechten Profil, das dunkle Sammekkleid hob ihre Geſtalt mit königlichem Anſtand. „Wir Frauen ſind bekanntlich ſo eitle Geſchöpfe, daß man uns eine Schmeichelei auch ungeſtraft zum einundzwanzigſten Male ſagen darf,“ entgegnete ſie mit einer Ironie, die ihn vielleicht auffordern „Das iſt das Recht, ja die Pflicht der Schön heit gnädige Frau.“ 5 „Eine traurige Pflicht,“ ſprach ſie leiſe. 8 Die Unterhaltung ſtockte. 85 „Wollte Gott, es gäbe keinen größern Schuerz, als Ueberſättigung und Langeweile,“ entgegnete er endlich. „Sie haben Recht,“ ſagte ſie mit bebender Stimme, während ihre blauen Augen mit ſchwer⸗ müthigem Ausdiucke in die Ferne ſchweiſten. Ihre Hand erhob ſich dabei mit dem Fächer und — war es Zufall, war es Abſicht? — die Roſe an ihrer Bruſt knickte an ihrer Bruſt und rollte zu ihren Füßen. Er hob ſie auf und reichte ſie ihr mit höflicher Verbeugung. Wie mit elektriſchem Strahle durchzuckte es ihn, als, während ſie zögernd die Blume zurücknahm, ihre kleine bebende Hand die ſeine ſtreifte. Um ihren Mund hatte ſich ein herber Zug gelegt, ihr Stolz erlaubte ihr nicht ſich jetzt zurück⸗ zuziehen. „Ich bemerkte mit Vergnügen,“ ſagte ſie, „daß meine Geſellſchafterin, Fräulein Malmen, ſich in lebhafter Converſation mit Ihnen befand? Wie beurtheilten ſie die Dame? Sie wird im allge⸗ meinen ſehr verkannt. Die Damen nennen ſie bi⸗ zarr, die Herren erheben ſie in den Himmel, ohne ſollte ihr gegenüber ein anderes als dies abge⸗ brauchte Thema anzuſchlagen. . doch ihren eigentlichen Werth einzuſehen.“ V Ich darf mich, glaube ich, rühmen, nicht dem