die im Winter beranſtalteten Tanzkränzchen. Dieſen verſchiedenen Unterhaltungen reihke ſich am ver⸗ floſſenen Sonntag eine neue an, nämlich eine Thea⸗ tervorſtellung. Die zwei Stücke, welche von meh⸗ reren Vereinsmitgliedern aufgeführt wurden: „Bitſch im Verhör“ und „Eine Rekrutirung in Krähwinkel“ fanden bei allen Zuschauern den lebhafteſten Beifall. Allen mitſpielenden Perſonen gebührt Lob und An⸗ erkennung, denn die einzelnen Rollen waren nicht nur an die geeigneſten Kräfte vertheilt, ſondern auch ſehr fleißig einſtudirt und wurden durchweg ſehr gut vorgetragen. Beſonders gut gefiel das zweite Stück mit ſeinem urkomiſchen Inhalt und den guten Witzen. Es würde die Beſcheidenheit berletzen, wenn wir die eine oder andere Perſon beſonders loben wollten. Darum ſei allen Mitwirkenden unſere volle Anerkennung und unſer innigſter Dank ous⸗ geſprochen. Nach der Aufführung dieſer zwei Thea⸗ terſtücke wurden zwei ſehr gelungene Schattenbilder „Die Kartenſpieler“ und „Der Barbier“ zum Beſten gegeben. Zuletzt folgte noch eine kurze Tanzunter⸗ haltung. Wir müſſen geſtehen, daß wir noch ſelten einen genußreicheren Abend mitgemacht haben, als dieſen. Wir wünſchen daher, es möchten die Spieler, durch dieſen erſten Erfolg ermuthigt, uns recht bald eine zweite Theaterunterhaltung gewähren. — Schwetzingen, 20. Okt. An Stelle des zurückgetretenen Rathſchreibers Pitſch wurde der ſeitherige 2. Rathſchreiber Reichert in Lahr, zum Rathſchreiber ernannt. — Lahr, 18. Okt. Wie oft Kinder gehü⸗ tet werden, zeigt ſich vorgeſtern an einem Vorkomm⸗ niß zu Schönberg, wo der 1 1jährige Hüter ei⸗ nes 5öjährigen Mädchens, ärgerlich über das Schreien des Kindes, ſehr einfach verfahren iſt. Er nahm ein Kopfkiſſen, deckte das Kind damit zu und ſetzte ſich darauf; das Sitzen gefiel ihm aber nicht, und er ſtellte ein Seſtermaß voll Frucht auf die Schrei⸗ erin. Das Schreien horte auf; der Knabe fand beim Herabnehmen des Seſters das Kind todt. — Die „Köln. Ztg.“ meldet: Zur Anlegung einer Zahnradbahn von Rüdesheim auf den Nieder⸗ wald hat die Firma Soenderop und Co. eine Kon⸗ zeſſion erworben. — Bern, 19. Okt. Peinliches Aufſehen erregt die geſtern in Bern beendigte Aſſiſenverhand⸗ lung gegen den Dr. v. Grüningen, Arzt, geweſ. Großrath und Amtsrichter, welcher überführt wurde, im Amte Schwarzenberg ſeit Jahren ausgedehnte Wuchergeſchäfte betrieben und ſich namentlich auf 50 57 5 Koſten ganz armer Leute bereichert zu haben. Durch die von einer Wittwe Zwahlen, bezw. deren Tochter erhobene Klage wurde dem harten Manne endlich das Handwerk gelegt, und geſtern erfolgte unter einem ungeheuren Zudrang des Publikums die Ver⸗ urtheilung. Unter Ausſchluß mildernder Umſtände wurde der Beklagte der Unterſchlagung, begangen in ſeiner Eigenheit als Vermögensverwalter, und der Ehrverletzung und Mißhandlung und Mißhand— lung der Tochter Zwahlen ſchuldig befunden und zu 1% Jahren Zuchthausſtrafe berurtheilt; außerdem wurde er ſeines Patent als praktiſcher Arzt verluſtig erklärt. — (Des Fiſchers Beute.) Ein Fiſcher in Turin legte am 15. d. ſein Nez aus und ſpürte plötzlich einen kräftigen Ruck. Erfreut zog er an und ſah zu ſeinem Entſetzen die Leiche ſeiner 16 jährigen Tochter. Das Mädchen, eine reizende Brünette, war von einem Karabiniere verführt wor⸗ den und hatte ſich aus Verzweiflung darüber ſelbſt den Tod gegeben. Die linke Hand der Leiche hielt krampfhaft einen Roſenkranz, in der Taſche fand man einen Zettel, worin das einzige Kind die Eltern in herzzerreißenden Worten um Verzeihung bittet. — Ein ſchrecklicher Unglücksfall hat ſich geſtern Abend auf dem Bahnhofe zu Nieder⸗Flörs⸗ heim (Strecke Alzey-Worms) zugetragen. Der dortige Stationsverwalter Kurſchmann war eben im Be⸗ griffe, ſich von ſeiner Frau, welche eine Reiſe an⸗ treten wollte, auf dem Bahnhofe zu verabſchieden, als ein daherkommender Zug, den er nicht zu be⸗ achten ſchien, ihn erfaßte. Der Unglückliche wurde zu Boden geworfen und überfahren, ſo daß er auf der Stelle todt war. Kopf und Beine waren vom Rumpfe getrennt. Und dieſes ſchauderhafte Ereigniß ſpielte ſich vor den Augen ſeiner in einem andern Zuge ſitzenden Frau ab. — Temes bar, 22. Okt. Graf Stephan Batthyaniy wurde heute früh in einem Piſtolenduell mit Dr. Julius Roſenberg durch einen Schuß in die Schläfe getödtet. — Der badiſche Geſchäftskalender für 1884. Ver⸗ lag von Moritz Schauen bur g, Lahr. Die „Karls⸗ ruher Zeitung“ beurtheilt das für jeden badiſchen Burger, Geſchäfksmann, Angeſtellten und Beamten zweckmäßige Ta⸗ ſchenbuch wie folgt: „Nicht für den Leſetiſch der Familie beſtimmt, ſondern für das Büreau des Beamten, das Kon⸗ tor des Geſchäftsmannes, erfüllt die Aufgabe der praktiſchen Brauchbarkeit in hohem Grade. Neben dem üblichen Kalen⸗ darium, den wichtigſten Mittheilungen über Poſt⸗ und Te⸗ legraphenweſen, über Maße, Münzen und Gewichte und ähnlichen Notitzen fürs tägliche Leben enthält das Buch ei⸗ 4 nen ſehr vollſtändigen Perſonalſchematis mus aller ſtellen und vieler Gemeindebehörden. Da das a Staatshandbuch Badens nicht jährlich erſcheint, bie Schauenburgiſche Kalender für jene Jahre, in dene die öffentliche Publikation fehlt, einen willkommenen der um ſo beſſere Aufnahme verdient, als die Per ſo änderungen mit befriedigender Sorgfalt berückſichtigt pflegen. Für ſpätere Jahrgänge möchten mir der B nde 0 8 empfehlen, noch die ſtädtiſchen Behörden 1 15 fünf größeren (über 20,000 Einwohner zählenden) 1 0 90 ebenfalls eingehender aufzunehmen. 1882 188 Als Anhang werden jedem Jahrgange ein vollſtändiged Aufnahme Ortsverzeichnis mit Angabe der neueſten Einwohnerzaß 7 geſteilun ſowie einige ſtatiſtiſche Nachrichten über Baden neh kleinen Karte zur geographiſchen Statiſtik uuſeres ſthenden beigegeben. Wenn eine der letzteren, wie ſeit einigen! 9 Vahachtu ſo auch hinfort in jedem Jahrgange publizirt wird, Gemeinde ten regelmäßige Käufer des Kalenders mit der Zei git un vielfach intereſſanten Atlas der badiſchen Landesky 7 Ehe Der neueſte Jahrgang enthält eine Ueberſichtskarte 1 Nu El a Gebiete der Hagelwetter in Baden.“ tuungel. e i Submiſſion. Adenb urg Für das Poſtamt in Heidelberg ſollen fal Möbel aus Tannenholz neu beſchafft werden: 15 A tiſce mit Aufſäzen, 11 gewöhnliche Tic, 0 e tiſche, 3 Stempeltiſche, 11 Waſchtiſche, 4 Stehpult 10 Aktenſtänder, 5 Kleiderſtänder, 6 Schränke i; Hau Formularien, 2 Schränke für Werthgegenſtände, ere Schlüſſelſchränkchen, 74 Stühle pp. Beſchreibuß . der Gegenſtände ſowie Lieferungsbedingungen i Kilt im Geſchäftszimmer Nr. 34 der hieſigen Obere 2 direktion ſowie bei dem Poſtamte in Heidelberg ß znſehen; auch werden die Bedingungen auf W „ e langen ſchriftlich mitgetheilt. Zur Vieferung 4 Möbel geneigte, tüchtige Unternehmer wollen e ſchriftlichen Angebote mit Preisangabe bis zum 2 1 ge Ot. d. M. frankirt an die hieſige Oberpofdire 0 tion einſenden. Die betreffenden Schreiben ſind äußerlich mit der Bezeichnung „Lieferung don Mö. beln“ zu verſehen. Handels⸗Nachrichten 0 Pfälzer Tabak. Mannheim, 22. Oktobg, Während der letzten Woche wurden an verſchiedeneg Plätzen der Bergſtraße namentlich Ladenburg, Ne ckarhauſen, Schriesheim und Edingen und an den Gundiorten das neue Sandblatt zum Preiſe von e. 17—23 M., ferner wurden an den Hardtorten verhagelte Tabake zum Preiſe bon 20— 26 0 per 50 Kg. exclufive Steuer verkauft. In Lorſch wurden etwa 250 Ctr. neue Herbſttabake zum Preiß von 33 —36 M. per 50 Kg. excluſ. Steuer 1 J Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 9 3 unbeobachtet auf dem Boden des Seitengebäudes übernachten wollen Der Satan habe ihn geblendet, fuhr Horn in ſeiner Erzählung fort, denn ohne zu einfach niedergeſchlagen und hinter die Eſſe ge⸗ worfen. Das war die Ausſage Horns. Die Veſter leugnete nach ihrer Vorführung alles. Erſt nach der Konfrontirung mit dem Horn geſtand ſie ihre aus Rachſucht gegen Kirchner ver⸗ übten Thaten ein. — ſ —᷑ꝓ —ʒ—A—N— :́ — — Nach dem Geſetzbuche mußte zur Freiſprechung der inhaftirten Kirchner ein neues Schwurgericht ge⸗ bildet werden. Trotzdem die Vorbereitungen hierzu mit möglichſter Eile betrieben wurden, verging doch noch eine Woche, während welcher der Gefangenen alle geſetzlich zuläſſigen Erleichterungen gewährt wurden. Horn, geſchäftlich heruntergekommen, mo⸗ raliſch ohne jedweden Halt, ſah ſein Ende nur zu gut voraus und wartete nicht erſt den Wahlſpruch der Geſchworenen ab, ſondern entleibte ſich im Ge⸗ fängniſſe. — Natürlich hatte der Fall in allen ju⸗ riſtiſchen und nichtjuriſtiſchen Kreſſen das größte Aufſehen erregt und war es daher nicht zu ver⸗ wundern, daß mehrere Tage vor der Verhandlung kein Tribünenbillet mehr zu erhalten war. Nach Erledigung der nothwendigen Vorfragen erſchien die ſchoͤne Lebrersfrau. Aber wie an ihm ſo hatte auch an ihr das unverſchuldete Geſchick gearbeitet. Die ſchwarze Einrahmung des Geſichts hatte einer grauen Färbung Platz gemacht und die kühngeſchnittenen, von Lebensluſt früher ſtrotzenden Lippen zuckten im konvulſiviſchem Aufeinanderpreſſen, als ſie ſich vor dem Gerichtshof ſah und mi ihrem blei 5 8 * * 70 1 75 wiſſen, was er thue, habe er den Zeugen der That dieſelbe Geſellſchaft muſterte, welche kaum Jahresfriſt auf einen Indicienbeweis ihr „Schuldig“ geſprochen. Die Veſter hatte zwar hartnäckig geläugnet und ſelbſt bei dem Vorzeigen des Hammers aufs heftigſte wiederſprochen, daß derſelbe mit ihrem Wiſſen in ihre Varwahrung gekommen ſei. Einzig und allein das Zeugnis des Miniſterialſekretärs Helmding und die zu Protokoll genommenen Aus⸗ ſagen des vom irdiſchen Schauplatz abgetretenen Wirthes Horn vermochten die Schuld der Angeklag⸗ ten klar zu ſtellen und da durch das ſtarke Leugnen jeder Milderungsgrund ausgeſchloſſen war, ſo ver⸗ urtheilte der Gerichtshof die Veſter zu lebensläng⸗ lichem Zuchthaus. Würden die Behörden nicht alle Vorkehrungen zum Schutze der Verurtheilten getroffen haben, man würde ſie in Stücke geriſſen haben. Der Präfident rekapitulirte kurz den Vorgang vor hin Wahrſpruch ihren früher Gefällten wieder auf. „Frei, frei!“ tönte es aus Hunderten von Kehlen von den Tribünen, als der Präſident das letzte Wort geſprochen. „Frei, frei!“ jubelte es aber auch aus einer Menſchenkehle von dem Korridor her, und herein ſtürzte ein junger Mann. — „Meine unglückliche Alice! Mein theures Weib!“ Weſſen Auge hätte bei den ſtürmiſchen Um⸗ armungen der beiden Wiedervereinten trocken bleiben können? Auf der Straße empfingen die Mengen der aus Hallberg Erſchienenen die Glücklichen und führ⸗ ten ſie im Triumph davon. * der Geſchworenen und dieſe hoben durch ihren A* 3 Wer würde heute in dem dekorirken großen 50 ft zoglichen Archivar und Hofrath Kirchner den frühe e i ren Lehrer Kirchner wiedererkennen, wenn nicht dag Sim ſchneeweiße Haar der jungen Frau Hofräthin do lit den einſtigen Erlebniſſen erzählte. err Holze Fortſetzung. Siebentes Kapitel. „Ewig verlor'nes Liebe, ich grolle nicht! u wn n Wie Du auch ſtrahlſt in Diamantenpracht Eumte Es fällt kein Strahl in Deines Herzens Nachk.“ ſtunzen Die Geſellſchaft bei Frau v. Altenau war voll⸗ Samt zählig, und alle warteten nun mit einiger Spannug er g auf den intereſſanten Fremden, den Graf Sarembg aa heute einzuführen verſprochen. Man erzählte ich, A 0 er beſäße in Californien Goldminen von unerſchöpf⸗ ah lichem Reichthum, durchreiſe die Welt, um etwas e von ſeinen Gütern unter die Menſchen zu bringen, l und ſtudiere, hieß es, nebenbei die Frauenſchönheit i d A aller Länder, um unter ihnen ſein Ideal zu 1 r dinder Man wollte ſogar wiſſen, daß er die deulſchen Frauen B nach 1 Geſchmack erklärte, — und Frau v. Altenau, die eine ſehr blonde Nichte hatte, fand es deshalb reizend von Saremba, daß er gerade ihrem Salon vor allen andern den Vor⸗ zug gegeben. (Fortſetzung folgt.)