cEELT Wo die Kultur eingreift, da müſſen die Thiere weichen. Die Schnacken, für die in Mopheus Armen Ruhenden eine große Plage, waren vor 40— 50 Jahren nur im Freien läſtig. Man muß ſich nun fragen, wo der Grund für dieſe Erſcheinung zu ſuchen iſt? Er wird gefunden ſein, wenn man ihn mit der Vertreibung der Hausſchwalben von ihren Niſtplätzen und den Häuſern durch Verſpeiſung und Uebertünchung derſelben in Verbindung bringt. Be⸗ kanntlich gewähren die Schnaken den Haus⸗ Rauch⸗ und Mauer- Schwalben hauptſächlich Nahrung. Es wäre daher im Intereſſe der Hausbewohner die Schwalben ihre früheren Niſtplätze wieder einnehmen zu laſſen. — Berlin, 5. Okt. Aus dem Regierungs⸗ bezirk Potzdam liegt wiederum ein Raubmordanfall auf einen Landbriefträger vor. Das B. T. ſchreibt darüber: „In ſpäter Abendſtunde erhalten wir mit⸗ tels Eilbriefes aus Kloſterfelde die Nachricht von einem am Mittwoch Nachmittag begangenen Ver⸗ brechen. Um die genannte Zeit wurde der Land⸗ briefträger Fröhlich, welcher zwiſchen Lanke und Uetzdorf (Kreis Niederbarnim) bei Bieſenthal die Poſtbeſtellung vermittelt, von zwei mit Meſſern bewaffneten Strolchen räuberiſch angefallen und zämmerlich zugerichtet. Der Beamte, ein kräftiger Mann, wehrte ſich aus Leibeskräften und rief ſo laut um Hilfe, daß die Räuber ſchlie ßlich von ihm abließen und ohne ihren Zweck, die Wegnahme ſeiner Beſtelltaſche, erreicht zu haben, in dem zu beiden Seiten der Chauſſee ſich hinziehenden Walde verſchwanden. Der Briefträger wurde dann in Folge des ſehr ſtarken Blutverluſtes ohnmächtig und ge⸗ wann erſt nach einigen Stunden wieder ſo viel Kräfte, um ſich mühſam nach Lanle zu ſchleppen, wo man ihm die erſte Hilfe angedeihen laſſen konnte. Die Verfolgung der Verbrecher iſt in vollem Gange. — Braunſchweig, 4. Okt. Ein furcht⸗ barer Unglücksfall hat ſich der „Fr. 3.“ zufolge am Montag in der Nähe der Eiſenbahnſtation Bör⸗ ßum ereignet. Eine Arbeiterfamilie wollte von Wolfenbüttel nach Hornburg ziehen, wo der Mann auf einer Domäne Arbeit gefunden hatte. Vom Bahnhofe Börßum holte ein Knecht mit einem Fuhrwerk die Familie, aus dem Ehepaar und 6 Kindern beſtehend, ſammt ihren Habſeligkeiten ab. Oben auf den Wagen, zwiſchen das armſelige Mo⸗ biliar, placirte ſich die ganze Familie. Der Fuhr⸗ knecht ſchlug, trotzdem er vorher gewarnt worden, einen Feldweg ein, der dicht an dem ſumpfigen Flüßchen Ilſe vorbeiführte. An einer Biegung des Weges ſchlug der Wagen um, die Inſaſſen deſſelben ſtürzten mit den Möbeln in das ſumpfige Gewäſſer. Dem Vater gelang es ſich zu retten und auch noch die zwei älteſteten Kinder lebend aus dem Waſſer zu ziehen, die Mutter aber und die bier kleinſten Kinder ertranken. So ſchnell auch Hilfe bei der Hand war, konnte man nur noch die Leichen dem Waſſer entreißen. Als man die Frau herauszog lag das jüngſte Kind, ein 7 Wochen alter Säug⸗ ling, noch an der Mutterbruſt. — Ein 50 Fuß hoher Schornſtein aus Pa⸗ piermaſſe wurde unlängſt in Breslau errichtet. Gepreßte Papiermaſſe zählt zu den dem Feuer wi⸗ derſtandsfähigſten Stoffen und iſt neueſtens ſogar für beſſer erkannt worden, als Eiſen, um feuer⸗ ſichere Bedachungen herzuſtellen. — Gmünd, 9. Okt. Eben Mittags durch⸗ läuft, wie das „N. Tl.“ mittheilt, eine ſchreckliche Nachricht die Stadt. Seifenſieder Knauß hat nach vorausgegangenen Streitigkeiten ſeine Frau durch einen Schlag auf den Kopf und Stich in die Bruſt getödtet. Hierauf ſchnitt er ſich ſelbſt die Pulsadern auf, brachte ſich eine Schnittwunde am Halſe bei und ſchoß ſich ſchließlich noch durchs Herz, ſo daß der Tod bei ihm ſofort eintrat. Stuttgarr, 9. Okt. Ueber den Wirths⸗ hausverkehr in Württemberg in dem Jahre 1882 bis 1883 gehen uns folgende ſtatiſtiſche Mitthei⸗ lungen zu: Wirthſchaften waren im Betriebe ca. 17,300, daher auf 112 Bewohner etwa eine Wirth⸗ ſchift. Ausgeſchenll wurden: Wein circa 18,470,089 Liter, Obſtmoſt ca. 11,460,000 Lit. Bier ca. 286,100,000 Lit., Branntwein ca. 400,000 Lit., und kommt davon auf den Kopf der Bevölkerung: Wein ca. 10,00 Lit., Obſtmoſt ca. 6,50 Lit., Bier ca. 165,00 Lit., Branntwein ca. 0 23 Lit. Erlöſt wurden aus dem Wein ca. 15,760,000 Mark, Obſtmoſt ca. 292,000 Mark, Bier ca. 66,493,000 Mark, Branntwein ca. 280,000 Mark. Die Geſammtausgabe für den Wirthshausbeſuch der Bevölkerung zum Genuß gei⸗ ſtiger Getränke beträgt ber Jahr 82,825,000 M. per Kopf der Bevölkerung daher ca. 47 M. 33 Pf. Handels⸗Nachrichten. — Weinheim, 8. Okt. Die nun nahezu beendigte Traubenleſe kann nach Menge und Güte als gut mittel bezeichnet werden. Rothes Gewächs wog durchſchnittlich 80, weißes 70 Grad. Eimer (20 Liter) ungekelteter rother Moſt (Be wein) wurde mit 6— 14 Mark, weißer mit Mark bezahlt. Zu einem Hektoliter gekelterten verwendet man rothes Gewächs 6, weißes (mit Kämmen) nahezu 7 Eimer ungekeltertes. Die frage iſt leider gering. — Schwetzingen, 11. Okt. Das 85 ſchäft iſt unverändert feſt. Geſtern war ez Der 2 Nürnberg, eingelaufenen Depeſchen zu Folge, ig dan etwas ruhig, wohl hauptſächlich, weil der isreggg Feiertag im Anzuge war. Der Dienstags war ſehr ſtark befahren, man ſchätzt, daß 180% „ 1700 Ballen zu Markte kamen; infolge deſſen Ae das Ausgebot ſtärker, als die Nachfrage und ca 900 1000 Ballen zum Verkaufe. — Wie kürzlich ſchon darauf hingewieſen haben, große Zufuhren einen Druck auf die Preiſe üben und hat ſich unſere Anſicht als richtig er indem am Dienstag die maſſenhaft ausgebo Hopfen nur zu reduzirteren Preiſen Nehmer i Hier gehen die Vorräthe immer mehr zug und wird wohl bis künftigen Martini hin get ſein. Preiſe 140 — 170 M. In hre — Schwetzingen, 10. Okt. Auf 2 heutigen Wochenmarkte koſtete das Pfund Bai: M. 1.28, 1 Ei 8 Pfg., ein Korb neue Karte 0.85 M., Gurken 1 St. — Pfg. Aepfel 25 28 Pf., Birnen 25 St. 20 Pfg. Salat 1 Pfg., Rothkraut 1 St. 5 Pfg., Pfirſiſch 1 Pfg., 5 St. Rettig — Pfg., Trauben das 19 Pfg., Nüſſe 100 St. 28 Pfg. — Heu⸗ und Kartoffelernte, der badiſchen Pfalz, 10. Oktober. Alle 5 ſchlagen hoher bei dem herrlichen Spätjahrs da es den Landwirthen endlich ermöglicht Oehmt⸗ und Heugras, das durch das anal naſſe Wetter beinahe verfault wäre, wohlzuerh heimzuſchaffen. Außerdem können auch fetzt aller Energie die Kartoffel heimgeſchafft ſhe indem der Boden jetzt trocken genug iſt. Die 5 ſache iſt aber der reiche Segen, der dabef z! tritt. Allüberall wo man die Leute mit fart ausmachen beſchäſtigt antrifft, hört man die freudige Stimme: Wir bekommen „viel und ſch Kartoffeln“. i — Tabak. Handſchuchsheim, 10. Okt, diesjährige auf einer 42 Morgen großen fläſche geerndete Produkt wird auf 600 Cen ſchätzt noch vor Beginn des Winters fertig daſtand. Den Abſchluß des Rohbaues bildete das Auferlegen des Daches. Auch dieſe Arbeiten waren beendet. Im goldenen Ringe herrſchte reges freudiges Leben, denn ſämmtlich an dem Bau beteiligt gewe⸗ ſenen Arbeiter feierten heute die Beendigung der Arbeiten durch ein ſolennes Bierfeſt, welches der Hausherr gab. Da die Mitte des Dezembers bereits paſſirt war, ſo drängten ſich die Arbeiter in die große Kutſcherſtube und brachten die berſchiedenen Geſundheiten auf ihre Meiſter und din Feſtgeber aus. Auch die Wirthin erſchien ab und zu und wußte durch einige freundliche hingeworfene Worte die Gäſte zu erfreuen. „Es hat alles ſein Gutes!“ ſagte Meiſter Eichhart zu der Wirthin, als dieſe zu ihm getreten war. Als ich im Sommer abbrannte, glaubte ich es ſei ein Unglück für mich und jetzt, wenn ich das ſchmucke neue Haus betrachte, freue ich mich aus dem Grund meiner Seele. Daß Kirchners ſolche Verbrechen begehen konnten, das iſt mir allerdings heute noch ein Räthſel.“ „Mir nicht. Art läßt nicht von Art. Der Alte war ein Brandſtifter, und die Tochter iſt in „ſeine Fußtapfen getreten. Hätten Sie mir damals gefolgt, ſo ſtünde ihr Haus heute noch.“ „Na, wiſſen Sie, Frau Veſter, ſchade war es nicht um die alte Hütte, allein deswegen billige ich noch keineswegs die ehrlofe Handlung. möchte nur wiſſen was Kirchner jetzt treibt?“ „Darüber kann ich Ihnen Auskunſt geben. Sie wiſſen doch, daß unſer erſter Hausknecht ſich ſelbſtſtändig machen wollte. Er hatte ſich hier bei uns einige Thaler geſpart und wir haben ihm noch 500 Thaler zum Anfang geborgt. Mein Mann Ich wollte urſprünglich das Geld nicht hergeben. Mein Mann! Herr Eichhart. Denken Sie nur. Er wollte mir opponiren, aber da habe jch ihm vor⸗ gehalten, was er denn eigentlich gehabt, und daß, wenn ich nicht geweſen wäre, er heute vielleicht noch mit zerriſſenen Strümpfen auf der Straße wandern müſſe. Das zog. Unſer Ernſt erhielt das Geld und hat damit in der Reſidenz eine ganz hübſche Reſtauration erworben. Ich habe ihm die erſte Einrichtung beſorgt und fahre auch ab und zu hin, um nachzuſehen ob alles in Ordnung iſt. Bei die⸗ ſem habe ich nun erfahren, daß Kirchner vom Staate einſtweilen auf Wartegeld geſetzt iſt, d. h. nur auf ein Jahr. Man konnte ihm doch unmög⸗ lich eine Lehrerſtelle wieder anvertrauen, nachdem er wegen „mangelder Beweiſe“, wie der Herr Amks⸗ richter immer ſagt, und durch die Zaghaftigleit der Geſchworenen freigeſprochen worden iſt. Man wird ihm aber nächſtens auch dieſes Geld entziehen. Eichhart ſchüttelte mit dem Kopf. 7 „So weit kann es kommen, wenn Pfad der Redlichkeit verläßt“, ſagte er. denn aus dem Kinde geworden?“ „Das iſt gleich, nachdem Kirchner in die Re⸗ ſidenz geſommen iſt, geſtorben. Wer weiß auf welche Weiſe.“ „Nein, nein, Frau Veſter“, proteſtirte der Böttchermeiſter. „So was thut Kirchner nicht. Sie haben einen grenzenloſen Haß auf den Menſchen, der ihr Urtheil trübt.“ „Und Sie möchten den Burſchen immer über⸗ helfen“, entgegnete die Wirthin ſchnippiſch, als ſie ſich von dem Sprecher abwandte und weiter ging. „Nicht mehr als recht iſt“, entgegnet, Dann trank er einen derben Zuig. man den „Was iſt ſet. *. * d Die alles erwärmende Frühlingsſonne den letzten Reſt des Schnees und der Feucht von der Erdoberfläſche gezogen und dieſe prangte heute in dem neuen Frühlingskleide, wie ein Brautgewand über die jungfräulſche gebreitet war. Von den Kirchthürmen der riefen die Glocken die Beter zum Goktes während ein anderer Theil der Spaziergänger holung in dem großen Tempel der Natur, de ewigwährende, allwaltende Schöpferkraft des g Oſtens unermüdlich von neuem herſtellt, wen Winter in ſeinem Todesſchlaf beſiegt iſt, ſuchte Kirchner, der von ſeinem knapp beine Wartegeld in der Reſidenz nicht leben konnte, Beſchäftigung in verfchiedenen Verlagsbuchhand geſucht, um aus dem Ertrag literariſcher Ar das Fehlende zu ergänzen. In der erſten hatte man ſeine Arbeiten gern angenommen, eine gewandte Feder ſchrieb, als manzjedoch fahrung gebracht, unter welchen eigenthüm Umſtänden er von der Anklage freigeſprochen w ſei, erkaltete das Intereſſe an dem ſtrebenden und man ſuchte ſich ſeiner ſoviel als mög entledigen. Man brauchte Kirchner es nicht offen ing ſicht zu ſagen, welche Gründe für die Zurück ſeiner Arbeiten maßgebend geweſen waren, ek es herans und gerade dieſe Verachtung nagt ſtärkſten an ſeinem Innern. Da der Stag den Genuß ſeines Wartegeldes nur ausnahms in der Reſidenz geſtatttet hatte, ſo konnte von hier aus auch nicht wegwenden, den in andern St ihm dasſeſbe ſofort en ö (Fortſetzung folg