an 16 75 100 Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 f. 70 exc wih Poſtproviſion. 1 ell. Stab 1 Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. Oltober! Inſerate, welche am Tage vor dem Er ˖ i ee ſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden d innerhehh Einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. 15 nech ſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ Bei größeren Aufträgen ent⸗ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗ mt: Beehe Nr. 82. Samstag, den 13. Oktober * 1883 — Tein. Bolitiſches. bis d — Bezüglich des in den Voranſchlägen des Lic in Rieder walddenkmals unterſchätzten Auf⸗ andes, wodurch der Erbauer deſſelben kaum vor unmittelbarem Schaden bewahrt wurde, theilt der Reichsanzeiger mit, der Kaiſer habe in Anbetracht der Größe und Bedeutung des Meiſterwerks dem Prof. Schilling neben der Ordensauszeichnung eine beſondere Anerkennung in Geſtalt einer Ehrengabe bon 30,000 M. zugewendet und den Künſtler am Einweihungstage davon durch ein huldreiches Hand⸗ ſchreiben in Kenntniß geſetzt. Paris, 9. Okt. Ein Drahtbericht des Gou⸗ berneurs von Conchinchina aus Saigun meldet, daß die Lage im Tongking in Folge der Ankunft der Ahamitiſchen Bevollmächtigten und der Unterwerfung der Mandarinen im Delta des Rothen Fluſſes ſich Rerklich gebeſſert habe. Zahlreiche Deſertionen hät⸗ len unter den durch Krankheit geſchwächten Schwarz⸗ flaggen ſtattgefunden und der Feind ſcheine eine Rückzugsbewegung zu Loakai zu beabſichtigen; er habe Sontay thetlweiſe geräumt. Oberſt Bichot kf bei einer Recognoscirung bis Day keinen Feind an. — . inge Wlll 5 LN demi Paris. Der neue Kriegsminiſter iſt endlich noten funden. Nachdem die Generale Leval und Sauſ⸗ geben. fer, mit welchen Ferry verhandelte, das dornenvolle Ant abgelehnt hatten, meldet ein Telegramm aus Paris, daß General Campenon zum Kriegsminiſter an Stelle Thibaudin's ernannt worden ſei. Cam⸗ Pon hatte das Portefeuille des Kriegs bereits Ende 1881 in dem Miniſterium Gambetta inne und für Ferry und die Gambektiſten mag es er⸗ wünſcht geweſen ſein, ihren Sieg über Wilſon und le die Radikalen dadurch zu befeſtigen, daß ſie einen der Ihrigen an die Spitze der Heeresverwaltung ſtellten. In Campenon wird Ferry ein gefügiges Werkzeug erhalten. Verſchiedenes. — Wie uns aus Wieblingen mitgetheilt wird, hat ſich dortſelbſt geſtern (Dienstag) Mittag der 60jährige Hauptlehrer Jakob Helm im Neckar ertränkt. Am Montag hat derſelbe noch der Prü⸗ fung beigewohnt, welche durch Kreisſchulrath Striebe aus Heidelberg vorgenammen wurde. Nichts hat auf ſein ſchreckliches Vorhaben an dieſem Tage ſchließen laſſen. Gebürtig iſt Helm aus dem Für⸗ ſtenthum Birkenfeld in Oldenburg. — Aus Malſch (Amt Ettlingen), 10. Okt. wird uns berichtet: Geſtern ereignete ſich in dem benachbarten Forchheim ein bedauerlicher Unglücks⸗ fall. Es war gerade eine Beerdigung; der Lei⸗ chenzug nahte ſich einem alleinſtehenden Pferde, welches anfing unruhig zu werden. Man rief des⸗ halb dem in der Nähe mähenden Beſitzer desſelben, welcher guch ſofort kam und dem Pferde eine Mü⸗ tze vor die Augen hielt. Anſcheinend war das Thier ruhig geworden; aber plötzlich ſprang es auf und jagte davon mit ſeinem Beſitzer, welcher geſchleift wurde. Als man das Pferd wieder angehalten, ſah man erſt was geſchehen; der Aermſte blutete überall, das Pferd hatte ihm auf die Bruſt getreten, ſo daß derſelbe, ein junger braver Mann, bald, nachdem man ihn in ſeine Wohnung verbracht hatte, ſtarb. — Am 3. Okt. Vormittags ereignete ſich in Germersheim ein ſchreckliches Unglück. Beim Laborie runterricht der dort garniſonfrenden Fuß⸗ Artillerie fing durch Muthwilligkeit eines Canoniers welcher einen kupfernen Becher auf einer Lederplatte rieb, das auf derſelben zerſtreute Pulver, dieſes ent⸗ zündete eine nebenſtehende gefüllte Pulvertonne, welche unter furchtbarem Krach explodirte. Das Feuer theilte ſich auch einer 1¼ Ztr. ſchweren Granate mit, an welcher eben fünf Mann beſchäftigt ware und welche ebenfalls crepirte. 4 Gefreite waren ſo⸗ fort todt, 3 Feuerwerkslieutenant und 3 Cannoniere ſind verwundet. Von dem Canonier, welcher das Unglück zu verantworten hätte, fand man nur no den Kopf und die Beine, die übrigen Körperthei waren ſpurlos verſchleudert. a — Baden⸗Baden, 9. Okt. In de heute ſtattgehabten Ziehung 4. Claſſe V. Lotterie von Baden⸗Badeu wurden folgende Nummern mi den dabei bemerkten Hauptgewinnen gezogen: Nr. 52445 15000 Mark, Nr. 45842 450 Mark, Nr. 75498 2500 Mark, Nr. 75695 180 Mark, Nr. 44898 1200 Mark. Nr. 96693 un 90106 je 1000 Mark, Nr. 34900, 57694 un 65592 je 800 Mark, Nr. 83375, 41345, 3789 und 25201 je 600 Mark, Nr. 40633, 51123 74605, 49790, 43500, 55168 und 12966 3 500 Mark, Nr. 80763, 11227, 55113, 29861 . 96164, 88077, 82433, 99753, 37636, 34370 und 11822 je 300 Mark, Nr. 18172, 27492, 41968, 95461, 71612, 74173, 76074, 9779, 91094. 30277, 20800, 42556, 55757, 26046 und 33445 je 200 Mark. 5 — (Der Reichsverſicherungsbank in Bremen 8 ſind im Monat September l. J. 309 Mitgliede mit 871.000 Mark Verſicherungskapital beigetreten gegen 77 mit 203,000 Mark im September vor Jahres und ſeit dem 1. Januar bis ultimo Sep tember traten ein 2155 Mitglieder mit 6,537,000 Mark, gegen 551 Mitglieder mit 1,376,000 M in der gleichen Zeit des vorigen Jahres. Kriminal⸗Novelle von A. H . (Fortſetzung.) „Das erſte Mal war es on dem Tage, an em alles ins Theater ſtürmte, um die Patti zu deen, das zweite Mal war es einige Tage ſpäter, och muß hierüber das Datum auf meinen Pfand⸗ ita, ſcheinen angegeben ſein.“ Der Präſident notirte ſich einige Sätze. „Wie war die Perſon, die damals bei Ihnen erſetzte, gekleidet?“ frug der Präſident weiter. en, mantel an, ein Barret mit einem Federſtutze auf dem Kopf und ließ das zweite Mal einen Regen⸗ chirm ſtehen. Bei meiner Vernehmug in der Re idenz hatte ich die Angabe über den Regenſchirm ganz bergeſſen. Heute habe ich denſelben gleich mit⸗ ebracht.“ Auf Befehl des Präſidenten wurde der Regen⸗ chirm herbeigeholt. „Auf dem Schirme befanden ſich die Buchſta⸗ en A. H. eingravirt. Kennen Sie den Schirm?“ önten die Worte von dem Präſidententiſch herrüber. I „Si ide Male ein ellen Regen⸗ 18555 ane e 15 ſeine Rede, in dem er vom Schiller'ſchen Wort: 1 Frau Kirchner begann es vor den Augen zu nkeln, eine unnennbare Gewalt ſchien ſich ihr zu * bemächtigen, denn auf den erſten Blick hatte ſie ihren eigenen Schirm erkannt. Wie konnte ſie dieſe Beweiſe entkräften? Wort⸗ los brach fie auf der Anklagebank zuſammen. Als ſie wieder zum Bewußtſein gelangt war, beantwortete die weiter an ſie geſtellten Fragen meiſt verneinend. Ueber den Unbekannten, der erſchlagen auf dem Boden des Veſter'ſchen Gehöftes gefunden worden war, konnte auch gar nichts ermittelt werden. Der Obduktionsbefund beſtätigte im Weſentlichen alle die bereits anerkannten Punkte. Nachdem der Präſident das Reſumé der An⸗ klage abgegeben und das Plaidoyer des Rechtsan⸗ waltes ſtattgefunden hatte, begann der Staatsanwalt „Das eben iſt der Fluch der böſen That, daß ſie, fortzeugend, Böſes muß gebären“ ausging und ſchilderte, wie bereits bor kurzer Zeit ein ähnliches! Verbrechen wie das vorliegende verübt worden ſei. Leider habe man damals nicht Anhaltepunkte genug zur Aufrechthaltung einer Klage gefunden, während ſich diesmal die Indizien geradezu gehäuft hätten. In allen Einzelheiten ſchilderte er nun die Aufei⸗ nanderfolge der Details und bewies aus dem vor⸗ handenen Material den Zuſammenhang. Er bean⸗ tragte ein Schuldig bei den Geſchworenen über Beide auszusprechen. zurückkamen. Nicht die Schuldfrage der Frau Kir⸗ chner hatte denſelben zu Verörterungen Veranlaſſung gegeben, ſondern die Schuldfrage des Mannes und f hatten ſich die Anſichten der Geſchworenen nicht ge auch noch nach den Ausführungen des Obmannes klärt, denn von denſeiben hatten ſieben die Schuld⸗ frage des Lehrers Kirchner bejaht und fünf dieſelbe verneint, während für ſeine Frau nur eine Stimme für unſchuldig geweſen. Nach den beſtehenden Geſetzen mußte der Staatsanwalt auf lebenslängliche Zuchthausſtrafe für Frau Kirchner antragen, während Kirchner ſelbſt durch den Wahlſpruch der Geſchworenen als frei erklärt wurde. 8 Der Gerichtshof erkannte auf zwanzig Jahre Zuchthaus. „Großer Gott im Himmel!“ rief Frau Kirchner mit theatraliſchen Pathos, als ihr die Straffeſtſetzung des Gerichtshofes bekannt gegeben wurde, — „ich bin unſchuldig.“ Unterſtützt von den Gerichtsdienern wurde die Schwankende ans dem Saale geleitet, während ſich die Galerien des Schwurgerichtsſitzungsſaales durch andere Thüren leerten. N R 5 f Ein Sonntag. Der Rohbau des Eichhart'ſchen Hauſes ging Ziemlich lange währte es, bis die Geſchworenen raſch ſeiner Vollendung entgegen, ſo daß derſelbe