Allgemeiner Nenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. Bethelige n; etwaige gh während d igen. Poſtproviſion. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 excl. 3 Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die Anſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen ent⸗ „ innerhalb) Ipkechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ 1 entſchß Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. m Okkober 18 Nr. 80. Samstag, den 6. Oktober 1883. ramt: n. Brehm. — Dolitiſches. 1 Mannheim, 4. Okt. In dem Wettſtreit U 0 Bezug auf die Künſte des Krieges zeigt es ſich, I dag ſeſt dem tzten großen Kriege Frankreich wie Rußland, zwei Staaten, die in Bezug auf das deulſche Reich hauptſächlich in Betracht kommen, die Präſenzſtärke ihrer Heere weit mehr erhöht ha⸗ ben, als Deutſchland, daß dieſes aber, obwohl es Weniger Cadres im Frieden aufſtellt, doch in der Loge iſt, die Präſenzſtärke derſelben ſo groß zu oll. Mochen, daß ihre Ausbildung ohne Schwierigkeiten 5 dor ſich gehen und die Krjegstüchtigkeit ſtets ge⸗ ringe Währleiſtet werden kann. Dieſe Gewährleiſtung iſt beſonders dadurch bewirkt worden, daß die Erſatz⸗ Reſerviſten erſter Klaſſe drei Jahre hindurch zu 3 Welker gehn⸗ beziehentlich vierwöchentlchen Uebungen ein⸗ egen und ſo durch ihre Ausbildung in den Sland geſetzt werden, für die in erſter Linie fech⸗ kenden Truppen ſchnell Erſatz zu bilden. Können patronen, n T. Sten zhüte, 8 dieſe Erfatztruppen auch nicht den Anforderungen ſchmützen der iſtrengen Anhänger einer dreijährigen Dienſt⸗ rdig empſchk enlſprechen, ſo bilden ſie doch bei etwaigen ). Freitag. Mobiimachungen ſchon ein vorgebildetes und einiger ⸗ Andale maßen brauchbares Material, das den Truppen als⸗ rinägläſet bold zum Erſatz nachgeſchickt werden kann. Alles ) Pfg. in allem ſtellt ſich nun die Kriegsſtärke des deutſchen Nachfolge, Peres für den Nothfall nach einer Aufzählung der Hanagath Magdeburgiſchen Zeitung“ bei Inbetrachtziehung — Erſatz⸗ und Reſervetruppen auf eine ſehr be⸗ N 4 klächtliche Höhe, deren Zahlen geradezu grauener⸗ 0 65 weckend find. Darnach beträgt nömlich die Feld⸗ Olle, olle hebender Rercruten mit 150,000 Mann 30,000 J Ruſtſchuk an den Präfekten um Hilfe, aber dem Einjährig⸗Freiwillige, 50,000 Freiwillige, die bei einer Mobi machung mit dem Alter über 17 Jah⸗ ren eintreten und 10 Jahrgänge Landſturm mit 780,000, was zuſammen die coloſſale Ziffer von 2,800,000 Mann ergibt. Paris, 3. Okt. Der König von Spanien hat den hieſigen ſpaniſchen Botſchafter, Herzog Fer⸗ nan Nunez beauftragt, dem Direktor der Anſtalt für öffentliche Unterſtützung 10,000 Francs für die Armen von Paris zu übergeben. Madrid, 3. Okt. Der König wurde geſtern Abend bei ſeiner Ankunft am Bahnhofe und den angrenzenden Straßen von ca. 200,000 Perſonen begrüßt. Ueberall war der Empfang ein enthuſta⸗ ſtiſcher. Unter den Perſonen am Bahnhofe befanden ſich mehrere vornehme Franzoſen, welche Trauerflor trugen. Die Königin fuhr bereits vor dem König nach dem Escurial, welcher ohne Eskorde dorthin fuhr. Es heißt, zahlreiche Offiziere, Senatoren und Deputirte werden ſich in den Palaſt begeben, um dem Könige Verſicherungen der Treue auszuſprechen. Sofia, 3. Okt. Eine Illuſtration zu den abnormen Verhältniſſen, die gegenwärtig in Bul⸗ garien herrſchen, bildet ein Eiſenbahnüberfall der zweiten Eiſenbahnſtation von Ruſtſchuck in der Richtung gegen Varna, Vekova, wo ſich vor einigen Tagen gegen 7 Uhr Abends ungefähr dreißig bul⸗ gariſche Räuber einſtellten, die zwar mit dem Sta⸗ tionschef Palm, einem ehemaligen bayeriſchen Ca⸗ vallerieoffizier und zweien ſeiner Bedienſteten ein förmliches Gefecht zu beſtehen hatten, aber ſchließlich Herten des Platzes blieben, die Stationskaſſe mit⸗ nahmen, das ganze Waarenmagazin plünderten und dann unbehelligt abzogen. Palm, welcher ſchwer verwundet wurde, telegraphirte zwar ſofort nach ſchien die Sache nicht in den Kram zu paſſen, denn die erbetene Unterſtützung kam erſt am folgenden Mittag, daher zwecklos, denn von den Räubern fand man längſt keine Spur mehr. — Recht ſchlimm erging es auch in Wid din zwei italieniſchen Un⸗ ternehmern, die, nach dem Steinbruch Florentin unterwegs, in einem Dorfe von Bauern überfallen, fürchterlich zugerichtet und einer Baarſchaft von über ſechstauſend Gulden beraubt wurden. Die Folge ihrer Reklamation war, daß man ſie zunächſt acht Tage einſperrte. Als ſie ihr Geld berlangten, jagte man ſie einfach weg; wahrſcheinlich hatten ſich die Polizeiorgane Widdins diesbezüglich mit den „friedlichen“ Bauern, denn profeſſionelle Räuber waren es ja nicht, in entſprechender Weiſe „ver⸗ ſtändigt“. Verſchiedenes. Ladenburg, 23. Sept. Die landwirth⸗ ſchaftliche Kreiswinterſchule dahier wird am Diens⸗ tag, den 6. November 1883 ihr XVI. Schuljahr beginnen. Wir machen junge Landwirkthe. Gewerbe⸗ treibende, welche ſich nebenbei mit Landwirthſchaft beſchäftigen, auf den Beſuch dieſer Anſtalt aufmerk⸗ ſam. Zur Bequemlichkeit der Beſucher wurde die Anordnung getroffen, daß Anmeldungen entgegen⸗ nehmen die Herren: Landwirthſchaftslehrer Schmezer, Privatmann Gg. Scola und Oeconom Emmrich Bläß in Ladenburg: Bürgermeiſter Sponagel in Edingen, Gemeinderath Volz in Seckenheim, Alt⸗ bürgermeiſter Schmidt in Heddesheim, Oſconom Bläß in Schwetzingen und Altbürgermeiſter Förſter in Weinheim. — Aus Bruchſal ſchreibt die „Keichg. Ztg.“: Nachdem wir die Schäden, welche die Hagel⸗ demee einſchließlich Reſerbearmee und Depottruppen 140% Mann, dazu 150,000 Mann übrig ge⸗ bliebene Reſerve⸗ und Landwehrmänner, 220,000 Mann Erſatz⸗Reſerven 1. Klaſſe mit achtzehnwö⸗ chentlicher Ausbildung, ein Jahrgang neu auszu⸗ friſch erholt f Haſſel bac ziert“ eifen Novelle on L. Calm. Nachdruck verboten. . Fortſetzung. „Meine ſüße Mama!“ rief der Knabe unge⸗ m und warf die Arme um ihren Hals. In dieſem Augenblick hüllte ein Schatten die Thüröffnung, und aus dem Regen draußen, der noch immer mit ein⸗ ſörmigem Geplätſcher niederfiel, trat Kaſimir von Sgremba in den Salon. Valeska war aufgeſprungen. Ein Blick auf den ſchwankenden Gang, auf das ſtarre. unſichere uge des Grafen ſagte ihr, in welchem Zuſtande * heimkehrte. Ach, ſie war dies in den letzten Arban, reher. 7 dlel. ahren ſo gewöhnt gewordrn, aber nie bisher hatte )anolel, tz einen ſo peinlichen Eindruck auf ſie gemacht wie tc. beziehen heute. Ihr Herz zog ſich in unerklärlicher, ſchmerz⸗ 50 Pfg.⸗Arih hafter Ahn ung zuſammen. hle mein Log „Nun, da bin ich, Valeska,“ rief der Graf achricht mit! — Was, Du willſt nichts von ir wiſſen, wie es ſcheint — Du glaubſt wohl, ich ei betrunken?“ Valeska ſetzte ſich achſelzuckend möglichſt ent⸗ ernt auf ein Sopha, Roman ſtellte ſich mit ſcheuem Blick nach dem Vater wie zum Schutze neben ſie. t. tis und fran r 10 und elwaatenſall Lauferpah it einem rauhen Lachen, „und bringe eine ſchoͤne — Saremba warf den naſſen Mantel ab und ließ in achtlos auf den violetten Sammet des näch⸗ ſten Seſſels fallen. Noch konnte man dieſer hohen, etwas zur Fülle neigenden Geſtalt, dieſem, obwohl etwas verſchwommenen, noch immer vollkommen ovalen Geſicht mit der prächtigen weißen Stirn und dem ſenkrechten Provil das Attribut der Schönheit nicht verſagen, noch kennzeichnete jede ſeiner Bewe gungen der Anſtand, den der Abkömmling des pol⸗ niſchen Adels nie verläugnet. Aber ſin dieſem Augenblick tobte ein Ungewitter in ſeinem Innern, und wer ihn, kurz athmend mit heftigen Schritten auf und abgehen ſah, daß der Boden des Zimmers faſt unter ſeinem Fuß erzitterte, der konnte ſich einen Begriff von der furchtbaren Leidenſchaftlichkeit ſeiner Notur machen. „Was lauft Ihr von mir davon?“ fuhr er endlich auf,. „Der Junge ſteht da und gafft mich an, als glaubte er, ich ſei aus dem Tollhauſe ent⸗ ſprungen. Es iſt auch zum Tollwerden über dieſe allerliebſte Geſchichte. Er wüßte von keiner Schuld hahaha! Er leugnet, er ſchwört — hahaha! Es fehlte nicht viel, fie hätten mich für wahnſinnig er⸗ klärt, weil ich den edlen Buchfeld einen Betrüger ſchimpfte. — Und ich hatte ihn tauſendmal Bruder genannt! Ich hätte ihm mein ganzes Vermögen in den Schooß geworfen, hätts Haus und Hof für ihn verpfändet, wenn er deſſen bedurft. War er es nicht, der das Geld nicht ohne Sicherheit hatte nehmen wollte, der mich erſt überedete, unſere beiden Verwalter als Zeugen anzunehmen? Bartſch ſtarb bald darauf, Harden iſt im vergangenen Herbſt verunglückt — lacht man mich nicht aus, daß ich mich nur auf Todte berufe? Und Gott weiß, wo ich den Wiſch, den er mir ausſtellte, in der erſten beſten Rührung, nachdem ich mit ihm aus einem Becher getrunken, verbrannt habe.“ In dem jähen Uebergang von Zorn und Weich⸗ heit, die ſeiner Natur eigen war, brach ſeine Stim⸗ mung bei den letzten Worten und er lehnte ſich trübſinnig in die Thüröffnung. „Und es war mein Letztes““ ſagte er leiſe — „komme her, Roman, mein Sohn, komm, ich hab Dich ja ſo lieb, hab' die Zeit nicht erwarten können, wo ich Dich einführen würde bei den luſtigen Freun⸗ den zu Trunk und Spiel und Jagd. Sieh dort den Wald und das Dorf und die Felder weit um⸗ her, das war alles mein und nun iſt es dahin, eins nach dem Andern, und das letzte ſtahl mir ein Freund. wenigſten einem, der ſich Menſchenfreund nennt — das iſt der letzte Rath, den Dir Dein Vater gibt. — O, ich hatte ihn meinen Bruder genannt!“ Er ſchlug plötzlich die Hände vor das Geſicht und der ſtarke Mann ſchluchzte wie ein Kind. „Was ſagſt Du jetzt, Valeska?“ wandte er fich darauf an ſeine Gattin, die regungslos auf ihrem Platze verharrte und wie erſtarrt vor ſich ins Trau keinem Freunde, mein Sohn, am