von Rittersbach wegen Unterſchlagung im Amt. Der⸗ ſelbe iſt beſchuldigt, daß er als Rechner der Ge⸗ meinde Gelder in der Hoͤhe von 2000 Mark unter⸗ ſchlagen habe. Die Geſchworenen bejahten die Schuldfragen nach mildernden Umſtänden, worauf der Angeklagte wegen Unterſchlagung im Amt und Urkundenfälſchung im Sinne der 88 246, 350 und 351, 74 des R.⸗St.⸗G.⸗B. in eine Gefängnißſtrafe von 9 Monat und in die Koſten berurtheilt wird. 5 11. Fall. Karl Plau m. 30 Jahr alt, prak⸗ tiſcher Arzt von Mosbach wegen Nothzucht. Der⸗ iſt beſchuldigt, am 16. Juli d. J. in ſeiner Woh⸗ nung zu Mosbach an der 32jährigen Frau Karo⸗ line Reichert von Unterſchefflenz Verbrechens gegen § 177 verübt zu haben. Die Geſchworenen ver⸗ einten nach kurzer Berathung die Schuldfrage und folgte hierauf nach gleichzeitiger Verfällung der Großb. Staatskaſſe in die Koſten, Freiſprechung des Angeklagten. 5 12. Fall. Joſeph Böckmann, 49jähriger Tüncher von Heidelberg, deſſen Ehefrau Chriſtine Böckmann, geb. Henkel, 53 Jahre alt, und de⸗ ren in die Ehe eingebrachte 24jährige Tochter hilippine Henkel von dort, wegen Münzverbrechens. Die Geſchworenen bejabten die Fragen theilweiſe, heilweiſe wurden dieſelben verneint, zu den be⸗ jahenden Fragen werden jeweils mildernde Um⸗ ände bewilligt. Die Angeklagten werden auf rund des Spruchs der Geſchworenen unter An⸗ endung der 88 146 und 147 Böckmann in eine efängnißſtrafe von 1 Jahr, Frau Böckmann in ne ſolche von 4 Monat, Philippine Henkel in eine ſolche von 2 Monat verurtheilt. a 13. Magdalene Merkel, geb. Falkner, 28 ahre alt, von Eſchenbach wegen Meineids, Philipp Heinrich Burkhardt, i irth von Waldangelloch und Heinrich Breknig, alt, verheiratheter Handelsmann von Michelfeld wegen Verleitung zum Meineid. Die Geſchworenen bejahten die Schuldfrage der Merkel und verneinten die Schuldfragen bezüglich der beiden itangeklagten, worauf Frau Merkel wegen Mein⸗ eids in eine Zuchthausſtrafe von 1 Jahr 6 Mo⸗ nat, 3 Jahr Ehrenverluſt und Unfäh'gkeitserklä⸗ rung zum Eid verurtheilt wird, und die beiden Mitangeklagten Burkhardt und Breinig von der Anklage der Verleitung zum Meineid freigeſprochen werden. tagt. In 7 Fällen wurden 10 Perſonen freige⸗ ſprochen. Ausgeſprochen wurden zuſammen 3 Jahr 6 Monat Zuchthaus, gegen 2 Perſonen nebſt je 3 Jahr Ehrenverluſt und 2 Jahr und 8 Monat und 8 Tage Gefängniß gegen 6 Perſonen. — Offenburg, 28. Sept. Das Schwur⸗ gericht verurtheilte Karl Rutſchmann von Hohen⸗ thengen wegen Mords, Mordverſuchs und Raubs in Katholiſch⸗-Thennenbronn zum Tode. — Aus Schwetzingen, 30. Sept., ſchreibt man uns: Vergangene Nacht kam der in der Rhei⸗ nauer Fabrik arbeitende R. in einem ſo betrunkenen Zuſtand nach Hauſe, daß er beim Aufſchließen ſei⸗ ner Wohnſtube die Balance verlor und die Stiege herabkollerte, hierbei verletzte er ſich derart, daß er den Geiſt aufgab. — Konſtanz, 28. Sept. Vor zwei Jahren beſchloß die hieſige iſraelitiſche Gemeinde, nachdem ſie in dem letzten Jahrzent an Kopfzahl und Ver⸗ mögen um ein beträchtliches zugenommen, zum Bau einer Synagoge zu ſchreiten, zumal ihr bisheriger Betſaal in dem Theatergebäude ſelbſt den geringen Anforderungen, welche die Iſraeliten von Alters her an den Raum ihrer Gottesverehrung ſtellen, nicht entſprach. Geſtern wurde das neue Gotteshaus in feierlicher Weiſe durch den Bezirksrabbiner Herrn Dr. Löwenſtein von Gailingen eingeweiht. Dem Feſtakt in der Synagoge wohnten die Spitzen der hieſigen Civil⸗ und Militärbehörden, ſowie eine An⸗ zahl von Bürgern der Stadt bei. Auch die Geiſt⸗ lichkeit war, und zwar durch den proteſtantiſchen, den altkatholiſchen und die beiden römiſch⸗katholiſchen Pfarrer vertreten. — Hopfenmarkt. Nürnberg, 1. Okt., 11 Uhr Vormittags. Geſtern und heute trafen über 1000 Säcke per Bahn ein. Geſchäft ſchleppend. Preiſe etwas billiger. — Ein großartiger Poſtſchwindel iſt in Dou ai entdeckt worden. Vier Individuen, darunter zwei Poſtbeamte, ſind bereits verhaftet worden, welche den Staat mittelſt falſcker Poſtanweiſungen zu be⸗ ſtehlen ſuchten. Die Angeklagten hatten falſche Stempel der Poſt⸗ und Telegraphenverwaltung an⸗ fertigt und bereits eine Anzahl von Betrügereien verübt, als ein Poſtbeamter in Brüſſel, den man mit in das Complott zu ziehen verſucht hatte, der geklagt. Ein Fall wurde zur nächſten Seſſion ver⸗ 1 ließ die Betheiligten in Pars und Doual berhghen Da die Abrechnung über die internationalen eld ſendungen per Poſtmandat nur alle zwei Mogg ſtattfinden, ſo hätte die Verbrecherbande, wenn f nicht gleich bei Beginn ihrer Thätigkeit unſchadſ Kr gemacht worden wäre, den franzöſiſchen Stagtsſchg mittels in Belgien zahlbarer Mandate um bel 10. die erf Hunderttauſende, vielleicht um Millionen von Fran ken betrügen und mit dem Raube das Weite ſucht können. — Ein orgineller Erblaſſer. Nenſchen zertt und berſuchter 5 Vor fie borterre war? ch nach wurde Herr Emerich v. D. . er, Rittmeſſter batte st 15 Penſion, in der Nähe von Peſt auf dem Lande 00 15 0 bend, durch einen gerichtlichen Erlaß von einer Er ſchaft von 20.000 fl. verſtändigt, die er durch del den Angekom berſtorbenen Pfarrer G. gemacht habe. Der ho die Gardinen würdige Herr pflegte bei ſeinen Lebzeiten feigen ein ſcharfer . Gäſten alles Gute vorzuſetzen, was Küche u und auf den Keller zu liefern vermochte, nur hatte er die Nu achten, die rotte, Jedem, der zum erſten Male an ſeiner Toff ſarken Belagſt. ſpeiſte, unter freundlichem Zureden, wie in der Zen nung führende ſtreuung, Bier und Wein in ein und dasſelbe Gig lag die Frau zu ſchütten. Die Gäſte, die ſchon immer im Vol Boden. raus von dieſer Originalität des Herrn Pfarrer Man 5 Kenntniß geſetzt wurden, belächelten dieſen Scher ſaltragen, als und ließen beſagtes Gebräu ſtehen. Oberlieute ſhien und mit nant D. jedoch, der durch ſeine beſondere Arliglel de Scene beob und durch ſeine guten Manieren bekannt a „Großer a konnte ſich nicht entſchließen, das freundliche Juz tef er.“ den des alten Mannes mit einer Ablehnung zu e „Das ſeh; wiedern und zwang ſich verneigend, mit freundliche mn, „Feuer Miene den widerlichen Trunk hinunter. Der far ert das Qauffel rer maß ihn mit einem langen Blicke, wurde 0 die Gardinen einſilbig und erbat ſich beim Scheiden von D. zug bunt, als wit Erinnerung deſſen Karte. Der Herr Pfarrer hall „Alice — ſich vorgenommen, wenn er einen Menſchen fände, der artig genug wäre, auf ſeine Einladung hin die Feuerprobe der Bier⸗ und Wein⸗Melange anſtands⸗ los zu ſich zu nehmen, denſelben zum Erben ei zuſetzen. Darüber waren viele Jahre vergangen und Herr v. D. kam zu der unerwarteten Eiß⸗ ſchaft. Alle dieſe Einzelheiten enthält das bereil geöffnete Teſtament. — [Ein qualifizirter Bewerber.] Banki „Sie haben ſich zu dem Poſten eines erſten Kaſſi⸗ res in einem Bankhauſe gemeldet. Beſitzen S aber auch die erforderlichen Fähigkeiten?“ — eg den unſerer aber im letzten Moment zurückſchreckte der belgiſchen ſirer: „Seien Sie ganz unbeforgt, Herr Meher. wie für d Hiermit iſt die diesmalige Schwurgerichtsperiode Juſtizbehörde Anzeige machte. Letztere benachrich⸗J Ich bin zu Allem fähig!“ I ung preche erledigt. In 13 Fäben waren 19 Perſonen an⸗ tigte ſofort den franzöſiſchen Poſtminiſter und dieſer Aber Unordnung umgab, auf den weißen, halb im dun⸗ klen Seidengewande verſchwindenden Arm, den ein rother Granatreif umſchloß — oft, nach langen Jahren noch, ſtieg das Bild vor ſeiner Seele auf, wenn ein Gedanke ihn mahnte an die Frau, deren Herz ihm einſt ſo ganz, ſo ganz gehört. Er ſeufzte auf und griff nach einem zierlichen mit Perlmutter ausgelegten Mahagonikäſtchen, das auf dem Tiſche ſtand. „Ah, wie liebenswürdig von Dir, daß Du nicht vergeſſen haſt, meine kleine Bitte zu erfüllen,“ ſagte der Baron mit veränderter Stimme. „Ich werde niemals eins Deiner Worte ber⸗ geſſen,“ entgegnete ſie, leiſe verſtimmt durch dieſen Wechſel in ſeinen Worten. „Es iſt, wie ich Dir ſchrieb, eine ſehr ſcherz⸗ hafte Wette mit Kaſimir, die mir das Verlangen nach dieſem Papier eingab. Wir haben nämlich —“ „Wenn es etwas Geſchäftliches iſt, ſo verſchone mich, bitte, damit!“ entgegnete ſie mit leiſem Trotz. „Wie Du willſt! Aber in der That, Ihr Polen ſeid von einer beneidenswerthen Sorgkoſigkeit! Unverſchloſſen iſt dies Käſtchen, in welchem — wirk⸗ lich, alle wichtigſten Familenpapiere ſich darin be⸗ finden und Kaſimir bewahrt die Schatulle an einem Ort auf, wo man ſie ihm unbemerkt nehmen kann?“ „Mein Gott,“ entgegnete ſie nachläſſig, wozu noch ſo viele Umſtände mit den langweiligen Pa⸗ pieren! Wenn es noch die Goldſchatulle wäre. Aber auch dieſe wäre in der letzten Zeit bei uns überflüſſig zu verſchließen. Hahaha!“ Sie lachte, als ob dies die luſtigſte Sache in der Welt ſei. „Alſo mit Deiner Erlaubniß!“ ſagte er, ein Papier aus dem Käſtchen zu ſich nehmend. Kaſimir wird ſich nicht die Mühe nehmen, ſie nach⸗ zuſehen, er denkt nicht mehr an dergleichen — ich weiß nicht, ob er überhaupt noch an etwas Anderes denkt als an Wein und Karten —“ „Verläumde ſihn nicht noch, den armen Kaſi⸗ mir,“ ſagte der Baron, das Käſtchen an ſeinen Platz ſtellend und ſich zu ihr niederbeugend. „Er iſt doch in dem Maße beneidenswerth, in dem ich ſo unglücklich bin, Geliebte!“ — Draußen ſank allmählich die Dämmerung herab. Auf der Schwelle des Jagdhäuschens lagerte des Barons Hund als treuer Wächter.“ 0 Viertes Kapitel. 0 Der Wahn iſt kurz — die Reu iſt lang. Die Gräfin Saremba ging unruhigen Schrittes in ihrem Gartenſalon auf und ab, wohl in jeder Viertelſtunde zehn Mal nach der kleinen goldenen Uhr in ihrem Gürtel ſehend, um Sie gleich wieder mit einem Seufzer fortzuſtecken. Durch die geöffnete Glasthür ſprühte der Regen herein und hüllte den Garten und die dahinter ſichtbar werdende Land— ſtraße in ein trübes, graues Kleid. „Siehſt Du noch nichts?“ fragte ſie endlich einen Knaben, der, in einer Fenſterniſche ſtehend, die Blicke unverwandt hinausgerichtet hielt. „Nein, Mama, ich ſehe nichts,“ erwiederte dieſer. „Aber Du biſt heute ſo merkwürdig unru⸗ hig, beſte Mama. Was fehlt Dir!“ Wohl war der Knabe es wenig gewöhnt, ſeine Mutter mit Ungeduld und Unruhe ihren Gatten erwarten zu ſehen. So groß die Zärtlichkeit auch geweſen ſein mochte, die den vielumworbenen Grafen i Mädchen heimzuführen — dieſe Neigung war längſt untergegangen in dem wüſten, ſtürmiſchen Lehe, dem Saremba mit ſeinen Standesgenoſſen Fröhle, und wenn wir Valeska auf ſchlüpferiſchem Pfade angetroffen haben, ſo hatte ihr Gatte ſich wahrlich nicht das Recht gewahrt, ihr dieſerhalb Vorwilkſe zu machen. So pflegte ſie ſich meiſt ganz wol zu fühlen, wenn wochenlage Abweſenheit ihres Gatte in der Reſidenz ſie von ſeiner Gegenwart befreite, Aber heut erwartete ſie mit Sehnſucht ſeine Rüücklehr, Sie wußte, er würde diesmal viel mit Buchfeſd zuſammengetroffen ſein, er würde, wie gewöhnlich, mit Bewunderung von ihm ſprechen, und es bei langte ſie ſo ſehr danach, den Namen des Geliebte zu hören. „Ja, ich freue mich auf Papa's Ankunft.“ entgegnete ſie deshalb dem Knaben, indem ſie beide Hände auf ſeine Schulter legte. „Er wird entzüächt ſein von Berlin, wird es wieder hier unausſtehllch finden, und dann wirſt Du ſehen, ziehen wir nach Berlin wie im vorigen Winter.“ O, das iſt prächtig, das iſt herrlich, Mama!“ rief der Knabe und umſchlang die zarte Frau m ſtürmiſchem Entzücken und tanzte mit ihr durch das Zimmer. Vor dem Piano machte er Halt, ſchob ihr mit ritterlicher Verbeugung einen Seſſel zu und ſchmeichelte: „Singe mit etwas, Mama, ich bitte.“ „Der Schelm wie er meine gute Laune aus⸗ auszunutzen weiß,“ ſagte ſie und blickte und unker den ſeidenen Locken, die ihr über die Stirn fielen, N Fas B. Loeb Donner il Parthie g uch werden mit — „So viel Du willſt — alle meinethalben. Kaſſmir einſt bewogen hatte, ſeiner hochmüthi⸗ gen Familie zum Trotz ein armes, bürgerliches neckiſch lächelnd zu ihm auf. Zwiſchen den Beiden beſtand ein Verhältniß, wie zwiſchen zwei guten Kaueraden, die einer ohne den andern nicht leben können. 3 Fortſetzung folgt.