Jetzt hat die Kataſtrophe, die gerade um Ba⸗ abia herum ihren Höhepunkt erreichte, in den euro⸗ päiſchen Beſitzthümern und Handelsverbindungen ungeheueren Schaden angerichtet. Viel mehr aber noch ſind die armen Eingeborenen betroffen, die meiſtens nur das nackte Leben retteten. Wer wird da helfend und lindernd eingreifen? Karlsruhe, 4. Sept. Die Großherzog und die Frau Großherzogin werden den Kaiſermannd⸗ vern bei Frankfurt beiwohnen. Auch wird der Großherzog an der Enthüllungsfeier des Niederwald— denkmals theilnehmen. München, 7. September. Der König von Spanien iſt Abends mit dem Pariſer Schnellzug hier eingetroffen. Auf dem Bahnhofe wurde er vom Prinzen Ludwig Ferdinand von Bayern und deſſen Gemahlin, der Prinzeſſin Della Paz, empfangen und begab ſich bald darauf nach Nymphenburg, wo er übernachtete. Berlin, 8. Sept. Der „Reichsanzeiger“ meldet die Ankunft der deutſchen Cholera-Kommiſſion in Alexandrien vom 24. Auguſt. Nach eingegangenen Erkundigungen und eigener Anſchauung der Kom⸗ miſſion unterliegt es keinem Zweifel, daß es ſich um die ächte aſiatiſche Cholera handelt. Die Art und Weiſe, wie die Cholera von ihrem Heimaths⸗ land nach Egypten verſchleppt wurde, iſt bislang nicht aufgeklärt. Die Choleraſterblichkeit nimmt übrigens in allen Theilen Egyptens ſo ſchnell ab, daß die Epidemie in dieſem Lande vorausſichtlich bald erloſchen ſein wird. Petersburg, 8. Sept. Im Gouverne⸗ ment Poltawa haben Judenkrawalle ſtattgefunden. Der Circus eines jüdiſchen Circusbeſitzers wurde dem Erdboden gleich gemacht und dann viele Juden⸗ häuſer zerſtört. — Gubonin, der Unternehmer der Uralbahnen, ſoll auch den Bau der bulkariſchen Bahnen übernehmen. Er iſt bereits nach Sofia abgereiſt. Agram, 10. Sept. Am Sonnabend Nach⸗ mittag warf der Pöbel die Fenſterſcheiben eines Kaffeehauſes ein und bewarf mehrere Wohnhäuſer von iſraelitiſchen Beſitzer. Die einſchreitenden Trup⸗ pen wurden mit Steinen beworfen, worauf das Militär feuerte ohne Jemanden zu verletzen. Viele Verhaftungen wurden vorgenommen. Um 2 Uhr war die Ruhe wiederhergeſtellt. Die auf den 10. September anberaumte Gemeinderathswahlen wurden auf unbeſtimmte Zeit vertagt. Vom Lande werden Zuſammenſtöße zwiſchen Bauern und Gensdarmen e gemeldet. Einige Bauern wurden getödtet und verwundet. Hopfen bericht. — Aus Baden, 5. Sept. Die Ernte iſt ereits in vollem Gange und dürfte in den nächſten Tagen beendet ſein. Sandhauſen hat einiges bis zu Mk. 180 verkauft. Da Verkäufer aber noch ſtramm an Mk. 200 halten, ſo konnte ſich das Geſchäft bis jetzt noch nicht entwickeln. In Schwe⸗ tzingen, St. Leon und Nußloch wurde bis M. 165 bezahlt. Natürlich verſtehen ſich unter den ange⸗ ſührten Preiſen nur beſſere Hopfen. Im Allge⸗ meinen iſt die Waare noch nicht als trocken zu be⸗ zeichnen und dekalirt dieſelbe noch durchſchnittlich 10 pCt. Es ſind ſehr vele böhmiſche und bay⸗ riſche Käufer anweſend. Schwetzingen, 10. Sept. Heute ſind ziemlich viele fremde Käufer hier anweſend, doch zeigt ſich bis zum Schluſſe unſeres Blattes keine beſonders animirte Kaufluſt. Die Preiſe haben letzter Tage wieder mehr Stabilität gewonnen, ſind ſogar um einige Mark in die Höhe gegangen. Die Eigner ſind deßhalb etwas zurückhaltender geworden und wollen höhere Preiſe abwarten. Jene, welche ſchöne Waare producirt haben, nagen viel— leicht Recht handeln, jene, deren Produkt roth und ſchlecht iſt, ſollen denken fort mit Schaden.“ Heute haben wir zu notiren: M. 130 180. Auf der hieſigen Stadtwaage ſind im Ganzen ca. 550 Ztr. abgewogen worden. — Hockenheim, 10. Sept. Im Handel zeigt ſich heute Vormittag ſehr viel Leben. Es mögen ca. 30 fremde Einkäufer ſich hier befinden, welche ihre Thätigkeit bis nach dem Brurhein aus⸗ dehnen. Es wird ſehr viel Marktwaare nach Nürn⸗ berg aufgekauft. Bezahlt wird Mk. 120 160. Auch in Reilingen wird wacker gehandelt zu gleichem Preiſe. — Nürnberg, 7. Sept. Der Markt hat ſeit geſtern eine etwas angenehmere Tendenz ange⸗ nommen und find ſeitdem die Preiſe unverändert geblieben. Geſucht werden in erſter Linie Markt⸗ hopfen, trotzdem dieſelben meiſt noch große Feuchtig⸗ keit beſitzen. Gezahlt wird je nach Trockenheit und Qualität Württemberger M. 155 bis 175, Haller⸗ tauer M. 150— 175, Badiſche M. 135 — 165, Gebirgshopfen M. 150— 170, Markthopfen M. 135150. Zu dieſem Preiſe wurden geſtern gegen 1000 und heute ca. 200 Säcke verkauft. Verſchiede 8. nuguſt d Ladenburg, 11. Sept. Wir konnen nal n. erfreuliche Mittheilung machen, daß bei der Heu 2000 ſtattgehabten Aufnahmsprüfung der hoheren een ſchule 38 Schüler aufgenommen wurden, font t Jute mehr von 14 Schüler gegen das vorhergehende Ja . ln — Geſtern Nacht wurden zwei in einem Gage g bo logirende Herren, ein älterer und ein jüngerer, weiſ — des Tags über in verſchiedenen Häuſern um vaaſt b. Almoſen in Geld anhielten, wobef ſich der if der g als Sprachlehrer ausgab, zum größten Scheel eg d des Wirths aus ihrem nächtlichen Lager e be 80 Wachtſtube verbracht. Bei der ſofortigen Bifſghg einm h fand man einen Geldbeſtand von 5 Mark . Ficht. ältere wurde heute nach Mannheim abgeführt der andere wurde entlaſſen. Saut — Mann heim, 10. Sept. Am e, 5 der Militärſchwimmſchule war heute früh die e 1 eines Ertrunkenen aufgefunden. Dieſelbe war 00 belleidet und ſcheint dem Ausſehen nach scho ie N längere Zeit im Waſſer gelegen zu ſein. Diesel . 70 wurde indeſſen als die des am 9. Juli d. J te, der Militärſchwimmſchule durch das Reißen I uh ene Strickes verunglückten Soldaten H o Lahe 5 agnoscirt. n Mig — Berlin, 6. Sept. Heute Nach mi d ic 4 Uhr fand von der Anatomie in der Luſſenſſg . aus die Beerdigung von Opfern des Eiſenbghg d unglücks in Steglitz ſtatt. Eine nach Taufen —— zählende Menge ſtand Kopf an Kopf zu bei U Seiten des endlos langen Weges bis zum Friedho vor dem Halleſchen Thore. Ein impoſanter Leiche zug, wie ihn Berlin ſeit erdenklicher Zeit nicht g. ſehen hat, gab den Leichen der Verunglückten de Geleite. Ein Trommler⸗ und ein Muſikkorps ] 9 öffneten den Zug. Dann folgten die Schützengilhg ii mit ihren Fahnen, dann in Gruppen von je bit ſtets gefolgt von Leidtragenden zu Fuß, zwölf off Leichenwagen mit reich bektänzten Särgen. Ei der Wagen führte zwei Särge. Hinter den Leiche in Salle wagen ſchritten die Mitglieder der Fabriken u. e Mulde denen einzelne derſelben angehört hatten, namen die Fabrik von Ludwig Löwe unter Vorauftraguh des trauerumflorten Banners. Marſchälle leileeg dieſen Theil des Zuges. Eine endloſe Wagen beſchloß denſelben. Unter Grabgeſängen, Rede uf Gebet des Geiſtlichen wurden auf dem Friedhe die Särge in die Gruft geſenkt. — (Reichsverſicherungsbank in Bremen.) J. 5 ich habe es gut gemeint. bereuen!“ Meiſter Eichhart ſah der haſtig Davoneilenden kopfſchüttelnd nach und ſpülte den aufkeimenden Unmuth mit einem kräftigen Schluck hinab. „'siſt beſſer ſo“, murmelte er vor ſich hin. Wegen zehn Thalern bricht Meiſter Echhart ſein Wort nicht und überhaupt thut er ſo etwas nicht.“ Aergerlich über das ihm geſtellte Anſinnen von Seiten der Wirthin, ſtülpte er ſeine Arbeitsmütze auf, ließ ſo⸗ gar einen kleinen Reſt Bier in dem Glaſe ſtehen und ging fort. Mögen Sie es nie „„„536—w,ñ„ Kirchner wich nicht von dem Krankenbette ſeiner Frau. Auf dieſelbe hatten die verſchiedenen Momente der letzten Tage einen nachtheiligen Ein⸗ druck hinterlaſſen. Der raſch herbeigerufene Arzt konſtatirte die Symptome einer beginnenden Nerven⸗ krankheit. Kirchner hatte ſeine Frau nie ſchöner geſehen, als in dieſem Zuſtande. Das aufgelöſte ſtarke ſchwarze Haar bildete zu dem von dem Fieber gerötheteten Geſicht einen paſſenden Hintergrund. Der dankbare Blick aus ihren Augen, wenn ſie ſah, wie er ſich jeder Verrichtung und Arbeit, die der Arzt angeordnet, unterzog, ſowie die beſännftigenden Worte, die ab und zu über ihre Lippen glitten, er mit theilnehmenden Blicken an ihr hing, in dem Manne jene weiche Stimmung los, die gewöhnlich dann entſteht, wenn man ſich mit dem Gedanken vertraut macht, daß einem ein Liebes durch den Tod entriſſen werden könnte. Er beugte ſich über ſie, wunn ſie zu ſchlafen ſchien und lauſchte nit geſpannter Aufmerksamkeit den Athemzügen der Kranken — ein ſchönes Bild jenes innigen Bandes, welches die gegenſeitige Achtung aus den Ueberreſten der erſten feurigen Liebe gewoben. Wohltuend war es für Kirchner ferner, wenn er ſah, wie ſich die Handwerker und Kaufleute be⸗ eilten, ihm die nothwendigſten Exiſtenzbedürfniſſe ſo ſchnell als es nur anging, zu liefern, um ihm ein neues Heim an Stelle des verlorenen zu ſetzen. Kirchner war allgemein geachtet und hieraus ent— ſprang die Bereitwilligkeit der Lieferanten dem Manne zu dienen. Seine Hauswirthsleute ſuchten ſich gerad“ zu überbieten und kamen ihm ebenfalls in jeder Weiſe entgegen. Die erſchienene Feuer⸗ verſicherungskommiſſion hatte auf das gute Lob der Familie keinerlei Auſtand genommen die Verſi⸗ cherungsſumme anzuweiſen. Die geſunde Konſtitution der Frau Kirchner, die aufopfernde, ihr zu Theil werdende Pflege ſeitens ihres Gattens und das energiſche Einſchreiten des Arztes hatten zur Folge, daß die Frau ſich raſch erholte und der Anfall keinerlei nachtheilige Folgen zeigte. Die Anklagekammer des Herzogthums hatte auf die Einreichung der Akten hin ſich nicht für kompetent erachtet auf die etwas geſuchten Indizien die Kirchner'ſchen Eheleute in Unterſuchung zu nehmen. Für den Amtsrichter Schäfer lag der Fall freilich anders. Er wußte, daß man ihm perſönlich nicht wohl wolle und auf Rechnung dieſes Uebelwollens ſetzte er die Ablehnung einer Unterſuchung. Mürriſch und empfindlich ſchloß er an dieſem Tage, an dem das Antwortſchreiben der Anklage— kammer eingelaufen war, ſein Bureau. Für der⸗ artige Stimmungen beſitzen Aerzte und Apotheker keinerlei Mittel. Das ſchien der Herr Amtsrichter —.— 2 — auch zu wiſſen, denn nach der am Markte gelegen Apotheke warf er nur einen flüchtigen Blick, daß ſuchten ſeine Augen das Gaſthaus zum „Goldene Ring“, deſſen Wirthin — von einem Wi ſprach man nicht — bekanntlich ein ſo vorzügſt Bayriſch ſchenkte, wie nirgends. Bei dem fünf N oder ſechſten Glaſe waren gewöhnlich alle Bedenken 8 Skrupel und Mißſtimmungen verſchwunden. Wen f dann der Herr Amtsrichter irgend eine kleine An ait ober gelegenheit in der Küche zu beſorgen hatte, ſo ko de nir de die kleine ſtämmige Wirthin auch ſtets ſo freundlit und aufmerkſam, daß Sie ihn jedesmal durch de dunkeln Küchengang bis nach der Hausflur ge Manchmal faßte ſie ihn bei der Hand an, er ſich nicht etwa an etwas ſtoße. i 10 0 Warum ſollte man denn einer hübſchen W 10 95 nicht einmal die Hand drücken dürfen? Was kon n üb er dafür, wenn ſie ſtolperte und dem Herrn Ai richter in den ſchützenden Arm fiel? Solche klei Kavalierdienſte hatte er der Frau Veſter ſchon öfter geleiſtet. Ueberlegte er ſich nach ſolchen Augen blicken, daß er bereits das ſechsundvierzigſte Lebens jahr hinter ſich habe und noch nicht verheirathet ſei ſo über kam ihn jedesmal eine weiche Stimmung und er würde in ſolchen Momenten ſicherlich eine präſentirten Braut keinen Korb gegeben haben, war acer eben: es wurde ihm keine präſentir er? — er war zu eckig, zu unbeholfen, 1 Gelegenheit um die Hand irgend einer begeh werthen Schönen anzuhalten. Amtsrichter S beſaß ein ſchönes Gehalt, hatte eine ſtattliche g einen hübſchen Vollbart und — eine fuchs Perrücke. dach ic — d