des N ierung „ mif nſen⸗ Allgemeiner Tenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. 175 en vor 5 Erſcheint Mittwoch und Samstag und ko Poſtproviſion. l d eg es geh ſprechende Rabattbewilligung. kpeditionen nehmen Inſerate für uns an. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition einſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., ſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pfg. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 k. 70 excl. eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die a 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pfg., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗ Bei größeren Aufträgen ent⸗ Mittwoch, den 5. September 1883 0 Bolitiſches. Berlin. In der letzten Woche vollzog ſich naß ein für die gegenwärtige ſtille ſommerliche Jahres⸗ bon i ſehr ungewöhnliches Ereigniß. Der Reichstag hurde am vergangenen Mittwoch durch den Stell⸗ Arkreter des Reichskanzlers, Staatsſekretär des In⸗ ien b. Bötticher, mit einer kaiſerlichen Botſchaft Affnet. Politiſch bedeutſame Momente enthielt die kaſſerliche Botſchaft nicht, ſondern in derſelhen hurde nur darauf hingewieſen, daß der erſt im zun zum Abſchluß gekommene deutſch⸗ſpaniſche Handelsvertrag ſowohl aus wirthſchaftlichen Gründen auch wegen der in der Verfaſſung verlangten Zustimmung des Reichstags deſſen Einberufung einer außerordentlichen Seſſion nothwendig ge⸗ acht habe. Die Richtigkeit dieſer Grundanſchau⸗ Agen kann Niemand beſtreiten und die Anweſenheit ahlreicher Abgeordneten aller Parteien ſchon wäh⸗ end der Eröffnung des Reichstags beweist, daß an in unſeren parlamentariſchen Kreiſen derſelben Nechtsanſchauung huldigt. Neben dem deutſch⸗ſpa⸗ ischen Handelsvertrage hat ſich der Reichstag nur och mit dem internationalen Fiſchereivertrage, be⸗ effend den Fiſchfang auf der Nordſee und den azu gehörigen polizeilichen Maßnahmen beſchäftigt, 9 daß dieſe außerordentliche Reichstagsſeſſion einen ein geſchäftsmäßigen Charakter hatte. In dieſer Woche fand auf dem Tempelhofer ide bei Berlin die zweite große Parade des Jardecorps unter den Augen des Kaiſers und einer zuite auserleſener Generäle ſtatt und verdient hier⸗ ei hervorgehoben zu werden, daß man den Kaiſer Olhelm in altgewohnter Rüſtigkeit ſah, ſo daß der lauchte Herr vorausſichtlich auch den großen Ma⸗ dbern des 4. und 11. Armeekorps, welche im september ſtattfinden, beiwohnen können wird. en hel ler a gen Berlin, 30. Aug. Der Konig von Bajern wird der Enthüllungsfeier des Niederwalddenkmals nicht beiwohnen, ſonderu durch Prinz Luitpold ver⸗ treten ſein. Der König von Württemberg läßt ſich durch den Prinzen Auguſt von Württemberg vertreten. Nach der Feier findet ein Galadiner im Wiesbadener Schloſſe ſtatt. Der Kaiſer und der König von Sachſen werden in vierſpänniger Hof⸗ equipage zuſammen nach dem Denkmalplatz fahren, die anderen Fürſten in Privatequipagen. Aus Frankreich. Zur großen Genugthuung der Franzoſen ſtehen ihre Angelegenheiten in Tong⸗ king jetzt ziemlich günſtig, denn ſie haben die Schan⸗ zen, welche die anamitiſche Hauptſtadt Hue decken ſollten, erobert und iſt der Kaiſer von Anam jetzt bereit, Friedensunterhandlungen anzuknüpfen und der franzöſiſchen Regierung die für Tongking und Anam verlangten Conceſſionen zu machen. Paris, 30. Aug. Der Graf von Paris tritt jetzt offen als Familienoberhaupt auf. In dieſer Eigenſchaft hat er die Anordnungen bezüglich der Beerdigung des Grafen Chambord getroffen und allen Höfen den Tod desſelben mittelſt Rund⸗ ſchreibens angezeigt. Der orleaniſtiſche „Clairon“ hatte dieſer Tage gemeldet, der Graf von Paris werde das bourboniſche Wappen annehmen und künftig den Vornamen Philipp führen. Dieſe Nach⸗ richt erhält ihre Beſtätigung dadurch, daß daß Rund⸗ ſchreiben an die Höfe „Philipp, Graf von Paris“ unterzeichnet iſt. Er nennt ſich alſo nicht Louis Philippe, wie ſein Großvater, der „Bürgerkönig“. Das iſt eine Conceſſton an die Legitimiſten, welche deren Verſchmelzung mit den Orleaniſten weſentlich erleichtern wird. — Der Kaiſer von Rußland befindet ſich gegenwärtig mit ſeiner Gemahlin und ſeinen Kin⸗ dern am Hofe ſeines Schwiegervaters, des Königs von Dänemark in Kopenhagen und ſchweigt dahe die Politik in Rußland faſt gänzlich. — Wien, 2. Sept. Die Kronprinzeſſin Stefanie, welche heute früh 7 Uhr 15 Min glücklich von einer Tochter entbunden wurde, be⸗ findet ſich wohl, ebenſo das Kind. Die feierliche Taufe findet am 5. September, Mittags 1 Uhr, zu Laxenburg ſtatt. Kopenhagen, 30. Aug. Das ruſſiſche Kaiſerpaar iſt Vormittags 11 Uhr hier eingetroffen und von der Bevölkerung mit lebhaften Zurufen begrüßt worden. Verſchiedenes. — In Wiesloch iſt am Dienſtag da Wohnhaus ſammt Oekonomiegebäulichkeiten des Zimmermanns A. Hauerwas bis auf die Grund⸗ mauern niedergebrannt. — In Denzingen, A. Emmendingen, brannten in der Nacht vom 28./29. ein Wohnhaus und zwei wohlgefüllte Scheuern nieder. Der eine der beiden Beſitzer iſt verſichert, der andere nicht — Aus Gernsbach ſchreibt man uns Der hieſige Landwirthſchaftliche Bezirksverein hat in Verbindung mit dem Bürgermeiſteramte die Er⸗ richtung von O bſtmärkten in unſerer Stadt beſchloſſen und wurde dieſer Tage dem Unternehmen die Genehmigung durch den Bezirksrath zu Theil. — Der erſte Obſtmarkt findet nächſten Donnerstag den 6. September auf dem Marktplatze dahier ſtatt, und werden dann die Monate September und Oktober hindurch jede Woche zwei Obſtmärkte jeweils Montags und Donnerſtags abgehalten. — Bei dem außerordentlich reichen Obſtſegen, der in dieſem Jahre in unſerem Thale in Ausſicht ſteht i Die Brandſtifterin f Kriminal⸗Novelle vou A. H 0 (Fortſetzung) t⸗ Bettelnd hatte der Alte dann von Bühne zu Bühne die Kunſtgenoſſen gebrandſchatzt, bis ſie dem 3 Fandſtreicher nichts mehr gaben und er ſeinem ben ein Ende durch einen kühnen Sturz ins „ Waſſer gemacht hatte. Der Bruder galt für einen er ſührlichen Einbrecher in Berlin und ſaß zur Zeit n e Verlobung ſeiner Schweſter hinter Schloß und r ſegel. Die Mutter war nach Berlin gezogen, ute hier der Tochter das Gewerbe einer Putz⸗ d Pacherin erlernen laſſen und war von dieſer bis e ihrem Tode ehrlich ernährt worden. „Das ädchen unter polizeiliche Kontrole zu ſtellen, lag ne Veranlaſſung vor.“ Mit den letzteren Worten 1 der Bericht der Revierpolizei aus der Kaiſer⸗ Das waren alſo die Antecedenzien der ſchönen 1 hrers frau. 0 Der Amtsrichter klappte das Aktenſtück bedächdig ind J und legte es langſam auf den Haufen der eil rigen Papiere, dann klingelte er. „Der Lehrer Kirchner!“ befahl er. 5 Der Zitirte erſchien. Der Aufenthalt in einer Amtsſtube war für Kirchner ohnehin ſchon etwas Außergewöhnliches; das ernſte Geſicht des Amtsrichters that das weitere dazu, um den jungen Mann, der in den letzten Tagen ſoviel durchgemacht hatte, in eine außer⸗ gewöhnliche Gemüthsverfaſſung zu verſetzen. Der förmlichen Aufforderung, ſich niederzulaſſen, kam Kirchner nach. Nachdem der Amtsrichter durch den herbei⸗ gerufenen Schreiber die amtlichen Vorfragen hatte niederſchreiben laſſen, fuhr er fort: 9 „Sind Sie verſichert geweſen,?“ „Ja,“ entgegnete Kirchner. „Wie hoch 2, 5 Mit ziemlich 5000 Mark.“ 95 „Fünftauſend Mark?“ fragte der Amtsrichter verwundert. „So viel ich weiß, beziehen Sie doch nur 1500 Mark Gehalt, ihre Frau hat Ihnen in die Ehe nichts eingebracht, Sie ſind erſt zwei Jahre verheirathet und trotzdem wollen Sie einen Haus⸗ halt gehabt haben, der dieſe Summe repräſentirt?“ „Gewiß, Herr Amtsrichter! Darf ich Ihnen das Nähere mittheilen?“ f „Nun? — ich bin begierig zu hören.“ „Meine Bibliothek hat ſich im Laufe der Zeit beteutend vermehrt gehabt und weiſt nach dem detaillirten Verſicherungsverzeichniß einen Ladenprei s⸗ Werth von ziemlich 1900 Mark allein auf.“ Ungläubig ſchüttelte der Amtsrichter den Kopf. Seine Bibliothek, auf die er ſo ſtolz war, koſtete ihm nicht das Drittel. „Mein Piano koſtet mich 500 Mark —“ „Auch ſchon bezahlt?“ frug der Amtsrichter, ſeinen Blick über die vorgeſchobenen Brillengläßer uach dem zu Inquirirenden gerichtet. Kirchner ſchoß das Blut nach dem Kopfe. a „Ich weiß nicht, Herr Amtsrichter, weshalb Sie dieſe Frage an mich ſtellen und möchte mir die ergebene Frage erlauben, ob Sie berechtigt ſind mich über eine Angelegenheit zu befragen, die meines Erachtens doch gar nicht vor dieſes Forum gehört. Stehe ich etwa unter dem Verdachte der Brand⸗ ſtiftung?“ „Nur meine Pflicht habe ich zu erfüllen, nichts anderes als das, mein Herr. Ob ich zur Stellung derartiger privater Fragen berechtigt bin oder nicht, wird ſich im weiteren Lauf der Unterſuchung ja herausſtellen.“ Der Amtsrichter der dies alles im trockenen geſchäftsmäßig und etwas gereizt klingelnden Ton geſagt, hatte keine Ahnung davon, daß jedes ſeiner Worte den vor ihm ſtehenden wie Nadelſtiche ver⸗ wundeten. Vor ihm befand ſich ja nur ein unter einem Verdacht ſtehendes Individium, deſſen Schuld durch Indizien feſtgeſtellt werden mußte. N Kirchner ſchwieg. Die Vermuthung, daß man ihn ihm Verdacht habe, den Brand gelegt zu haben, ſchnürte ihm die Kehle zu.