— Neckarhauſen, 23. Aug. Der wegen Brandſtiftung verhaftet geweſene Wirth Lend wollte heute morgen in ſeiner Behauſung ſeinem Leben durch erhängen ein Ende machen, wurde aber noch rechtzeitig dabei ertappt. — Schwetzingen, 23. Aug. Es dürfte vielleicht nicht bekannt ſein, daß die an Soldaten, die ſich auf Manövern befinden, gerichteten Briefe nach dem gewöhnlichen Standorte des Empfängers, d. h. nach der Garniſon gerichtet werden können. Die Poſtanſtalten werden nämlich von dem Aufenthalt der Manövertruppen ſtets unterrichtet, ſo das ſie die Briefe auf ſchnellſtem Wege an die Empfänger gelangen zu laſſen vermögen, während die Abſender bei dem oft ſchnellen Wechſel der Standorte dieſe letzteren nicht angeben können und deshalb auch gar nicht anzugeben brauchen. — Hopfenhändler A. Maier von Karls⸗ ruhe wurde am 21. ds., Nachmittags, in einem Wagen der Main⸗Neckar⸗Eiſenbahn, auf der Reiſe nach Frankfurt begriffen, vom Schlage getroffen, ſo daß der Tod ſofort eintrat. — Beim Abexerciren des Dragonerregiments in Karlsruhe in der verfloſſenen Woche hatten mehrere Dragoner das Unglück, mit ihren Pferden zu ſtürzen und ſich nicht unerheblich zu verletzen. Einer der Geſtürzten iſt leider an ſeinen Verletzungen geſtorben. — Konſtanz, 20. Aug. Hier tagten die badiſchen Fleiſcher⸗Innungen. Es wurde beſchloſſen, künftig von den Innungsvorſtänden Geſellenprü⸗ fungen vornehmen zu laſſen und den Geſellen, welche 3 Wochen tadellos dienten ein Arbeitsbuch auszuhändigen. — (Reichs⸗Verſicherungsbank in Bremen.) Im Monat Juli a. c. ſind der Bank 319 Mitglieder, mit 925,000 M. beigetreten, gegen 95 Mitglieder mit 253,000 M. im Juli vorigen Jahres. Bei dem kaum Zjährigen Beſtehen obiger Anſtalt iſt dieſe Betheiligung ſehr hoch anzuſchlagen. — Die internationale Juri der Kolonial⸗ Weltausſtellung in Amſterdam bekrönte die vier neuen Modelle von Export⸗Pianinos aus der Piano⸗ forte⸗Fabrik Weidenlaufer Berlin mit der bronzenen Staatsmedaille. — Langenburg, 20. Aug. Wie das Zucht⸗ haus manchmal beſſert, dafür folgendes Beiſpiel: Ein gewiſſer Hofmann von Hellmannshofen, Gem. Grün⸗ delhardt, wurde am 29. Juni d. J. aus der Ludwigsburger Strafanſtalt zum dritten Mal nach Hauſe entlaſſen. Juli, ſtahl er ſchon wieder eine Taſchenuhr in Ils⸗ hofen, die er jedoch 3 Tage nachher dem in Langen⸗ burg ſtationirten Landjäger ins Haus und den be⸗ gangenen Diebſtahl damit zugleich zur Anzeige brachte, in der ausgeſprochenen Abſicht, wieder zu⸗ rück ins Zuchthaus zu kommen. Das wird ihm nun wohl werden, aber eine gewiſſe weitere Lektion zum Ein⸗ und Austritt ſtände dem Halunken ſicher— lich auch nicht übel an. — Löwenberg, 20. Aug. In Wenig⸗ rackwitz erhängte der Reſtbauer Schäfer fünf ſeiner Kinder und ſich; eine Tochter entkam mit ausge⸗ rauften Haaren. — Schweiz. Am letzten Sonntag fanden zwei Männer von Wildhofen beim Kräuterſammeln auf der Alm Flies unmittelbar am Fuße des Sän⸗ tis den Leichnam eines jungen Touriſten auf dem Schnee liegend. Es iſt ein ruſſiſcher Edelmann, Namens Wilhelm Walter von Freimann aus Riga an der Oſtſee, im Alter von 17— 20 Jahren. — St. Peters burg, 13. Aug. [Ein Rießenprozeß.] Von wahrhaft rieſigem Umfang ſind die Akten in Sachen der Mißbräuche des Kreischefs von Kansk in Sibirien, Namens Wa ſ⸗ ſiljeff; dieſelben umfaſſen 60,000 Bogen. Zum Transport der Akten waren, wie ruſſiſche Blätter melden, 6 Pferde nöthig; eben ſo viele Menſchen waren erforderlich, um bei halbtägiger Arbeit die Akten in der Gauvernementsverwaltung in Schränke unterzubringen. Nach dem Urtheil compenenter Per⸗ ſonen ſoll der Prozeß noch vor Schluß des Jahres 1885 vor dem Gouvernements⸗Conſeil zur Verhand⸗ lung kommen. Im Jahre 1888 wird er voraus⸗ ſichtlich vor das Conſeil der Hauptverwaltung Oſt⸗ ſibiriens gelangen, wo die Verhandlungen vermuth⸗ lich bis zum Jahr 1892 oder 189 ſich hinziehen werden, und wenn der Prozeß dann vor den Senat kommen ſollte, ſo dürfte die definitive Entſcheidung zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu erwarten ſein. Das iſt die Procedur, wie ſie unter den gegenwär⸗ tigen Juſtizverhältniſſen in Sibirien üblich iſt. — Eine ſchreckliche Eiſenbahn⸗Kataſtrophe er⸗ eignete ſich, wie ruſſiſche Blätter melden, in der nächſten Nähe der ſüdruſſiſchen Gouvernementsſtadt Charkow. Daſelbſt laufen nämlich die Azower und die Charkow⸗Nikolajewer⸗Bahn eine Strecke lang parallel neben einander. Als an dem oben ange⸗ führten Tage wie gewöhnlich die zwei Züge dieſer Bahn nach Taganrog und nach Charkow gegen Vier Wochen ſpäter, am 28. einander fuhren, glaubte eine Dame in einem de Züge, daß beide auf einem und demſelben Geleise gegen einander fahren, und begann daher fürchterlich zu ſchreien: „Ein Zug kommt entgegen! Zuſammen ſtoß! Wir ſind verloren! ....“ Die übrigen Paſſagiere des Zuges waren durch dieſe Rufe derar erſchreckt, daß ſie ſofort aus den Coupes durch di Fenſter und Thüren hinauszuſpringen begannen. J demſelben Momente brauſte der zweite Zug heran und über die flüchtenden Paſſagiere des andere Zuges hinweg. Nicht weniger als 20 Perſone blieben gerädert und ſchrecklich verſtümmelt auf dem Platze liegen. Die Paſſagiere, welche auf der anderen Seite abgeſprungen waren, erlitten jedoch ſchwer lörperliche Verletzungen. — Unlängſt zog man aus dem Narewaflu bei der Stadt Tykozin in Polen einen verbundener Sack heraus, in welchem ſich die Leiche eines wun derhübſchen, 16- bis 17jährigen Mädchens befand Neben der Leiche fand man in einem Fläſchcher einen Zettel, auf welchem folgendes geſchrieben ſtand „Die Untreue eines weiblichen Weſens iſt da ſchändlichſte Verbrechen, welches ſtets auf dieſ Weiſe beſtraft werden ſollte. Ein betrogener Bräu tigam.“ — Man vermuthet daher, daß das Mäd chen lebendig in den Sack hineingebunden und in' Waſſer geworfen wurde. Newyork, 22. Aug. Ein Orkan richtet in Südoſt⸗Mieneſota große Verheerungen an. Vierzi Perſonen wurden getödtet, fünfzig verwundet. Ei Dritttheil der Stadt Rocheſter iſt zerſtört; ma fürchtet, daß auch in der Umgegend Rocheſters groß Verwüſtungen ſtattgefunden haben. Die Zahl de Todten wird auf mehrere hundert geſchätzt. De Orkan riß ferner einen Eiſenbahnzug fort, wobei e 25 Todte und 45 Verwundete gab. — In der Kohlengrube Treorky in Süd wales erfolgte eine Exploſion durch welche 30 Per ſonen getödtet wurden. Hopfenbericht. — Schwetzingen, 23. Aug. Bei ſchön ſtem Trockenwetter geht die Pflücke dahier vorwärts Während des geſtrigen Tages gingen ca. 20 Zentner über die hieſige Stadtwaage. Geleiſtete Preiſe no⸗ tiren von Mk. 220 — 260. — Ladenburg, 24. Aug. Mit de Hopfenernte wurde ſeit einigen Tagen hier begonne Die Qualität der Hopfen iſt ſehr gut, was di 1 anbelangt läßt dieſelbe zu wünſche rig. ten Einzigen. Die Wanduhr im Vorzimmer ſchlägt neun. Beim erſten Schlag hat die Mutter das Arzneifläſchchen ergriffen, füllt mit ſeinem Inhalt den daneben liegenden Theelöffel und flößt den Heiltrank dem Patienten ein. Unruhig wirft ſich dieſer im Bettchen herum. Die Röthe auf dem lieblichen Geſichtchen wird immer intenſiver, reichlicher Schweiß perlt auf der Stirn und pfeifend entſtrömt der Athem der keu⸗ chenden Bruſt. Düſteres Schweigen herrſcht in dem Krankenzimmer. Eine entſetzliche Angſt ſpiegelte ſich auf dem Geſicht der Mutter, die ſich über das Kind beugt und eine Hand auf die Stirn deſſelben legt, während ſie mit der andern die Rechte des Gatten umklammert, deſſen Lippen im verhalten Schmerz zucken. „Mama, liebſte Mama! drücke meinen Kopf nicht gar zu ſehr,“ jammert das von Schmerzen gepeinigte Kind. „Mein armer, ſüßer Engel!“ „Fritzchen will ja artig ſein, Mama, wird nicht ſpringen, nicht auf der Treppe trampeln, nimm nur die Hand fort. O, wie Deine Hand brennt, Mama!“ Knirſchend ſchlagen die vom Krampf erfaßten Zähnchen an einander, ein verzehrendes Feuer glänzt aus den dunkeln Kinderaugen und die kleinen Hände durchwühlen das ſchweißfeuchte Blondhaar. Ein krampfhaftes Schluchzen erſchüttert den ſchlanken Körper der Mutter. Richard, ich glaube das Fieber wird ſtärker,“ wendet ſie ſich an den bleichen Vater, „ſieh' nur, 5 das Geſicht glüht. Möchſteſt Du nicht den ö — „Das iſt die Kriſis,“ murmelt er und will zur Thür hinausſtürzen. Einem neuen Gedanken Raum gebend, hält er plötzlich ſtill. „Doktor B. iſt, wie ich genau weiß, nicht zu Hauſe ſondern in der Reſſource, und bis ich dahin gelange, vergeht eine ſtarke halbe Stunde. Soll ich lieber — —?“ Schon hat ſie ihr Geldtäſchchen herausgenommen und reichts ihm mit den haſtigen Worten: „Hier — Nachtdroſchke — eile!“ und zum zweiten Male ſtürzt er nach der Thüre, und zum zweiten Male kehrt er um, von einem ſchrillen des Kindes zurück⸗ geriſſen. Wie von einer Feder wird der zarte Körper deſſelben von einem plötzlichen Krampfanfall in die Höhe geſchnellt. Zwiſchen den feſt aufeinander gepreſſten Zähnen dringt weiſer Schaum hervor, geiſterhaft — weit öffnen ſich die dunkeln Augen, ein zweiter Schmerzensſchrei, der dem Gatten das Herz zerreißt, entringt ſich der heftig athmenden Bruſt, — dann fällt ſchwer — der Leichnam auf das Lager zurück. Das kleine Herz hat aufgehört zu ſchlagen, die gebrochenen Augen ſtarren ausdruckslos die Mutter an, die ſich halb ohnmächtig über den todten Liebling wirft. Ein Bild ſtarren Schmerzes ſteht der Vater neben dem Todtenbette. Keine Thräne entſtrömt dem heißen Auge, nur die blutloſen Lippen mur⸗ meln ein klagendes: „Gott, womit iſt das verdient?“ — Endlich ermannt er ſich. zieht er die troſtloſe Mutter von der Leiche, die ſie mit bitteren Thränen benetzt, in ſeine Arme und drückt ſie an ſein wild ſchlagendes Herz. Jeßt löſt ſich auch ſein ſtarrer Schmerz in glühende Thränen auf, welche über ſeine bleichen Wangen auf den üppigen Lockenkopf ſei ührti hinab Mit ſanfter Gewalt „O Richard, warum hat uns Gott dieſes ge than!“ „Melanie, mein armes, ſüßes Weib, faf Dich! Gott hat unſeren Kleinen lieber noch al wir. — Hier oben ſchlagen zwei Herzen im namen loſen Schmerz an einander, während von der Straß herauf das Schellengeläute vorüberjagender Schlitte tönt, deren Inſaſſen ſich aus einem Taumel de Genuſſes in den andern ſtürtzen, und aus den Nachbarhauſe mit dem weiten Portal dringen ab geriſſene Melodien bis zur Stätte ſtillen Jammers Nach und nach zieht wemüthige Ruhe in da aufgeregte Gemüth ein. Noch ein langer, lange Kuß vereinigt die Lippen des verſchiedenen Lieblinge mit denen der Eltern, dann beeilt ſich die ihre Kindes beraubte Mutter, alles zur Beſtattung de theuren Leiche Nothwendige, ſoweit dies in ihre Kräften ſteht, herzurichten, ihr Gatte aber zwing ſeine brennenden Augen zum Wachen, um bis zuf nächſten Morgen den Auſſatz zu fertigen, damit er fe Sarg und Begräbnißkoſten beſtreiten kann. Laß unsſſcheiden von der Stätte des Schmerzes Ich habe Dir genug des Jammers gezeigt; d wendeſt Deine Schritte Deinem Heim zu und Dein Gedanken weilen noch oben in dem engen Stübchen Sieh', die Anderen wiſſen nichts davon. Bis zu Rande gefüllt, winkt ihnen der Becher der Luſt Bis auf den Nagel leeren ihn die dürſtenden Lippen den das Regiment führt auch über ſie der lustige Prinz Karneval. 1 — — — Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. 1 9885 1 qu 317l. inen. 1 In Ganzen 8 n Hun dr un Meäarthor, Tel Blaſauh. de Wahlbere i unn Haus! De Wahlh 8 Abs Vahle de Wahlen J. Für * 22 c b co o S Nc e dur diejer . Das Wah Ain willen Das Wah usgeübt. de ſind auße ahl Die in ei