Boſtprovifion. ehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! WM. 20 Pf. mit ikkuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. g Juſerake, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. öbattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqusé zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechend Nr. 66. Samstag, den 18. Auguſt 1883. Fier 8 Folitiſches. Lahr, 13. Aug. S. K. H. der Großherzog idem Verwaltungsrath für den Lahrer Reichs⸗ haiſenhausfond, wie die „L. Ztg.“ berichtet einen Aag von 400 Mark zugehen laſſen. Dieſe iche Gabe iſt nicht nur ein erneuter Beweis des bendigen Intereſſes und des Wohlwollens unſeres dien Landesfürſten für alle humanen Beſtrebungen, legt auch zugleich ſprechendes Zeugniß dafür ab, ih das Vertrauen zu dem Zuſtandekommen des chönen Werkes trotz mancher Anfechtungen uner⸗ chültert iſt, und ſie wird auch für die übrigen Funde der Sache ein neuer Sporn zu fortgeſetzter iger Thätigkeit ſein. Frohsdorf, 15. Aug. Der Graf von Fhombord ringt mit dem Tode; ſein Leiden iſt in es letzte Stadium getreten. Seit mehreren Tagen Graf Chambord nicht mehr im Stande, irgend helche Nahrung, und ſei dieſelbe auch flüſſiger Na⸗ l i behalten; er gibt alle ihm gereichten Speiſen bort, nachdem er ſie zu ſich genommen, wieder von ſch. Die Verſuche künſtlicher Ernäherung haben ch erfolglos erwieſen, und ſo iſt der Prätendent A den Thron Frankreichs dem Hungertode nahe. Die Symptone allgemeiner Entkräftung haben ſchon i Ende voriger Woche die allergrößten Beſorg⸗ ie hervorgerufen. Graf Chambord, der ehemals Ahulente Mann, iſt zum Skelet abgemagert, alle gechen des nahen Todes ſind an ihm ſichtbar, und 9 wird, wie aus der Umgebung des Kranken mit⸗ geheilt wird, der Tod ſehr bald den armen Mann hon ſeinem ſchweren Leiden erlöſen. Dasſelbe be⸗ leht in einem Neugebilde im Magen, welches jedoch icht am Pylorus, ſondern an der rechten Magen⸗ 5 1 Morgen⸗ ch ü rſte 5 d; fangs zu einer günſtigeren Beurtheilung über den Zuſtand des Grafen ermuntern und einen längeren Verlauf der Krankheit vorherſehen laſſen. Nun führen die Verdauungsſtörungen und die damit verbundene Entkräftung den traurigen Ausgang herbei, der die Freunde und Anhänger des Grafen Chambord in Trauer verſetzt. Paris, 15. Auguſt. Nach Privatmeldungen aus Barcelona wäre die republikaniſche Schilder⸗ hebung gegen den Willen der Hauptführer der ſorg⸗ ſam vorbereiteten Bewegung zu früh erfolgt. Es ſoll die Ankunft des Königs in Berlin als der Zeitpunkt einer allgemeinen, von Madrid ausgehen⸗ den Erhebung der Republikaner feſtgeſetzt geweſen ſein. Mit der gleichzeitigen Beſetzung des Palaſtes ſoll beſchloſſen geweſen ſein, die ſofortige Abreiſe der Kinder und Schweſtern des Königs mit der Königin aus Spanien zu veranlaſſen und derſelben bis an die Grenze den Schutz und die Ehren zu garantiren, welche einer öſterreichiſchen Erzherzogin unter allen Umſtänden gebühren. Paris, 15. Aug. Admiral Courbet hat die Kriegsoperationen gegen Hüe eröffnet. Die Blockade der Mündung des Hüefluſſes wurde ſo hergeſtellt, daß der Verkehr der Hauptſtadt von Anam mit der Meeresküſte abgeſchnitten iſt. Courbet gedenkt gegen den 20. Auguſt mit 1200 Mann Marine⸗Infan⸗ terie und den Marine⸗Füſilieren Hüe anzugreifen. Vier Kanonenboote ſollen die Barre, welche Hüe ſchützt, erzwingen und den Angriff von der Land⸗ ſeite unterſtützen. — — Rom, 13, Aug. In Bologna iſt es bei der jährlichen Feier des 8. Auguſt, an welchem 1848 die Oeſterreicher verjagt wurden, dieſes Mal zu Tumulten gekommen, welche von den Socialiſten herbeigeführt wurden. Es kam zu ernſtem Hand⸗ gemenge, bei dem die Truppen einſchreiten mußten. Der an demſelben Tage in Bologna abgehaltene republikaniſche Congreß, unter dem Vorſitze des alten Grafen Saffi, verlief dagegen ohne Ruhe⸗ ſtörungen. 260 Delegirte nahmen Theil daran, unter ihnen die Parlamentsmitglieder Bavio Caval⸗ lotti, Sani, Maffi und Coſta. Cettinje, 15. Aug. Der Fürſt erließ an⸗ läßlich ſeiner Konſtantinopler Reiſe eine Proklamation, worin er hervorhebt, daß er, nachdem nach jahr⸗ hundertlangen Kämpfen Friede mit der Türkei ge⸗ ſchloſſen, er als erſter unter den Herrſchern Monte⸗ negros einen Beſuch in Stambul abſtatte, um die herrſchenden freundnachbarlichen Beziehungen zu be⸗ feſtigen, um Montenegro bei dem jetzigen friedlichen Entwicklungsgange die Früchte ſympathiſcher Freund⸗ nachbarſchaft an allen Grenzen genießen zu laſſen. Während der Abweſenheit überträgt der Fürſt die Regierungsgewalt der Fürſtin Milena. Kairo, 15. Aug. In den letzten 24 Stun⸗ den bis Dienstag früh 8 Uhr ſtarben hier an der Cholera von den britiſchen Truppen 3 und von der eingeborenen Bevölkerung 55, in Damanhur und der Provinz Minieh 141, in Behera 58, in Charkieh 69, in Ghirgheh 72, in Beneſuef 95 und in den übrigen Provinzen 135 — zuſammen 628 Perſonen. — Die Regierung ſetzte zwei ein⸗ geborene Inſpektoren behufs Ueberwachung des Steigens des Nils in Unteregypten ein, um im Falle der Ueberſchwemmung rechtzeitig Vorſichts⸗ maßregeln treffen zu können. Verſchiedenes. — Mannheim, 15. Aug. Heute früh wurde durch die Gendarmerie von Laden burg der 19 jährige Seminariſt Ott von Karlsruhe muth. band ſeinen Sitz hat. Dieſer Umſtand konnte An⸗ nſgläſet Pig. pa. Nachfolger, Novelette von E. Reis ner. Hanagari (Schluß.) Nur meinte Jener, zweifelnd zum alten Horſt g gewendet, der Freund habe ihm ja ſtets nur von nem Neffen geredet, und doch könne Holm der oft ſtähnte nicht wohl ſein, da der Name deſſelben zm völlig fremd geweſen. „Hab' ihn nur immer Ernſt genannt, den alten Jungen, wie ich's gewöht bin,“ ſagte der Onkel trocken, und es ſchien, als betrachte Papa Borne den Neffen ſeitdem mit erhöhtem Intereſſe. inge inmuth. Daß der Letztere in Liebenſtädt geweſen, wußte eſte, brigens ſein Oheim noch nicht, da er am Abend Stickerei das Comptoir bereits geſchloſſen, am Morgen aber 8 den Buchhalter, den Einzigen, der bom Ziel und Zweck der Reiſe unterricheet war nicht anweſend nöpfe gefunden hatte. Ihn über Beides aufzuklären, Preitag gar einem Plauderſtündchen en deux vorbeholten ellas — por Lina und ihrem Vater ſich in der Rolle des Myſtficirten zu präſentiren, war dem jungen Mann gerade unmöͤglich erſchienen. Kern Dies Plauderſtübchen fand ſich denn auch nach 7 dem Tiſch, auf des Onkels Zimmer, der ſich's nicht Merkel. hatte nehmen laſſen, für alle den ſplendiden Wirth zu ſpielen, und unn in heiterer Weinlaune herzlich ber des Neffen Abenteuer lachte, wenn er auch den, der ihn ſonſt ſo ohne weiteres ins Schakten⸗ reich, oder doch an deſſen Schwelle ſpedirte, ein wenig zu ſtark fand. „Kann aber auch ſein gutes haben!“ ſchloß er nach einer Pauſe mit plotzlich ernſtgewordenem Geſicht, — der Neffe meinte das freilich auch — aber was wußte Onkel Horſt davon? Ernſt ſpielte, um ein wenig zu ſondiren, das Ge⸗ ſpräch leiſe und behutſam auf Borne's auf Lina hinüber, der zufriedene Ausdruck in den Zügen des alten Herrn gab ihm Muth, und er verhehlte ſchließlich ſeinem väterlichen Freunde den Eindruck nicht, den Lina's holdſeliges Weſen auf ſein ſonſt ſo ruhiges Herz gemacht. Biſt ein Glückspilz, Junge,“ ſagte Jener in ſeiner trocken Weiſe, „und kannſt dem Windbeutel von Freund, der Dich nach Liebenſtädt geſprengt, eine Dankadreſſe notiren! Die Lina iſt ein Kern⸗ mädel — hab' längſt an Dich gedacht und hie und da gegen den Alten ein Wörtchen fliegen laſſen, von Dir geſagt — nun, was wahr iſt: Ich wüßte weit und breit kein paſſenderes Paar, als Euch Beide. Aber ſo iſt dem Borne nicht beizu⸗ kommen; ſonſt ein alter, ſchlauer Praticus, iſt er gerade in dieſer Beziehung ein Stück von Roman⸗ tiker, der überall Winke von oben und Fügungen der Vorſehung erwartet, und von einer Heirath, die vorher zwiſchen den Vätern nach alter, vernünftiger Sitte beſprochen wird, abſolut nichts hören mag. „Das muß der Himmel fügen!“ iſt ſein ewiger Refrain; ich glaube, auf gewoͤhnlichem, gebahntem Wege —“ „Würd' ich mir einen Korb holen,“ rief der Neffe freudig erregt, aber nun —“ „Ja, nun hat der Himmel ſichtlich ſeine Hand im Spiele,“ lachte Onkel Horſt, „und für den Alten, denk' ich, kann ich Dir ſtehen; ſieh zu, wie Du die Lina gewinnſt!“ Die Unterredung wirkte ermuthigend auf den etwas ſchüchternen Bewerber; Lina's Benehmen am Kaffetiſch entmuthigte ihn wenigſtens nicht; — ſie gab auf Wunſch ihres Vaters den beabſichtigten Beſuch bei einer Freundin für heute auf und blieb im Kreife der Herren bis zur Stunde, wo ſie an ihre Toilette denken mußte, und Holm einen Gang in's Caſino machte, um vorläufig Tafelplätze zu be⸗ legen und Weinangelegenheiten zu ordnen. In der Herrengarderobe traf er mit Doktor Ludwig zu⸗ ſammen, der in der gleichen Abſicht dort war. „Alſo doch!“ rief ihm dieſer erfreut entgegen, „ſieh, ſieh; Du beſſerſt Dich! Aber was wird Menzel ſagen? Er war noch vor einer Viertel⸗ ſtunde ſeiner Sache und der gewonnenen Wette ſo gewiß —“ „Das glaub ich wohl,“ fiel Holm dem Freunde trocken in's Wort, „an ihm liegt's ſicherlich nicht, daß ich hier bin!“ — und er erzählte flüchtig dem Doktor das Vorgefallene. „Das wäre denn doch zu toll!“ meinte dieſer, aber er zweifelte noch.